Exerzitien - das Leben beleben (eBook)

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2021 | 1. Auflage
134 Seiten
Echter Verlag
978-3-429-06528-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Exerzitien - das Leben beleben -  Willi Lambert
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Ignatius von Loyola schreibt einmal, Exerzitien seien 'das Allerbeste in diesem Leben, ... damit der Mensch sich selber nützen kann ... und Frucht für viele andere bringt'. Nicht wenige Menschen erfahren diese als echte Lebenshilfe. Es sind Tage der besonderen Aufmerksamkeit auf Altes und Neues. In Zeiten der Besinnung, Meditation und des Gebetes wird Leben neu belebt. Willi Lambert bringt aus der geistlichen Begleitung durch Besinnungsfragen, spirituelle Texte, persönliche Zeugnisse und Arbeitshilfen Anregungen für 'die Mystik des Alltags'.

Willi Lambert SJ, Dr. theol., geboren 1944, arbeitet als geistlicher Begleiter und in der Aus- und Fortbildung von Exerzitienbegleitern; seit September 2013 im Exerzitienhaus Hoheneichen-Dresden.

Willi Lambert SJ, Dr. theol., geboren 1944, arbeitet als geistlicher Begleiter und in der Aus- und Fortbildung von Exerzitienbegleitern; seit September 2013 im Exerzitienhaus Hoheneichen-Dresden.

II. Prinzip und Fundament: Woher – Wohin – Wozu – Wie

Das Lebenshaus: Grundstein – Eckstein – Schlussstein

»Prinzip und Fundament« (EB 23) lautet die Überschrift zu Beginn des Exerzitienbuches. Sie fragt: Wozu sind der Mensch und die Dinge der Welt geschaffen und was folgt daraus? Bildhaft und biblisch mit dem Blick auf den Bau des Lebenshauses ausgedrückt: Was sind Grundstein, Eckstein und Schlussstein unseres Lebenshauses? Dem kann man nachsinnen: Was gibt meinem Lebenshaus Fundament und Halt? Ist das Haus meines Lebens auf Sand gebaut oder auf festem Grund? Worauf vertraue ich erstlich und letztlich? Was ist die Botschaft der »Zeitkapsel« im Grundstein, die Auskunft über den Sinn des Baues gibt?

Der Eckstein gibt die Richtung des Hausbaues an. Biblisch heißt es: »Der Stein, den die Bauleute verwarfen, ist zum Eckstein geworden« (Ps 118,22; vgl. 1 Petr 2,7). Es geht also darum zu spüren, welche Ausrichtung mein Leben annimmt.

Der Schlussstein hält das ganze Gewölbe eines Hauses zusammen. – Was hält all die Steine meines Lebens zu einem einzigen Bau zusammen, ohne den alles zusammenstürzen würde?

Für den biblischen Glauben ist Christus Grundstein und Eckstein und Schlussstein des Reiches Gottes und seiner Kirche: »Ihr seid jetzt also nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbrüder der Heiligen und Hausgenossen Gottes. Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus selbst. In ihm wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut« (Eph 2,19–21).

Der Originaltext und Variationen

Der pure Text des Prinzips und Fundaments im Exerzitienbuch liest sich wie eine nüchterne Zusammenfassung und Zielangabe. »Wozu ist der Mensch geschaffen?«, lautet die erste Frage des Katechismus. Eine kurze Antwort wäre: um Gott zu erkennen, lobend zu danken und in Freiheit sein Leben durch die Gottesliebe zu gestalten. Der ganze und pure Text im Exerzitienbuch lautet:

»Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott Unseren Herrn zu loben, Ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen und damit seine Seele zu retten.

Die anderen Dinge auf der Oberfläche der Erde sind zum Menschen hin geschaffen, und zwar damit sie ihm bei der Verfolgung des Zieles helfen, zu dem hin er geschaffen ist. Hieraus folgt, dass der Mensch dieselben so weit zu gebrauchen hat, als sie ihm auf sein Ziel hin helfen, und so weit lassen muss, als sie ihn daran hindern. Darum ist es notwendig, uns allen geschaffenen Dingen gegenüber gleichmütig (indifferentes) zu verhalten in allem, was der Freiheit unseres freien Willens überlassen und nicht verboten ist. Auf diese Weise sollen wir von unserer Seite Gesundheit nicht mehr verlangen als Krankheit, Reichtum nicht mehr als Armut, Ehre nicht mehr als Schmach, langes Leben nicht mehr als kurzes, und folgerichtig so in allen übrigen Dingen. Einzig das sollen wir ersehnen und erwählen, was uns mehr zum Ziele hinführt, auf das hin wir geschaffen sind« (EB 23).

Ähnlich wie Ignatius, aber in einer etwas geschmeidigeren Sprache schreibt der Franziskanertheologe Bonaventura: »Wegen dieser drei Dinge hat Gott die vernünftige Seele geschaffen: dass sie ihn lobe, dass sie ihm diene, dass sie sich an ihm erfreue und in ihm ruhe; und das geschieht durch die Liebe, denn wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. Unser Tun muss diese drei Dinge besitzen: Maß, Art und Ordnung. Es muss gemessen sein durch die Bescheidenheit im äußeren Tun, geartet durch die Reinheit des Gefühls, geordnet und schön durch die Lauterkeit der Absicht.«1

Auch ein kurzes Gebet des Schweizer Bauern, Ratsherrn und Mystikers Niklaus von der Flüe bringt den ganzen Exerzitienweg schlicht und tief zum Ausdruck:

Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu Dir.

Mein Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen Dir.

Und das Prinzip und Fundament Jesu? Jesu Antwort ist schlicht und fundamental: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und deiner ganzen Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden« (Mk 12,30f.).

Wer ist dein Gott?

Die Kirchenkrise sei ganz wesentlich eine Gotteskrise, wird öfters gesagt. Soll dies heißen, dass Gott selber in Krise ist? Oder gar tot, wie seit Nietzsche gesagt wird? In dem 2018 in den »Ignatianischen Impulsen« erschienenen Buch »Wer ist dein Gott?« geben 77 Jesuiten eine persönliche Antwort. Für nicht ganz wenige Menschen war und ist Gott nicht einmal eine Frage. Für kämpferische Atheisten ist er noch Diskussionsgegenstand. Für Agnostiker ist die Frage, ob es Gott gibt oder nicht, unbeantwortet oder gar unbeantwortbar. Für von Gott Ergriffene kann ein Wort lauten »Mein Gott und mein alles« (Franz von Assisi). Wer ist Gott für mich als gottgläubigen Menschen?

Gottesbilder und »der wahre Gott«

»Du sollst dir kein Bild von Gott machen«, heißt es in der Bibel und auch, dass der Mensch »nach Gottes Bild« geschaffen ist. Was bedeutet es, in dieser Beziehung von Gott und Mensch zu leben? Das große biblische Wort dafür ist »Bund«; der Bund der Schöpfung, der Geschichte, der Befreiung und Erlösung, der Bund von Gott und Mensch, wie er sich in Christus zeigt. Es ist der Bund der Liebe. So sehr, dass Jesaja einmal schreibt: »Dein Schöpfer ist dein Gemahl« (Jes 54,5). Für Christen, für Menschen, die sich auf Exerzitien einlassen, sind diese Fragen und Antworten der rote Faden, der alles durchzieht, und so kann man Fragen wie diesen nachgehen:

– Was kommt mir spontan bei dem Wort »Gott«?

– Wie und durch wen alles ist Gott in mein Leben gekommen?

– Welche Namen und Bilder habe ich von ihm und wie haben sie sich im Lauf des Lebens geändert, vervielfältigt, vertieft?

– Ist der gelernte Gott »Gottesgift« auf meinem Weg gewesen? Vornehmlich strafender Gott oder Heiland? Lebensspender? Urgrund oder Abgrund? Licht oder Dunkel oder beides?

– Habe ich einen Lieblingsnamen für ihn?

– Verstehe ich, dass er, wie Christus, einen Namen trägt, »der größer ist als alle Namen« (Phil 2,9)?

– Wie erlebe ich die Beziehung zu ihm, was bedeutet sie mir?

Es lohnt sich aber auch umgekehrt zu fragen: Wer bin ich für ihn? Sein Geschöpf? Sohn und Tochter? Ein Nichts, ein Sünder bzw. eine Sünderin oder wie in der Verkündigung des Evangeliums Jesu Christi: Tochter, Sohn, Freier, Erbe, Hausgenosse Gottes?

Und wer ist der Gott der Menschen?

Er ist absolutes Geheimnis, sein Name ist »Ich-bin-der-ich-bin«, »Ich-bin-der-Ich-bin-da«, »Ich-bin-der-Gott-mit-euch«. »Ich-bin-wo-du bist« übersetzt Martin Buber. Im Islam werden die »99 Namen« Gottes aufgezählt, und die Perlen gleiten wie beim Rosenkranz durch die betenden Hände. Augustinus trifft einmal die kühne Formulierung »Gottes Sehnsucht ist der Mensch« und Thomas von Aquin »definiert« Gott einmal mit den Worten »Deus est quod omnes appetunt« – »Gott ist, wonach alle Appetit haben«. Ein ökumenisches Kirchenlied (Gotteslob 140) lädt ein: »Kommt herbei, singt dem Herrn, ruft ihm zu, der uns befreit … Er ist Gott, Gott für uns, er allein ist letzter Halt, überall ist er und nirgends, Höhen, Tiefen, sie sind sein.«

So viel Schöpfung war noch nie

Der Satz »So viel Schöpfung war noch nie« findet sich in unserem Gästebuch im Exerzitienhaus HohenEichen. Was die Gäste schätzen, sind nicht nur die Zeiten der Meditation, das Gespräch mit der Begleitperson, sondern ganz besonders auch das Erleben der Natur. Ihre Schönheit und Weisheit werden vor allem in den Psalmen und Büchern der Weisheit vielfach besungen: »Sagen wir noch einmal so viel, wir kämen an kein Ende, darum sei der Rede Schluss: Er ist alles. Wir können nur loben, nie erfassen, ist Er doch größer als alle seine Werke« (Sir 43,27f.).

Der Trost der Blüten und der Sterne

Der französische Bruder Lorenz von der Auferstehung (1614–1691) erzählt ein nachhaltiges Naturerlebnis, das seinen Lebensweg bestimmte: Beim Betrachten winterlich entlaubter Bäume kam ihm zu Bewusstsein, wie im Frühjahr wieder Blätter, Blüten und Früchte sich zeigen würden. Dies vermittelte ihm ein Bild von der Vorsehung und Macht Gottes, das, wie er sagt, nie mehr aus seinem Inneren wich.

Zu den ansprechendsten geistlichen Erlebnissen von Ignatius von Loyola (1491–1556) gehört, was er von seinem Erleben der Sterne im »Bericht des Pilgers« erzählt: »Den größten Trost empfing er, wenn er den Himmel und die Sterne betrachtete, was er sehr häufig und jeweils lange Zeit hindurch tat, denn dabei fühlte er in sich eine ganz große Begeisterung, unserem Herrn zu dienen« (BP 11). Interessant und unterscheidend von manchen anderen spirituellen Erfahrungen der Natur ist, dass diese Erfahrung bei Ignatius mit dem Gedanken des Dienstes und der Sendung verbunden ist. Dass es ein Unterschied ist, ob man etwas einfach sieht und genießt oder ob einem die »Augen des Herzens« aufgehen (Eph 1,18), drückt Elizabeth Barret-Browning mit den Worten aus: »Die Erde ist mit Himmel vollgepackt. Und jeder gewöhnliche Busch brennt mit Gott. Aber nur der, der es sieht, zieht seine Schuhe aus. Die anderen sitzen herum und pflücken...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2021
Reihe/Serie Ignatianische Impulse
Verlagsort Würzburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Beten • Exerzitien • Gebet • Ignatianisch • Ignatius • Kontemplation • Meditation • Schweigen • Spiritualität
ISBN-10 3-429-06528-3 / 3429065283
ISBN-13 978-3-429-06528-7 / 9783429065287
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