Die Farbigkeit der antiken Skulptur

Die griechischen und lateinischen Schriftquellen zur Polychromie

(Autor)

Buch | Hardcover
740 Seiten
2020
Reichert, L (Verlag)
978-3-95490-427-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Farbigkeit der antiken Skulptur - Felix Henke
98,00 inkl. MwSt
Als Beitrag zur archäologischen Polychromieforschung werden die schriftlichen Quellen zu Ein- und Mehrfarbigkeit antiker Skulpturen analysiert. Behandelt werden alle Materialgattungen von Tonplastik bis zu chryselephantinen Bildwerken; die Texte erschließen neben Darstellungstechniken und Pflegeprozeduren insbesondere Intentionen hinter der Farbgebung und Sinnzuschreibungen durch antike Betrachter.

Diese Analyse literarischer und epigraphischer Quellen stellt einen Beitrag zu den aktuellen Forschungen zur antiken Polychromie dar und soll die archäologisch-naturwissenschaftlichen Untersuchungen sowohl in der Breite als auch in der Tiefe ergänzen: Sie kann zum einen Informationen zu verlorenen Bildwerken und mit anderen Mitteln nicht mehr greifbaren Aspekten von Farbigkeit geben, zum anderen Dimensionen wie Bedeutung und Deutung von Farbe in der Antike erschließen. Dabei kann sie sich auf eine extensive Sammeltätigkeit und intensive Diskussion der Quellen insbesondere im 19. Jahrhundert stützen. Bisher fehlte aber nicht nur eine detaillierte Gesamtbetrachtung des Materials, auch der Forschungsstand ist in vielen Fällen zu revidieren: Sowohl Fortschritte in der Textedition als auch eine hohe Dichte an Fehl- und Überinterpretationen machten eine kritische Neubewertung des Materials notwendig.
Die Texte bieten Einblicke in ganz unterschiedliche Aspekte von Farbigkeit. So lassen sich hier Gattungen wie die der monochrom rot angestrichenen Kultbilder fassen - vom griechischen Dionysos bis zu einfachen römischen Priapstatuen und dem Staatsgott Jupiter. Auch die Erscheinung monumentaler Goldelfenbeinbildnisse mit ihrer exzessiven Materialpolychromie lässt sich nur über Schriftquellen erschließen. Andere Texte erwähnen etwa Pflegeprozeduren von Statuen zur Konservierung ihrer Oberflächengestaltung, wobei hier besonders eine Neuinterpretation der Quellen zur Ganosis dringend nötig war.
Die Texte bieten aber auch Einblicke in die Motivationen, die hinter der Verwendung bestimmter Farbmittel standen: Neben dem Ideal des Realismus und der Freude an Materialpracht erscheint so beispielsweise Vergoldung als Ausdruck von ehrfurchtsvoller Verehrung für eine dargestellte Gottheit oder das Kunstwerk selbst. Gerade ungewöhnliche Farbgebungen regten unter Gebildeten immer wieder Diskussionen über Technik und Semantik an; so zeigt sich, dass die allgegenwärtige Farbe nicht nur als Dekoration galt, sondern oft im Mittelpunkt des Diskurses stand. Selbst überreiche Farbigkeit wird dabei stets positiv bewertet, und eine gelungene Gestaltung kann wiederum zur Definition vollendeter menschlicher Schönheit herangezogen werden. Farblosigkeit wird dagegen, ebenso wie Korrosion, als wertmindernder Schaden und bei Götterbildern als Zeichen fehlender Verehrung angesehen. Dennoch ergibt sich aus mehreren Hinweisen, dass Stein nicht immer gänzlich mit Farbe bedeckt wurde: Gerade bei weiblichen Statuen scheint - passend zum antiken Schönheitsideal heller Haut - auch die Farbwirkung weißen Marmors für das Gesamtbild genutzt worden zu sein.
Weitere behandelte Aspekte sind z. B. die bei der Farbgestaltung angewandten Prinzipien von realitätsnaher Mimesis bis zu metaphorischer Anspielung, technische Fragen wie die nach der Rolle der Enkaustik oder der Verwendung von Legierungen für die Skulpturenpolychromie sowie das Selbstverständnis der beteiligten Künstler.

Felix Henke, geboren 1983, studierte Griechische und Lateinische Philologie sowie Klassische und Provinzialrömische Archäologie an der LMU München, wo er 2015 mit dieser Arbeit in Griechischer Philologie promoviert wurde. Er war danach Assistent in Griechischer Philologie an der LMU und Mitarbeiter bei der Neuedition der Werke Winckelmanns an der FU Berlin; aktuell arbeitet er an einem Projekt zum Umgang mit deurbanisierten Räumen in der frühen Kaiserzeit, gefördert von der Gerda Henkel Stiftung.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 1349 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
Geschichte Allgemeine Geschichte Vor- und Frühgeschichte
Schlagworte Altertumswissenschaften • Antike • Archäologie • Farbgebung • Polychromie • Skulptur
ISBN-10 3-95490-427-6 / 3954904276
ISBN-13 978-3-95490-427-3 / 9783954904273
Zustand Neuware
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