Die Wim-Hof-Methode (eBook)
320 Seiten
Integral (Verlag)
978-3-641-25975-4 (ISBN)
Er saß knapp zwei Stunden in einem Eisbad, bestieg den Kilimandscharo lediglich in Shorts und Schuhen und lief bei minus 20 Grad einen Halbmarathon barfuß durch arktische Eisfelder: Wim Hof ist davon überzeugt, dass er kein Ausnahmefall ist - jeder Mensch kann das scheinbar Unmögliche schaffen!
Leidenschaftlich und fesselnd schildert Wim Hof seinen Weg zum weltbekannten »Iceman« und legt erstmals umfassend seine revolutionäre Methode dar. Diese basiert auf drei Säulen: die Kraft der Kälte, bewusstes Atmen und Mentaltraining. Die Wim-Hof-Methode wird weltweit an acht Universitäten wissenschaftlich begleitet. Neueste Forschungserkenntnisse und erstaunliche Erfahrungsberichte zeigen, dass sie bereits innerhalb weniger Tage die Gesundheit entscheidend verbessert: Sie stärkt das Immunsystem, steigert die Stressresistenz, verbessert das Schlafverhalten und ermöglicht höhere sportliche und mentale Leistungen.
Ob jung oder alt - jeder kann die Wim-Hof-Methode anwenden und Zugang zu ungeahnten Energiequellen erschließen, Selbstheilungskräfte aktivieren und innere Grenzen sprengen.
Wim Hof, »The Iceman«, ist für seine erstaunlichen körperlichen und mentalen Leistungen in Bezug auf extreme Kälte weltbekannt geworden. So bestieg er z.B. den Kilimandscharo nur in Shorts und Schuhen, lief einen Barfuß-Halbmarathon am Polarkreis und saß 112 Minuten in einem mit Eis gefüllten Container. Mit seiner Wim-Hof-Methode inspiriert er weltweit unzählige Menschen. Die verblüffenden Wirkungen dieser Methode wurden bisher durch acht wissenschaftliche Studien anerkannter Universitäten bestätigt.
1
DER MISSIONAR
Der Atem ist eine Tür. Was wären wir ohne ihn? Er ist der Ursprung von uns allen. Der Ursprung des Lebens überhaupt.
Ich habe einen Zwillingsbruder. Aber als ich 1959 in den Niederlanden geboren wurde, gab es noch keine Ultraschallgeräte, mit deren Hilfe man ein zweites Baby im Mutterleib hätte erkennen können. Also befand ich mich noch im Bauch unserer Mama, als sie nach der Geburt meines Bruders Andre schon im Aufwachraum lag. Irgendwie aber hatte sie ein komisches Gefühl. So als wäre da noch etwas, auch wenn sie nicht hätte sagen können, was. Unmittelbar vor, während und nach einer Entbindung haben ja offenbar viele Frauen allerlei verworrene Empfindungen.
Aber was genau war da los? Nach Andres Geburt fühlte sich meine Mutter, wie gesagt, ganz merkwürdig. Und da sie bereits vier Kinder zur Welt gebracht hatte, wusste sie genau, dass sie sich nicht täuschte. Bislang hatte sie sich noch nach keiner Niederkunft so gefühlt. Deshalb sprach sie einen der diensthabenden Ärzte an und sagte: »Da ist noch was, Doktor.« Dieser zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt.
»So ist das eben nach einer Geburt«, antwortete er nur. »Es handelt sich bloß um ein paar letzte Kontraktionen, nichts weiter.«
Mit diesen Worten verließ der Arzt den Aufwachraum und überließ meine Mutter sich selbst. Das Gefühl in ihrem Bauch wurde aber immer stärker. Bis sie schließlich realisierte, dass sie noch ein Kind in sich trug. Sie rief nach einer Schwester. Doch erst nachdem schon etliche Pflegekräfte versucht hatten, meine Mutter zu überzeugen, dass der Arzt recht hatte und es sich tatsächlich nur um normale nachgeburtliche Unterleibskontraktionen handelte, die sich bald legen würden, erkannten sie, dass da wirklich noch ein Baby war. Und dass es sterben würde, wenn sie nicht sofort eingriffen.
Da sie es für zu spät hielten, mich auf natürlichem Weg auf die Welt zu holen, schoben sie meine Mutter in den Operationssaal zurück. Und da entstand bei meiner Mutter der schreckliche Gedanke, ihr Kind könne bei dem Eingriff sterben. Kurz bevor sie im OP eintraf, schrie sie: »Lieber Gott, lass dieses Kind leben! Ich mache auch einen Missionar aus ihm.« Ihre Angst, das Baby während des Kaiserschnitts zu verlieren, war so stark, dass sie die ganze Kraft ihres unerschütterlichen Gottesglaubens mobilisierte.
Meine Mutter war sehr stark, fromm und intelligent, eine gläubige Katholikin. Vor ihrer Heirat im Alter von 28 Jahren hatte sie in einem Büro gearbeitet und war ausgesprochen unabhängig gewesen. Doch zur damaligen Zeit mussten Frauen ihren Beruf aufgeben, sobald sie ein Kind bekamen. Sie blieben zu Hause, kümmerten sich um Haushalt und Nachwuchs, während der Mann arbeiten ging.
Als Andre und ich geboren wurden, hatte unsere Mutter bereits drei Kinder und sollte danach noch vier weitere bekommen. In jedem einzelnen sah sie ein Geschenk Gottes. Sie nahm das Kinderkriegen auf sich, als wäre es ihre heilige Katholikenpflicht, und widmete sich den Erziehungsaufgaben ebenso sachlich und entschieden wie zuvor ihrer Berufstätigkeit. Über eine nennenswerte formale Bildung verfügte sie nicht. Ihre Eltern waren Bauern, und wie ihre Geschwister litt auch sie unter der Abwesenheit ihrer Mutter, die an Schizophrenie erkrankt und in eine psychiatrische Einrichtung eingeliefert worden war. Der Vater hatte, was zu jener Zeit noch eine Seltenheit war, die Kinder ganz allein aufgezogen.
Mithilfe ihres starken Gottesglaubens versuchte mich meine Mutter nun ins Leben zu beten. Und so verdanke ich meine Geburt einer Kraft, von der selbst sie zuvor nichts gewusst hatte.
Ich erblickte das Licht der Welt in der Kälte eines Krankenhauskorridors. Vielleicht wurden und werden auch künftig noch viele Kinder so geboren, unter extremen – womöglich sogar noch extremeren – Bedingungen. Ist das Karma? Schicksal? Bestimmung? Ich weiß es nicht. Und zum damaligen Zeitpunkt war ich gerade mal eine winzige Handvoll Mensch. Kurz vor dem Erstickungstod stehend, war ich bereits blaulila angelaufen. Ich fror. Doch meine Mutter hatte mich mit einer unbeschreiblichen Kraft ins Leben gefleht, die sich wie ein Tattoo in meine Seele brannte. Ich war ein Nichts. Vollkommen hilflos. Ohne die geringste Orientierung.
Aber dann begann ich zu atmen.
So bin ich ins Leben gestartet. Es hatte an einem seidenen Faden gehangen. Wobei ich mich an all das natürlich nicht erinnern kann, aber meine Mutter hat mir die Geschichte immer wieder gern erzählt.
Manchmal denke ich: Vielleicht liegt es an meinem ungewöhnlichen Start ins Leben, dass ich mich schon von klein auf nach etwas anderem, etwas mehr, etwas Tiefergehendem, Mystischem – Merk-Würdigem – sehne. Ich weiß noch: Im Alter von vier Jahren hatte ich eine Erscheinung, die mich vollkommen aus der Fassung brachte. Ich sah ein Licht. Einfach nur Licht! Was ist das? Denken konnte ich in dem Moment nicht. Ich badete bloß im Licht. Aber was war das? Damals hatte ich nicht die geringste Ahnung – und heute auch kaum mehr. Vergessen aber werde ich diese Erfahrung mein Lebtag nicht.
Andre und ich teilten uns 16 Jahre lang nicht nur ein winziges Zimmerchen, sondern schliefen auch in einem Bett. Wir hatten beide eine Vorliebe für das Ungewöhnliche und sparten unser ganzes Geld, um uns exotische Pflanzen kaufen zu können. Aber bei aller Ähnlichkeit empfand ich mich doch immer als etwas »anders«. Ich war fasziniert von den Bildern tibetischer Tempel, die an den Wänden hingen. Schon mit zwölf beschäftigte ich mich intensiv nicht nur mit Yoga, Hinduismus und Buddhismus – also mit spirituellen Lehren, wenn man es so nennen will –, sondern auch mit Psychologie. Was allerdings meine schulischen Leistungen betraf, wurde ich von einigen meiner Geschwister in den Schatten gestellt.
Meine Mutter war liebevoll und fürsorglich, aber auch sehr streng. Großen Wert legte sie darauf, dass wir zu klugen, gebildeten Menschen heranwuchsen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme, die meinem Vater kein regelmäßiges Arbeiten erlaubten, hatten wir jedoch praktisch nie Geld. Und da die konventionelle Intelligenz zu jener Zeit als die emotionale Währung galt, die alle anderen Fähigkeiten weit in den Schatten stellte, gaben sich meine älteren Brüder alle Mühe, in der Schule zu glänzen. Ich dagegen brauchte das gar nicht erst zu versuchen.
Andre und ich hatten den Spitznamen »die Pisser«. Wir waren unzertrennlich und manchmal hatte ich tatsächlich das Gefühl, eins mit ihm zu sein. Andererseits aber empfand ich mich immer auch als schwarzes Schaf, etwas komischer, reizbarer, kurz: einfach nicht so wie die anderen.
Ich erinnere mich noch, wie ich im Alter von sieben Jahren einmal mit meinen Freunden im Schnee gespielt habe. Wir wollten ein Iglu bauen – du weißt schon, wie man sich eben mit sieben ein Iglu so vorstellt. Nach einiger Zeit gingen meine Freunde alle nach Hause, während ich noch blieb. Plötzlich überkam mich ein ganz besonderes Gefühl, und ich ließ mich einfach in den Schnee plumpsen. Es wurde immer später, bald suchten mich meine Eltern und Brüder, weil ich eigentlich schon längst hätte zu Hause sein sollen.
Dass ich in der Nähe von Sittard, wo wir wohnten, im Wald spielte, Hütten baute und einen auf Tarzan machte, wie es Jungen lieben, war nichts Besonderes. Jetzt aber befand ich mich im Schnee.1 Und den liebte ich damals schon genauso wie heute. Doch allmählich machte die Familie sich ernsthaft Sorgen um mich. Als sie mich schließlich fanden, schlief ich schon eine Weile und war kaum wach zu kriegen. Ich erlebte den Anfang dessen, was man als »weißen Tod« bezeichnet: wenn man wegdämmert, auskühlt, ins Koma fällt. Und das wars dann. Ich meine: Wird von außen keine Wärme zugeführt, ist dieser Prozess definitiv irreversibel.2 Also holten sie mich aus dem Schnee und brachten mich nach Hause, wo ich wieder zu mir kam. Was ziemlich schrecklich war, weil ich mir tatsächlich eine ernste Unterkühlung zugezogen hatte. Glücklicherweise erholte ich mich aber wieder.
Als ich elf war, geschah dasselbe noch einmal. Auf dem Heimweg von der Schule kam ich auf die Idee, mich ein Weilchen hinzusetzen. Es war ein eiskalter Tag, und die Temperatur lag weit unter null. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, es mir auf der Veranda der Nachbarn gemütlich zu machen und einzuschlafen. Was dann genau geschah, weiß ich nicht, allem Anschein nach aber hatte jemand einen Rettungswagen gerufen. Denn ich wachte im Krankenhaus wieder auf und musste eine Woche zur Beobachtung bleiben. Wieder erholte ich mich, aber diesmal wurde mir bewusst, dass ich bereits bei zwei Gelegenheiten hätte sterben können, wäre mir nicht jemand zu Hilfe gekommen und hätte mich ins Warme gebracht.
Das Merkwürdige an Unterkühlungen ist, dass man aus mir unbekannten Gründen partout nicht aufwachen, sondern einfach nur weiterschlafen möchte. So also sahen meine beiden ersten Begegnungen mit der Kälte aus. Und trotz der durchaus ernsten Gefahr, in die sie mich gebracht hatten, fand ich sie eigentlich ganz nett. Ich fühlte mich gut. Man schläft einfach ein, und das wars dann. Besten Dank, Leben, und tschüssikowski. Alles in Ordnung. Keine Sorgen mehr. Keine Angst. Kein auch sonst nix. Nur ein nettes, angenehmes Gefühl.
Bei einer anderen Gelegenheit, als ich vielleicht sechs Jahre alt war, spielten meine Freunde und ich im Wald. Einer der Jungs übergoss mich mit einer ganzen Flasche Wasser aus dem Bach in der Nähe. Dabei handelte es sich in Wirklichkeit um Abwasser, eine...
Erscheint lt. Verlag | 26.4.2021 |
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Übersetzer | Karin Weingart |
Vorwort | Elissa Epel |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | The Wim Hof Method |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Abnehmen • Abwehrkräfte • Atemtechnik • Beschwerden & Krankheiten • Cryo-Therapie • eBooks • Erkältung • Extremsport • Fitnessratgeber • gesund durch kälte • Gesundheit • Gesundheit & Medizin • Gesundheitslexika & Medikamentenratgeber • iceman • Immunabwehr • Immunsystem stärken • Kalt duschen • Kältetherapie • Kälte-Training • Lebensführung • Lebenshilfe • Meditation • meditation buch • Mental Health • Mentaltraining • Naturmedizin & Alternative Heilmethoden • Persönlichkeitsentwicklung • Ratgeber • Selbstoptimierung • Selbstwertgefühl • Sport • Sport allgemein • Sport & Fitness • Stress & Stressbewältigung • Stressmanagement • Vagusnerv • Wechseldusche • Widerstandskraft |
ISBN-10 | 3-641-25975-4 / 3641259754 |
ISBN-13 | 978-3-641-25975-4 / 9783641259754 |
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