Zeugnisse des Glaubens

Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen in Gütersloh
Buch | Softcover
108 Seiten
2020
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-7395-1271-6 (ISBN)
14,90 inkl. MwSt
Auch wenn sie zumeist nur am Rande wahrgenommen werden, sind Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen doch Zeugnisse des christlichen Glaubens im Gütersloher Raum von historischem Wert. Als religiöse Bekenntnisse nehmen sie häufig Bezug auf den Stifter und seine Familie und erzählen von deren Schicksal, von individuellem Leid und möglicher Erlösung. Mehr als 60 dieser sakralen Kleindenkmäler gibt es in Gütersloh, errichtet zwischen 1701 und 2019.
Über sie und die sich mit ihnen verbindende Geschichte gibt dieses reich bebilderte Buch Auskunft. Es lädt dazu ein, ein Kapitel aus der religionsgeschichtlichen Vergangenheit der Stadt neu zu entdecken.
https://www.regionalgeschichte.de/detailview?no=1271

Johannes W. Glaw M.A. Geboren 1954 in Bielefeld. Studium der Archäologie, der Ethnologie und Kunstgeschichte in Münster. Seit 2010 Beauftragter für die Bodendenkmalpflege im Rahmen der Stadtarchäologie Gütersloh. Veröffentlichungen zur Archäologie und Geschichte des Gütersloher Raumes. Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Vieler Herren Länder. Historische Grenzsteine im Kreis Gütersloh, 2017 https://www.buchhandel.de/buch/Grenzsteine-im-Kreis-Guetersloh-9783739511146 Zeugnisse des Glaubens. Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen in Gütersloh, 2020 https://www.buchhandel.de/buch/Zeugnisse-des-Glaubens-9783739512716

Vorwort • 7
1. Einführung • 9
2. Religionsgeschichtlicher Hintergrund • 15
3. Geschichten zur Geschichte • 18
3.1 Das Sandsteinkreuz vom »Drei-Höfe-Friedhof« • 18
3.2 Der Meierhof Spexard und die »gestohlene Pieta« • 20
3.3 Das Kreuz auf dem Hof Stüker – ein Zeugnis der »Wiedenbrücker Schule« • 22
3.4 Der kleine Paul und die »schmerzhafte Gottesmutter« • 25
3.5 Himmlischer Vandalismus • 27
3.6 Auf der Spur nach einem verschwundenen Heiligenhäuschen • 28
4. Statistische Anmerkungen • 31
5. Katalog • 32
6. Standorte der sakralen Objekte • 100
7. Quellen- und Literaturverzeichnis • 106
8. Abbildungsnachweis • 107

Sie stehen an Feldwegen, ducken sich unter Bäumen oder markieren Hofeinfahrten: Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen sind die unscheinbaren Verwandten von Kathedralen, Kirchen und Klöstern. Aber sie sind nicht weniger Ausdruck tiefen katholischen Glaubens. Und sie erzählen oft ganz persönliche Geschichten – von Krieg und Krisen, von Verzweiflung, aber auch von Freude und Hoffnung. Johannes W. Glaw, Stadtarchäologe und Kunsthistoriker, hat die 67 vorhandenen Objekte im Stadtgebiet Gütersloh dokumentiert. »Zeugnisse des Glaubens«, heißt sein druckfrisch vorliegendes, 108-seitiges Buch, das in 300er-Auflage im Bielefelder Verlag für Regionalgeschichte erschienen ist. Finanziert wurden Recherche und Druck mit Geldern des Ministeriums für Heimatpflege und Mitteln des Gütersloher Heimatvereins.
Auch wenn die meisten Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen für die katholische Liturgie unbedeutend sind und heute höchstens mal am Palmsonntag zur Palmweihe genutzt werden, waren sie doch seit jeher Spielbälle religionspolitischer Auseinandersetzungen. Denn mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 erhielten die Landesherren das Recht, die eigene Religionszugehörigkeit ihren Untertanen zu verordnen. Allein auf dem Gebiet Gütersloh rangen drei Herrschaften diesbezüglich um Macht und Einfluss: Herrschaft Rheda (Pavenstädt und Blankenhagen), die Grafschaft Ravensburg (Isselhorst, Nordhorn) und das Amt Reckenberg (Friedrichsdorf, Avenwedde, Spexard und Kattenstroth). Letzteres gehörte zum Fürstbistum Osnabrück und wurde gemäß der Vereinbarungen im Westfälischen Frieden ab 1848 wechselweise von katholischen und protestantischen Bischöfen geleitet. Die ersten förderten den Bau der Kleindenkmale, die anderen ließen sie abbrechen.
Der älteste in Gütersloh erhaltene Bildstock, der an der Alten Osnabrücker Straße steht, stammt aus dem Jahr 1701. Errichtet wurde er vermutlich von den Bewohnern des Meierhofs Hauertmann – weil sie von der Pest verschont blieben. Der Bogen der Objekte spannt sich vom Heiligenhäuschen auf dem Meierhof Spexard, aus dem Spitzbuben in den 1970er-Jahren die spätgotische Pieta stahlen, über kunsthistorische wertvolle Wegekreuze wie das vom Hof Stüker, das der Wiedenbrücker-Schule-Künstler Anton Morman schuf, bis hin zum Bildstock an der Rhedaer Straße, den die Familie Bühlmeyer 1983 nahe der Wapel aufstellen ließ – dort, wo ihre Tochter Annegret und deren Freundin Almut Roggenkamp ein Jahr zuvor ermordet worden waren. Es gibt Kruzifixe wie das In der Worth, das gleich zweimal »himmlischen Vandalismus« durch Blitzschläge über sich ergehen lassen musste, Kleindenkmale, die Fragmente von Bombenangriffen in sich tragen, und eine Nachbildung der Grotte von Lourdes – als Dank für eine Genesung nach gemachter Pilgerfahrt. Geschichte(n), die sich lohn(t)en. Es gibt sie für 14,90 Euro im Buchhandel und im Stadtmuseum.
Doris Pieper, in: Glocke und Westfalen-Blatt, 29.10.2020

Sie stehen mal mehr, mal weniger verdeckt an Straßen und Wegen, nicht in der Stadtmitte, mehr in eher noch ländlichen Ortsteilen. Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen waren und sind Ausdrucksformen katholischen Glaubens. Johannes W. Glaw hat diese steinernen oder hölzernen Zeichen jetzt unter dem Titel »Zeugnisse des Glaubens« in einem Buch dokumentiert.
Der Stadtarchäologe, der sich zuvor schon mit historischen Grenzsteinen beschäftigt hatte (»Vieler Herren Länder«, 2017), listet alle 67 erhaltenen sakralen Objekte auf. Sie befinden sich vor allem in Spexard und Avenwedde, auch in Kattenstroth und Friedrichsdorf. Das neben dem Hofkreuz Pavenstädt nördlichste steht an der Einmündung von Kahlertstraße und Clausewitzstraße. Das gut vier Meter hohe Kreuz trägt einen nur 90 Zentimeter messenden Korpus des leidenden Christus, entstanden um 1900. Es gehörte einst zum Meierhof Nordhorn, der auf dem heutigen Nordbad-Gelände lag.
Das älteste Stück, ein Bildstock, wurde wohl 1701 von Anwohnern des Meierhofes Hauertmann an der Alten Osnabrücker Straße/Avenwedder Straße errichtet, wie Glaw schreibt. Ältere Exemplare gibt es nicht. Nach den mit weltlichen Machtfragen gemischten Konflikten zwischen den Bekenntnissen seit dem 16. Jahrhundert war auch hier ein konfessioneller Flickenteppich entstanden. Herrschaft Rheda, Grafschaft Ravensberg und Amt Reckenberg hielten Rechte. Unter lutherischer Obrigkeit mussten die für protestantische Augen zu bildhaften Frömmigkeitszeichen abgerissen werden, unter katholischer Herrschaft waren sie wieder erlaubt.
Auch heute noch werden zuweilen Heiligenhäuschen erbaut. So errichtete die Familie Drenkelforth 2017/18 eines an der Straße Im Brock, bestückt mit einer Herz-Jesu-Figur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anlass für solche Bauten war, erläutert Johannes W. Glaw, meist »ein einschneidendes Ereignis im Leben der Stifterfamilie, zumeist mit einer existenziellen Bedrohung verbunden: Krankheit, Tod, Epidemien oder Kriege.«
So wurde etwa zum Dank für einen heil aus dem Krieg heimgekehrten Sohn die Figur einer Maria als Himmelskönigin gewählt, im Falle des getöteten Sohnes eine Pietá, eine Maria mit ihrem am Kreuz gestorbenen Sohn auf dem Schoß, wie zum Beispiel am Hof Buschsieweke (Im Füchtei). Für sein Buch (Verlag für Regionalgeschichte, 14,90 Euro) konnte Glaw auf Vorarbeiten von Erwin zum Stickling im Stadtteilmagazin »Bonewie« zurückgreifen. Und auch Vikar Markus Henke von der Pfarrei Heilig Kreuz sowie Markus Schumacher vom Heimatverein Spexard hatten sich damit beschäftigt.
Schumacher steuert denn auch »Geschichten zur Geschichte« bei, erzählt Besonderheiten rund um einige der sakralen Objekte, von denen eines (Bonifatiusstraße) aus der Werkstatt von Anton Mormann stammt, eines wichtigen Vertreters der »Wiedenbrücker Schule«. Auf die Spur eines verschwundenen Heiligenhäuschens wiederum brachte Schumacher eine Studie des bekannten Heimatmalers Paul Westerfrölke.
Laut Johannes W. Glaw sind alle Glaubenszeichen gut erhalten, an manchen werden regelmäßig Blumen abgelegt. Nur das wohl 1870/71 errichtete, denkmalgeschützte Heiligenhäuschen am Plümersweg mit der Inschrift »Rette Deine Seele« ist »so beeinträchtigt, dass es dringend einer Renovierung bedarf, die auch seitens der Stadt Gütersloh geplant ist.« Das zu tun dürfte so zu empfehlen sein wie dieses gut lesbare, reich bebilderte und mit praktischem Kartenteil versehene Buch.
Rolf Birkholz, in: Neue Westfälische, 31.10.2020, Gütersloh

Erscheinungsdatum
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 275 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Religion / Theologie Christentum Moraltheologie / Sozialethik
Schlagworte Bildstöcke • Flurkreuze • Glaubenszeugnisse • Gütersloh • Heilgenhäuschen • Katholisch • Volksfrömmigkeit
ISBN-10 3-7395-1271-7 / 3739512717
ISBN-13 978-3-7395-1271-6 / 9783739512716
Zustand Neuware
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