Runter von der Macht-Wippe! (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) (eBook)

Souverän umgehen mit Autorität
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
168 Seiten
Klett-Cotta (Verlag)
978-3-608-12052-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Runter von der Macht-Wippe! (Fachratgeber Klett-Cotta, Bd.) -  Ulrike Strubel
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Keine Angst vor Autoritäten!   - Gewonnene Erkenntnisse können in beruflichen und privaten Konflikten sofort umgesetzt werden Autoritätsprobleme manifestieren sich auf vielfältige Weise - im beruflichen Umfeld, der Partnerschaft, zwischen Eltern und Kindern ... und natürlich im ganz normalen Alltag. In diesem Buch erfahren die LeserInnen, wo Autoritätsprobleme herrühren und welche Denken- Fühlen-Handeln-Kreisläufe automatisch ablaufen, die geradewegs auf die Macht-Wippe führen. Anhand einer eingängigen Typologie erkennen sie, ob sie ein Löwe, Adler, Chamäleon oder eine Schildkröte sind und welche - oft unbewussten - Trigger zu den persönlichen Verhaltensmustern führen. Die Beispiele und Übungen unterstützen dabei, sich neue - bessere - Strategien anzueignen, um bisherige Muster zu durchbrechen. Ziel ist es, die Macht-Wippe schleunigst zu verlassen - gleich, ob man oben oder unten sitzt. Dieses Buch richtet sich an: Frauen und Männer, die wissen wollen, warum sie Probleme im Umgang mit Autoritäten haben und wie sie ihrer typischen Verhaltensfalle entkommen.

Ulrike Strubel, Individualpsychologin, ist seit mehr als 20 Jahren Speakerin, Trainerin und Supervisorin; sie lebt in Schifferstadt und führt dort eine Praxis für ein menschliches Miteinander in Leben & Beruf.

Ulrike Strubel, Individualpsychologin, ist seit mehr als 20 Jahren Speakerin, Trainerin und Supervisorin; sie lebt in Schifferstadt und führt dort eine Praxis für ein menschliches Miteinander in Leben & Beruf.

1. Was den Umgang mit Autoritäten prägt


Autoritätsprobleme beginnen bei der Geburt. Hier haben wir zum allerersten Mal Kontakt mit Autoritäten, mit Erwachsenen, die uns in jeder Hinsicht haushoch überlegen sind. Diese sind groß, sie können sprechen, laufen, selber essen und vieles mehr. Wir sind klein, können außer schreien, strampeln und Grimassen schneiden nicht viel tun. Wir sind gezwungen, liegen zu bleiben, so wie die Großen uns hingelegt haben. Wir sind absolut abhängig vom Goodwill der Autoritäten der ersten Stunde. Wir spüren intuitiv, dass wir die Erwachsenen brauchen, um zu überleben. Wie lösen wir dieses Dilemma? Wir treten in Beziehung mit diesen ersten Autoritäten, nehmen von Anfang an Kontakt auf mit den Menschen, die uns auf dieser Welt empfangen haben. Doch da gibt es noch etwas, was wir von den Erwachsenen wollen. Sie sollen unsere vier Ursehnsüchte erfüllen, unsere Grundbedürfnisse, damit wir uns körperlich und seelisch gesund entwickeln können:

  • Sicherheit und Liebe. Das Bedürfnis dazuzugehören, mich mit anderen verbunden zu fühlen, wertgeschätzt und fair behandelt zu werden, mich geborgen und sicher zu fühlen.

  • Selbstwirksamkeit. Das Gefühl, wichtig zu sein für andere, Einfluss zu nehmen, Beiträge zu leisten, meine Talente und Fähigkeiten immer besser nutzen zu können, meine Welt mit allem, was dazugehört, gestalten zu können.

  • Gesehen und gehört zu werden. Das Bedürfnis, dass ich wahr- und ernst genommen werde, dass ich einzigartig bin, dass meine Stimme etwas zählt, dass ich für andere Bedeutung habe, einen Unterschied mache.

  • Ermutigung. Das Bedürfnis, dass andere an mich glauben. Dass ich mit den Dingen fertig werde – komme, was wolle. Zuspruch und Motivation, etwas auszuprobieren, dass ich »es schon schaffen werde«, lernen und mir Hilfe holen kann.

Bereits als Kind entwickeln wir Strategien, um diese Grundbedürfnisse erfüllt zu bekommen. Wie treten Babys in Kontakt mit ihren Autoritäten? Nun, sie versuchen von Stunde null an, alles, was sie sehen, hören, riechen, schmecken und körperlich fühlen können, irgendwie einzusortieren. In der Regel sind wir hellwach, weil alles ja neu und unbekannt ist. Wie fühlt sich Holz, Haut, Haar an, welches Gesicht sehe ich, welche Stimme höre ich, wenn ich gefüttert oder gewickelt werde? Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Sinne, achten penibel auf die Rückmeldung der Erwachsenen auf unser Schreien, Strampeln, Lächeln. Dabei beschäftigen uns vor allem zwei Fragen:

  • Womit bin ich erfolgreich? … im Sinne von: Meine Lage ist angenehmer, schöner als vorher.

  • Wodurch verschlechtert sich meine Lage? … im Sinne von: Wann fühlt es sich unangenehmerer als vorher an?

Wir sortieren, filtern alles nach diesem Prinzip, behalten bei, was aus unserer subjektiven Sicht angenehm, lustvoll, schön ist. Was dauerhaft unangenehm, unlustig, unschön ist, werden wir über kurz oder lang fallen lassen. So gestalten wir von Beginn an unser Leben nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum in der Interaktion mit den Autoritäten der frühen Kindheit. Und ich behaupte, dass wir diese Ziele heute noch verfolgen, dass diese Sehnsüchte hinter unseren Autoritätsproblemen und -konflikten liegen. Doch was haben bitte schön diese vier Ursehnsüchte mit Autoritätsproblemen zu tun? Immerhin sind wir aus dem Baby- und Kleinkindalter doch raus, oder?

Ja, wir sind erwachsen, doch wir haben im zarten Alter von 0–5 Jahren aus dem, was uns begegnet ist, sehr individuelle Rückschlüsse gezogen, haben vielfältige Strategien entwickelt, mit denen wir als Kind erfolgreich waren, oder zumindest glaubten, erfolgreich zu sein, das zu bekommen, was wir suchten. Damit ein Schuh draus wird, stelle ich Ihnen nun die Kehrseiten der vier zentralen, menschlichen Bedürfnisse vor, und ich bin sicher, sie kennen Menschen, die aktuell genau diese Gefühle bei Ihnen auslösen.

  • Abgelehnt und zurückgewiesen werden. Als Baby wäre das unser Todesurteil. Deshalb suchen wir den Kontakt, sind darauf bedacht, dass die Erwachsenen uns das Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Ist das nicht der Fall, tauchen Angst, Stress, Panik auf. Das gilt auch später noch. Wenn wir unsicher sind, ob wir einen Platz in der Familie, in der Partnerschaft, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis, im Chor oder Verein haben, dann fühlt sich das nicht gut an.

  • Ohnmächtig und abhängig von anderen sein. Egal, ob Baby, Kleinkind, Schulkind, wir sind immer in Interaktion mit Autoritäten. Wir machen uns bemerkbar, schreien, wenn wir Hunger haben, strampeln, wenn wir hoch- oder runterwollen, drücken unser Nein, unseren Widerstand sehr klar und eindeutig aus. Idealerweise reagieren die Erwachsenen um uns herum entsprechend, verstehen unser dahinter liegendes Bedürfnis und versuchen es in Einklang mit den eigenen zu bringen. Doch das gelingt nicht immer. Starker Frust und Angst entstehen, wenn Menschen das Gefühl haben, sie können an ihrer Situation selbst nichts ändern. Fremdbestimmt zu sein, jemandem (oder etwas) auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein, führt oft zu Resignation, Passivität und damit zu einer Art Opferhaltung. Es scheint keine Perspektive zu geben, selbst meine Lage zu verbessern, meinen Weg zu machen, weil andere Menschen oder Umstände es nicht zulassen.

  • Unterzugehen, »nichts zu gelten«. Hatten Sie als Kind den Eindruck, dass Ihre Meinung gehört, ernst und wichtig genommen wurde? Nahmen die Erwachsenen Rücksicht auf Ihre Gefühle, oder hörten Sie öfter mal Sätze im Sinne von: »Stell dich nicht so an!« Oder: »Jetzt nimm dich mal nicht zu wichtig!« Solche Rückmeldungen hinterlassen Spuren in der Kinderseele, vor allem, wenn sie immer wiederkehren. Werden uns dann später unsere Gefühle abgesprochen oder sollten wir nicht fühlen, was wir fühlen, dann fühlen wir uns verletzt und im wahrsten Wortsinne missachtet. Einige von uns macht das megazornig, andere geben vorschnell auf, weil sie das ja bereits kennen, dieses Nicht-ernst-genommen-Werden. Auch hier bleiben wir, wie damals, mit unserem Zorn, dem sich Verletzt-und-missverstanden-Fühlen, allein. Wir spüren auch später, dass es unfair ist, weil wir doch ein Recht auf unsere Meinung haben, doch irgendwie kommen wir da nicht raus. Das passiert einfach immer wieder.

  • Als unfähig und inkompetent hingestellt werden. Fast jedes Kind sagt in den ersten Jahren Sätze wie diese: »Ich kann das schon. Ich schaff das schon allein, ohne Hilfe.« Sie wollen zeigen, dass sie schon ganz schön groß und vor allem fähig und kompetent sind. Waren die Erwachsenen stolz auf sie, zeigten sie Freude über ihre Fortschritte, dann war das der beste Ansporn, der größte Motivator zum Weitermachen. Doch was ist, wenn Kinder in den ersten Lebensjahren von Erwachsenen die Botschaft bekommen, dass sie dumm, faul, aggressiv, ein Nichtsnutz sind oder dass alles, was sie machen, fehlerhaft oder nicht gut genug ist? Damit säen Erwachsene Selbstzweifel beim Kind, es verliert den Mut, den Glauben an die eigene Kraft und gibt vorschnell auf.

    Auch heute noch wollen wir in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen eine positive Rückmeldung in Form von Lob und Anerkennung bekommen. Wir sind frustriert, werden ärgerlich bis wütend, wenn das nicht der Fall ist, noch schlimmer wird es für uns, wenn jemand uns als unfähig hinstellt oder nur auf unsere Fehler und Schwächen schaut. Meckern, nörgeln, rumschimpfen, seine Unzufriedenheit lautstark zeigen sind Gift in jeder Beziehung. Das mag keiner, und doch passiert es im privaten und im beruflichen Kontext täglich. Manche igeln sich dann ein, wirken verbissen und sehr zurückhaltend in Kontakten. Andere schlagen zurück, indem sie ebenfalls aggressiv, lautstark und feindselig reagieren.

...

Erscheint lt. Verlag 12.9.2020
Reihe/Serie Fachratgeber Klett-Cotta
Fachratgeber Klett-Cotta
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Autoritäten • Autoritätsprobleme • Beruf • Kommunikation • Konflikte • Partnerschaft • Selbsthilfe • Verhalten • Verhaltensmuster
ISBN-10 3-608-12052-1 / 3608120521
ISBN-13 978-3-608-12052-3 / 9783608120523
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