Euthanasie und Eugenik - Sabine Paehr, Olaf Grohmann

Euthanasie und Eugenik

Opfer des NS-Rassenwahns aus der Wedemark
Buch | Softcover
64 Seiten
2020 | 1. Erstausgabe
ecrivir-die textmacher (Verlag)
978-3-938769-30-0 (ISBN)
10,00 inkl. MwSt
Die „Euthanasie“ und die Zwangssterilisierungen von Menschen mit Behinderungen sind eines der dunkelsten Kapitel der NS-Zeit. Auch Personen aus der heutigen Gemeinde Wedemark bei Hannover waren Opfer dieser Verbrechen. Eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern ermittelte vier Fälle und recherchierte Teile der Lebenswege der Betroffenen. Die Ergebnisse werden im vorliegenden Band präsentiert und durch einen fachwissenschaftlichen Beitrag in allgemeine Zusammenhänge eingeordnet.
Die „Euthanasie“ und die Zwangssterilisierungen von Menschen mit Behinderungen sind eines der dunkelsten Kapitel der NS-Zeit. Auch Personen aus der Gemeinde Wedemark (Region Hannover) waren Opfer dieser Verbrechen. Vier Fälle konnten ermittelt, Teile der Lebenswege recherchiert und die Namen der Betroffenen vor dem Vergessen bewahrt werden. Dies ist der Arbeit einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern zu verdanken.
Seit 2014 sind Beiträge von Oberstufenlerngruppen des Gymnasiums Mellendorf ein integraler Bestandteil des Projektes „Die Geschichte der Wedemark von 1930 bis 1950“. Nun befasste sich im zweiten Schulhalbjahr 2017 eine Lerngruppe mit dem Thema „Euthanasie und Zwangssterilisation“. Die unter anderem durch Archivrecherchen gewonnenen Erkenntnisse stellten die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten Anfang des Jahres 2018 im Rahmen des Symposiums „Vom Umgang mit den Schwächsten – Auswüchse der Diktatur in der Wedemark“ vor.
Doch bislang waren diese Ergebnisse der Öffentlichkeit nur eingeschränkt zugänglich. Dabei sollten Namen und Schicksale der Opfer doch möglichst vielen Menschen bekannt sein, um im Rahmen der Erinnerungskultur beizutragen, dass derartige Verbrechen an Menschen mit Behinderungen in Zukunft auszuschließen sind. So entstand die Idee, sowohl die „Krankengeschichten“ als auch – unter dem Kapiteltitel „Verbrechen für die Erbgesundheit“ – eine fundierte Einführung in die Geschichte von „Euthanasie“ und Zwangssterilisierung als 10. Band der Projektreihe „Die Geschichte der Wedemark von 1930 bis 1950“ zu publizieren. Als Autorin beziehungsweise Autor konnten Sabine Paehr, die bereits die Arbeit der Lerngruppe betreut hatte, und Olaf Grohmann gewonnen werden.

Am 7. März 1930 wurde sie in die Heil- und Pflegeanstalt in Kropp in der Nähe von Schleswig überführt. Die im Rahmen der Anamnese ermittelten Informationen und geäußerten Einschätzungen liefern weitere Hinweise zur Biographie von Magdalene Dahnke. Sie war aufgrund von Schwächlichkeit erst mit sieben Jahren eingeschult worden. Ihre Arbeit als Erzieherin in einem Krankenhaus hatte sie aufgeben müssen, da sie selbst an einer Lungenerkrankung litt, die aber binnen eines Dreivierteljahres in der Harzer Lungenheilstätte in Sorge geheilt worden war. Als sie jedoch begann, gegen ihre Schwester und Mutter tätlich zu werden, sei, so die Beurteilung, die Aufnahme in eine Heil- und Pflegeanstalt unvermeidbar geworden. Während der Zeit in Kropp verschlechterte sich ihr Zustand. Sie entwickelte multiple Persönlichkeiten und der Verfolgungswahn nahm zu. Ab 1939 wurde eine beginnende Demenz beobachtet. Ein Röntgenbefund aus demselben Jahr deutete an, dass Magdalene eventuell an einer Tuberkulose erkrankt sein könnte, ein Nachweis von Tuberkelbakterien gelang jedoch nicht. Eine erneute Aufnahme in Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg erfolgte am 21. Juli 1939. Diese Verlegung dürfte zwei Gründe gehabt haben: Erstens wohnten ihre Angehörigen weiterhin in Bardowick, also in der Nähe dieses Krankenhauses, und zweitens existierte in Lüneburg eine eigene Station für Tuberkulosepatienten. Aussagen des Einweisungsgutachtens vom 22. Juni 1939 unterstützen diese zweite Hypothese. Bis zum 30. April 1941 blieb Magdalene Dahnke in Lüneburg. Dann wurde sie im Rahmen der ‚Aktion T4‘ zunächst zusammen mit 97 anderen Frauen nach Herborn transportiert, in eine Einrichtung, die wie jene in Scheuern als Zwischenanstalt für Hadamar diente. Von Herborn aus brachte sie ein Transport am 16. Juni 1941 gemeinsam mit 120 weiteren Personen nach Hadamar. Damit verliert sich ihre Spur. Es ist zu befürchten, dass sie dann nicht mehr lange gelebt hat, da die Patienten in Hadamar in der Regel umgehend in der im Keller der Anstalt befindlichen Gaskammer ermordet wurden. Offiziell mitgeteilte Todesdaten und Todesursachen wurden gefälscht, um gegebenenfalls Angehörige und Behörden zu täuschen.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Die Geschichte der Wedemark von 1930 bis 1950 ; 10
Vorwort Martin Stöber
Verlagsort Hannover
Sprache deutsch
Maße 150 x 210 mm
Gewicht 160 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Lokalgeschichte • Nationalsozialismus • Regionalgeschichte
ISBN-10 3-938769-30-0 / 3938769300
ISBN-13 978-3-938769-30-0 / 9783938769300
Zustand Neuware
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