Mark Aurel: Selbstbetrachtungen (eBook)
288 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-96092-648-1 (ISBN)
Mark Aurel ist im Jahr 121 n. Chr. in Rom geboren und war von 161 bis zu seinem Tod 180 römischer Kaiser. Er ging in die Geschichte ein als »Philosoph auf dem Kaiserthron« und gilt neben Seneca und Epiktet als wichtigster Vertreter der späten Stoa, einer philosophischen Strömung der Antike. Gregory Hays ist außerordentlicher Professor für Klassische Philologie an der Universität von Virginia, an der er forscht und Vorlesungen über klassische römische und griechische Sprache und Kultur hält.
Mark Aurel ist im Jahr 121 n. Chr. in Rom geboren und war von 161 bis zu seinem Tod 180 römischer Kaiser. Er ging in die Geschichte ein als »Philosoph auf dem Kaiserthron« und gilt neben Seneca und Epiktet als wichtigster Vertreter der späten Stoa, einer philosophischen Strömung der Antike. Gregory Hays ist außerordentlicher Professor für Klassische Philologie an der Universität von Virginia, an der er forscht und Vorlesungen über klassische römische und griechische Sprache und Kultur hält.
ERSTES BUCH
DANKESSCHULDEN UND LEKTIONEN: WAS ICH VON WEM HABE
1. VON MEINEM GROßVATER VERUS20:
Charakter und Gelassenheit.
2. VON MEINEM VATER (MEINER EIGENEN ERINNERUNG UND SEINEM RUF ZUFOLGE)21:
Rechtschaffenheit und Männlichkeit.
3. VON MEINER MUTTER22:
Ihre Verehrung für das Göttliche, ihre Großzügigkeit, ihre Unfähigkeit, das Falsche zu tun, ja es auch nur zu denken. Und die einfache Lebensweise – die jener der Reichen so gar nicht glich.
4. VON MEINEM URGROßVATER23:
Das Meiden der öffentlichen Schulen24 und das Anstellen guter Privatlehrer. Und die Einsicht, dass das dafür ausgegebene Geld gut angelegt war.
5. VON MEINEM ERSTEN LEHRER25:
Mich beim Wagenrennen, bei den Gladiatorenkämpfen oder überhaupt bei den Spielen nicht für eine Seite zu entscheiden.26 Auch Mühen auf mich zu nehmen und keine Ansprüche zu stellen. Meine Arbeit selbst zu erledigen, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern und mich auf Verleumdungen nicht einzulassen.
6. VON DIOGNETUS:
Meine Zeit nicht auf Unsinniges zu verwenden. Nicht auf Dämonenbeschwörer und Wundertäter zu hören und ihr Geschwätz über Zaubermittel, Geisteraustreibung und den ganzen anderen Unfug. Mich nicht auf Leidenschaften wie die fürs Wachtelschlagen und dergleichen mehr einzulassen. Auch unwillkommene Wahrheiten anzuhören. Die Philosophie zu praktizieren und bei Baccheius zu studieren, dann bei Tandasis und Marcianus. Schon als Student philosophische Dialoge zu verfassen. Mich für den griechischen Lebensstil zu entscheiden – für Feldbett und grob gewebten Umhang.27
7. VON RUSTICUS:
Die Erkenntnis, dass ich meinen Charakter kultivieren und disziplinieren muss.
Mich nicht von meinem Interesse an Rhetorik ablenken zu lassen. Keine Abhandlungen über abstrakte Fragen zu verfassen oder kleine moralische Predigten. Und keine imaginären Beschreibungen zu geben, beispielsweise »Von der Kunst des einfachen Lebens« oder »Vom Mann, der nur für andere lebte«. Die Finger von rhetorischen Wortspielen zu lassen, von Poesie und Wortgeklingel.
Mich nicht herauszuputzen, wenn ich das Haus nicht verlassen will, und solche Dinge. Beim Briefeschreiben einen klaren Stil zu wahren (wie der Brief, den Rusticus aus Sinuessa an meine Mutter richtete). Und mich versöhnlich zu zeigen, wenn Menschen, die einen verärgert oder beleidigt haben, dies wiedergutmachen wollen.
Aufmerksam zu lesen – mich nicht damit zufriedenzugeben, »den Geist des Geschriebenen« erfasst zu haben. Auf Schönredner nicht hereinzufallen.
Und die Einführung in die Lektüre Epiktets – er hat mir sogar sein eigenes Exemplar geliehen.28
8. VON APOLLONIUS:
Unabhängigkeit und unbedingte Verlässlichkeit. Sich nach nichts anderem zu richten als nach dem Logos, nicht eine Ausnahme zu machen. Mir selbst unter allen Umständen gleich zu bleiben – unter starken Schmerzen, beim Verlust eines Kindes, in chronischer Krankheit. Angesichts seines Vorbilds die Erkenntnis, dass ein Mann sowohl Konsequenz als auch Flexibilität zeigen kann.
Seine Geduld im Unterrichten. Dass ich in ihm einen Menschen kennengelernt habe, der sein Wissen und seine Geschicklichkeit als Lehrer für die geringste seiner Fähigkeiten hielt.
Von ihm habe ich gelernt, wie man Gefälligkeiten von Freunden annimmt, ohne seine Selbstachtung zu verlieren oder undankbar zu wirken.
9. VON SEXTUS:
Güte.
Das Vorbild für väterliche Autorität im eigenen Heim. Was es heißt, nach der Natur zu leben.
Würde ohne Allüren.
Wie man seinen Freunden intuitiv Sympathie bezeigt sowie gegenüber Tölpeln und Menschen, die die Kunst des Denkens nicht auszuüben wissen, Toleranz übt. Seine Fähigkeit, mit jedem auszukommen: Seine Gesellschaft genießen zu dürfen war das höchste der Komplimente, die Gelegenheit dazu eine Ehre für alle in seiner Umgebung.
Die Prinzipien, nach denen wir leben sollten, mit Verständnis und Logik gründlich zu untersuchen und zu hinterfragen.
Keinerlei Ärger oder andere Emotionen zu zeigen. Sich von Leidenschaften zu befreien und trotzdem voller Liebe zu sein.
Lob ohne Übertreibung auszusprechen, Wissen ohne Überheblichkeit zu zeigen.
10. VON ALEXANDER, DEM LITERATURKRITIKER:
Andere Menschen nicht ständig zu korrigieren, insbesondere nicht über sie herzufallen, wenn sie ein Wort falsch verwenden, einen grammatikalischen Fehler machen oder etwas falsch aussprechen. Stattdessen ihre Fragen zu beantworten, dabei ein Beispiel zu nennen oder auf das Gesagte einzugehen (nicht auf ihre Ausdrucksweise) oder auf andere Art zur Diskussion beizutragen – und dabei ganz unauffällig die korrekte sprachliche Form einfließen zu lassen.
11. VON FRONTO:
Bosheit, Hinterlist und Heuchelei zu erkennen, die die Macht mit sich bringt. Vor allem die spezielle Rücksichtslosigkeit, die Menschen »aus guter Familie« häufig an den Tag legen.
12. VON ALEXANDER, DEM PLATONIKER:
Den Leuten nicht ständig zu sagen (oder zu schreiben), dass ich so viel zu tun habe, wenn das nicht wirklich der Fall ist. Und mich nicht ständig unter dem Vorwand »dringender Geschäfte« der Verantwortung für die Menschen um mich herum zu entziehen.
13. VON CATULLUS:
Den Unmut eines Freundes nicht leichtfertig abzutun – selbst wenn er nicht gerechtfertigt ist. Stattdessen zu versuchen, die Dinge wieder ins Lot zu bringen.
Den eigenen Lehrern bereitwillig Respekt zu zollen (wie das in der Geschichte von Domitius und Athenodotus der Fall ist)29 und den eigenen Kindern stets aufrichtige Liebe.
14. VON [MEINEM BRUDER]30 SEVERUS:
Die Liebe zu meiner Familie, zur Wahrheit und Gerechtigkeit. Durch ihn lernte ich Thrasea, Helvidius, Cato,31 Dion und Brutus kennen. Durch ihn bildete ich mir die Vorstellung von einer Gesellschaft, die auf gleichem Recht und Redefreiheit für alle beruht, ohne Ansehen von Status. Und von Herrschern, die die Freiheit ihrer Untertanen über alles achten.
Von ihm lernte ich außerdem, in meiner Wertschätzung für die Philosophie stetig und unbeirrt zu bleiben.
Und anderen zu helfen, gerne zu teilen, nicht pessimistisch zu sein und die Gefühle eines Freundes niemals zu bezweifeln. Auch dies, dass Menschen um ihn herum nie rätseln mussten, ob er mit einer Sache vielleicht nicht einverstanden war. Seine Freunde waren nie im Zweifel darüber, wie er dachte. Dies war stets klar.
15. VON MAXIMUS:
Selbstbeherrschung und Widerstandsfähigkeit gegenüber Ablenkungen.
Optimismus auch unter schwierigen Umständen – vor allem in Zeiten der Krankheit.
Eine ausgeglichene Persönlichkeit: Würde und Freundlichkeit zugleich.
Die Erledigung der eigenen Aufgaben ohne Klagen.
Dass andere Menschen sicher sein konnten, dass das, was er sagte, auch das war, was er dachte, und das, was er tat, ohne Hintergedanken getan wurde.
Er verlor nie die Fassung und war nie beunruhigt. Er überstürzte nichts, noch zögerte er. Er war nie verunsichert oder ratlos. Nie war er kriecherisch – aber auch nicht streitsüchtig oder paranoid.
Großzügigkeit, Wohltätigkeit, Ehrlichkeit.
Er vermittelte den Eindruck, dass er unbeirrt seinen Weg ging, ohne dass er dazu angehalten werden musste.
Niemand würde sich wohl je von ihm gönnerhaft behandelt fühlen – oder wagen, ihn selbst so zu behandeln.
Den Sinn für Humor.
16. VON MEINEM ADOPTIVVATER32:
Anteilnahme. Das unbeirrte Festhalten an Entscheidungen, sobald er sie einmal getroffen hatte. Gleichgültigkeit gegenüber oberflächlichen Ehren. Harte Arbeit. Beharrlichkeit.
Dass er jedem zuhörte, der sich für das öffentliche Wohl einsetzen konnte.
Seine hartnäckige Entschlossenheit, die Menschen so zu behandeln, wie sie es verdienten.
Das klare Gespür dafür, wo es vorwärtszudrängen galt und wo man sich besser zurückhielt.
Nicht der Knabenliebe nachzujagen.33
Seine Selbstlosigkeit. Er erwartete von seinen Freunden nicht, ihn beim Abendessen zu unterhalten oder mit ihm zu reisen (wenn sie das nicht wollten). Jeder, der zurückbleiben musste, weil er wichtige Geschäfte hatte, fand ihn stets unverändert, wenn er zurückkehrte.
Seine von echtem Wissensdurst angetriebenen Fragen bei Beratungen. Eine Art Zielstrebigkeit. Er gab sich so gut wie nie mit ersten Eindrücken zufrieden und unterbrach kein Gespräch vorzeitig.
Seine Beständigkeit in der Freundschaft – nie wurde er seiner Freunde überdrüssig oder bevorzugte den einen gegenüber dem anderen.
Stete Selbstständigkeit. Und Heiterkeit.
Immer plante er (teils weit) im Voraus und achtete selbst auf die kleinsten Dinge.
Beifallsbekundungen stand er skeptisch gegenüber – ebenso wie dem Versuch, ihm...
Erscheint lt. Verlag | 13.9.2020 |
---|---|
Übersetzer | Gregory Hays, Elisabeth Liebl |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Antike • Ausgeglichenheit • Balance • Buch • FBV • flow • Gelassenheit • Glück • Innerer Frieden • Lebenshilfe • Marc Aurel • Meditation • Philosophie • Römischer Kaiser • Ruhe • Selbstbetrachtungen • Stoa • Stoiker • Stoizismus • Tagebuch • unerschütterlich • Zufriedenheit |
ISBN-10 | 3-96092-648-0 / 3960926480 |
ISBN-13 | 978-3-96092-648-1 / 9783960926481 |
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