Unsere schönsten Weihnachtslieder -  Friedrich Haarhaus

Unsere schönsten Weihnachtslieder (eBook)

Wie sie entstanden, was sie verkünden
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2020 | 1. Auflage
128 Seiten
SCM Hänssler im SCM-Verlag
978-3-7751-7504-3 (ISBN)
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Alle Jahre wieder klingen sie aus aller Munde: Unsere beliebtesten, traditionellen Weihnachtslieder. Friedrich Haarhaus kennt sie alle und erzählt die spannenden Geschichten hinter den Weihnachtsklassikern. Erfahren sie mehr über Dichter und Entstehung von 'Stille Nacht, Heilige Nacht', 'Macht hoch die Tür' oder 'Ihr Kinderlein kommet'. Ein Buch voller lebensnaher, tiefgehender und besinnlicher Impulse für die vorweihnachtliche Zeit.

Dr. Friedrich Haarhaus (Jg.1928), geb. in Köln, studierte Theologie, Sozialwissenschaften in Wuppertal, Bonn, Heidelberg, Toronto (Scholarshipstudent WCC), Dortmund (Sozialakademie), war ev. Jugendwerksleiter Saarland, Pfarrer in Köln, Bergisches Land

Dr. Friedrich Haarhaus (Jg.1928), geb. in Köln, studierte Theologie, Sozialwissenschaften in Wuppertal, Bonn, Heidelberg, Toronto (Scholarshipstudent WCC), Dortmund (Sozialakademie), war ev. Jugendwerksleiter Saarland, Pfarrer in Köln, Bergisches Land

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2.  CHRISTFEST/​WEIHNACHTEN

Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht


Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht nur das traute, hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.

Stille Nacht, heilige Nacht!
Hirten erst kund gemacht, durch der Engel Halleluja
tönt es laut von fern und nah:
Christ, der Retter, ist da, Christ, der Retter, ist da!

Stille Nacht, heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.12

Wie sich die Zeiten ändern, und die Menschen mit ihnen! Heute wären katholische Gemeinden froh, wenn sie einen »Hilfsgeistlichen« hätten. Der Bischof würde ihn zum Pfarrer eines Gemeindeverbandes von früher drei bis vier eigenständigen Gemeinden einsetzen. Der Hilfsgeistliche Joseph Mohr lebte von 1792 bis 1848. Er betreute eine Dorfgemeinde im Salzburger Land. Beigesetzt wurde er in einem Armengrab. Dabei hätten er und sein Freund, der Lehrer, Mesner und Organist Franz Xaver Gruber (1787−1863) mit ihrem Lied »Stille Nacht, heilige Nacht« reich werden können. Es wurde in 320 Sprachen und Dialekte übersetzt!

Ihr Lied war eine Notlösung für eine ausgefallene Orgel. Joseph Mohr hatte den Text schon 1816 geschrieben. Sein Freund Franz Gruber vertonte ihn für je eine Stimme Tenor und eine Bass, begleitet von einer Gitarre und einem kleinen Chor. Mohr sang Tenor und spielte Gitarre. Gruber sang Bass und dirigierte einige Kinder bei der Wiederholung von »Stille Nacht, heilige Nacht« nach jeder Strophe. Dieses Lied kam in der kleinen, ungeheizten Dorfkirche in Oberndorf zur Uraufführung, bevor es seine Runde durch die Welt machte.

Man sollte meinen, einfacher als mit diesen Worten und der getragenen Melodie geht es kaum noch. Sie sprachen das Gefühl vieler an. Dass dieses Lied auch missachtet wurde, kann mit dem Bedeutungswandel von Worten wie »holder« Knabe zusammenhängen. Ursprünglich wurde es als »huldvoller« verstanden. Gottes Huld, sein Erbarmen, ist die Botschaft seiner Menschwerdung. Dass das Neugeborene schon lockiges Haar hatte, ist reichlich überzogen, aber harmlos verglichen mit der Verherrlichung weltlicher Herrscher.

Wichtiger als dieses Lied zu kritisieren, wäre zu verhindern, dass die Ungerechtigkeit und die Gesetzlosigkeit zunehmen. Jesus prophezeite zwar: »Weil die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.« Doch das ist keinesfalls zwingend, sondern »wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird selig werden« (Matthäus 24,12-13). Selig, das ist: gerettet wird man nicht erst nach dem Tod. Zum Heil, vor einem drohenden Unheil kann man gerettet werden und anderen Beihilfe leisten. Man soll guten Willens Gott dienen.

Um das Lied »Stille Nacht, heilige Nacht« ranken sich endlos viele Geschichten, Erlebnisse und Legenden, wie Menschen Gott dienen. In Kanada lernte ich eine fast unglaubliche kennen: Ein Tankstellenwärter hatte mich zum Christmas-Dinner in seine Familie eingeladen. Ich wurde herzlich aufgenommen, aber er schaute mich wortlos an. Nach dem Dinner allerdings sagte er: »Du bist ein Deutscher. Ich muss an den Schützengrabenkrieg 1917 denken. In der Heiligen Nacht steckte einer von euch einen brennenden Kerzenstummel auf den Stacheldraht. Andere taten dasselbe. Wir vermuteten eine Kriegslist. Doch ihr kamt ohne Waffen aus dem Graben. Ihr winktet uns zu euch herüber. Wir verstanden das nicht. Doch dann gingen wir und feierten mit euch in euren Bunkern. Ihr habt ›Stille Nacht, heilige Nacht‹ gesungen, wir ›Silent Night, Holy Night‹. Wir gaben uns die Hände und schenkten uns zwei Bonbons oder Zigaretten. Als wir uns wieder auf unsere Seite zurückgezogen hatten, konnte keiner mehr schießen.«

Ob Joseph Mohr und Franz Gruber in der Ewigkeit Freude beflügelt, weil ihr Lied Menschen glücklich gemacht hat? – Warum nicht! – »Das Ziel eures Glaubens«, so lesen wir im Neuen Testament, ist »der Seelen Seligkeit« (1. Petrus 1,9).

O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit


O du fröhliche,
o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Welt ging verloren,
Christ ist geboren:
Freue, freue dich, o Christenheit!13

O du fröhliche,
o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Christ ist erschienen,
uns zu versühnen:
Freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche,
o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit!
Himmlische Heere
jauchzen dir Ehre:
Freue, freue dich, o Christenheit!

Leid ist ein heiliger Engel. Dieser Gedanke von Adalbert Stifter hatte sich in vielen eingekerbt. Durch Leid sind Menschen mehr über sich hinausgereift als durch alle Freuden der Welt. Das hatten Johann Daniel Falk (1768−1826) und seine Frau Karoline erfahren. Sie hatten vier ihrer Kinder in der Zeit der Freiheitskriege 1813/14 gegen Napoleon verloren. Das bewegt uns noch heute, wenn wir das lesen oder hören. Dass das Ehepaar noch im selben Jahr herumstreunende, verkommene, eltern- und heimatlose Straßenkinder bei sich aufgenommen hat, kann man kaum nachempfinden. Das ist nicht normal. Sie haben sie gewaschen, in den Betten ihrer verstorbenen Kinder gesund gepflegt und ihnen ein Zuhause gegeben.

Zweifellos war Napoleon ein genialer Feldherr, zugleich ein durchgreifender Staatsmann, Reformer, Wirtschafts- und Bildungspolitiker. Viele Europäer wussten deshalb nicht, sollen sie für oder gegen ihn sein. Aber seine Kriegszüge in vieler Herren Länder hatten verheerende Folgen. Scharenweise irrten bettelnd und stehlend zerlumpte und verlauste Kinder durch die Straßen und Orte. Was sollten die Ordnungsämter machen? Sie verjagten sie. Andere sperrten sie ins Gefängnis. Einige Ordnungshüter legten sie in den Stock.

Das Ehepaar Falk war sich von ihrem christlichen Glauben her klar: so löst man das Problem nicht. Sie hatten sich beim Verlust ihrer vier Kinder nicht enttäuscht von Gott abgewandt, sondern sich ihm noch bewusster zugewandt. Sie ergriffen Initiative, um noch mehr Kindern zu helfen. Sie haben mit Freunden und Nachbarn eine Aktionsgemeinschaft gegründet, eine »Gesellschaft der Freunde in Not«. Mit Unterstützung der »Freunde« mieteten sie ein Haus und nahmen immer mehr Kinder auf. Es wurden hundert, bald zweihundert. Es gab Rückschläge und Neuanfänge. Vater Falk und die »Freunde« verbanden mit ihrer Fürsorge eine Schule, auch eine Sonntagsschule, um die Kinder zugleich christlich zu erziehen.

Vor Weihnachten schwillt bekanntlich bei vielen die soziale Ader an. Waisenhäuser und Pflegeheime profitieren davon. Aber das sind nur einmalige Hilfen. Vater Falk wollte den Kindern keine vorübergehende, sondern eine bleibende Liebesbezeugung von Gott geben. Doch 1816 war er krank und ans Bett gefesselt. Da schrieb er ihnen ein Dreifesttagslied für Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Heinrich Holzschuher, der einige Jahre als Sozialarbeiter bei Vater Falk gearbeitet hatte, brachte das Lied 1829 in die heutigen drei Strophen. Überglücklich schrieb Vater Falk einem Freund: »Ich freue mich der inbrünstigen Andacht, mit der die Kinder meine Lieder singen. Sonderlich mit dem Dreifeiertagslied ist es mir geglückt. Ich sprach es den Kindern in der Sonntagsschule zweimal vor. Da konnten sie es alle. Nimmer hätte ich geglaubt, dass mir mein Gott die Gabe der volkstümlichen kindlichen Rede verliehen hätte.«

Bei der Melodie dachte Falk an den kleinen Italienerjungen in seinem Haus. Einmal nur war er mit einem Lied aus seiner Heimat aus sich herausgegangen. Dann war er wieder verstummt. Was mochte dieser Junge erlitten haben! Falk fand die Melodie in dem Buch »Alte Volkslieder«, herausgegeben von Johann Gottfried Herder. Mit ihm war er befreundet. Diese Melodie hatte Herder bei den Fischern auf Sizilien gehört. Sie hatten es jeden Morgen, wenn sie ins Boot stiegen, zu dem Text »O Sanctissima« (von Giovanni da Palestrina) gesungen. Herder hatte es eines der schönsten italienischen Volkslieder genannt. Diese Melodie von dem Italienerjungen unterlegte Falk dem Dreifeiertags-, später »O du fröhliche«-Lied.

1819 verloren Johann und Karoline ihren hoffnungsvollen 17-jährigen Sohn. Er wollte gerade sein Studium beginnen. In sein Tagebuch schrieb der Vater: »Den folgenden Tag kamen noch vier Kinder mit einem Empfehlungsschreiben ihres Pastors. Mein Sohn stand noch auf der Bahre. Wir haben sie nicht abgewiesen. Der Name des Herrn sei hoch gelobt!« Dann starb auch noch die sechsjährige geliebte Tochter, das sechste Kind.

Früher hatte Falk zum Literarischen Freundeskreis Goethes und Herders gehört. Seine Beiträge aber waren satirische Gedichte gewesen. Durch das große Leid, allein im ersten Jahr der Befreiungskriege vier seiner Kinder zu verlieren, fand er den Trost des Glaubens. In sein Tagebuch schrieb er: »Ich habe den Herrn Jesus erst unter dem Kreuz erkannt. So geben meine Lieder einen anderen Klang als früher. Und ich freue mich, dass ich auch den Ton treffe, der den Kindern an das Herz geht … Mir gehen die Augen über, wenn die Kinder mit glückstrahlenden Augen das Lied anstimmen, das ich für sie geschrieben habe.« O du fröhliche.

In dulci jubilo, nun singet und seid froh


1. In dulci jubilo
nun singet und seid froh:
Unsers Herzens Wonne
liegt in praesepio
und leuchtet wie die Sonne
matris in gremio.
Alpha est et O,
Alpha est et...

Erscheint lt. Verlag 10.9.2020
Verlagsort Holzgerlingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Schlagworte Advent • Adventszeit • Anekdote • berühmte Weihnachtslieder • Dichter • klassische Weihnachtslieder • Lieder • Liedtexte • Macht hoch die Tür • Stille Nacht • Vorweihnachtszeit • Weihnachten • Weihnachtszeit
ISBN-10 3-7751-7504-0 / 3775175040
ISBN-13 978-3-7751-7504-3 / 9783775175043
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