Der Templerschatz (eBook)

Eine Spurensuche und Geschichte des ersten Ritterordens und späteren Geheimbunds. Von den Kreuzzügen bis heute. Vollständig überarbeitete Neuausgabe
eBook Download: EPUB
2020
256 Seiten
Bassermann Verlag
978-3-641-26912-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Templerschatz - Tobias Daniel Wabbel
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Der heilige Gral, die Bundeslade, das Grabtuch Christi? Mit hervorragender Sachkenntnis lässt Tobias Daniel Wabbel in seinem Werk die mysteriöse Welt der Tempelritter lebendig werden und legt erstmals plausible Antworten auf eine der großen Fragen der Geschichtsschreibung vor. Entstanden ist ein faszinierendes Buch über die Suche nach dem wahrhaftigen Schatz der Templer.

Tobias Daniel Wabbel, Jahrgang 1973, ist Schriftsteller und studierter Journalist. Sein erfolgreiches Sachbuch 'Der Templerschatz - Eine Spurensuche' erschien 2010 im Gütersloher Verlagshaus. 2006 arbeitete er in 'Cosmic Connexion' mit dem Fernsehsender ARTE zusammen. 2007 erschien in der Sendung 'A40' des WDR Fernsehen ein Portrait über seine Autorentätigkeit. 2010 erläuterte Wabbel in der Dokumentation 'Gottes geheimnisvolle Krieger' des MDR Fernsehen seine Theorie über den Verbleib des Templerschatzes.

Der Autor ist Herausgeber von vier Anthologien mit populären Essays von weltbekannten Autoren, wie etwa Stephen Hawking, Douglas Preston oder Jostein Gaarder. Seine Themenschwerpunkte sind die Rätsel der Menschheitsgeschichte und naturwissenschaftlich-philosophische Grenzfragen.

Prolog

JUNGFRAU UND DRACHE


»Hêr, seht ir vor iu ligen den grâl?«

Parzival, 810, 9

— Wolfram von Eschenbach

Freitag, 13. Oktober 1307

Die Truppen des französischen Königs Philipp IV. stürmen im Morgengrauen das Hauptquartier des Templerordens. Der Überraschungsangriff auf die kleine befestigte Stadt innerhalb von Paris, die als Temple bezeichnet wird, gelingt erschreckend reibungslos. Der Widerstand der Tempelritter ist sehr schnell gebrochen. Zur gleichen Zeit führen die Milizen von Philipp IV. weitere Verhaftungsaktionen im ganzen Land durch.

Zunächst scheint sich der Großmeister der Tempelritter, Jakob von Molay, der ausweglosen Lage nicht bewusst zu sein. Er wähnt sich und seine Brüder durch den Segen von Papst Klemens V., dem sie als einzige Instanz unterstehen, in trügerischer Sicherheit. Jakob von Molay ist Patenonkel einer der Töchter des französischen Königs, der dem Großmeister der Templer erst im Jahre 1303 seinen Schutz garantiert hatte, weil sie – mit Unterbrechung – sein Vermögen verwalteten. Wie konnte der König also so skrupellos handeln? Philipp IV., genannt der Schöne, ignoriert einfach einen wütenden Brief des Papstes.

Als die Milizen von König Philipp IV. in den Temple eindringen, um die Kammern zu plündern, in denen das Gold der Templer lagert, werden sie enttäuscht. Nur ein winziger Bruchteil des unermesslichen Reichtums ist noch vorhanden. Offenbar hatten die Templer vorher das Gold entfernt, wohlwissend, dass die Verzweiflung des Königs ihn dazu verleiten würde, gewaltsam seine leere Staatsschatulle wieder mit frischem Gold aufzufüllen.

Jakob von Molay weiß nun, dass es dem König um das Geld geht, das die Templer seit ihrer Gründung im Jahr 1129 durch großzügige Schenkungen erhielten, aber auch für europäische Adlige und Könige verwalteten und durch Kredite und Darlehen in ganz Europa zu exorbitanten Summen anhäuften – die Templer sind die Erfinder des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. 1307 ist Philipp IV. in akuter Geldnot. Doch die Templer sind reich – das jedenfalls glaubt Philipp der Schöne. Der König hat also keine andere Wahl, als gegen die Templer vorzugehen. Philipp IV. braucht das Geld der Templer. Er selbst hatte in der Vergangenheit vergeblich versucht, ein Ordensbruder der Tempelritter zu werden, um so an die Reichtümer des Ordens zu gelangen. Jakob von Molay hatte Philipps Pläne bislang durchschaut. Doch mit einem solchen perfekt organisierten Schlag wie der Verhaftungswelle vom 13. Oktober 1307 hatte er nicht gerechnet. Bevor Jakob von Molay protestieren kann, werden ihm und 546 weiteren Templern in ganz Frankreich Ketten angelegt.

Nach der Gefangennahme der Templer in Frankreich gibt Papst Klemens V. dem Druck des Königs und dessen listigen Kanzler Wilhelm von Nogaret nach. Er veröffentlicht am 22. November 1307 seine Bulle Pastoralis praeeminentiae. Niemand dürfe sich über die Kirche erheben, auch nicht die Templer. Kein Wort des Papstes über die Unschuld des Mönchsritterordens. Stattdessen befiehlt Klemens V. nun auch die Verhaftung der Templer in ganz Europa und die Enteignung ihrer Besitztümer. Ein überraschender Sinneswandel. Bald darauf werden Templer in England, Irland, Wales, Italien, Deutschland und Spanien verhaftet und der Ketzerei angeklagt.

Der Verhaftungswelle waren entscheidende politische Ereignisse vorausgegangen. Jakob von Molay hatte Philipp IV. im Jahre 1306 im Temple Unterschlupf gewährt, als das hungernde Volk den König durch die Straßen von Paris jagte, nachdem er die Währung abgewertet hatte. Philipp der Schöne muss bei dieser Gelegenheit die Schätze der Templer gesehen haben. Am 8. April 1307 schlug Jakob von Molay trotzig ein Angebot von Papst Klemens V. aus, die Tempelritter mit dem Orden der Johanniter zu vereinigen. Hinter diesem Vorschlag verbarg sich eine hinterlistige Strategie Philipps des Schönen, der die politische Schwäche von Papst Klemens V. ausnutzte. Die Ritter vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem – kurz Johanniter – unterlagen dem direkten Befehl des Königs, der Templerorden nicht. Von Molay wusste, dass eine Vereinigung der Templer mit den Johannitern das Ende aller Privilegien bedeutete. Dazu zählte etwa die Befreiung von allen Steuern, das Recht, eigene Kirchen zu bauen, oder der unbedingte Gehorsam einzig gegenüber dem Papst. Jakob von Molay wusste, dass die Templer im Falle einer Zusage ihre Identität verlieren und zum Spielball des Königs werden würden.1 Also lehnte er das Angebot von Papst Klemens V. ab. Der König schäumte vor Wut, als er von Molays Antwort las, dass ein vereinigter Orden so stark und mächtig sei, dass er seine Rechtegegen jeden, auch den König, verteidigen könne. Eine geschickte Manipulation des Königs.

Als diese List Philipps scheiterte, blieb ihm nur noch ein einziges Mittel, um den Templerorden gewaltsam zu vernichten: die im Mittelalter sehr beliebte Anschuldigung der Ketzerei. Zuvor hatte Philipp IV. mit den Mitteln der Verleumdung und Denunziation gearbeitet, um Papst Bonifatius VIII. zu entmachten, der 1302 forderte, dass die Kirche über jeder weltlichen – und daher auch königlichen – Macht stünde. Philipp IV. ließ Bonifatius kurzerhand verhaften, der einige Wochen darauf schockiert und gebrochen starb.

Philipps Pläne zur Vernichtung der Templer waren bereits so weit gediehen, dass Papst Klemens V. am 24. August 1307 dem Drängen des Königs nachgab, die Vergehen der Templer durch den Großinquisitor Wilhelm Imbert untersuchen zu lassen. Bereits am 14. September 1307 erging der geheime Befehl des durch Kriege hoch verschuldeten Philipp IV. an die Seneschalle und Milizen des Königs im ganzen Land, am 13. Oktober alle Templer im Land zu verhaften.2

Die Anklage besteht aus sieben Hauptpunkten und enthält 127 Unterparagrafen. Die schlimmsten Anschuldigungen lauten: Verleugnung Jesu Christi, der heiligen Jungfrau und der Heiligen durch Spucken oder Urinieren auf das Kreuz; Anbetung eines Götzenbildes; die Ablehnung der Sakramente – und nicht zuletzt homosexuelle Handlungen während des Aufnahmerituals. Man bezichtigt die Templer mithin der schlimmsten Ketzereien, derer man sich im Mittelalter schuldig machen kann. Jakob von Molay ist sich nun schmerzlich bewusst, dass er den König unterschätzt hat.

Der Prozess gegen die Tempelritter zieht sich bis 1312 hin. Die Verhörmethoden sind, gelinde gesagt, fantasievoll: Die Beschuldigten werden an Händen gefesselt, mit Seilen hochgezogen und dann wieder fallen gelassen, sodass die Knochen brechen und Sehnen reißen. Aber auch glühende Eisen, zerquetschte Finger und Füße, herausgerissene Zähne und Haare, Verbrennen der Füße durch glühende Kohlen und Feuer sind im virtuosen Folterrepertoire enthalten. Unter diesen Qualen gestehen die Templer alles. Oftmals genügt die Androhung der Folter, um einzelne Templer gesprächig zu machen oder die bloße Anwesenheit bei der Folterung eines anderen Templers, um jeden Widerstand zu brechen. Was immer sie auch aussagten, die Angeklagten waren bereits verurteilt, bevor sie sich überhaupt verteidigen konnten.3

Doch auch Klemens V. und einige seiner Kardinäle befragen in Poitiers zweiundsiebzig Templer höchstpersönlich – darunter den Großmeister Jakob von Molay. Papst Klemens V. beschließt nach diesen Verhören, den Orden aufzulösen – womöglich, um unangenehmen Enthüllungen über die Kirche zuvorzukommen. Auf einem Konzil im burgundischen Vienne besiegelt er mit den Bullen Vox excelso und Vox clamatis am 22. März 1312 das Ende des Templerordens. Am 2. Mai 1312 übereignet Klemens V. den Johannitern die Besitztümer der Templer mit seiner Bulle Ad providendam.

Knapp zwei Jahre darauf wird Jakob von Molay am 18. März 1314 zusammen mit dem Provinzmeister der Normandie, Gottfried von Charney, auf dem Scheiterhaufen in Paris verbrannt – nachdem sie ihre Geständnisse von Poitiers widerriefen. Eine Legende berichtet, dass Jakob von Molay durch die mörderischen Flammen heraus den Tod von König Philipp IV. und Papst Klemens V. binnen Jahresfrist prophezeit habe.

Am 20. April 1314 stirbt Papst Klemens V. qualvoll. Historiker vermuten ein Dahinsiechen an einer Form der Ruhr. Am 29. November 1314 verunglückt Philipp IV. tödlich bei einem Jagdunfall. Zufall? Wir werden es nie erfahren. Im Jahre 2001 entdeckte die italienische Historikerin Barbara Frale in den Dokumenten des Vatikanischen Geheimarchivs ein verschollenes Dokument, das seitdem als so genanntes Chinon-Pergament für Aufsehen sorgt. Darin teilt Papst Klemens V. mit, dass er die Templer für unschuldig hält.4

Gab es überhaupt einen Schatz? In einer Aussage vor der päpstlichen Untersuchungskommission sagte der Templer Johann von Châlon im Jahr 1308 als 46. Zeuge Folgendes aus: Der Schatz des Großvisitators von Frankreich, Hugo von Pairaud, sei in der Nacht vor der Verhaftungswelle durch Hugo von Châlon und Gerhard von Villers auf drei Karren und mit fünfzig Pferden aus dem Temple zum Templerhafen von La Rochelle gebracht worden. Anschließend seien achtzehn Schiffe mit unbekanntem Ziel ausgelaufen. Im Übrigen verfüge er über Wissen darüber, dass hochrangige Templerbrüder von der bevorstehenden Verhaftung Kenntnis gehabt hätten.5

Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass Hugo von Châlon und Gerhard von Villers mit ihren Pferdekarren die Straßensperren bis zur...

Erscheint lt. Verlag 12.10.2020
Zusatzinfo 42 s/w Abbildungen
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Schlagworte Bundeslade • Burg • Christentum • Dan Brown • Dante • eBooks • Edith Parzefall • Folter • Foltermethoden • Foltermuseum • Friedrich II. • Gaukler • Geheimbünde • gergor vii. • Geschichte • Henkerhaus • Henkerstochter • Hexenverbrennung • Kaiser Friedrich I. Barbarossa • Kloster • Kreuzzüge • Lochgefängnis • Minnesänger • Mittelalter • mittelalter geschichte • Mittelalterliche Welt • Mittelalter Romane • Mönche • Orden • Papst • Raubritter • Ritterburg • Ritterspiele • Rom • Rosenkreuzer • Schisma • Tempelritter • Templer • Templerburgen • Templerkreuz • Templerorden • Templerromane • Templer Romane • Verschwörung
ISBN-10 3-641-26912-1 / 3641269121
ISBN-13 978-3-641-26912-8 / 9783641269128
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