"Dann ist das wohl psychosomatisch!" (eBook)

Wenn Körper und Seele SOS senden und die Ärzte einfach nichts finden - Alles zur Psychosomatischen Medizin
eBook Download: EPUB
2020
400 Seiten
Mosaik (Verlag)
978-3-641-24895-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

"Dann ist das wohl psychosomatisch!" - Alexander Kugelstadt
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SPIEGEL-Bestseller!

Viele Menschen leiden unter Schmerzen und Krankheiten, für die kein Arzt eine Ursache finden kann. Nach einer Reihe von Untersuchungen fällt oft das hoffnungsraubende Urteil: »Dann ist das wohl psychosomatisch!« Die Folge dieser Diagnose sind frustrierte Patienten, die sich jetzt mit ihrem Problem alleine fühlen. So wurde der Begriff »Psychosomatik« für viele Menschen zum Inbegriff von Ausweglosigkeit. Ganz im Gegensatz dazu steht der ganzheitliche Ansatz der modernen Psychosomatik-Forschung. Sie reduziert den Menschen nicht nur auf sein körperliches Leid, sondern führt Psyche und Körper in der Diagnostik zusammen, um den wirklichen Ursprung des Problems zu finden. Der renommierte Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Dr. med. Alexander Kugelstadt ist dem Seelenleben auf der Spur. Er erklärt, wie alles in uns zusammenhängt und warum psychosomatische Erkrankungen keine ausweglose Situation sein müssen.

Dr. med. Alexander Kugelstadt, geboren 1981 in Bremen, ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytiker und Ernährungsmediziner. Er promovierte über das Thema »Psychosomatik in den Medien«, arbeitete mehrere Jahre in der Inneren Medizin der Berliner Charité sowie am Institut für psychogene Erkrankungen der AOK und ist heute Chefarzt der Psychosomatik im ZAR Berlin Spandau. Außerdem veröffentlichte er 2014 den Ratgeber »Berufseinstieg Arzt: Perfekt durchstarten«, ist Supervisor, Dozent und gibt seit 2015 den mit über zwei Millionen Downloads erfolgreichen Podcast »PsychCast« mitheraus. Alexander Kugelstadt lebt mit seiner Familie in Berlin.

Die fabelhafte Welt der Psychosomatik

Was können wir tun, wenn Seele und Körper SOS senden? Das ist die große Frage, die mich als Arzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie jeden Tag antreibt. Die Erzieherin, die sich wie betäubt fühlt, die Anwältin, die panische Angst vor Krebs hat, und der Maurer, der trotz zweifachen Herzinfarkts das Rauchen nicht aufgeben kann. Sie alle suchen, gemeinsam mit uns Ärzten und Psychotherapeuten, nach Lösungen.

Wir wollen uns in diesem Buch gemeinsam Antworten erarbeiten, wie Sie mit dem SOS umgehen können, das Ihre Seele oder Ihr Körper Ihnen womöglich sendet. Psychosomatik ist nicht die Einbahnstraße für psychische Einflüsse auf den Körper, für die sie oft gehalten wird. Sie ist auch kein Sammelbegriff für »hoffnungslose Fälle«. Psyche und Körper wirken bei allen Krankheiten – der einen mehr, der anderen weniger – zusammen. Deshalb kümmern wir uns im Fachgebiet Psychosomatik um all die Situationen, in denen es notwendig oder hilfreich erscheint, diese Zusammenarbeit zu betrachten oder auch zu verändern.

In meinem Sprechzimmer

Weshalb könnte die Erzieherin eine Betäubung so dringend brauchen? Welche tief vergrabenen Erfahrungen hat die Anwältin mit Krankheit und Verlust? Gibt es etwas, das den Maurer innerlich zur Selbstzerstörung antreibt? Und gäbe es für die drei Beispielpersonen Wege, sich aus ihrem Leidensdruck zu befreien?

Wenn Patienten zu mir in die psychosomatische Sprechstunde kommen, besteht wie überall in der Medizin die Grundlage meiner Überlegungen in einer organisch-körperlichen Abklärung und Diagnostik. Aber viele andere Aspekte im Leben eines Menschen lassen sich nicht mit der körperlichen Untersuchung, Labor, Röntgen, Ultraschall usw. erfassen. Diese persönliche Ebene des Menschen, das Kennenlernen seiner eigenen inneren Wirklichkeit, seiner Subjektivität, ist aber essenziell, um ein Konzept oder eine Wanderkarte zu bekommen, um herauszufinden, wie der Weg aus der Symptomfalle aussehen könnte.

Und an dieser Stelle passiert etwas Fabelhaftes (wobei alle medizinischen Fächer ihre fabelhaften Eigenheiten haben): Hier kombinieren wir die objektive, klassische Sichtweise unserer Medizin mit dem Blick in die spannungsgeladene, widersprüchliche Psyche unserer Patienten. Blicke in eine subjektive Welt der Gefühle, Vorstellungen und Erfahrungen, die sich nicht vermessen lässt und für die es kein Richtig oder Falsch gibt.

Wir als Psychosomatiker sind als Person selbst das Untersuchungs- und auch Therapiegerät, weil es bisher keine technischen Geräte gibt, die das können. Da die Erzieherin, die Taubheit empfindet, nicht weiß, warum sie betäubt ist, die Anwältin sich und ihre Angst gar nicht verstehen kann und der Maurer eigentlich gar nicht mehr rauchen will, brauchen wir Wissen und Erfahrungen, um den Ursachen aus der inneren Welt der Leidenden näherzukommen. Dieses Wissen und diese Erfahrungen teilen sich auf in konkret mit dem Patienten Erlebtes oder vom Patienten Erzähltes einerseits und Konzepte, Schablonen und Theorien andererseits, die dem Psychosomatiker helfen, diese Informationen einzusortieren.

Auf »Weltreise« mit Ihnen

Etwas über die Konzepte, Schablonen und Theorien der Psychosomatischen Medizin zu erfahren kann bei Ihnen den Aha-Effekt auslösen. Häufig ist das die erste Erleichterung, die auch meine Patienten erleben, weil die Situation aus einer anderen Perspektive etwas mehr Sinn ergibt und auch wieder handhabbarer erscheint.

In diesem ersten Buchteil möchte ich mich deshalb mit Ihnen auf eine kleine Weltreise durch die Psychosomatik machen. Weltreisen haben die Eigenschaft, dass man nicht überall anhält. Das wollen wir auch nicht tun, aber ich möchte Ihnen meine Lieblingsplätze zeigen, die exemplarisch für das große Ganze stehen können, das aufgrund seiner Komplexität sowieso nicht zu erfassen ist.

Lassen Sie uns an den Anfang des menschlichen Lebens reisen, um zu schauen, wie Sie die oder der wurden, die bzw. der Sie sind (in Teil eins siehe hier). Machen wir dann einen Abstecher in die Welt der Gefühle (ab hier), die genau zwischen dem Körpererleben und dem psychischen Erleben beheimatet und damit der Stoff sind, aus dem psychosomatische Beschwerden gewebt werden.

Wer psychischen Stress erlebt, bekommt laut einer Studie nach Kontakt mit Schnupfenviren deutlich häufiger eine Erkältung2 als Menschen mit niedrigem Stresslevel. Wir werden ab hier der Frage nachgehen, ob und wie Psychosomatik funktioniert und welche Systeme Körper und Seele verbinden. Es wird gegen Ende unserer Reise darum gehen, was die Psyche krank macht (ab hier).

Wir beginnen unser Abenteuer mit einer kleinen Zeitreise und machen uns auf die Spuren der modernen Psychosomatik und der ewigen, nicht nur medizinischen, sondern auch philosophischen Frage, wie das Verhältnis zwischen Körper und Psyche beschaffen ist.

Körper und Seele: Eine Liebesgeschichte

Der zweigeteilte Mensch

Denken Sie bitte kurz über etwas nach: Wann hatten Sie zuletzt ein körperliches Symptom, das Ihnen nicht erklärlich war? Stellen Sie sich dieses Symptom vor. Vielleicht war es ein Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Schwindel oder ein Kopfschmerz, dessen Ursache ein Rätsel blieb. Bleiben Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit eine Weile bei diesem Symptom und unterbrechen Sie kurz, bevor Sie weiterlesen.

Glauben Sie, dass dieses Symptom von Ihrer Psyche ausgelöst worden sein könnte? Oder würden Sie sagen, dass es so heftig war, dass Ihre Psyche dazu nicht in der Lage wäre?

Jetzt denken Sie bitte an Ihre letzte Grippe mit Schüttelfrost und Fieberträumen oder einen unangenehmen Zahnarztbesuch, vielleicht mit dem Ausgraben eines Zahnes, bei dem Ihre Kieferknochen richtig vibriert haben. Bleiben Sie wieder kurz bei dieser Erinnerung und versetzen Sie sich in diesen körperlich wirklich unangenehmen Zustand hinein.

Wie ging es Ihnen dabei psychisch?

Es ging Ihnen wahrscheinlich schlecht. Sie waren unwirsch und nörgelig. Aber wieso eigentlich? Ihre Psyche war doch gar nicht betroffen, es ging doch um Ihren Körper …

Woher die Trennung von Körper und Geist kommt

Über die Verbindung zwischen Psyche und Körper und ihre Auswirkung auf unser Leben haben die Menschen in allen Epochen nachgedacht. Auch wir kommen jetzt in den Genuss, über ein paar grundsätzliche Fragen rund um Körper und Psyche zu philosophieren.

Als ich vor einiger Zeit als Stationsarzt in einer großen Krankenhausabteilung für Psychosomatik gearbeitet habe, war es oft ein richtiger Balanceakt, zu einer guten und vernünftigen Diagnose zu kommen. Ob der Patient mehr psychische oder körperliche Ursachen für seine Symptome hatte, war häufig nicht ohne Weiteres herauszubekommen, manchmal gar nicht. Was bringt es denn auch einem Patienten zu hören, seine Beschwerden könnten psychisch bedingt sein, wenn er selbst nicht daran glaubt? Die einzige Folge wäre, dass er sich falsch verstanden fühlt, sich abwendet und den nächsten Arzt aufsucht. Es ist einfach logisch, dass Patienten das Weite suchen, wenn sie annehmen müssen, ihnen soll etwas ans Zeug geflickt werden, das nichts mit ihnen zu tun hat.

Daneben gibt es Patienten, die glauben, psychisch krank zu sein, und alle möglichen Gründe für ihre Körperleiden in der Psyche finden – die sich aber nie gründlich körperlich haben untersuchen lassen. Nicht selten treiben Patienten, die eine körperliche Krankheit haben, wie zum Beispiel Bluthochdruck, eine Magenentzündung oder Diabetes, zusätzlich durch Stress und Hektik sowie bestimmte Verhaltensweisen den Blutdruck oder den Zucker weiter in die Höhe. Man erkennt die Betroffenen gut daran, dass sie während der Visite E-Mails schreiben oder »unbedingt kurz mal eben den Anruf annehmen« müssen. Sie haben häufig nicht gelernt, dass sie selbst auch wichtig sind und dass sie sich um sich selbst kümmern können.

Ob nun mehr die Psyche oder mehr der Körper für eine Krankheit die Schuld haben soll, führte in meiner Zeit als Stationsarzt zu ständigen Reibereien zwischen dem Pflegepersonal, den Patienten, den Stationspsychologen, den Kreativtherapeuten und uns Ärzten. Es war manchmal wie Tauziehen: Wer hat die besseren Beweise? Auch ich selbst schwankte innerlich; mal war ich offener für die seelischen Gründe, mal mehr für die körperlichen. Meine Freunde konnten ein Lied davon singen, wie ich manchmal der rationale Arzt war, mich strikt an objektiven Befunden wie Labor und Ultraschall orientierte – und manchmal die Zwischentöne mehr an mich heranließ. Dann hatte ich das Gefühl, dass mir die subjektive Geschichte der Patienten und ihre innere Welt aus Gefühlen am ehesten einen Weg zur Heilung aufzeigen würde.

Psyche und Körper sind in unseren Köpfen oft Gegensätze – und auch in unserem Gesundheitssystem.

Woran liegt das?

Historie

Die Geschichte von Körper und Psyche ist eine, die immer wieder neu erzählt wird. Es ist eine Liebesgeschichte von zweien, die sich suchen, aber nie wirklich gefunden haben, weil die Kluft zwischen ihnen über Jahrhunderte tief in unsere Köpfe eingebrannt wurde.

Exkurs:
Das cartesianische Weltbild – wie Körper und Seele getrennt wurden

Der Philosoph René Descartes hat unser Denken über den Körper und die Seele geprägt – und prägt es bis heute. Er lebte von 1596 bis 1650 und beschäftigte sich angesichts des kirchlichen Machtverlustes und den dadurch...

Erscheint lt. Verlag 5.10.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Ängste • Corona • eBooks • Gesundheit • Infektionsangst • Körper • Krankheit • Psyche • Psychoanalyse • Psychologie • Psychosomatik • Ratgeber • Resilienz • Seele • SPIEGEL-Bestseller • Therapie
ISBN-10 3-641-24895-7 / 3641248957
ISBN-13 978-3-641-24895-6 / 9783641248956
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