Die Magie unserer Sinne (eBook)

Warum wir ohne sie nicht lachen, lieben, leben können - Wie wir sie wiederentdecken und richtig nutzen
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
400 Seiten
Goldmann (Verlag)
978-3-641-23817-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Magie unserer Sinne -  Ragnhild Schweitzer,  Jan Schweitzer
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Die Nase hilft uns beim Abnehmen, die Augen schützen uns vor Depression und die Haut führt uns zum Erfolg: Unsere Sinne eröffnen uns ungeahnte Möglichkeiten. Doch sie agieren im Verborgenen. Wir sind uns ihrer meist nicht bewusst, benutzen sie kaum noch richtig und verpassen dadurch vieles in unserem Leben. Den Ärzten und Journalisten Ragnhild und Jan Schweitzer hat ein Erlebnis mit ihren Kindern mehr als nur die Augen geöffnet, und so haben sie sich auf die Suche nach den Sinnen ihres Lebens gemacht. Wissenschaftlich fundiert, unterhaltsam und mit vielen Tipps zeigt dieses Buch, welch ein Geschenk die Sinne sind. Wer sie auch nur ein wenig pflegt, wird mit faszinierenden und glücklichen Momenten belohnt und hat ein reicheres Leben.

Dr. med. Ragnhild Schweitzer hat Medizin studiert und als Ärztin im Krankenhaus gearbeitet, bevor sie nach einem journalistischen Volontariat als Fachredakteurin für Medizin tätig war. Seit 2009 ist sie als Medizinjournalistin selbständig und schreibt unter anderem für die ZEIT oder STERN GESUND LEBEN. 2017 hat sie als Buchautorin zusammen mit ihrem Mann den Bestseller »Fragen Sie weder Arzt noch Apotheker« geschrieben. Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

Vorwort


Wie der »Pfad der Sinne«
zum Desaster wurde


Während Sie jetzt gerade dieses Buch in den Händen halten, arbeiten Ihre Sinne auf Hochtouren: Sie sehen den Umschlag, tasten den Karton, hören das Rascheln der Seiten beim Umblättern und riechen den Duft des bedruckten Papiers. Ganz abgesehen davon, dass Sie ohne Ihren Gleichgewichtssinn nicht aufrecht vor dem Bücherregal stehen könnten und wohl gar nicht erst in die Buchhandlung gekommen wären. Wir sind Ihren Sinnen also sehr dankbar, dass sie Sie zu unserem Buch geführt haben, auch wenn Sie das selbst wahrscheinlich gar nicht bewusst wahrgenommen haben. Und weil sich niemand ausgeschlossen fühlen soll, möchten wir hinzufügen: Letzteres gilt natürlich auch für die Leser, die einen Kindle oder ein ähnliches Gerät benutzen und ihre Sinne damit etwas weniger fordern – Hauptsache, Sie schenken ihnen jetzt gerade Aufmerksamkeit.

Denn die haben unsere Sinne mehr als verdient. Sie sind unsere Fenster zur Innen- und Außenwelt, lotsen uns Sekunde um Sekunde durch das Leben. Ohne sie wären wir verloren, würden uns verletzen, vergiften, könnten nicht lachen, nicht lieben – nicht leben. Das ist uns nur meist nicht bewusst. Auch wir haben unseren Sinnen jahrzehntelang kaum Aufmerksamkeit geschenkt, haben uns nicht um sie gekümmert und sie kaum noch richtig benutzt. Erst durch die Arbeit an diesem Buch haben wir wieder gelernt, sie wertzuschätzen, sie bewusst zu gebrauchen, um die Welt in ihren vielen Facetten wahrzunehmen und das Leben mehr zu genießen.

Die Idee für dieses Buch hatten wir, als wir eigentlich nur einen schönen Nachmittag mit unseren Kindern im Wildpark verbringen wollten. Doch dort erlebten wir auf dem »Pfad der Sinne« zwischen Wildschweingehege und Voliere der Riesenseeadler ein absolutes Desaster:

Paul, damals fünf Jahre alt, ging voran. Wir hatten verabredet, dass er immer als Erster die kleine Klappe der fünf Riechkästen, die dort bereitgestellt waren, beiseiteschob, schnupperte, Papa ins Ohr flüsterte, was er erkannt hatte, und dann zusammen mit ihm den Deckel hob und nachschaute. Nach jedem Kasten sollten die beiden eine Pause machen, dann war ich, Ragnhild, an der Reihe. Um das Ganze etwas spannender zu machen, traten wir gegeneinander an und zählten die richtig erkannten Dinge als Punkte, hinterher sollte ein Gewinner gekürt werden. Das war Papas Idee, Paul war natürlich gleich Feuer und Flamme, ich fügte mich dem Schicksal und sagte: »Klar, gerne, das macht sicher Spaß!« Wer schon einmal »Mensch ärgere Dich nicht« mit unserer Familie gespielt hat, weiß, dass aus Spaß ganz schnell blutiger Ernst werden kann, aber ich feuerte mich innerlich an: »Der ist fünf Jahre alt, das schaffst du locker!«

Kasten Nummer eins: Paul schob die Klappe zur Seite, schnupperte, hüpfte aufgeregt – ein untrügliches Zeichen dafür, dass er sich ganz sicher war – und flüsterte Papa ins Ohr. Der grinste, hob den Deckel des Kastens, grinste noch breiter. Dann klatschten die beiden sich ab, als hätten sie eben den Siegtreffer im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft vorbereitet und geschossen, traten zur Seite und schauten mich triumphierend an. Ich stellte mich vor den Kasten, sog und blies noch einmal die frische Waldluft durch meine Nase, um sie optimal vorzubereiten, und begann, an der geöffneten Luke des Kastens zu riechen. Was war das denn? Ich roch ein zweites Mal, ein drittes, ja sogar ein viertes Mal. Was konnte das sein? Ich kam nicht drauf. »Radiergummi?!?«, sagte ich leise und spürte schon das Stereogrinsen in meinem Rücken, als ich den Deckel hob und nachsah. Es war Bienenwachs. Na klar war das Bienenwachs! Jetzt, wo ich es sah, fiel es mir wie Schuppen von der Nase. Wie konnte ich mich so täuschen lassen! Radiergummi? Pah, stümperhaft von mir, aber danach hatte es für mich nun mal gerochen. Kasten Nummer zwei, drei und vier ließen mich genauso scheitern und Paul triumphieren wie der erste. Blind erkannte ich weder Heu, Rose noch Nelken. Zumindest an den Nelken scheiterte auch Paul, Heu und Rose erroch er aber mit einer für mich unerträglichen Sicherheit. Mittlerweile stand es also drei zu null für Paul. Ich wurde wütend: Verdammt, wie konnte das sein? Wie konnte ein Fünfjähriger die viel längere Riecherfahrung einer 36-Jährigen in den Schatten stellen. Litt ich an einer Riechstörung? Nein, eher nicht. Denn sobald ich sah, was vor mir lag, konnte ich den Geruch ja genau zuordnen. Es lag wohl eher daran, dass Paul noch mit offener Kindernase durch die Welt ging und im Kindergarten oft mit den Erzieherinnen spielerisch Gerüche übte und erriet. Und ich, ich vernachlässigte meinen Geruchssinn sträflich.

Es blieb aber noch ein letzter Kasten übrig. Also der Kasten, an dem ich nicht noch einmal scheitern wollte. Paul hüpfte schon wieder sein aufgeregtes Ich-hab’s-erraten-Hüpfen, und Papa grinste sein Er-hat’s-erraten-Grinsen, als ich das letzte Mal an der Reihe war. Meine Niederlage war mir mittlerweile schon total egal, jetzt ging es nur noch um mich und um meine 36-jährige Nase (und vielleicht ein bisschen um die Ehre). Mein Geruchssinn durfte mich nicht noch einmal enttäuschen. Ich trat vor den Kasten, schaltete alles um mich herum aus, konzentrierte mich vollkommen auf das Riechen, ich war quasi nur noch eine einzige Nase. Und tatsächlich: Schon beim ersten Schnuppern war ich mir sicher: »Pfefferminze! Ja, das ist Pfefferminze! Gott sei Dank!« Und ich lag richtig.

Als wir abends im Auto saßen und zurück nach Hause fuhren, schlief Paul beseelt von seinem Erfolg auf dem Rücksitz ein, und mein Mann sagte grinsend: »Ich hätte es auch nicht besser gekonnt als du! Es wird wohl höchste Zeit, dass wir uns mal wieder besinnen!« Und damit hatte er recht. Denn auch auf dem Barfuß-Parcours, einem weiteren Bestandteil des »Pfads der Sinne«, auf dem man mit verbundenen Augen den Untergrund mit nackten Füßen erkennen musste, hatte Paul mich eiskalt hinter sich gelassen. Ich hatte der Revanche zugestimmt, weil mein Sohn sie sich so sehr gewünscht hatte, obwohl ich nach dem Riechdesaster nur noch wenig Lust verspürte. Aber was tut man nicht alles, um seine Kinder glücklich zu machen … Dort steckte ich die zweite bittere Niederlage dieses Tages ein. Das Einzige, was ich erkannte, war Sand, während Paul auch Blätter, Moos, Stroh und Kastanien mit seinen Fußsohlen richtig erspürte. Und wieder war es kein Wunder, dass er besser war als ich. Denn während ich höchstens mal am Strand barfuß lief, war mein Sohn dank Fußbodenheizung im Kindergarten jahrelang jeden Tag dort ohne Strümpfe und Schuhe unterwegs. Und auch im Garten oder auf dem Spielplatz lief er oft barfuß. Mein Mann und ich nahmen uns jetzt vor, zumindest in der Wohnung öfter mal mit nackten Füßen herumzulaufen und generell all unseren Sinnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Und so war sie geboren, die Idee für dieses Buch.

Sie brauchte allerdings noch ein wenig (okay, wir geben es zu: ziemlich viel) Zeit, um in die Realität umgesetzt zu werden: Seit diesem Tag im Wildpark sind weit mehr als zehn Jahre vergangen. Denn leider sind wir Weltmeister im Aufschieben: »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen« steht in großen Buchstaben auf unserer Stirn geschrieben. Das betrifft nicht nur Alltägliches wie Aufräumen oder die alljährliche Steuererklärung, sondern leider auch wichtige Dinge, zum Beispiel dieses Buch über die Sinne zu schreiben. Das soll jetzt keine Entschuldigung sein, aber wie so viele Ideen musste auch diese bis zu ihrer Verwirklichung einfach noch jahrelang in uns ausharren und geduldig anstehen hinter Job, Kindern und Alltag. Denn die forderten uns schon genug – wo sollten wir da noch die Zeit hernehmen, uns um unsere Sinne zu kümmern? Rückblickend können wir nur sagen: Schön blöd! Hätten wir nämlich schon damals gewusst, wie sehr es unser Leben bereichern würde, unseren Sinnen dank der Recherche, der Selbstversuche, der einfachen Übungen und Tipps wieder mehr Beachtung zu schenken – wir hätten keinen Tag verstreichen lassen, sondern noch am Abend des Wildparkbesuchs mit dem Buchprojekt begonnen! Eigentlich hatten wir auch schon im Medizinstudium mit Begeisterung gelernt, wie perfekt unsere Sinne funktionieren und welche Wunder sie tagtäglich vollbringen. Und später als Ärzte im Krankenhaus haben wir erlebt, welche Probleme Patienten haben, bei denen neurologische Erkrankungen das feine Zusammenspiel der Sinne stören. Uns war also durchaus bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, was da in unserem Körper passiert. Dass das Gehirn Höchstleistung vollbringt, indem es Reizimpulse, die von den Sinnesorganen kommen, in Eindrücke und Empfindungen verwandelt, die uns jede Sekunde unseres Lebens ein stimmiges Bild unserer Umwelt und unseres Inneren vermitteln. Doch trotz dieses Wissens haben der Alltag und die moderne Technik uns einfach vergessen lassen, welche Möglichkeiten da in uns schlummern und mit welch einfachen Mitteln sich das Können unserer Sinne ausschöpfen lässt.

Vielleicht geht es Ihnen ja auch so. Oder Sie sind einfach neugierig geworden und wollen mehr darüber erfahren, wie wir unsere Umwelt, unsere Mitmenschen und unseren eigenen Körper wahrnehmen und wie sehr das Wissen um unsere Sinne unser Leben beeinflussen kann. Dann freuen wir uns, dass Sie jetzt unser Buch in den Händen halten. Mit dem möchten wir Sie nicht nur unterhalten, sondern vor allem besinnen, von A (wie Apfelkuchen als Krisenhelfer) bis Z (wie Zähmen eines Ohrwurms).

Zwei gute Nachrichten haben wir schon jetzt für Sie: Es ist nie zu spät, die Sinne zu schärfen. Und es kostet nur wenig Mühe, sich von ihnen...

Erscheint lt. Verlag 18.4.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte 2022 • Beziehung • Beziehungsratgeber • eBooks • Eltern • Familie • Fühlen • Gesundheit • Hören • Kinder • Körper • Nähe • Neuerscheinung • Riechen • Schmecken • Sehen • Sinne
ISBN-10 3-641-23817-X / 364123817X
ISBN-13 978-3-641-23817-9 / 9783641238179
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