Schnell.liebig (eBook)

Das Herz will wieder riskiert werden

(Autor)

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2020 | 1. Auflage
256 Seiten
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95910-267-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schnell.liebig -  Lina Mallon
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Die »Generation Beziehungsunfähig« hängt heute immer noch auf Tinder fest und verpasst dabei die großen Gefühle. Lina Mallon plädiert in ihrem ersten Buch dafür, sich wieder kopfüber in die Liebe zu stürzen, ohne Netz und doppelten Boden. Sie räumt mit Datingmythen auf, erzählt, wie sich die Suche nach der großen Liebe wirklich anfühlt, teilt Anekdoten von miesen oder guten Dates und schmerzhaften Trennungen. Und sie stellt immer wieder fest: Wir sind wirklich verdammt »schnell-liebig« geworden, geben viel zu schnell auf, wenn uns eine Kleinigkeit nicht passt, und wischen einander vom Bildschirm wegen Oberflächlichkeiten. Wo soll da Liebe entstehen? Lina Mallon schreibt über das Datingverhalten einer Generation, die kein Problem damit hat, Single zu sein, aber trotzdem sehnsüchtig nach Liebe ist. Auch wenn sie erst wieder lernen muss, das zuzugeben. Sie erzählt vom Leben als Single in Hamburg, irgendwo in den Zwanzigern, zwischen den Stühlen und gar nicht mehr so weit weg von der eigentlichen Lektion: Am Ende ist es wichtig, bei sich selbst anzukommen. »Schnell.liebig« ist ein Plädoyer dafür, dass Liebe nicht gesucht, sondern riskiert werden will.

Lina Mallon ist freiberufliche Autorin, Kolumnistin und Fotografin, die in Hamburg und Kapstadt lebt. Während einer ihrer Reisen verliebt sie sich ungeplant, aber dafür Hals über Kopf in Südafrika. 2019 entscheidet sie sich dazu, ihre Auswanderung zu planen. Lina Mallons Bücher »schnell. liebig«, »zweit.nah« und »30 Women« sind SPIEGEL-Bestseller.

Lina Mallon ist freiberufliche Autorin, Kolumnistin und Fotografin, die in Hamburg und Kapstadt lebt. Während einer ihrer Reisen verliebt sie sich ungeplant, aber dafür Hals über Kopf in Südafrika. 2019 entscheidet sie sich dazu, ihre Auswanderung zu planen. Lina Mallons Bücher »schnell. liebig«, »zweit.nah« und »30 Women« sind SPIEGEL-Bestseller.

Die Mitte des Bettes


Vier Jahre waren wir zusammen, am Schluss trennen wir uns in einer direct message. Wobei ich mir bis heute nicht sicher bin, ob er weiß, dass ich mich wirklich trenne, als ich auf sein »Weißt du was, ich hab keinen Bock mehr auf das alles« mit »o. k.« antworte. Es ist nicht das erste Mal, dass einer von uns dem anderen das Ende an den Kopf wirft, es ist nur das erste Mal, dass zumindest ich es auch so meine.

Unsere gemeinsamen Freunde glauben an einen üblen Streit, als er am Abend nicht an meiner Seite in der Bar auftaucht, einige sprechen von einer Phase, andere von dem »Mist«, den Dominik vermutlich »mal wieder« gebaut hat. »Das wird schon wieder«, finden sie und nicken mir zu wie eine sich gegenseitig zustimmende Herde, die sich aneinander anpasst, um bloß nicht einzeln konfrontiert zu werden. Wir sind das Paar, bei dem man schon lange aufgehört hat, sich einzumischen, vielleicht, weil wir am Ende doch fast immer gemeinsam nach Hause gegangen sind, obwohl es unübersehbar ist, dass wir ohne den anderen viel unterhaltsamer sind. Dass wir zusammengehören, findet also zum Glück niemand mehr, dem müsste ich sonst die unbequeme Wahrheit überbringen, dass der einzige Grund dafür, dass Dominik und ich noch immer in der gleichen Wohnung lebten und die Festtage miteinander verbrachten, der war, dass ich bisher noch keinen Grund dagegen gefunden hatte. Zumindest keinen, der gut genug war.

Sicher, es hätte eigentlich reichen sollen, dass ich meinen Freund schon seit Monaten nicht mehr außerhalb unseres Wohnzimmers und ohne seine Jogginghose gesehen hatte – dass wir uns mit unserer Beziehung nur noch so viel Mühe gaben wie Gruner + Jahr beim Text der jährlichen Weihnachtskarte, hätte ein Zeichen sein sollen. Dass er seine Wochenenden immer öfter ohne mich und gut zweihundert Kilometer entfernt verbrachte, oder dass ich mich längst in einen anderen verknallt hatte, in einen, der nicht viel mehr Qualitäten brauchte, als zu bemerken, dass ich mir einen Pony geschnitten hatte. Das allein reichte für mich schon zum trennenden Unterschied.

Für Dominik war ich wie ein Möbelstück geworden, das da irgendwo am immer gleichen Fleck des Augenwinkels stand, manchmal redete, aber neuerdings immer länger schwieg, wenn er sich nach einem Tag in der Uni, nach einem Abend mit den Jungs oder einem Wochenendtrip an die Nordsee wieder aufs Sofa neben mich fallen ließ. Dass ich irgendwann nicht mehr da war, bemerkte er viel zu spät. Er bemerkte es erst, als ich eine Woche lang nicht mehr in unsere gemeinsame Wohnung zurückkehrte, vielleicht aber auch nur, weil er eines Abends auf meinem zurückgelassenen Laptop den Beweis dafür fand, dass ich gerade neben einem anderen Mann lag. Am nächsten Morgen wussten es dann auch alle anderen.

Solange es nicht auf sozialen Netzwerken steht, ist es eh nicht passiert, beschreibt das Trennungsgefühl unserer Generation. Im Jahr 2019 erfährst du nicht mehr gemütlich bei einer Tasse Kaffee, dass deine gute Bekannte ihre Verlobung gelöst hat, du erfährst es, weil sie am Tag nach der Trennung um 07.02 Uhr auf Instagram und in einem hektisch getippten story-slide nach einer »1–2-Zimmer-Wohnung, gerne mit Balkon, aber kein Muss, in Altona, Eimsbüttel oder der Schanze, bis siebenhundert Euro warm«, sucht. Du erfährst von der Trennung deines guten Freundes Jonas, der seit dem Abiball 2014 sein Profilbild nicht mehr aktualisiert hat, weil er es gerade durch ein Selfie und mit nachdenklichen Lyrics ersetzt hat.

Du weißt, dass deine Kollegin Laura wieder Single ist, weil sie sich in den letzten drei Postings, die ungewöhnlich dicht aufeinanderfolgten, jeweils in unterschiedlichen Bars möglichst wirksam verlinkt, markiert und sich für das unsortierte Gruppenfoto gut positioniert hat, während noch vor gut drei Wochen ihr monatliches Posting-Highlight das Sonntagsfrühstück im Bett war. Wir müssen unseren Beziehungsstatus nicht mehr ändern. Unser wiederentdecktes Sozialleben übernimmt die Verkündung ganz allein! Je höher die Selfie-Quote, desto düsterer steht es um die Langzeitbeziehung. Ich behaupte, dass ich heute in vier von fünf Fällen nur anhand eines Social-Media-Auftritts den Zustand einer Beziehung erkennen kann, vor allem dann, wenn sie gescheitert ist. (Ich wünschte, dieses Talent wäre finanziell nutzbar.)

Um unser Ende zu erkennen, brauchte es keine Fähigkeiten, keinen Blick zwischen die Zeilen. In fetten, öffentlichen Lettern hatte Dominik auf seiner Pinnwand nicht nur detailliert seine Entdeckung geteilt, sondern ebenfalls seinen verständlichen Ärger darüber, dass er bis gestern noch an meine Rückkehr geglaubt hatte, während ich 120 Kilometer entfernt und mit 14 verpassten Anrufen auf dem Sperrbildschirm in einem Paar Armen aufwachte, das nicht ihm gehörte.

»Ich weiß nicht, was du willst, du hattest doch Schluss gemacht«, war mein einziger, trotziger Kommentar, als wir uns schließlich persönlich und unversöhnlich gegenüberstanden. Ich hatte nicht vor, mich mit unserer Trennung auseinanderzusetzen, ich war froh und erleichtert, sie endlich hinter mir zu haben. Das klingt so viel abgeklärter, als ich es eigentlich bin. Ich glaube, ich hatte mich in meinem Inneren so oft von Dominik getrennt, so oft wegen ihm geweint, so viel um ihn gekämpft und dann doch gegen sein wechselhaftes Ego oder eine unbekannte Frau verloren, meine Wunden waren in dieser Beziehung so tief eingebrannt, dass es am Ende gar nicht mehr um Liebe, sondern nur noch um Bequemlichkeit, um unsere gemeinsam eingerichtete Wohnung, um bisher geteilte Kosten, um ausschließlich Materielles, um ein paar letzte Wenn und Abers ging. Es war ungefähr so, als würde man Ware bei H&M zurückgeben, deren Rückgabefrist längst verstrichen war. Man scheut sich davor, man hätte es gern hinter sich, man muss ein bisschen diskutieren, sich stur stellen, und schließlich verlässt man das Geschäft ein bisschen beschämt über die gespielte, aber nötige Arroganz der Situation und in der Hoffnung, die Kassiererin so schnell nicht wiederzusehen.

Eine Woche lang versuchte Dominik, mich zurückzugewinnen, vier Wochen später hatte er eine neue Freundin, Mitte März zog er aus und unsere gemeinsamen Möbel bei ihr ein – erst im April sehe ich ihn wieder.

»Ich kann nicht glauben, dass er die Mustertapete von der Wand gelöst und die IKEA-Gläser aufgeteilt hat, aber fast seine gesamten Winterklamotten hierlässt.« Anika schmeißt Schals, Mützen und einen schweren Parka in eine der leeren Umzugskisten, die Dominik in unserem alten Wohnzimmer, in meinem neuen leeren Raum zurückgelassen hat.

»Du weißt erst, dass es wirklich vorbei ist, wenn er das Pokal-Sortiment ausräumt. Und wenn er sogar die Melitta-Filter mitnimmt, dann kannst du sicher sein, dass er auch nicht mehr zurückkommt«, sage ich.

»Und das ist okay?«

»Ja. Sehr sogar.«

»Lügst du?«

»Nein, ich mein es wirklich. Ich bin froh, dass er weg ist, dass das jetzt alles wieder meins ist. Dass ich mich nicht jedes Mal schuldig fühlen muss, wenn ich …«

Mein letzter, unbeendeter Satz hallt über die Dielen bis zur gegenüberliegenden Wand. Und erst jetzt fällt es mir auf. Bis vor ein paar Wochen hatten vier weiße Holzbuchstaben auf der kleinen Zierleiste über unserer Frühstücksecke gestanden. Ein H, ein O, ein M und ein E.

Seit Dominiks Auszug fehlte einer. Das M.

Irgendwie clever. Wir verkleben die Kiste und tragen sie in den Flur und bis vor die Tür. Seinen Schlüssel will er heute Abend abgeben, schreibt er. Und außerdem auch noch kurz mit mir reden.

»Hi«, sagen wir beide, und niemand fragt: »Wie geht’s dir?« Wir stehen einfach unbequem im Hausflur, jeder auf seiner Seite der Schwelle, dort, wo es zumindest sicher wirkt. Ich schiebe die Kiste mit meinem Fuß ein bisschen dichter auf ihn zu.

»Hier, das hast du noch im Schrank vergessen. Wintersachen und so.«

Er zieht die Sachen zu sich und einen Brief aus seiner Jackentasche.

»Kannst du das hier unterschreiben?«

»Was ist das?«

»Nur ’ne Erklärung, damit ich aus dem Mietvertrag kann. Weil – ich wohn ja nicht mehr hier.« Ich falte die Papiere auseinander, als ich bemerke, dass sein Blick auf mein Klingelschild fällt.

»Du konntest es offenbar kaum erwarten«, er zeigt mit dem Finger auf meinen Namen, unter dem seiner nicht mehr steht – und schüttelt den Kopf.

»… sagt der Mann, der heute Morgen das Frühstück nicht nur seiner neuen Freundin, sondern halb Instagram auf unseren gemeinsamen Möbeln serviert hat.« Ich blättere bemüht unbeeindruckt weiter durch den Aufhebungsvertrag und meine verletzten Gefühle, als er auf einmal laut wird.

»Willst du mich verarschen? Hast du jetzt echt geglaubt, ich heul dir ewig hinterher? Du hast aus dem Nichts beschlossen, dass ich dir nicht mehr gut genug bin. Was willst du eigentlich von mir? Du hast mich aus meiner eigenen Wohnung geschm…«

»Du bist freiwillig ausgezogen, Dominik. Und du sitzt freiwillig wieder in einer neuen Beziehung, in einem neuen Wohnzimmer.«

»Ja, weil ich wusste, dass ich nicht gewinne. Dass ich diese Wohnung nicht gewinne. Dass du mich nicht gewinnen lässt, so wie du niemanden gegen dich gewinnen lässt, wenn du dich erst mal für einen Kampf entschieden hast.«

»Ich kämpf doch gar nicht gegen dich.«

»Stimmt, du hast ja auch längst gewonnen, dich entschieden. Von heute auf morgen.«

»Unsere Trennung war kein kalter Entzug, das war keine Überraschung, du kannst doch nicht wirklich finden, dass sie einfach so über uns hereingebrochen ist?«

Er zuckt mit den Schultern und fixiert die Türschwelle. Ein paar Sekunden lang...

Erscheint lt. Verlag 3.4.2020
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Achtsamkeit • Dating • Eden Books • Einsamkeit • Fehltritte • Generation Beziehungsunfähig • Generation Y • Liebe • Online-Dating • Partnerschaft • Partnerwahl • Ratgeber • Schnellliebig • Selbstliebe • Selbstwertgefühl • Single • Singleleben • tinder • Twentysomething • wahre Liebe
ISBN-10 3-95910-267-4 / 3959102674
ISBN-13 978-3-95910-267-4 / 9783959102674
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