Kultur, Fortschritt und Reziprozität

Der Autor untersucht umfassend den voelkerrechtlichen Begriff des "zivilisierten Staates". Dieser Begriff hat bis zum 20. Jahrhundert eine ganze Epoche beherrscht. Mit ihm wurde im klassischen Voelkerrecht die rucksichtslose Kolonialpolitik Europas legitimiert, indem nur "zivilisierte" Staaten zum Voelkerrecht zugelassen wurden. "Barbaren" und "Halb-Zivilisierte" wurden ausgegrenzt, ihr Land als terra nullius betrachtet.

Die Untersuchung geht folgenden Fragen nach: Sind die Wurzeln des Rechtsbegriffs des "zivilisierten Staates" bereits in der zweiten Scholastik zu finden? Wie ist der Begriff als voelkerrechtlicher Rechtsbegriff entstanden? Gab es im klassischen Voelkerrecht einen einheitlichen Begriff des "zivilisierten" Staates? Aus welchen Grunden hat der Begriff im heutigen Voelkerrecht seine einstige Bedeutung verloren?