Bronzevogel (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
720 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98511-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bronzevogel -  Kaari Utrio
Systemvoraussetzungen
7,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die finnische Bestsellerautorin Kaari Utrio lässt die Welt der Wikingerschiffe, Burgen und Fürstenhöfe lebendig werden, wenn sie vom Kampf zwischen Heidentum und Christentum, vom unruhigen und gefährlichen Leben im Mittelalter erzählt. Ein historischer Roman in der besten Tradition von Noah Gordons »Medicus«. Das schöne und kluge Mädchen Terhen aus Finnland, schon als Kind in die Magie der Ahnen eingeführt, wird vom Wirbel der Zeit fortgeführt in ferne Länder. Ihr abenteuerlicher Weg führt sie über Gotland und Kiew bis nach Konstantinopel, wo sie einen byzantinischen Prinzen heiratet. Nach einer schicksalhaften Begegnung mit ihrem Bruder Eirik dem Starken führt ihr Weg sie schließlich nach England, wo Terhens Leben eine schicksalhafte Wendung nimmt.

Kaari Utrio, geboren 1942 in Helsinki, ist Kirchenhistorikerin und Autorin von mehr als 30 erfolgreichen Büchern. Mit ihren historischen Romanen, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, führt sie die finnischen Bestsellerlisten an. Kaari Utrio lebt mit ihrer Familie in Somero. Zuletzt erschienen »Bronzevogel«, »Sturmfalke« und »Die Gefährtin des Sturmfalken«.

Kaari Utrio, geboren 1942 in Helsinki, ist Kirchenhistorikerin und Autorin von mehr als 30 erfolgreichen Büchern. Mit ihren historischen Romanen, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, führt sie die finnischen Bestsellerlisten an. Kaari Utrio lebt mit ihrer Familie in Somero. Zuletzt erschienen "Bronzevogel", "Sturmfalke" und "Die Gefährtin des Sturmfalken".

1. Kapitel – 1020


»Komm hervor aus deiner Enge, Kindchen, aus dem tiefen Sumpfe!«

Zischelnd murmelte die Schwiegermutter den Geburtszauber. Ihre Stimme drückte Überdruss und ihr Gesicht Gleichgültigkeit aus. Das Lammen eines strammen Mutterschafs gab der Beschwörung der Schwiegermutter mehr Schwung als die mühsamen Versuche der blutarmen Schwiegertochter, ein lebendes Kind zur Welt zu bringen.

»Du bist eine schlechte Gebärerin, mager und mit schwachen Knochen. Stirb doch. Eine Frau aus Tavastland taugt nicht zur Herrin von Arantila. Wir suchen uns eine bessere.«

Die blauen Augen der Schwiegertochter starrten flehend, vom Schmerz umflort auf Merikirja. Vor Schmerzen streckte sie ihre Hand aus, suchte Berührung und Mitgefühl. Die Schwiegermutter zuckte die Achseln. Mitleid konnte dem Erben von Arantila nicht auf die Welt helfen.

Merikirja stand auf und trat aus der Sauna in das Licht der Hofstelle.

»Daraus wird nichts. Das hab ich von Anfang an gewusst. Feind bleibt Feind und bringt nur Unglück.«

Vor dem hohen Hallenhause saß ein hoch aufgeschossener Mann mit weißem Haar und hohlen Wangen. Sein Körper war nach rechts gekrümmt: Er hinkte, war aber dennoch stark, ein Krüppel, aber gleichwohl ein Krieger. Vallittu von Arantila blickte seine Schwägerin mit derselben müden Hoffnungslosigkeit an, mit der er Merikirja die vergangenen zwanzig Jahre lang angesehen hatte.

»Schwägerin, an Suvivilja gibt es nichts auszusetzen. Sie ist eine gute Schwiegertochter, demütig und dienstwillig. Sie hat Eintracht gebracht, wo die Blutrache unsere Sippe ausgetrocknet hätte. Sie ist sofort von deinem Sohn Ari geschwängert worden. Was kannst du von einer jungen Frau sonst noch erwarten?«

»Einen Sohn«, sagte die alte Herrin von Arantila eigensinnig. »Den wird die verwöhnte Tochter von Vanaja nicht zustandebringen. Sie stirbt, und das ist gut so.«

Eine Gestalt in schwarzer Kutte, mager wie eine Spinne, sprang behände zwischen Merikirja und Vallittu. Der Mann hob die Arme zum strahlend hellen Himmel empor.

»In nomine Domini! Dieses Haus benötigt die Hilfe des Weißen Christus. Ich bete für die Schwangere zur Heiligen Jungfrau, der Gottesgebärerin.«

»Willst du die Peitsche, Sklave?« schnauzte Merikirja ihn an.

Vallittu zuckte zusammen.

»Lass den Priester es versuchen, Schwägerin. Deine Zaubersprüche haben der armen Frau nicht geholfen. Dieser Sklavenpriester hat eine Göttin, die durchaus von Suviviljas Leiden angerührt werden könnte. Ich würde es auch selbst versuchen, aber ich kenne keine Beschwörung, mit der man Allah und Mohammed um Hilfe für eine Gebärende bittet.«

»An deine Götter würde ich mich zuallerletzt wenden«, zischte Merikirja. »Du brauchst dir nur anzusehen, was sie dir selbst angetan haben, Schwager.«

»Das haben mir die Männer von Khan Muissed in Derbend angetan, und sie hätten mir noch Schlimmeres angetan, wenn ich ihnen nicht entwischt wäre«, sagte Vallittu stolz. »Ich hätte Schlimmeres verdient, denn ich habe das Bein der Lieblingsfrau des Khans gesehen, als sie unvorsichtig in die Sänfte stieg. Allah und sein Prophet haben mit meiner Verletzung nichts weiter zu tun, als ihre Frauen im Verborgenen halten zu wollen.«

Der Sklavenpriester bekreuzigte sich, so wie er es immer tat, wenn Vallittu anfing, von Allah zu sprechen.

»Er ist nicht nur ein Heide«, jammerte der Priester, »er ist nicht nur ein Heide, der trotz ihrer Grausamkeit an ihrem Heidentum unschuldig ist! Er ist ein ungläubiger Teufelsdiener! Ein Sarazene!«

Vallittu hatte seinen Spaß daran, den christlichen Priester zu ärgern. Er hätte sich gern wieder den Erinnerungen an die ruhmreichen Zeiten hingegeben, die er in der Leibgarde des Khans von Derbend am Kaspischen Meer verbracht hatte, wenn nicht aus der Sauna ein mattes Jammern herübergedrungen wäre.

»Beeil dich, Sklave. Sprich rasch deine Zaubersprüche, damit die Schwiegertochter nicht stirbt.«

 

Suvivilja trieb auf den Wellen. Die Schmerzen hatten wieder nachgelassen, ihr war kühl, aber sie fror nicht. Sie lag still im Dämmerlicht, matt und schläfrig.

Irgendetwas bewegte sich vor ihren Augen, ein Schatten verdichtete sich zu einem Gesicht. Das Gesicht gehörte dem Sklavenpriester von Arantila. Der Priester liebte Suvivilja so wie sonst niemanden in diesem fremden Hause.

»Ave Maria, mater Dei, ora pro nobis peccatoribus. Gegrüßt seist du, Maria, Mutter Gottes, bete für uns Sünder.«

Suvivilja verstand die Worte des Priesters nicht. Sie klangen vertrauenerweckend und beruhigend. So ähnlich hatte es geklungen, wenn Suviviljas Vater tagelang das Gesetz von Tavastland auswendig vorgetragen hatte: »Jetzt weidet das Vieh des Hauses auf der Wiese des Nachbarn. Wenn das Vieh absichtlich auf die Wiese gelassen wurde, soll als Entschädigung eine Färse gezahlt werden. Wenn es aus Versehen geschah und das Vieh sich selbst dorthin verirrte, soll der Nachbar sein Vieh ebenso viele Tage auf der Wiese des Hauses weiden lassen.«

Auf diese Weise war er den Diebstahl von Töpfen, die Tötung von Männern und die entlaufenen Pferde, die Erbrechte, das Schwendland und das Besitzrecht an den Kindern der Sklaven durchgegangen. Die kleine Suvivilja saß auf den Fellen, die über die Schlafpritsche des mächtigen Elauses gebreitet waren, und wiegte sich im Takt der Deklamation von Nousia, dem Gesetzeskundigen. Das Mädchen lernte Dutzende von Gesetzen, ohne irgendetwas davon zu verstehen.

»Je mehr Menschen das Gesetz auswendig kennen, desto besser. So kann es nicht vergessen werden. Das Gesetz darf nicht verloren gehen. Ohne Gesetz werden aus den Menschen Tiere, die ohne Arbeit und Ordnung leben.«

So sprach Nousia der Gesetzeskundige von Vanaja, Suviviljas Vater, den alle Männer aus Tavastland von Salzmeer zu Salzmeer verehrten. Auch die Finnen fragten ihn um Rat, wenn ihr Stolz das zuließ.

Der Vater sagte nicht, dass das Gesetz auch gebraucht wurde, um die Macht des Gutes Vanaja aufrechtzuerhalten, aber Suvivilja verstand es sehr wohl. Die Ehre des Hauses lag nicht in seinem Wohlstand, sondern in seinem Alter und in seiner überlieferten Gesetzeskenntnis.

In dem mächtigen Hause Vanaja von Tavastland wuchs die kleine Suvivilja auf wie eine Königstochter im Lande Svetiod. Sie hatte zwei Schwestern, Mielivilja und Viljakuu; beide starben am Fieber und an Halsschmerzen. Insgeheim war Suvivilja froh darüber. Sie wollte die Aufmerksamkeit ihrer Eltern, ihrer Brüder und der Gutsleute mit niemandem teilen. Die Bronzefibeln und Perlenschnüre gehörten nur ihr allein. Ihr gehörte der blaue Umhang und die Schürze mit den Bronzespiralen, ihr die aus Honig gebraute Sima und die moosweichen schwarzen Felle, die der Bruder aus den Einödwäldern von Tavastland mitbrachte. Alles gehörte Suvivilja, alles, denn sie war das Goldhaar, die Zierde des Gutes.

Bis die Blutrache, die schon in Vergessenheit geratene Pflicht der Väter, das satte Leben erschütterte.

 

Talpia, der älteste Sohn, der nach seinem Vater das Gesetz lernen sollte, kehrte von einem Jagdzug aus den Einödwäldern hinter Hauho zurück. Talpia kam allein, nur von den Sklaven begleitet. Er hatte seinen Bruder am Ufer eines namenlosen Sees bestattet und ihm ein Schwert mit silbernem Griff und einen Jagdspeer mitgegeben.

»Es ist freies Land, wo jedermann jagen und Schlingen legen darf. Der zuletzt Gekommene muss weichen. Es gibt für alle genug Jagdgründe.«

»Wer hat sich euch in den Weg gestellt?«

»Da war ein verwundeter Elch, der kam uns entgegengelaufen. Toivia tötete ihn, da sonst niemand zu sehen war. Dann kamen die Männer von Arantila. Wir waren ihnen drei Tage zuvor begegnet; da hatte es keinen Streit zwischen uns gegeben. Sie töteten Toivia, weil der ihnen den Elch weggenommen hatte. Ich hatte nur die zwei Sklaven bei mir; die Leute von Arantila rührten niemanden an außer Toivia, der den Elch getötet hatte. Sie hätten uns alle töten können. Es waren viele Männer.«

Nousia der Gesetzeskundige zauste seinen blonden Bart.

»Zwischen uns fließt Blut seit vielen Generationen. Sonst hätten sie deinen Bruder kaum getötet. Die Arantis sind hochmütige Leute, sie töten erst und fragen dann. Wer hat Toivia getötet?«

»Ari Fernfuß hat ihn mit dem Schwert zu Boden geschlagen.«

»Das war ein ehrenvoller Tod. Ein freier Mann tötet einen freien Mann. Jetzt musst du Ari töten. So hat man es immer getan. Früher genügte es, irgendeinen der Männer von Arantila mit dem Speer zu töten. Aber das Gesetz sagt: Ein Hausherr für den Hausherrn, ein Sohn für den Sohn, ein Sklave für den Sklaven. Das Recht auf Rache liegt bei der eigenen Familie, bei den Brüdern und Schwestermännern und deren Kindern. Da verläuft die Grenze, und weiter reicht die Blutrache nicht.«

Talpia runzelte die Stirn.

»Gibt es kein anderes Mittel? Demnach muss Arantila Rache üben. Und ich für meinen Teil muss ins Grab. Für mich ist es noch zu früh zum Sterben. Aus mir wird der Zauberer von Tavastland, der große Geisterbeschwörer. Ich will nicht alles wegen eines Elches verlieren. Es war nicht einmal ein großer Elch, nur ein Kalb vom Vorjahr.«

Suvivilja, die schlanke Tochter von Vanaja, hörte diese Rede gelangweilt mit an. Der Bruder hatte kein Zobelfell mitgebracht. Alle waren ernst, die Gesichter finster, und niemand dachte daran, Suvivilja zu bewundern und zu verwöhnen.

 

Nach Vanaja kam ein Fremder, ein kräftig gebauter Edelmann mit prächtigen Waffen und kostbaren Kleidern. Die silberhellen Haare des Mannes reichten bis weit auf seinen Rücken herab. Hinten flatterten sie unbändig, an den Schläfen waren sie zur Umrahmung des Gesichts...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2020
Reihe/Serie Wikinger-Romane
Übersetzer Anja Plöger
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte ebook günstig • Historischer Roman • Liebesgeschichte • Noah Gordon • Wikinger • Wikinger Romane Historisch
ISBN-10 3-492-98511-4 / 3492985114
ISBN-13 978-3-492-98511-6 / 9783492985116
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 5,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die Geschichte eines Weltzentrums der Medizin von 1710 bis zur …

von Gerhard Jaeckel; Günter Grau

eBook Download (2021)
Lehmanns (Verlag)
14,99
Historischer Roman

von Ken Follett

eBook Download (2023)
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
24,99