Konrad von Halberstadt »Chronographia Interminata« 1277 bis 1355/59 - Rainer Leng

Konrad von Halberstadt »Chronographia Interminata« 1277 bis 1355/59

(Autor)

Buch | Hardcover
296 Seiten
1996
Reichert, L (Verlag)
978-3-88226-876-8 (ISBN)
42,00 inkl. MwSt
Von der älteren Chronistikforschung wurde die „Chronographia Interminata“ des Dominikaners Konrad von Halberstadt nicht gerade positiv bewertet. Diese negativen Urteile dürften die Schuld daran tragen, dass sich kaum ein Historiker mit ihr befasste und dass ihr Verfasser, Professor an der Prager Universität und Hofkaplan Karls IV., nahezu in Vergessenheit geraten ist. Dennoch trifft der unvoreingenommene Leser der „Chronographia“ auf ein ganz eigenartiges Zeugnis spätmittelalterlicher Universalchronistik. Im Gegensatz zu anderen setzt Konrad von Halberstadt als einziger Universalchronist des Mittelalters den augustinischen Ansatz konsequent um. Das Werk untergliedert er in vier Teile: Teil I beschäftigt sich mit dem göttlichen Wesen, Teil II mit der Schöpfungsgeschichte, Teil III mit dem Leben nach dem Tode und Teil IV mit der Auferstehung. Die Weltgeschichte wird also in die Heilsgeschichte eingegliedert. Mit der Herausgabe eines Teiles dieses umfangreichen Werkes nach den editionsphilologischen Maßstäben der „Monumenta Germaniae historica“ legt der Verfasser zugleich eine Untersuchung über Leben und Werk des Chronisten vor und bespricht neben Handschriften und Rezensionen auch Gattungsfragen, die verwendeten Quellen und die Rezeption der Chronik. Er weist auf ungewöhnliche Inhalte, wie der Einfluss verschiedenartiger Prophetien, die außergewöhnliche Pestschilderung und das Bild Karls IV. hin sowie auf methodisch Aufschlussreiches, wie die Anwendung von Kompilationstechnik als Mittel der Wissensvermittlung und -organisation. Personen- und Sachregister erschließen den Band.
Von der älteren Chronistikforschung wurde die Chronographia Interminata des Dominikaners Konrad von Halberstadt nicht gerade positiv bewertet. Die negativen Urteile dürften die Schuld daran tragen, daß kaum ein Historiker sich mit der Chronographia Interminata befaßte, daß nur ganz wenige Auszüge unkritisch abgedruckt wurden und daß der Autor, der den Cursus Honorum des Dominikanerordens immerhin bis zum Prior der Ordensprovinz Theutonia durchlief, beachteter Verfasser theologischer, moralischer und enzyklopädischer Schriften und zuletzt Professor an der neugegründeten Prager Universität und Hofkaplan Karls IV. war, bislang ein Leben im „literarhistorisch-lexikalischen Schattenland“ führte (W. Maaz). Dennoch trifft der unvoreingenommene Leser der Chronographia auf ein ganz eigenartiges Zeugnis spätmittelalterlicher Universalchronistik. Schon der Titel, den der Autor selbst im Widmungsprolog seinem Werk beilegte, läßt aufhorchen. Zwar orientiert sich jede mittelalterliche Universalchronik entweder an der Vier-Weltreich-Lehre oder dem Sechs-Weltalter-Schema und betrachtet somit alles weltliche Geschehen unter heilsgeschichtlichem Aspekt. Doch nur ganz wenige Chronisten reflektieren dieses Verfahren. Die theologischen Grundlagen hierfür dürfte Augustinus mit den letzten Zeilen von „De civitate Dei“ geschaffen haben, wo er eine Analogie des siebten und achten Schöpfungstages, des ewigen Sonntags, zur ewigen Ruhe von Körper und Seele in Gott herstellt. In seiner Nachfolge konstruierte Beda Venerabilis ein siebtes und achtes Weltalter, auch Frechulf von Lisieux und Ado von Vienne sinnen über den erreichten Stand der Weltgeschichte nach, doch bei keinem der Chronisten sind dies mehr als einige Gedankensplitter. Im Spätmittelalter verschwinden solche Tendenzen fast ganz. Konrad von Halberstadt blieb es nun als einzigem Universalchronisten des Mittelalters vorbehalten, den augustinischen Ansatz konsequent umzusetzen und so eine wirkliche Chronographia Interminata zu schaffen. Er orientiert sich dabei, wie er im Vorwort ankündigt, neben Augustin vor allem am Prolog des Johannesevangeliums. Das Werk untergliedert er deshalb in vier Teile. Teil I beschäftigt sich mit dem göttlichen Wesen (In principio erat verbum), Teil II mit der Schöpfungsgeschichte (omnia per ipsum facta sunt), Teil III mit dem Leben nach dem Tode (quod factum est in ipso, vita erat) und Teil IV mit der Auferstehung (et vita erat lux hominum). Die Weltgeschichte erscheint hier also tatsächlich auch kompositorisch in die Heilsgeschichte eingegliedert. Alle vier Teile sind strengstens durchkomponiert. Pars II, also der eigentlich historische Teil, ist wiederum untergliedert nach den sechs Aetates. Die letzte, mit Christi Geburt beginnende Aetas, ist wiederum unterteilt nach der Reihe der Päpste, deren Geschichte anhand von durchgezählten Memorabilien, einzelnen Erzähleinheiten, aufgezeigt wird.Mit der Herausgabe eines Teiles dieses umfangreichen Werkes nach den editionsphilologischen Maßstäben der „Monumenta Germaniae historica“ legt der Verfasser zugleich eine Untersuchung über Leben und Werk des Chronisten vor und bespricht neben Handschriften und Rezensionen auch Gattungsfragen, die verwendeten Quellen und die Rezeption der Chronik. Es wird auf ungewöhnliche Inhalte, wie der Einfluß verschiedenartiger Prophetien, die außergewöhnliche Pestschilderung und das Bild Karls IV. hingewiesen wie auch auf methodisch Aufschlußreiches, wie die Anwendung von Kompilationstechnik als Mittel der Wissensvermittlung und -organisation. Personen- und Sachregister erschließen den Band.

„In den Bänden der Reihe „Die Deutschen Inschriften“, einem der wichtigsten und ertragreichsten Editionsvorhaben im Rahmen der deutschen Akademieprojekte, stellen die Domkirchen allenthalben quantitativ wie qualitativ ganz hervorragende Überlieferungszentren dar. Der vorliegende, seit langem erwartete Band über die Inschriften des Halberstädter Doms ist aber von ganz besonderem Gewicht, nicht nur durch den außerordentlichen Umfang, sondern auch aufgrund des Rangs der epigrafischen Zeugnisse, wofür vor allem zwei Umstände maßgeblich sind: Zum einen ist die seit dem 13. Jahrhundert errichtete gotische Domkirche mit dem Klausurbezirk der Domherren nach der Reformation keinen tiefgreifenden Veränderungen unterworfen gewesen, weil das Kapitel gemischtkonfessionell bis zur Säkularisation 1803 weiterbestanden hat, und zum anderen hat sich - wohl auch durch diesen Umstand befördert - in Halberstadt einer der größten Domschätze Europas weitgehend intakt erhalten, darunter bekanntlich zahlreiche Stücke, die der Halberstädter Bischof Konrad von Krosikg als Teilnehmer des IV. Kreuzzuges 1204 aus Konstantinopel mitgebracht hat. (...)Der Band wird durch die üblichen differenzierten Register für historische, ikonografische und epigrafische Fragestellungen tiefgehend erschlossen. Nach Naumburg und Merseburg ist nun mit Halberstadt die dritte und letzte Domkirche in Sachsen-Anhalt epigrafisch aufgearbeitet. Hans Fuhrmann hat ein schon vor Jahrzehnten von anderen Bearbeitern in Angriff genommenes Editionsvorhaben, das sich durch einen umfangreichen und sehr vielfältigen Inschriftenbestand auszeichnet, erfolgreich zum Abschluss gebracht. Er hat damit für die weiteren Bände der Leipziger Reihe hohe Maßstäbe gesetzt.“Enno BünzIn: Neues Archiv für sächsische Geschichte. 83 (2012). S. 329-330.

Erscheint lt. Verlag 1.9.1996
Reihe/Serie Wissensliteratur im Mittelalter ; 23
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 624 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Mittelalter
Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Geisteswissenschaften Geschichte Geschichtstheorie / Historik
Schlagworte Conradus, Halberstadensis • Conradus, Halberstadensis; • Konrad (von Halberstadt)
ISBN-10 3-88226-876-X / 388226876X
ISBN-13 978-3-88226-876-8 / 9783882268768
Zustand Neuware
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