Jesus ohne Kitsch (eBook)
272 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-7288-2 (ISBN)
Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza war Gründer und 25 Jahre Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlags. Der promovierte Theologe ist aus der Kirche ausgetreten und heute mit seinen Büchern ein profilierter und kundiger Kritiker des Christentums.
Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza war Gründer und 25 Jahre Inhaber des Tectum Wissenschaftsverlags. Der promovierte Theologe ist aus der Kirche ausgetreten und heute mit seinen Büchern ein profilierter und kundiger Kritiker des Christentums.
Erscheint lt. Verlag | 9.9.2019 |
---|---|
Verlagsort | Baden-Baden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Christentum |
Schlagworte | Historischer Jesus • Jesusforschung • Kritik • Prophet • Prophetenwahn • Religionskritik • Religiöser Extremismus • Wundererfindung |
ISBN-10 | 3-8288-7288-3 / 3828872883 |
ISBN-13 | 978-3-8288-7288-2 / 9783828872882 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
2 Verbirgt sich vielleicht mehr dahinter?
von norbert_scholl@gmx.de, am 27.09.2019
Das christologische Dogma hat durch die verwendete, zeitbedingte Begrifflichkeit gefährliche Einseitigkeiten und eine beträchtliche Blickverengung im Gefolge. Die Vergöttlichung Jesu ist eine theologisch vornehme, scheinbar von tiefer Religiosität getragene Möglichkeit, „einen historisch lästigen Menschen und Spielverderber und eine gefährliche Erinnerung an eine provozierende, lebendige Prophetie aus unserer Geschichte zu beseitigen – eine Art, Jesus als Propheten Schweigen aufzuerlegen“ (Edward Schillebeeckx). Der katholische Exeget Fridolin Stier spitzt noch zu: „Jesus ist nicht nur am Kreuz, er ist auch – zum zweiten Mal – im christologischen Dogma gestorben.“
Kubitza zeigt, leicht lesbar und flüssig formuliert, „Irrtümer und Widersprüche“ des jüdischen Wanderpredigers auf, der weder lesen noch schreiben konnte. Jesus sei als „apokalyptischer Schwärmer“ aufgetreten, erfüllt von dem „Wahn“, dass das „Reich Gottes“ bald anbrechen werde. Weil er „ein Mann der Rhetorik“ war, habe er es relativ leicht gehabt, eine Schar ungebildeter junger Männer und wohl auch ein paar Frauen um sich zu sammeln. „Er muss ein äußerst begabter Redner gewesen sein, der seine Mitmenschen faszinieren konnte… Er war in der Lage, seine Hörer emotional zu packen und zu (ver)führen.“ Seine „Wunder“ sind meist „Erfindungen der späteren Gemeinden und Übertragungen aus dem Alten Testament und aus der hellenistischen Welt.“ Allein einige Exorzismen dürften historisch als gesichert gelten. Jesus sei „ausländerfeindlich“ gewesen, weil er sich nur „zu den verlorenen Schafen Israels“ gesandt fühlte. Die von ihm erhobene Forderung der Nächstenliebe sei „Unsinn“ und „zutiefst unnatürlich“, sein Menschenbild „rückständig, weil es religiös ist“. Die Seligpreisungen der Bergpredigt gehören für Kubitza ebenso zum „religiösen Kitsch“ wie das Gebet. Möglicherweise habe Jesus sogar unter einer „psychischen Störung“ gelitten.
Vieles sieht Kubitza richtig. Seine Aussagen sind zumeist von den Ergebnissen der neueren Exegese gedeckt. Jesus ist eine herausfordernde Gestalt, die Zustimmung und Widerspruch auslöst. Ein Zeichen, dem man folgen, dem man sich aber auch widersetzen kann. Von ihm gehen Unruhe aus, Verweigerung der Anpassung, Widerstand; alte Gewohnheiten und anspruchslose Bequemlichkeiten werden durch ihn infrage gestellt. Was mich an dem Buch stört, ist Kubitzas ironischer Ton, seine aufklärerische Attitüde, sein herablassender Blick auf einen Mann, der ein Kind seiner Zeit war, der vieles nicht wissen konnte, was wir heute wissen und auf das wir ach so stolz sind. Jesus war Jude, durch und durch geprägt von einer Tradition, die aus einem anderen Gottesbild lebte. Es ist unzulässig, hier die Maßstäbe einer modernen Gesellschaftsordnung anlegen zu wollen.
Aber selbst wenn vieles oder gar alles von dem zutrifft, was Kubitza hier an „Irrtümern und Widersprüchen eines Gottessohns“ zusammenträgt, stellt sich erst recht die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass Leben und Lehre dieses Analphabeten aus dem hintersten Winkel des Römischen Reiches, der schon nach kurzer Zeit mit seiner Botschaft kläglich scheiterte, eine derart rasante Verbreitung fanden. Warum ein als Aufrührer von der römischen Besatzungsmacht auf die schimpflichste Weise Hingerichteter ausgerechnet in der damals hochgebildeten griechischen Welt zum „Sohn Gottes“ avancierte. Warum die auf ihn zurückgehende religiöse Bewegung knapp 400 Jahre nach seinem Tod zur Reichsreligion erhoben wurde. Warum das Christentum, obwohl es nach Kubitza „von der Wurzel her ein Irrtum war“, heute (noch immer) über die ganze Welt verbreitet ist.
War bzw. ist vielleicht dieser „Jesus ohne Kitsch“ mit seinen „Irrtümern und Widersprüchen“ gar nicht „die am meisten überschätzte Person der Weltgeschichte“, wie Kubitza meint? Verbirgt sich vielleicht mehr dahinter?
Größe: 746 KB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich