Vorwort

Im Jahr 2015 ist das Manual »Borderline und Mutter sein« erschienen. Das Manual wurde für professionell Helfende entwickelt, die Müttern mit einer Borderlinestörung ein besseres Hilfsangebot zur Verfügung stellen wollen.

Die Reaktionen darauf waren sehr ermutigend und es gab in der Folge viele Anfragen nach Literatur und Selbsthilfemöglichkeiten für betroffene Frauen. So haben wir uns ans Werk gemacht. Natürlich haben wir die Aufgabe unterschätzt, die uns am Ende viel mehr Zeit und Mühe gekostet hat, als wir ursprünglich gedacht hatten. Die Freude, die wir am Ideen entwickeln, am Schreiben, an den Illustrationen und an unserer Zusammenarbeit hatten, hat uns vielfach entschädigt. Und natürlich sind wir sehr froh und stolz, das erste und bisher einzige Selbsthilfebuch für Mütter mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) geschrieben zu haben!

Für wen sonst noch?

Dieses Buch haben wir vor allem für Mütter kleiner Kinder mit BPS geschrieben. Doch auch andere Menschen können profitieren, zum Beispiel:

• Mütter ohne BPS-Diagnose, die mit emotionalen Stürmen kämpfen
• betroffene Mütter mit älteren Kindern
• betroffene , die wir herzlich einladen und an dieser Stelle um Verständnis bitten, dass sie kaum vorkommen. Sie sind im Prinzip ebenso wichtig wie die Mütter – sie könnten und sollten es jedenfalls sein. Wir sind ihnen jedoch bisher wenig begegnet, warum auch immer, darum können wir nicht so viel über sie schreiben – leider!
• Partner, Partnerinnen, Freunde oder Angehörige, die Betroffene in ihrem privaten Umfeld besser verstehen wollen und Orientierung suchen
• Betreuer und Therapeutinnen, die in diesem Feld arbeiten und nach Möglichkeiten und Materialien suchen, um betroffenen Frauen und ihren Kindern hilfreich beizustehen. (Wir verwenden die männliche oder weibliche Form, wenn beide Geschlechter angesprochen sind.)

Wir haben darauf geachtet, die Informationen, Übungen und Hinweise in diesem Selbsthilfebuch sehr sorgfältig zusammenzustellen und sie in unserer klinischen Praxis zu überprüfen. Wir bitten Sie als Nutzerin dieses Buches dennoch, jeweils selber zu beurteilen, ob eine Übung für Sie geeignet ist und ob Ihre Ansichten und Erfahrungen mit den unseren übereinstimmen.

Dieses Buch kann Ihnen Anregungen, Denkanstöße und Hilfe zur Selbsthilfe geben und Sie bei einer Therapie begleiten. Es ist für uns selbstverständlich, dass ein Selbsthilfebuch keine Therapie ersetzen kann. Möglichkeiten für professionelle Hilfe finden Sie im Anhang.

Danke

Wir möchten uns bei allen Kolleginnen und Kollegen bedanken, die uns ermutigt und motiviert haben, dieses Buch zu schreiben. Zu ihnen gehören Prof. Babette Renneberg, Dr. Charlotte Rosenbach sowie alle Kolleginnen und Kollegen des DBT-Netzwerkes, mit denen wir in anregendem fachlichen Austausch standen und stehen. Spezieller Dank auch an Arve Thürmann und Claudia Kertzscher, die Teile unseres Manuskriptes gelesen und kommentiert haben.

Ohne unsere Patientinnen und deren Kinder gäbe es dieses Buch nicht. Ihre Not, ihre Kämpfe und ihre Erfolge waren ausschlaggebend dafür, dieses Buch überhaupt zu schreiben. Von ihnen haben wir wertvolle Rückmeldungen bekommen und sie haben uns in unserem Bemühen bestärkt und ermutigt. Ganz besonderer Dank gilt dabei Frau Leonie W., die sich die Mühe gemacht hat, unser komplettes Manuskript zu lesen und aus Sicht einer betroffenen Mutter ausführlich zu kommentieren. Ihre klugen und differenzierten Rückmeldungen haben unter anderem dazu geführt, dass wir einige ungeschickte Formulierungen geändert haben und die Liste der Gefühle (s. Kap. 8) um zwei angenehme Gefühle ergänzt haben.

Nicht zuletzt möchten wir uns bei unseren Familien bedanken. Dazu gehören unsere Kinder, die uns gelehrt haben, wie schnell man an den Rand des Wahnsinns gerät und wie glücklich die einfachen Dinge machen können. Dazu gehören auch unsere Partner, die uns fachlich, lebenspraktisch und moralisch unterstützt haben. Ganz vielen Dank auch an Lilly Buck. Sie hat die Endfassung des Manuskriptes gründlich gelesen und mit ihrem detektivischen Spürsinn noch etliche Fehler und fachliche Ungenauigkeiten gefunden, die unseren kritischen Augen entgangen sind.

Zum Schreiben braucht man Ruhe und Muße. Davon hatten wir definitiv nie genug. Größere Stürme wie Geburt, Tod, Krankheit und andere Krisen sowie die üblichen alltäglichen Zwischenfälle begleiteten uns beim Schreiben dieses Buches. Das Leben hält nicht an, bloß weil wir gerade mal eine Pause brauchen. Ohne Dr. Alexander Gabriel, der vor allem in seiner Elternzeit dafür gesorgt hat, dass wir immer mal wieder ungestört arbeiten konnten, wäre dieses Projekt sehr wahrscheinlich an den Hindernissen des Alltags gescheitert.

Dem Beltz-Verlag und unserer Lektorin, Frau Natalie Brecht gebührt unser ganz herzlicher Dank für die engagierte und kompetente Realisierung dieses Buchprojektes.

Einführung

Wir möchten Sie herzlich zu unserer Reise »durch Stürme und Flauten« einladen und mit Ihnen an dieser Stelle noch ein paar Reisevorbereitungen treffen und Hinweise geben. Eine Reise durch Stürme und Flauten ist nicht nur »Schönwettersegeln«. Das Buch ist daher für Eltern, die zum Wohle ihres Kindes bereit sind, sich mit Themen zu befassen, die auch anstrengend, unangenehm oder sogar schmerzlich sein können. Dass Sie diese Zeilen lesen, ist schon ein Anzeichen dafür, dass Sie zu dieser Gruppe gehören. Damit die Reise dennoch möglichst angenehm für Sie wird, hat unser Illustrator sein Bestes gegeben, um Sie mit seinen Zeichnungen bei Laune zu halten.

Wenn Sie schon Erfahrung mit dem Trainingsmanual »Borderline und Mutter sein« haben, werden Sie hier einiges wiedererkennen. Doch Sie werden auch sehr viel Neues entdecken. Wir haben alle Themen gründlich überarbeitet, vertieft und ergänzt. Unsere Erfahrungen mit dem Trainingsmanual aus Einzel- und Gruppentherapie und die Rückmeldungen unserer Patientinnen waren dabei wegweisend. Wir haben also aus vielen Reisen gelernt, das Kartenmaterial aktualisiert und neue, attraktive Routen erschlossen.

Wo beginnen? Die Reiseetappen

Wir haben diese Reise sorgfältig geplant und die Reihenfolge der Etappen ist nicht ganz beliebig:

• Im ersten Kapitel (BPS und Kindeswohl) machen Sie eine Bestandsaufnahme: Wie ist Ihre bisherige Reise verlaufen, was sind die Gefahren, die auf Ihrer Reise lauern und wo wollen Sie hin mit Ihrem Kind. Das ist für viele gar nicht so einfach, besonders wenn Sie unachtsam waren und auf einmal merken, dass Sie schon eine ganze Weile in die falsche Richtung gesegelt sind. Doch für einen Kurswechsel ist es nie zu spät!
• Kapitel 2 (Verbundenheit schaffen durch Achtsamkeit und Mitgefühl) vermittelt die Basisfertigkeiten für alles Weitere. Sie lernen, wie Sie sich auf hoher See überhaupt orientieren können – Sie können sich nicht darauf verlassen, dass der »Autopilot« alles regelt!
• Das Kapitel 3 (Was braucht mein Kind?) ist eine Art Kompass, um sich auf hoher See zu orientieren.
• Im Kapitel 4 und 5 geht es um Stress und Stressbewältigung. Sie lernen hier alles, um für Gefahren, heftige Unwetter und sonstige Katastrophen gewappnet zu sein.
• In Kapitel 6 (Der alltägliche Wahnsinn – Strukturen schaffen) erfahren Sie, wie man mithilfe von Seekarten und guter Routenplanung viele Klippen und gefährliche Stellen souverän umschiffen kann.
• In Kapitel 7 (Konflikte – Kompromiss statt Crash-Kurs) lernen Sie, Ihre Mannschaft bei der Stange zu halten und Meutereien vorzubeugen. Sie sind die Kapitänin und haben auch bei Meinungsverschiedenheiten dafür zu sorgen, dass alle sicher und wohlbehalten ans Ziel kommen.
• Das Kapitel 8 behandelt das Thema »Gefühle«. Hier lernen Sie die unterschiedlichen Windverhältnisse kennen und zu Ihrem Vorteil zu nutzen. So können Sie Ihren Kurs halten – egal woher der Wind weht.
• In Kapitel 9 und 11 geht es um Körpersprache, körperliche Bedürfnisse und Selbstfürsorge. Sie lernen dafür zu sorgen, dass Sie und Ihre Besatzung bei Kräften bleiben, gut versorgt werden und sich wohl fühlen.
• In Kapitel 10 (Rosarot oder pechschwarz – meine Sicht auf die Welt) lernen Sie den Einflüsterungen der Sirenen und den Drohungen der Seeungeheuer zu widerstehen, die Sie von Ihrem Kurs abbringen wollen.

Sie können natürlich an jeder beliebigen Station zusteigen. Jedes Kapitel ist in sich abgeschlossen.

Die Crew

Wir möchten nun die Crew vorstellen, die Sie auf Ihrer Reise begleiten wird:

Das ist Kati. Sie steht stellvertretend für viele Mütter, mit denen wir gearbeitet haben. Von denen wir haben lernen dürfen und sie von uns. Kati ist Anfang 30 und lebt mit ihren beiden...