Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud (eBook)
327 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-7531-2 (ISBN)
In einer Welt, in der Frauen für wertlos gehalten werden, steht sie für diejenigen ein, für die sonst niemand seine Stimme erhebt.
Jean Sasson erzählt die wahre Geschichte von Sultana Al Saud, Prinzessin im Königshaus Saudi-Arabiens. Versteckt hinter ihrem schwarzen Schleier ist sie jahrelang gefangen in einem goldenen Käfig und wird Zeugin erschreckender Unterdrückung. Sie muss entsetzliche Taten mitansehen, die in jeder anderen Kultur als schockierende Verletzung der Menschenrechte gelten: 13-jährige Mädchen, die in die Ehe zu weitaus älteren Männern gezwungen werden, und junge Frauen, die aus fadenscheinigen Gründen brutal ertränkt oder gesteinigt werden. So verlangt es die Jahrhunderte alte saudische Tradition. Doch Sultana kann und will das nicht akzeptieren. Sie versucht mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, gegen die Unterdrückung der Frau vorzugehen - und verleiht somit denjenigen eine Stimme, die seit ihrer Geburt dazu gezwungen werden zu schweigen.
Sultana lässt uns einen Blick hinter die Wände ihres goldenen Käfigs werfen. 'Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud' bezeugt das Leben einer Frau voller Mut und mit unerschütterlichem Geist.
Eine Vorbemerkung für die Leser
Seit den Revolutionen in Ägypten und Tunesien, den Gewalttätigkeiten in Libyen sowie den sich in Bahrain, im Jemen und im Iran ausbreitenden Unruhen habe ich viele Briefe von Lesern erhalten, die sich dem Buch Ich, Prinzessin aus dem Hause Al Saud und seinen Nachfolgewerken Ich, Prinzessin Sultana, und meine Töchter und Ich, Prinzessin Sultana – Freiheit für mich und meine Schwestern zuwenden. Meine Leser möchten wissen, ob die in der Prinzessin–Trilogie beschriebenen Zustände immer noch widerspiegeln, wie Frauen im Nahen Osten behandelt werden. Diese Frage werde ich jetzt in dieser Einleitung beantworten.
Wie die meisten Menschen inzwischen wissen, ist es unmöglich, die verschiedenen Länder des Nahen Ostens als eine einzige Region zu beschreiben. Obgleich sie alle durch den islamischen Glauben im Geiste vereint sind – und unter dem Einfluss der althergebrachten Werte stehen, der in den Gebieten des Nahen Ostens stark geblieben ist –, können sich die kulturellen Erwartungshaltungen in jedem einzelnen Land immer noch erheblich von denen der anderen Staaten unterscheiden. Während einige Regierungen humanitäre Verbesserungen für ihre weibliche Bevölkerung gestattet haben, sind andere in der Zeit zurückgeschritten. Deshalb werde ich Sie auf eine kurze Wanderung durch eine Reihe von Ländern des Nahen Ostens mitnehmen und mit knappen Worten beschreiben, wie dort im Jahre 2011 das Leben für die Frauen aussieht.
In Algerien halten sich die Frauen hauptsächlich daheim auf; bloß sieben Prozent von ihnen arbeiten außerhalb ihres Zuhauses. Männer kümmern sich sogar um das Einkaufen. Eheschließungen werden immer noch von den Eltern des jeweiligen Paares arrangiert; die Verbindung betrachtet man als eine Familienangelegenheit und eben nicht als eine Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Die Frauen werden als schwach angesehen und bedürfen daher des männlichen Schutzes. Frauen ist es erlaubt, für ein öffentliches Amt zu kandidieren, allerdings unternehmen nur wenige einen solchen Versuch. Das algerische Recht betrachtet Frauen eigentlich als menschliche Wesen, die dauerhaft minderjährig sind und die für die meisten Aktivitäten die Zustimmung ihrer Ehemänner oder Väter benötigen. Demzufolge ist das Leben für Frauen in Algerien – insbesondere im Hinblick auf das öffentliche Leben – immer noch sehr eingeschränkt; und Menschen weiblichen Geschlechts werden streng unter der Herrschaft von Männern gehalten.
In Bahrain arbeiten schätzungsweise zwanzig Prozent der Frauen außerhalb ihres Zuhauses; allerdings ändert sich dies aktuell, da mehr Frauen einen Collegeabschluss machen. Obwohl Bahrain im Vergleich zu den meisten Ländern des Nahen Ostens als liberaler angesehen wird, halten die meisten Männer immer noch Frauen für schwache Wesen, die männlichen Schutz brauchen. Arrangierte Ehen sind die Norm, wenngleich der Braut und dem Bräutigam oft erlaubt wird, sich im Vorfeld einer Hochzeit unter Aufsicht anderer zu treffen. Frauen ist das Autofahren gestattet. Es gibt große Hoffnung, dass es für die Frauen in Bahrain weiterhin vorwärtsgehen wird.
In Ägypten arbeiten Frauen außerhalb ihres Zuhauses, fahren Autos und erfreuen sich vieler Freiheiten, nach denen sich andere arabische Frauen sehnen. Dennoch werden ägyptische Frauen mit vielen ungelösten Problemen konfrontiert. In vielen Regionen des Landes ist die Klitorisbeschneidung nicht ungewöhnlich, obwohl sich die gebildeteren Familien von diesem entsetzlichen Brauch abgewandt haben. Zahlreiche ägyptische Frauen beklagen sich über ungezügeltes Begrabschen, wenn sie ohne ihre Ehemänner oder männliche Begleitung den Markt aufsuchen. Obgleich ägyptische Frauen vor kurzer Zeit Schulter an Schulter neben ihren Männern standen und mit ihnen laut nach Demokratie riefen, sind sie jetzt, wo die Verfassung neu geschrieben wird, von jeglicher Mitwirkung daran ausgeschlossen.
Im Gazastreifen entwickelt sich die für Frauen eh schon schlechte Situation zu einer noch schlimmeren. Das Leben dort ist aufgrund des nie endenden Austauschs von Gewalttätigkeiten mit Israel stets schwierig gewesen, aber nach der Wahl von Hamas wurde es sogar noch rigider für Frauen. Die Hamas trat ein für »Taliban mögen Gesetze«, einschließlich der totalen Abtrennung von Frauen und Männern sowie des Tragens eines vollständigen Hidschabs. (Frauen im Gazastreifen hatten stets das Recht auf eine persönliche Wahl besessen, wenn es um das Verschleiern ging.) Seit der Wahl der Hamas haben Regierungsbeamte versucht, die härtesten Strafen gegen Frauen einzuführen, die sich nicht an die strenge islamische Kleiderordnung halten, und der Zivilbevölkerung noch weitere Restriktionen aufzubürden, wie etwa durch die Unterstützung von Polygamie, beim Kartenspielen und bei der Partnersuche. Palästinensische Frauen im Gazastreifen benötigen eindeutig jemanden, der sich ihrer Sache verschreibt.
Im Irak und im irakischen Kurdistan haben Frauenrechte viele Drehungen und Wendungen genommen, seit die Regierung von Saddam Hussein gestürzt wurde. Nur wenige Menschen machen sich klar, dass unter dem Diktator die irakischen Frauen mit Blick auf ihre Rechte große Verbesserungen erreicht hatten. Ein Gesetz von 1958 gestattete den irakischen Frauen sogar, sich von ihren Ehemännern scheiden zu lassen, Eigentum zu erben, zu studieren, zu arbeiten und sogar ohne Erlaubnis eines männlichen Familienmitglieds umzuziehen. Nachdem die jüngste Regierung an die Macht kam, haben Frauen alle vorherigen Verbesserungen verloren. Da die regionale Kontrolle in Händen von verschiedenen Stämmen liegt, werden Frauen geschlagen, wenn sie sich nicht mit dem Hidschab bedeckt haben. Und im Krieg wird von den Stammesgruppierungen die Vergewaltigung als Waffe eingesetzt. Viele Menschen aus dem Irak erzählen, dass die Frauen dort ihr Leben riskieren, wenn sie studieren oder einer Arbeit nachgehen.
Im irakischen Kurdistan ist die Botschaft an die Frauen recht uneinheitlich. Die Zahl der Ehrenmorde hat ein Allzeithoch erreicht. In einigen Fällen sind weibliche Teenager sogar getötet worden, weil sie das Verbrechen begingen, via Handy mit einem Jungen zu sprechen. Selbstverbrennung ist ebenfalls ein riesengroßes Problem; zumal die Behörden sich nicht sicher sein können, ob die Frauen sich selbst angezündet haben oder ob sie Opfer von Mordversuchen ihrer Familienangehörigen geworden sind. Das Parlament jedoch hat die Zwangsheirat ebenso wie Eheschließungen mit Minderjährigen verboten. Und sehr zur Erleichterung vieler Frauen ist die Polygamie eingeschränkt worden. Trotz der zahlreichen Rückschläge hat es den Anschein, dass viele Männer in Kurdistan versuchen, ihre Geschlechtsgenossen über Frauenrechte und –themen aufzuklären. Es herrscht daher die Hoffnung, dass das kurdische Parlament damit fortfahren wird, Gesetzesentscheidungen zugunsten der Belange von Frauen zu treffen.
Schätzungsweise fünfzehn Prozent der Erwerbsbevölkerung in Jordanien sind Frauen. Im Allgemeinen sind die weiblichen Berufstätigen ledig, da verheiratete Frauen davon abgeschreckt werden, arbeiten zu gehen. Wie in den meisten Ländern, die sich an das Scharia-Recht halten, verlieren geschiedene Frauen das Sorgerecht für ihre Söhne, wenn diese sieben Jahre alt werden, und das für ihre Töchter bei deren elftem Geburtstag. Gegenwärtig drängt die Regierung auf eine Änderung des Gesetzes, sodass Kinder bei ihren Müttern bleiben können, bis sie zwölf sind, und hat Pläne, diese Altersgrenze auf fünfzehn zu erhöhen. Zwar können Frauen erben, doch gewöhnlich werden sie von männlichen Verwandten unter Druck gesetzt, auf die Hinterlassenschaft zu verzichten. Wegen dieser Tendenz besitzen Frauen weniger als vier Prozent des gesamten Eigentums in Jordanien. Für die jordanische Regierung spricht, dass sie neue Gesetze einführt, um die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen zu steuern. Es ist nicht überraschend, dass viele religiöse Autoritäten, die einen harten Kurs verfolgen, gegen eine solche neue Politik protestieren.
Kuwait wird als eines der Länder im Nahen Osten betrachtet, die für Frauen am besten sind. Ihnen ist es gestattet, Auto zu fahren, ohne das Einverständnis eines Mannes zu arbeiten, sich Pässe zu beschaffen, aus dem Land zu reisen und sogar Regierungsämter einzunehmen – und das alles ohne Einwilligung eines männlichen Familienmitglieds. Die kuwaitischen Frauen erhielten sogar das Stimmrecht für die Kommunalwahlen im Jahre 2005. Während Familiengerichte immer noch von der Voraussetzung ausgehen, dass die Aussagen von zwei Frauen so viel wert sind wie die eines einzigen Mannes, ist das bei Zivil-, Straf- und Verwaltungsgerichten nicht der Fall: Dort kommt die Zeugenaussage einer Frau der eines Mannes gleich. Während Frauen sich immer noch einigen gesellschaftlichen und rechtlichen Diskriminierungen gegenübersehen, ist die Zukunft für kuwaitische Frauen in der Tat vielversprechend.
Obwohl die Familienstrukturen im Libanon streng patriarchalisch sind, kommen die Frauen dort in den Genuss gleicher Bürgerrechte und besuchen in großer Anzahl Colleges und Universitäten. Dies ist hauptsächlich auf den Umstand zurückzuführen, dass Frauen im Jahre 1953 das Wahlrecht erhielten. Allerdings hat das Stimmrecht nicht dazu geführt, dass Frauen eine Teilhabe an der Regierung und am öffentlichen Leben besitzen. Schätzungsweise drei Prozent der Parlamentsmitglieder sind weiblichen Geschlechts; somit fahren Männer damit fort, Beschlüsse zu fassen, die Frauen betreffen.
Offenkundig gibt es viele Unterschiede entsprechend den verschiedenartigen Religionsgemeinschaften, denen Frauen angehören. Der Libanon ist mit seinen fast...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2019 |
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Reihe/Serie | Erfahrungen und Schicksale – Die wahre Geschichte einer Prinzessin aus Saudi-Arabien |
Übersetzer | Christa Broermann, Cornelia Stoll, Dr. Arno Hoven |
Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | Princess: A True Story of Life Behind the Veil in Saudi Arabia |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Literatur ► Romane / Erzählungen | |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Islam | |
Schlagworte | 1001 Nacht • 20. - 21. Jahrhundert • Al Saud • Al-Saud:Unterdrückung der Frau • Arabien • Arabisch • Arabische Prinzessin • Arabische Welt • Erfahrungsbericht • Erfahrungsbücher • Erinnerung • Erkrankung • Frauen • Frauenrechte • goldener Käfig • Hilfe • Islam • Königshaus • Kopftuch • Krankheit • Leben im goldenen Käfig • Lebensweg • Menschenrechte • Mittlerer Osten • Nahost • Orient • Orientalische Frauen • Prinzessin • Prinzessin Sultana • Psychologie • Riad • Saudi • Saudi Arabien • Saudi-Arabien • Schicksal • Schicksalsschlag • Sultana • Tausendundeine Nacht • Unterdrückung • Wahre GEschichte • Zwangsheirat |
ISBN-10 | 3-7325-7531-4 / 3732575314 |
ISBN-13 | 978-3-7325-7531-2 / 9783732575312 |
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