St. Gangolf -  Arthur Fontaine

St. Gangolf (eBook)

Eine alte Siedlung und Kultstätte an der unteren Saar
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2018 | 1. Auflage
236 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-3576-0 (ISBN)
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Das Buch ist ein erweiterter Nachdruck der Ersterscheinung von 1997. "St. Gangolf" ist heute ein idyllischer Flecken am Südhang des Montclairberges, dort, wo die Saar zu ihrer berühmten großen Schleife ansetzt. Das einst quirlige Leben hier oben am Berg ist einer beschaulichen Ruhe gewichen, mit der sich die verbliebenen Zeugnisse einer bewegten Vergangenheit etwas geheimnisvoll umgeben, etwa die "Pagodenburg" , ein Kleinod barocker Architektur, und die spätbarocke St. Gangolfkirche. Ihre Geschichte erzählt das Buch von Arthur Fontaine. In einem Abriss wird zunächst ein Längsschnitt durch die Historie des Gesamtkomplexes von den Anfängen bis zur Gegenwart gelegt. Die weiteren Teile des Buches beschäftigen sich dann näher mit den Einzelbereichen: Hofgut, alte Pfarrei und Kapuzinerkloster. So entstand erstmals ein umfassendes geschichtliches Gesamtbild von St. Gangolf an der unteren Saar, einem bedeutsamen Platz saarländischer Geschichte.

Zweiter Teil: Das Hofgut St. Gangolf


1 Die Zeit des abteilichen Hofgutes


1.1 Gründung des Hofgutes im 14./15. Jahrhundert


Nach dem Fall der Burg Montclair im Jahre 1351 zogen sich die Grundbesitzer aus dem Gebiet des Burgvorlandes mit den Dörfern Stalle, St. Gangolf und Bergen zurück, indem sie ihren Besitz nach und nach verkauften oder verschenkten. Wie aus erhaltenen Unterlagen hervorgeht, teilten sich vor allem die Herren von Montclair und das Geschlecht von Balderingen sowie das Kloster Mettlach den Grund auf dem gemeinsamen Bann der drei oben genannten Dörfer.

Erwerber war das Kloster Mettlach, das so in der 2. Hälfte des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts allmählich das gesamte landwirtschaftlich nutzbare Gelände um St. Gangolf in die Hände bekam. Diese zielstrebigen Bemühungen mündeten in der Gründung eines freien abteilichen Hofgutes in St. Gangolf im 14./15. Jahrhundert. Ein exaktes Gründungsdatum ist nicht bekannt. 74)

Hintergrund dieser klösterlichen Aktivitäten war das Bestreben, wirtschaftlich unabhängig zu werden. Insofern erfüllte das Hofgut St. Gangolf, neben anderen, die zentrale Aufgabe, dem Kloster Mettlach eine wirtschaftliche Basis zu sichern. 75)

1.2 Der abteiliche Hofmann


Das Kloster ließ sein Hofgut in St. Gangolf von einem Hofmann gegen Zinsabgaben bewirtschaften. Der erste namentlich bekannte Hofmann in St. Gangolf hieß Glesgin Wisgerber (1487-1491). Er starb 1491. Sein Sohn Hannes Wisgerber folgte ihm als Hofpächter. 1675 erscheint ein Johann Jacob Wagner, in der Folge ein Springer, von 1720-1729 ein Stephan Welter in dieser Funktion. Von 1729-1747 war Michel Welter aus Tünsdorf Hofmann. Sein Nachfolger war Lambert Weber aus Oberleuken bis 1773, gefolgt von seinem Sohn Franz Weber. 76)

Über die Haupttätigkeit der Hofbewirtschaftung hinaus hatte der Hofmann weitere Funktionen. So war er stets einer der Schöffen des in St. Gangolf zuständigen Gerichtsbezirkes. Zudem hatte er besondere Vollmachten zur Beilegung (Schlichtung) von Streitigkeiten im Rahmen der Grundgerichtsbarkeit, die im Laufe des Jahres auf dem Ortsgebiet vorkamen. Hierfür erhielt er als „Gebühr" 1 Sester Wein. Gelang es ihm nicht, den Fall zu erledigen, mußte er ihn an den Besseringer Vogtmeier weitergeben. 77)

1.3 Das Hofhaus


Das ursprüngliche Hofhaus mit seinen Wirtschaftsgebäuden stand wahrscheinlich östlich gegenüber der Kirche St. Gangolf, neben der heutigen Straße, die von Besseringen heraufführt. An gleicher Stelle jedenfalls befindet sich heute noch das „alte Hofhaus" vermutlich aus dem 15./16. Jahrhundert, das 1717 umgebaut worden ist. 78) Seine Funktion als Hofhaus des Hofgutes St. Gangolf hatte dieses Gebäude bis zum Bau eines neuen Hofhauses im Jahre 1842 behalten.

Naive Zeichnung des alten Hofhauses in St. Gangolf nach dem Umbau 1717 (gezeichnet von Pastor Schauffler)

1.4 Die „Freiheit" des Hofgutes


Das abteiliche Hofgut St. Gangolf hatte (wie das Kloster Mettlach selbst und andere Höfe des Klosters) in bestimmten Fällen das Recht, Asyl zu gewähren, in der Sprache der damaligen Zeit „Freiheit" genannt. Wem es als Missetäter gelang, in den fest umschriebenen Asylbezirk zu gelangen, hatte dort 6 Wochen und 3 Tage freien Aufenthalt. Konnte er in dieser Zeit nicht fliehen, durften ihn die Ordnungshüter (in diesem Fall der Vogt von Montclair) danach ergreifen. Das Asylrecht beschränkte sich allerdings auf schwere Fälle, für die das Hochgericht zuständig war. 79)

Diese Freiheit des Hofgutes St. Gangolf war aber älter als das Hofgut selbst. Der Bericht des Forsthubenganges von 1487 teilt mit, daß die Schöffen bei ihrem Grenzbegang an der „Groiß eiche" oberhalb des „Sanetborrens" stehengeblieben sind und davon gesprochen haben, daß vor Zeiten da ein Dorf gestanden, das habe eine „sulche Frieheit" (solche Freiheit) gehabt und heutigentags noch habe, soweit die Hofstätten und das Dorf reichten. 80) Bei dem Dorf handelt es sich zweifelsfrei um Stalle; es wird deshalb von der „Staller Freiheit" gesprochen.

Ihre Wurzeln hatte die klösterliche Freiheit im Vorrecht der Immunität von Kirchen- und Klosterbesitz gegenüber weltlicher Macht seit der Zeit Karls des Großen. Nach Junges müßte die Staller Freiheit daher ihre Berechtigung aus einem ehemaligen freien Hof des Klosters Mettlach im untergegangenen Stalle besessen haben. Das Weiterbestehen der Freiheit auf dem späteren abteilichen Hofgut St. Gangolf sieht Junges nur in der Existenz des Bartholomäus-Marktes mit seinem weitläufigen Einzugsgebiet begründet, wie auch die Freiheit des Klosters in Mettlach ihre grundlegende Bedeutung nachweislich durch die beiden Mettlacher Jahrmärkte erhalten hat. 81)

Wie bereits betont, war das Asylrecht auf einen bestimmten, räumlich exakt festgelegten Bezirk begrenzt, hier auf den Dorfbereich des ehemaligen Stalle. Reinhold Junges hat sich mit der Frage nach dem Standort des Dorfes Stalle und dem Asylbezirk der Staller Freiheit, damit auch dem des Hofgutes St. Gangolf, näher beschäftigt. 82)

Er kommt zu dem Ergebnis, daß das Dorf Stalle und sein Freiheitsbezirk innerhalb eines Dreiecks lagen, dessen nördliche Spitze die „Große Eiche", östlicher Schenkel der von St. Gangolf nach Besseringen führende Weg, Südgrenze die Grenze zwischen „Burwies" und „Staller Wiesen" und westlicher Schenkel die Linie von der „Großen Eiche" über die beiden alten noch vorhandenen Eichen in der „Burwies" zum Schnittpunkt mit der Südgrenze ist.

Standort des ehemaligen Dorfes Stalle und der „Staller Freiheit"

Junges stützt sich bei seinen Feststellungen auf den Standort alter Grenzbäume, die teilweise als solche urkundlich erwähnt sind, die er aber auch zum Teil als Grenzmarken identifiziert. Leider, wenn auch naturgemäß, ist die Zahl dieser Grenzbäume immer geringer geworden; das endgültige Aus für den restlichen Bestand ist abzusehen. Insbesondere die uralten Grenzeichen im Süden zwischen „Burwies" und „Staller Wiesen" sind, nicht zuletzt als Folge des Saarausbaues in den 80er Jahren, fast alle verschwunden. In dieser Situation ist es hilfreich, daß sich gerade hier die ursprünglich durch Bäume markierte Grenze wenigstens an zwei Seiten in etwa mit den heutigen Wegeverläufen deckt.

2 Das Hofgut kommt über den Staat in private Hand


2.1 Verstaatlichung in der Französischen Revolution


Die Säkularisierung des geistlichen Besitzes in der Französischen Revolution betraf natürlich auch das abteiliche Hofgut St. Gangolf. Während die Staller Wiesen als Einzelparzellen versteigert wurden, blieb die Ackerbaufläche um St. Gangolf – die später dem Bann Mettlach zugeordneten Teile des ehemaligen Bannes der drei Dörfer – als Ganzes erhalten. Sie wurde als Nationaleigentum zusammen mit dem Hof 1804 an den Herrn Lasalle aus Wallerfangen versteigert. 83)

2.2 Die Zeit der privaten Besitzer Lasalle und Thiery 84)


Mit dem neuen Besitzer Lasalle geriet der bisherige Pächter des Hofgutes aus der vorrevolutionären Zeit, Franz Weber, in einen Rechtsstreit um einen Teil des Hofgutes, nach welchem Titel ist nicht bekannt.

Franz Weber hatte das Hofgut 1773 von seinem Vater Lambrecht Weber übernommen und in der Folge mit seiner Familie bewirtschaftet. Er blieb während der Revolution auf dem Hof und versuchte, diese Position auch nach dem Erwerb des Gutes durch Lasalle zu behaupten. Franz Weber verlor den Prozeß und zog daraufhin 1808 mit seiner Familie nach Dreisbach.

1809 ging das Hofgut St. Gangolf durch Erbschaft an den Schwager Lasalles, Heinrich Thiery, Rentner und Gutsbesitzer in Wallerfangen, über.

1811 setzte Thiery einen gewissen Franz Lehnhof von Merzig auf den Hof, der allerdings kein Bauer, sondern ein Schäfer war. Thiery stieg von Ackerbau auf Schafzucht um. Als Folge davon verwilderten die Äcker im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu struppigen Weideplätzen. Diese Situation änderte sich erst, als nach dem Tode des Schäfers Lehnhof die Witwe Thiery 1842 die Flächen wieder für den Ackerbau urbar machen ließ.

2.3 Das neue Hofhaus 85)


Im gleichen Jahr, 1842, ließ Frau Thiery auch ein neues Hofhaus unterhalb der Kirche St. Gangolf erbauen.

Naive Zeichnung des neuen, 1842 erbauten Hofhauses in St. Gangolf (1885 von Pastor Schauffler gezeichnet)

Das ursprüngliche Hofhaus hieß danach „das alte Haus". Es diente fortan als Wohnhaus, z.B. lebte 1857/58 ein Eisenbahnbaumeister Dunse dort, von 1859-1882 der Hofknecht Peter Dillschneider. Die zugehörigen Stallungen und die Scheune wurden bereits 1859 niedergerissen. Legt man die bescheidenen Ausmaße dieser alten Hofanlage und die nachweislich geringe Pacht im...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte
ISBN-10 3-7481-3576-9 / 3748135769
ISBN-13 978-3-7481-3576-0 / 9783748135760
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