Überzeugen (eBook)

Rhetorik und politische Ethik in der Antike
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2018 | 1. Auflage
342 Seiten
Felix Meiner Verlag
978-3-7873-3438-4 (ISBN)

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Überzeugen -  Alfons Reckermann
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In diesem Buch geht es um den Beitrag, den die antike Rhetorik zum normativen Selbstverständnis der Polis und zur politischen Ethik ihrer Zeit leistete. Anders als im neuzeitlichen Kontraktualismus gilt für die antike Ethik die überzeugende Rede als einzige Kraft, die bei besonnenem »Gebrauch« individuelles und kollektives Handeln auf gegenseitige Verständigung einzustellen und durch die Begründung einer rechtlichen Ordnung den Naturzustand roher Gewalt zu überwinden vermag. In Absetzung von der Sophistik profiliert sich die Rhetorik als Alternative insbesondere zur platonischen, jedoch auch zur aristotelischen Philosophie. Der Autor behandelt u.a. die Polis-Ethik des Isokrates, ihre Vorformen bei Solon und Aischylos sowie ihre Parallele bei Xenophon. Herodot, Thukydides und Aristoteles verdeutlichen darüber hinaus Probleme ihrer »Implementierung« und zeigen, dass ihrer Wirkungsmöglichkeit durchaus auch Grenzen gesetzt sind. Dabei geht es um die sozialen Folgen von Gewalt und Überzeugungskraft, das Verhältnis von Verfassungsordnung und Außenpolitik sowie die Herstellung von »Bürgerfreundschaft « als Voraussetzung einer erfolgreichen Verbindung von Macht und Recht. Dank ihrer Verzahnung von Individual- und Institutionenethik und ihrer Kritik an Versuchen, politische Verhältnisse auf der Grundlage eines epistemisch begründeten Gerechtigkeitswissens in der Orientierung an transpolitischen Normen zu gestalten, ist die rhetorisch fundierte Ethik für ein modernes Verständnis demokratischer Politik, die auf öffentliche Rede und eine belastungsfähige Streitkultur angewiesen ist, von Bedeutung.

Alfons Reckermann (* 8. April 1947 in Münster (Westfalen)) ist ein deutscher Philosoph und Hochschullehrer. Reckermann unterrichtet an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU München), wo er seit 1988 eine Professur für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Sozialphilosophie innehat. Reckermann studierte an der Universität Münster und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Philosophie, Geschichte, Germanistik und Soziologie. Den Dr. phil. erwarb er 1976 an der Universität Freiburg und habilitierte sich 1986 für das Fach Philosophie an der LMU München.

Cover 1
Inhaltsverzeichnis 5
Einleitung 9
I. Das Problem: Von der Stasis zur Polis 21
Die Stimme Athenes. Die Erzeugung der Polis als Ort des guten Zusammenlebens von Göttern und Menschen in der Orestie des Aischylos 21
1. Die Handlung der Orestie und die theologischen Voraussetzungen ihrer Darstellung 23
2. Sprachlich erzeugte Vorstellungsbilder und ihre Bedeutung für die Handlungsorientierung 25
3. Der Rechtskonflikt und seine politische Lösung 31
a) Der Weg von Argos über Delphi nach Athen 31
b) Das Urteil im Prozess vor dem Areopag 37
c) Die politische Verhandlung mit den Erinyen 41
d) Die Polis als Ort des neu befestigten Zusammenlebens von Göttern und Menschen 44
II. Die konzeptionellen Grundlagen der rhetorisch fundierten Polis-Ethik 47
A. Gorgias: Die Rhetorik als größte soziale Gestaltungsmacht 47
B. Die Überwindung des ›tierischen‹ Anfangszustands der menschlichen Natur durch die soziale Gestaltungskraft der Sprache 54
C. Die Bedeutung der besonnenen Rede in Xenophons politischer Ethik 63
1. Der Begriff des Wissens und das Konzept dialektischer Praxis 63
2. Die Wahl der besten sozialen Gestaltungskraft 71
3. Das Muster ›guter‹ Herrschaft und die Bedingungen ihrer Verwirklichung 74
D. Isokrates und sein Konzept politischer Rhetorik 80
1. Die Überwindung des tierischen Daseins 81
a) Die Kultur begründende Kraft der Sprache und ihre Bedeutung für die Polis 81
b) Athen als Entstehungsort menschlicher Kultur 86
2. Der Gegensatz zwischen guter und gewaltgestützter Herrschaft 93
3. Die Möglichkeit der Rückkehr zu guter Herrschaft 104
4. Griechische Erfahrungen mit kooperativer Politik 114
5. Der Beitrag der politischen Rhetorik zur Realisierung guter Politik 120
III. Realisierungsprobleme – Möglichkeiten und Grenzen rhetorisch fundierter Politik 127
A. Der Ruf des Theseus oder die Gründung der Polis durch überzeugende und machtgestützte Rede 127
B. Solon und seine Politik der Eunomia 134
1. Die Vorstellungen des 4. Jhs. von Solons Politik 134
2. Solons Dichtung als Lobrede auf die Eunomia und als politische Selbstreflexion 142
C. Die Isonomiepolitik des Kleisthenes 150
1. Gewalt, List und Überzeugungskunst in der Politik des Kleisthenes 151
2. Die gesetzgeberische Kunst des Kleisthenes oder die Verankerung der Praxis der Isegorie in einer isonomen Verfassung 157
D. Themistokles oder: Die Praxis der Isegorie als Grundlage für eine Politik des kühn wagenden Mutes 163
1. Die Machtmittel des Themistokles: Überredungskunst, Bestechung, List, Gewaltandrohung und Zwang 165
2. Herodot über den Nutzen und Nachteil der Isegorie für die politische Gestaltung der menschlichen Angelegenheiten 176
3. Das Handlungsmuster von Salamis und die Politik der Athener im delisch-attischen Seebund 185
E. Perikles in der Sicht von Isokrates und Thukydides 193
1. Das Perikles-Bild des Isokrates 193
2. Thukydides und die Praxis der Isegorie 195
3. Die Bürger-Polis Athen – eine sichere Insel im Umfeld größter Bewegung? 207
a) Der griechisch geprägte Handlungsraum und seine Bewegungsformen 210
b) Die Bürger-Polis unter dem Druck größter Bewegung 215
c) Die Grenzen der politisch verantwortlichen Rhetorik im Umfeld größter Bewegung 222
Zur philosophischen Bedeutung der rhetorisch fundierten Polis-Ethik 231
Abkürzungen 245
Bibliographie 247
1. Quellen 247
2. Literatur 252
Anmerkungen 261
Personenregister 335

Erscheint lt. Verlag 4.9.2018
Reihe/Serie Blaue Reihe
Blaue Reihe
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie Altertum / Antike
Schlagworte Antike Philosophie • Politische Philosophie • Rhetorik
ISBN-10 3-7873-3438-6 / 3787334386
ISBN-13 978-3-7873-3438-4 / 9783787334384
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