Diagnostik und Diagnose

in tiefenpsychologischen und psychoanalytischen Verfahren
Buch | Softcover
208 Seiten
19,99 inkl. MwSt
Psychodiagnostik hat viel mit Intuition, Vorwissen und Menschenkenntnis zu tun. Innerhalb kurzer Zeit muss der Therapeut umfangreiche Informationen aufnehmen und einordnen.
Dieses bewusst schmal gehaltene Buch will ein Wegweiser für eine zielorientierte Diagnostik in den tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Verfahren sein. Die Ergebnisse von Erstgespräch und Probatorik strukturieren den Behandlungsansatz, das Ziel und die Prognose einer immer individuell zu gestaltenden Therapie. Praxisorientiert werden in diesem Buch Erstgespräch, Probatorik, Anamnese, Diagnostik und Diagnosestellung behandelt.
Umfangreiche Arbeitsmaterialen werden online zur Verfügung gestellt. Die Neuerungen der Novellierung der Psychotherapie-Richtlinien vom April 2017 sind berücksichtigt.
Der Erstkontakt zu Patienten, die einen Psychotherapeuten aufsuchen, ist für beide Seiten von entscheidender Bedeutung. Hier entscheidet sich, ob eine Therapie zweckmäßig ist und ob die beiden Protagonisten zusammenkommen werden. An den Therapeuten werden hohe Anforderungen gestellt. Innerhalb kurzer Zeit muss er umfangreiche Informationen aufnehmen und einordnen, um daraus eine Prognose und einen Therapieantrag zu formulieren. Diagnostik hat mit Intuition, Vorwissen und Menschenkenntnis zu tun.
Dieses bewusst schmal gehaltene Buch will ein Wegweiser für eine zielorientierte Diagnostik in den tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Verfahren sein. Die Ergebnisse der Diagnostik strukturieren den Behandlungsansatz, das Ziel und die Prognose einer immer individuell zu gestaltenden Therapie. Praxisorientiert werden Erstgespräch, Probatorik, Anamnese, Diagnostik und Diagnosestellung behandelt.
Umfangreiche Arbeitsmaterialen werden online zur Verfügung gestellt. Die Neuerungen der Novellierung der Psychotherapie-Richtlinien vom April 2017 sind berücksichtigt.

Dr. habil. Gerald Mackenthun ist Psychotherapeut in Berlin. Seit vielen Jahren leitet er Kurse zu Erstgespräch, Anamnese und Diagnostik in Tiefenpsychologie und Psychoanalyse.

Die Kunst der Anamnese – Der Begriff Anamnese stammt aus dem Griechischen und heißt: Rückerinnerung. Das Erheben einer psychodynamischen Anamnese ist bereits ein Bestandteil der Therapie. Es handelt sich nicht nur um ein technisches, sondern um ein künstlerisches Geschehen. Man bedarf hierzu der Intuition, der Einfühlung und der Phantasie, denn einiges muss man als Therapeut erraten und sich zusammenreimen. Im Patienten hat man selten einen objektiven Berichterstatter. Gute Diagnostiker ähneln Sherlock Holmes, der aus winzigen Spuren die wahren Sachverhalte ableitete. Man sollte Schilderungen immer mit ein klein wenig Skepsis begegnen. Wie groß diese sein muss, ahnt man allerdings erst später im Therapieverlauf. Der Patient muss beim Erarbeiten seiner Vorgeschichte wichtige Beiträge leisten. Von seiner Offenheit und Wahrhaftigkeit wie auch seiner Intelligenz und Bereitschaft zur Kooperation hängt es ab, wie viel und welches wesentliche Material zu Tage gefördert werden kann. Der Patient soll rückhaltlos berichten, was er aus seiner Frühzeit weiß und wie er die Gegenwart erlebt. So sind beide Protagonisten des Therapiegeschehens gefordert. Was in diesem Buch an Hinweisen aufgelistet wird, soll im anamnestischen Gespräch nicht einfach durchgezogen und abgehakt werden. Man führe den Dialog möglichst kunstvoll, d.h. mit Vor- und Rückblicken, mit Zusammenfassungen bisheriger Resulta-te und neuen Fragestellungen. Es wäre nicht richtig, sich rasch festzulegen. Der Therapeut muss offen sein für überraschende Wendungen der Unterredung. Oftmals kann man Symptome und Aussagen nicht sogleich einordnen. Das Aushalten von Un-gewissheit und Unsicherheit gehört mit zu den therapeutischen Fähigkeiten. Schnelle Deutungen verbieten sich. Sigmund Freud hatte darauf hingewiesen, dass der Therapeut nur so weit kommt, als seine eigenen Komplexe und inneren Widerstände es gestatten. Er forderte deshalb eine Selbstanalyse vor Aufnahme der Therapeutentätigkeit und von Zeit zu Zeit Nachanalysen. Eine erfolgreiche Selbstanalyse sei Voraussetzung für die therapeutische Tätigkeit. Umfangreicher Einblick in die eigene Person, Weltwissen, Fachwissen und Berufskenntnis sind für Psychotherapeuten fundamental wichtig. Sie sollen in Sitzungen darauf zurückgreifen. Je größer das Wissen, desto umfangreicher das Repertoire therapeutischer Interventionen. Dieses Wissen darf nicht unkritisch angewendet werden. Man sollte sich unbedingt freihalten von Vorurteilen, Pauschalierungen und fragwürdigen theoretischen Annahmen. Der Patient darf vom Therapeuten Sympathie und Interesse erwarten. Der Therapeut sollte sich immer wieder klarmachen, dass das Erstgespräch für den Patienten außer-gewöhnlich wichtig ist. Dieses Gespräch kann entscheidend sein für einen Menschen, kommt er doch mit all seinen Enttäuschungen und Hoffnungen zum Therapeuten. Darum sollte diese Erstbegegnung so meisterhaft wie möglich geführt werden. Man spricht von der Kunst des Erstinterviews auch deshalb, weil es Auftakt ist für die künftige Beziehung. In der Musik beginnt jede Oper mit einer Ouvertüre, in dieser klingen in kurzen Sentenzen bereits alle Themen an, die dann im Verlauf der Auffüh-rung breiter und tiefer ausgeführt werden. Auch im Erstgespräch sollte man sich ei-nen panoramahaften Überblick über den Menschen, der vor einem sitzt, verschaffen. Am Ende einer anamnestischen Untersuchung fassen wir unsere Befunde wohlwollend zusammen und erläutern dem Gegenüber in wenigen Worten, wie wir mit ihm zu arbeiten gedenken. In diesem Ausblick sollten Worte der Hoffnung einfließen: Bei gemeinsamer Anstrengung kann einiges erreicht werden. Die Arbeit am Charakter ist lohnenswert. Damit eröffnen wir einen Ausblick in eine bessere Zukunft, was den Patienten hoffentlich mit einiger Zuversicht erfüllt. Wer leidet, hat Hoffnung und Zuversicht nötig.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 170 x 220 mm
Gewicht 350 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Persönlichkeitsstörungen
Schlagworte Anamnese • Diagnose • Diagnostik • Erstgespräch • Probatorik • Psychoanalyse • Psychotherapie • Tiefenpsychologie
ISBN-10 3-946130-10-0 / 3946130100
ISBN-13 978-3-946130-10-9 / 9783946130109
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Michael Soyka; Anil Batra; Andreas Heinz; Franz Moggi …

Buch | Hardcover (2022)
Urban & Fischer in Elsevier (Verlag)
82,00