Die fröhliche Wissenschaft (Buch 1 bis 5) (eBook)

Aphorismensammlung des Autors von 'Also sprach Zarathustra', 'Der Antichrist' und 'Jenseits von Gut und Böse'
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
213 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-6272-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die fröhliche Wissenschaft (Buch 1 bis 5) -  Friedrich Nietzsche
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Die fröhliche Wissenschaft enthält Gedanken zu unterschiedlichsten Themen in fast 400 Aphorismen verschiedener Länge. Im ersten Buch werden die Möglichkeit der Erkenntnis sowie Aufgabe und Nutzen der Wissenschaft problematisiert. Die Abschnitte behandeln Themen der Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie und Psychologie im Sinne einer Philosophie des Geistes. Das zweite Buch behandelt insbesondere Fragen zur Kunst und zu Künstlern; überlegungen über Frauen und das Verhältnis der Geschlechter zum Thema. Das Buch enthält auch eine Reihe von Auseinandersetzungen mit Nietzsches früheren Leitbildern Arthur Schopenhauer und Richard Wagner. Das dritte Buch ist hauptsächlich Fragen der Religion und Moral gewidmet. Die Sentenzen 268 bis 275 bestehen nur noch aus knappen persönlichen Fragen und Antworten, die gleichzeitig Kernthemen von Nietzsches Philosophie anklingen lassen. Das vierte Buch, 'Sanctus Januarius', beginnt mit einem (Selbst-)Appell zur Bejahung des Lebens und Denkens. In diesem Buch finden sich gehäuft Selbstbetrachtungen. Im fünften Buch wird vor allem das Problem des Nihilismus von verschiedenen Seiten beleuchtet. So wird bereits im ersten Abschnitt das 'Gott ist tot'-Thema wieder aufgenommen und erläutert, es folgen einige Überlegungen zur Entwertung der Werte und zur 'Selbstaufhebung der Moral', die sich auch in den etwa zur gleichen Zeit entstandenen Vorreden zu den Neuausgaben früherer Werke wiederfinden. Friedrich Nietzsche (1844-1900) war ein deutscher klassischer Philologe. Den jungen Nietzsche beeindruckte besonders die Philosophie Schopenhauers. Später wandte er sich von dessen Pessimismus ab und stellte eine radikale Lebensbejahung in den Mittelpunkt seiner Philosophie. Sein Werk enthält scharfe Kritiken an Moral, Religion, Philosophie, Wissenschaft und Formen der Kunst. Die zeitgenössische Kultur war in seinen Augen lebensschwächer als die des antiken Griechenlands. Wiederkehrendes Ziel von Nietzsches Angriffen ist vor allem die christliche Moral sowie die christliche und platonistische Metaphysik. Er stellte den Wert der Wahrheit überhaupt in Frage und wurde damit Wegbereiter postmoderner philosophischer Ansätze. Auch Nietzsches Konzepte des 'Übermenschen', des 'Willens zur Macht' oder der 'ewigen Wiederkunft' geben bis heute Anlass zu Deutungen und Diskussionen.

»Scherz, List und Rache«


1
Einladung

Wagts mit meiner Kost, ihr Esser!

Morgen schmeckt sie euch schon besser

Und schon übermorgen gut!

Wollt ihr dann noch mehr – so machen

Meine alten sieben Sachen

Mir zu sieben neuen Mut.

2
Mein Glück

Seit ich des Suchens müde ward,

Erlernte ich das Finden.

Seit mir ein Wind hielt Widerpart,

Segl ich mit allen Winden.

3
Unverzagt

Wo du stehst, grabtief hinein!

Drunten ist die Quelle!

Laß die dunklen Männer schrein:

»Stets ist drunten – Hölle!«

4
Zwiegespräch

A. War ich krank? Bin ich genesen?

Und wer ist mein Arzt gewesen?

Wie vergaß ich alles das!

B. Jetzt erst glaub ich dich genesen:

Denn gesund ist, wer vergaß.

5
An die Tugendsamen

Unseren Tugenden auch solln leicht die Füße sich heben:

Gleich den Versen Homers müssen sie kommen und gehn!

6
Welt-Klugheit

Bleib nicht auf ebnem Feld!

Steig nicht zu hoch hinaus!

Am schönsten sieht die Welt

Von halber Höhe aus.

7
Vademecum – Vadetecum

Es lockt dich meine Art und Sprach,

Du folgest mir, du gehst mir nach?

Geh nur dir selber treulich nach: –

So folgst du mir – gemach! gemach!

8
Bei der dritten Häutung

Schon krümmt und bricht sich mir die Haut,

Schon giert mit neuem Drange,

So viel sie Erde schon verdaut,

Nach Erd in mir die Schlange.

Schon kriech ich zwischen Stein und Gras

Hungrig auf krummer Fährte,

Zu essen das, was stets ich aß,

Dich, Schlangenkost, dich, Erde!

9
Meine Rosen

Ja! Mein Glück – es will beglücken –

Alles Glück will ja beglücken!

Wollt ihr meine Rosen pflücken?

Müßt euch bücken und verstecken

Zwischen Fels und Dornenhecken,

Oft die Fingerchen euch lecken!

Denn mein Glück – es liebt das Necken!

Denn mein Glück – es liebt die Tücken! –

Wollt ihr meine Rosen pflücken?

10
Der Verächter

Vieles laß ich falln und rollen,

Und ihr nennt mich drum Verächter.

Wer da trinkt aus allzuvollen

Bechern, läßt viel falln und rollen –,

Denkt vom Weine drum nicht schlechter.

11
Das Sprichwort spricht

Scharf und milde, grob und fein,

Vertraut und seltsam, schmutzig und rein,

Der Narren und Weisen Stelldichein:

Dies alles bin ich, will ich sein,

Taube zugleich, Schlange und Schwein!

12
An einen Lichtfreund

Willst du nicht Aug und Sinn ermatten,

Lauf auch der Sonne nach im Schatten!

13
Für Tänzer

Glattes Eis

Ein Paradeis

Für den, der gut zu tanzen weiß.

14
Der Brave

Lieber aus ganzem Holz eine Feindschaft

Als eine geleimte Freundschaft!

15
Rost

Auch Rost tut not: Scharfsein ist nicht genung!

Sonst sagt man stets von dir: »er ist zu jung!«

16
Aufwärts

»Wie komm ich am besten den Berg hinan?« –

Steig nur hinauf und denk nicht dran!

17
Spruch des Gewaltmenschen

Bitte nie! Laß dies Gewimmer!

Nimm, ich bitte dich, nimm immer!

18
Schmale Seelen

Schmale Seelen sind mir verhaßt:

Da steht nichts Gutes, nichts Böses fast.

19
Der unfreiwillige Verführer

Er schoß ein leeres Wort zum Zeitvertreib

Ins Blaue – und doch fiel darob ein Weib.

20
Zur Erwägung

Zwiefacher Schmerz ist leichter zu tragen

Als ein Schmerz: willst du darauf es wagen?

21
Gegen die Hoffart

Blas dich nicht auf: sonst bringet dich

Zum Platzen schon ein kleiner Stich.

22
Mann und Weib

»Raub dir das Weib, für das dein Herze fühlt!« –

So denkt der Mann; das Weib raubt nicht, es stiehlt.

23
Interpretation

Leg ich mich aus, so leg ich mich hinein:

Ich kann nicht selbst mein Interprete sein.

Doch wer nur steigt auf seiner eignen Bahn,

Trägt auch mein Bild zu hellerm Licht hinan.

24
Pessimisten-Arznei

Du klagst, daß nichts dir schmackhaft sei?

Noch immer, Freund, die alten Mucken?

Ich hör dich lästern, lärmen, spucken –

Geduld und Herz bricht mir dabei.

Folg mir, mein Freund! Entschließ dich frei,

Ein fettes Krötchen zu verschlucken,

Geschwind und ohne hinzugucken! –

Das hilft dir von der Dyspepsei!

25
Bitte

Ich kenne mancher Menschen Sinn

Und weiß nicht, wer ich selber bin!

Mein Auge ist mir viel zu nah –

Ich bin nicht, was ich seh und sah.

Ich wollte mir schon besser nützen,

Könnt ich mir selber ferner sitzen.

Zwar nicht so ferne wie mein Feind!

Zu fern sitzt schon der nächste Freund –

Doch zwischen dem und mir die Mitte!

Erratet ihr, um was ich bitte?

26
Meine Härte

Ich muß weg über hundert Stufen,

Ich muß empor und hör euch rufen:

»Hart bist du! sind wir denn von Stein?« –

Ich muß weg über hundert Stufen,

Und niemand möchte Stufe sein.

27
Der Wandrer

»Kein Pfad mehr! Abgrund rings und Totenstille!« –

So wolltest dus! Vom Pfade wich dein Wille!

Nun, Wandrer, gilts! Nun blicke kalt und klar!

Verloren bist du, glaubst du – an Gefahr.

28
Trost für Anfänger

Seht das Kind umgrunzt von Schweinen,

Hilflos, mit verkrümmten Zehn!

Weinen kann es, nichts als weinen –

Lernt es jemals stehn und gehn?

Unverzagt! Bald, sollt ich meinen,

Könnt das Kind ihr tanzen sehn!

Steht es erst auf beiden Beinen,

Wirds auch auf dem Kopfe stehn.

29
Sternen-Egoismus

Rollt ich mich rundes Rollefaß

Nicht um mich selbst ohn Unterlaß,

Wie hielt ichs aus, ohne anzubrennen,

Der heißen Sonne nachzurennen?

30
Der Nächste

Nah hab den Nächsten ich nicht gerne:

Fort mit ihm in die Höh und Ferne!

Wie würd er sonst zu meinem Sterne? –

31
Der verkappte Heilige

Daß dein Glück uns nicht bedrücke,

Legst du um dich Teufelstücke,

Teufelswitz und Teufelskleid.

Doch umsonst! Aus deinem Blicke

Blickt hervor die Heiligkeit!

32
Der Unfreie

A. Er steht und horcht: was konnt ihn irren?

Was hört er vor den Ohren schwirren?

Was wars, das ihn darniederschlug?

B. Wie jeder, der einst Ketten trug,

Hört überall er – Kettenklirren.

33
Der Einsame

Verhaßt ist mir das Folgen und das Führen.

Gehorchen? Nein! Und aber nein – Regieren!

Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken:

Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen.

Verhaßt ist mirs schon, selber mich zu führen!

Ich liebe es, gleich Wald- und Meerestieren,

Mich für ein gutes Weilchen zu verlieren,

In holder Irrnis grüblerisch zu hocken,

Von ferne her mich endlich heimzulocken,

Mich selber zu mir selber – zu verführen.

34
Seneca et hoc genus omne

Das schreibt und schreibt sein unaussteh-

lich weises Larifari,

Als gält es primum scribere,

Deinde philosophari.

35
Eis

Ja! Mitunter mach ich Eis:

Nützlich ist Eis zum Verdauen!

Hättet ihr viel zu verdauen,

Oh wie liebtet ihr mein Eis!

36
Jugendschriften

Meiner Weisheit A und O

Klang mir hier: was hört ich doch!

Jetzo klingt mirs nicht mehr so,

Nur das ewge Ah! und Oh!

Meiner Jugend hör ich noch.

37
Vorsicht

In jener Gegend reist man jetzt nicht gut;

Und hast du Geist, sei doppelt auf der Hut!

Man lockt und liebt dich, bis man dich zerreißt:

Schwarmgeister sinds –: da fehlt es stets an Geist!

38
Der Fromme spricht

Gott liebt uns, weil er uns erschuf! –

»Der Mensch schuf Gott!« – sagt drauf ihr Feinen.

Und soll nicht lieben, was er schuf?

Solls gar, weil er es schuf, verneinen?

Das hinkt, das trägt des Teufels Huf.

39
Im Sommer

Im Schweiße unsres Angesichts

Solln unser Brot wir essen?

Im Schweiße ißt man lieber nichts,

Nach weiser Ärzte Ermessen.

Der Hundsstern winkt: woran gebrichts?

Was will sein feurig Winken?

Im Schweiße unsres Angesichts

Solln unsren Wein wir trinken!

40
Ohne Neid

Ja, neidlos blickt er: und ihr ehrt ihn drum?

Er blickt sich nicht nach euren Ehren um;

Er hat des Adlers Auge für die Ferne,

Er sieht euch nicht! – er sieht nur Sterne, Sterne!

41
Heraklitismus

Alles Glück auf...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2018
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Aphorismen
Geisteswissenschaften Philosophie Ethik
Schlagworte Adam Smith • Arthur Schopenhauer • Blaise Pascal • Erkenntnistheorie • Immanuel Kant • Nihilismus • Platon • Richard Wagner • Sokrates • Übermensch
ISBN-10 80-268-6272-4 / 8026862724
ISBN-13 978-80-268-6272-7 / 9788026862727
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