Künstliche Kost
Ernährung in Deutschland, 1840 bis heute
Seiten
2018
Vandenhoeck & Ruprecht (Verlag)
978-3-525-31719-8 (ISBN)
Vandenhoeck & Ruprecht (Verlag)
978-3-525-31719-8 (ISBN)
Essen ist geronnenes Wissen, das Resultat staatlicher Regulierung und wirtschaftlichen Handelns.
Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Wissen über Ernährung grundlegend. Aus einer Ganzheit von Lebensmittel und Speise wurde eine Mixtur von Stoffen. Wer von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten, später von Mineralstoffen und Vitaminen sprach, distanzierte sich vom täglichen Essen. Gleichzeitig konnte er jedoch messen und wägen, die Stoffe analysieren, Ernährung planen und verbessern. Neue Produkte wurden so möglich. Die neue »Künstliche Kost« war nahrhaft und schmackhaft, doch nicht länger von Herkunft geprägt. Sie verbreiterte die Lebensmittelpalette, erlaubte Versorgungssicherheit, schuf neue Risiken und entwertete die praktische Kochkunst. Der lange Schatten dieses neuen Wissens bestimmt bis heute unsere Lebensmittel, unser Essen.
Dieses Buch bietet in fast hundert Unterkapiteln ein faszinierendes Panorama der Veränderungen der Ernährung seit Mitte des 19. Jahrhundert. Akteure in Wissenschaft, Wirtschaft und Staat rangen um die Konturen des Neuen, umgarnten fürsorglich die Konsumenten. Kriege und Krisen beschleunigten den Wandel, in Friedenszeiten verbreitete sich „künstliche Kost“ in den Massenmärkten. Der Autor untersucht, wie sich das Reden über Ernährung verändert hat, wie Werbung nötig wurde, wie Zusatzstoffe Bedeutung gewannen und Gebote und Verbote den Essalltag bis heute prägen. Wer um all dies weiß, wird reflektierter essen, wird einfachen Botschaften und Parolen nicht mehr folgen, und anders mit dem umgehen, was er sich einverleibt.
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Nutrition was shaped by a paradigm shift in the middle of the 19th century: Food was no longer understood as an integral part of human life and health, but as a combination of nutrients. The new knowledge, propagated by scientists, established a new hierarchy of knowledge to rationalize and improve everyday behavior and traditional eating habits. Science gained control over the human environment, food, and man himself. It helped to improve food production, to explore and to develop new products and markets. New control systems were established, while everyday practices were devaluated. Foodstuffs were increasingly dissociated from their tradition and cultural environment, becoming “artificial.” The long shadow of the nutrient paradigm is shaping nutrition until today.
This book evaluates the long-term consequences of this new way of thinking and acting. It analyzes the interaction of science, business, and state—all arguing in favor of their idea of modern consumers. In nearly one hundred sub-chapters, it presents the fascinating story of new products, new markets, new security, and new risks and fears linked to nutrition. In Germany, wars and crisis triggered and accelerated changes, while peace periods pushed the circulation of innovations into mass markets. “Artificial food” examines, how speaking on nutrition has changed over the last 180 years, how an ever more complex technology required new forms of advertising, how additives became necessary and how requirements and prohibitions have shaped our daily eating. Those, who know about this history, won’t follow easy messages and paroles and will act differently with all foodstuffs, they are incorporating.
Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich das Wissen über Ernährung grundlegend. Aus einer Ganzheit von Lebensmittel und Speise wurde eine Mixtur von Stoffen. Wer von Eiweiß, Fett und Kohlehydraten, später von Mineralstoffen und Vitaminen sprach, distanzierte sich vom täglichen Essen. Gleichzeitig konnte er jedoch messen und wägen, die Stoffe analysieren, Ernährung planen und verbessern. Neue Produkte wurden so möglich. Die neue »Künstliche Kost« war nahrhaft und schmackhaft, doch nicht länger von Herkunft geprägt. Sie verbreiterte die Lebensmittelpalette, erlaubte Versorgungssicherheit, schuf neue Risiken und entwertete die praktische Kochkunst. Der lange Schatten dieses neuen Wissens bestimmt bis heute unsere Lebensmittel, unser Essen.
Dieses Buch bietet in fast hundert Unterkapiteln ein faszinierendes Panorama der Veränderungen der Ernährung seit Mitte des 19. Jahrhundert. Akteure in Wissenschaft, Wirtschaft und Staat rangen um die Konturen des Neuen, umgarnten fürsorglich die Konsumenten. Kriege und Krisen beschleunigten den Wandel, in Friedenszeiten verbreitete sich „künstliche Kost“ in den Massenmärkten. Der Autor untersucht, wie sich das Reden über Ernährung verändert hat, wie Werbung nötig wurde, wie Zusatzstoffe Bedeutung gewannen und Gebote und Verbote den Essalltag bis heute prägen. Wer um all dies weiß, wird reflektierter essen, wird einfachen Botschaften und Parolen nicht mehr folgen, und anders mit dem umgehen, was er sich einverleibt.
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Nutrition was shaped by a paradigm shift in the middle of the 19th century: Food was no longer understood as an integral part of human life and health, but as a combination of nutrients. The new knowledge, propagated by scientists, established a new hierarchy of knowledge to rationalize and improve everyday behavior and traditional eating habits. Science gained control over the human environment, food, and man himself. It helped to improve food production, to explore and to develop new products and markets. New control systems were established, while everyday practices were devaluated. Foodstuffs were increasingly dissociated from their tradition and cultural environment, becoming “artificial.” The long shadow of the nutrient paradigm is shaping nutrition until today.
This book evaluates the long-term consequences of this new way of thinking and acting. It analyzes the interaction of science, business, and state—all arguing in favor of their idea of modern consumers. In nearly one hundred sub-chapters, it presents the fascinating story of new products, new markets, new security, and new risks and fears linked to nutrition. In Germany, wars and crisis triggered and accelerated changes, while peace periods pushed the circulation of innovations into mass markets. “Artificial food” examines, how speaking on nutrition has changed over the last 180 years, how an ever more complex technology required new forms of advertising, how additives became necessary and how requirements and prohibitions have shaped our daily eating. Those, who know about this history, won’t follow easy messages and paroles and will act differently with all foodstuffs, they are incorporating.
Spiekermann, Uwe Uwe Spiekermann lehrt Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Georg-August-Universität Göttingen.
Erscheinungsdatum | 07.05.2018 |
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Reihe/Serie | Umwelt und Gesellschaft ; Band 017 |
Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Christof Mauch, Helmuth Trischler |
Zusatzinfo | mit 144 Abb. und 7 Tab. |
Verlagsort | Göttingen |
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 232 mm |
Gewicht | 1580 g |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | 20. Jahrhundert • Deutsches Kaiserreich • Deutschland • Deutschland/19.und 20. Jahrhundert • Deutschland /20.Jahrhundert • Ernährung • Ernährungspolitik • Ernährung • Ernährungspolitik • Geschichte des 20. Jahrhunderts • Konsum • Konsumgeschichte |
ISBN-10 | 3-525-31719-0 / 3525317190 |
ISBN-13 | 978-3-525-31719-8 / 9783525317198 |
Zustand | Neuware |
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