Perspektivität von Freiheit und Determinismus.

Zugleich eine philosophische Untersuchung zur Objektivierbarkeit des Strafrechts vor dem Hintergrund neurowissenschaftlicher Forschung.
Buch | Softcover
315 Seiten
2017
Duncker & Humblot (Verlag)
978-3-428-15225-4 (ISBN)
89,90 inkl. MwSt
Während sich die Auseinandersetzung um die Konsequenzen neurowissenschaftlicher Forschung für das Strafrecht bisher um den Schuldbegriff drehte, wird die Debatte in der vorliegenden Arbeit für das gesamte Strafrecht geführt. Unter Rückgriff auf die Philosophie Immanuel Kants kann gezeigt werden, dass eine Objektivierung des Strafrechts durch die stärkere Berücksichtigung der Dritten-Person-Perspektive möglich ist. Eine Haftungszuschreibung als Gegenmodell zum Schuldgedanken wird zur Diskussion gestellt.
Die Diskussion über die Konsequenzen neurowissenschaftlicher Forschung für das Strafrecht dreht sich bislang um den strafrechtlichen Schuldbegriff. Die bezweifelte Fähigkeit zu bewusster Selbststeuerung ist aber nicht nur eine Bedingung für die strafrechtliche Schuldzuschreibung, sondern durchzieht das gesamte Strafrecht. Die Debatte muss deshalb grundsätzlicher als Frage des Verhältnisses des Subjektiven zum Objektiven geführt werden: Inwieweit ist eine Objektivierung des Strafrechts durch die stärkere Berücksichtigung der Dritten-Person-Perspektive möglich?

Die Kombination des Erkenntnistheoretischen Indeterminismus mit dem Methodischen Determinismus Immanuel Kants ermöglicht eine Verbindung des subjektiven Freiheitserlebens mit der wissenschaftlichen Beurteilung menschlichen Verhaltens. Am Beispiel des strafrechtlichen Versuchs werden unterschiedliche Objektivierungsstufen herausgearbeitet. Darüber hinaus wird eine Haftungszuschreibung als Gegenmodell zum Schuldgedanken diskutiert.

Ruben von der Heydt is lecturer and research assistant at the University of Rostock in Germany. He studied at the Humboldt University of Berlin, the University of Rostock, the University of Granada and the German University of Administrative Sciences Speyer. He received a teaching degree in Philosophy, German and Social Science with a special emphasis on Law in 2007. From 2007 to 2010, he was part of the DFG's graduate school »Bioethics« in Tübingen. In 2012, he received another teaching degree for teaching in secondary schools. He finished his PhD in 2016.

Ruben von der Heydt studierte an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Rostock, der Universidad de Granada (Spanien) sowie an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. 2007 Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Philosophie, Deutsch und Sozialwissenschaften (Schwerpunkt Rechtswissenschaft). Von 2007 bis 2010 Promotionsprojekt am Graduiertenkolleg »Bioethik« der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen. 2012 Zweite Staatsprüfung für die Laufbahn der Studienräte, 2016 Promotion zum Dr. phil. Seit 2013 Tätigkeiten als Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Rostock.

Einleitung

Die »neurobiologische Herausforderung« für das Strafrecht – Philosophie, Strafrecht, Neurowissenschaften – Der Gang der Untersuchung

A. Die lebenswissenschaftliche Kritik am deutschen Schuldstrafrecht

Das Schuldprinzip des deutschen Strafrechts – Die Theorie des Alternativismus – Die Schuldunfähigkeit im deutschen Strafrecht – Die lebenswissenschaftliche Infragestellung von Freiheit und bewusster Selbststeuerbarkeit – Eine Frage der Perspektive: Ansätze eines perspektivischen Zugangs zur Freiheitsdebatte im Strafrecht

B. Philosophie der Perspektivität

Philosophiegeschichtliche Umrisse der Entwicklung perspektivischer Philosophie – Systematische Überlegungen zur Perspektivität – Ansätze für das Konzept der Perspektivendualität in der Erkenntnistheorie Immanuel Kants – Ansätze der Perspektivendualität in der Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts – Die Dritte-Person-Perspektive – Die Erste-Person-Perspektive

C. Subjektive und objektive Elemente im deutschen Strafrecht

Strafrechtliche Grundbegriffe – Der Tatbestand – Rechtswidrigkeit – Schuld – Die Doppelfunktion des Vorsatzes – Gesinnungsmerkmale – Fazit der Analyse

D. Die Freiheitsdebatte vor dem Hintergrund des Leib-Seele-Problems

Mehrere-Welten-Theorien – Monistische Positionen – Determinismus – Die These der Determination menschlichen Denkens und Handelns – Freiheitstheorien

E. Erkenntnistheoretische Zugänge zum Freiheitsproblem

Die Erkenntnistheorie Immanuel Kants – Kants Behandlung des Freiheitsthemas – Schwierigkeiten in Kants Umgang mit dem Freiheitsproblem – Methodischer Determinismus – Erkenntnistheoretischer Indeterminismus – Die Gleichberechtigung der Perspektiven der ersten und der dritten Person in der Freiheitsfrage – Zur Bedeutung des Erkenntnistheoretischen Indeterminismus für das Strafrecht

F. Das Problem des Fremdverstehens

Die These der Perspektivenübernahme – Das Privileg der ersten Person – Theorien des Fremdverstehens – Möglichkeit und Grenzen des Fremdverstehens – Die methodische Ausklammerung des Fremdpsychischen – Theoriehaltigkeit aller Perspektiven – Die Frage des Perspektivenwechsels

G. Objektivierungsmöglichkeiten im Strafrecht am Beispiel des Versuchs (§§ 22–24 StGB)

Der Versuch – Der Rücktritt vom Versuch

Abschließende Betrachtungen

Literaturverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Schriften zum Strafrecht ; 317
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 157 x 233 mm
Gewicht 400 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Naturwissenschaften Biologie Humanbiologie
Recht / Steuern Strafrecht
Schlagworte Neurobiologie • Schuld • Willensfreiheit
ISBN-10 3-428-15225-5 / 3428152255
ISBN-13 978-3-428-15225-4 / 9783428152254
Zustand Neuware
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