Warum Moses das versprochene Land nicht betreten durfte (eBook)

Essays und Betrachtungen
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2017 | 3. Auflage
204 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7431-7227-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Warum Moses das versprochene Land nicht betreten durfte -  Herbert Weiler
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Warum war es Moses beschieden, das versprochene Land nach der vierzigjährigen Wüstenwanderung zu sehen, es aber nicht mehr zu betreten? Essays und Betrachtungen Warum Moses das versprochene Land nicht betreten durfte / Perspektive / Galileos Fernrohr / Kategorischer Imperativ und Todesstrafenbefürwortung / Die Gegenwart der Dinge / Grenzland und Hexen / Kamocha und Kategorischer Imperativ / Iteration und Descartes Existenzbeweis / Identität und Homöopathie / Sinn & Machen / Mila - Mythos, Logos / Sie sollen sein wie die Fische / Zur wissenschaftlichen Bescheidenheitsformel - Wissen und Wissenschaft / Die Iden des März / Spiegelung / herbertantoniusweiler.de

Geboren 1956 - ab 1974 Studium der Freien Malerei und Freien Graphik in Köln bei Karl Marx und Pravoslav Sovak - 1978 Begegnung mit der Münchner Rhythmenlehre, ab 1983 Seminare bei Wolfgang Döbereiner - Seminartätigkeit zu Kunstgeschichte und Astrologie - 1984-1990 Dozent an der Kölner FH für Kunst & Design, Seminare für Zeichnen als Entwicklung des Sehens - Maler, Bildhauer, Autor - astrologische Beratungs- und Seminartätigkeit, Essays.

Warum Moses das versprochene Land nicht betreten durfte


Moses hatte die Kinder Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft herausgeführt und sie vierzig Jahre lang durch die Wüste geleitet, um sie zu dem Land östlich des Jordans zu führen, welches Gott einst den Vätern und deren Nachkommen versprochen hatte. Aber am Ende des Weges durfte er selber nicht hinübergehen.

Hundertzwanzig Jahre war er alt, als er auf den Berg Nebo stieg, die höchste Erhebung westlich des Jordans, von der man, weit über das Jordantal hinaus, auf die Gegend blickt, die sich östlich des Flusses erstreckt. Von dort aus zeigte Gott dem Moses das Land. Er erinnerte an sein Versprechen und sagte dann zu Moses: Ich habe es Dich sehen lassen mit Deinen Augen, aber hinübergehen sollst Du nicht. Warum war es Moses beschieden, das versprochene Land nach der vierzigjährigen Wüstenwanderung noch zu sehen, es aber nicht mehr zu betreten?

Der Grund ist weniger geläufig, wird aber in den vorausgehenden Texten, in den Schilderungen gegen Ende der Wüstenwanderung wohlartikuliert: Das Volk war unzufrieden weil es unter Wassermangel litt. Es kam zu heftigen Vorwürfen gegen Moses, worauf dieser mit seinem Bruder Aharon das Offenbarungszelt aufsuchte um Gottes Hilfe zu erbitten.

Gott wies ihn an, einen Stab zu nehmen, die Gemeinde zu versammeln und vor den Augen des Volkes zu einem Felsen zu sagen, er solle Wasser fließen lassen:

Nimm deinen Stab, dann versammelt die Gemeinde, du und dein Bruder Aharon, und sagt vor ihren Augen zu dem Felsen, er solle Wasser fließen lassen.

Auf diese Weise wirst du für sie Wasser fließen lassen und ihnen und ihrem Vieh zu trinken geben (4. Moses 20:12).

Moses tat zunächst wie berufen. Er trat vor das Volk und sprach: Hört, Ihr Aufrührer, können wir euch wohl Wasser aus diesem Felsen fließen lassen?

Dann jedoch, anstatt, wie angewiesen, zum Felsen zu sprechen, schlägt Moses, wie es heißt, mit dem Stab zweimal an den Felsen. Da kam viel Wasser heraus und die Gemeinde konnte trinken und ihr Vieh.

Darauf heißt es weiter: Da sprach der Ewige zu Mose und Aharon: 'Weil ihr mir nicht geglaubt habt und mich vor den Augen der Israeliten nicht als den Heiligen bezeugen wolltet, darum werdet ihr dieses Volk nicht in das Land hineinführen, das ich ihm geben werde.'

Das Wasser war vor den Augen der Gemeinde aus dem Felsen geflossen, in solcher Menge, dass alle, und auch das Vieh, sich satt trinken konnten.

Worin aber bestand dann das Versäumnis des Moses, Gott trotzdem, nicht vor den Augen der Israeliten als den Heiligen bezeugt zu haben?

Man könnte meinen, es sei in der Ankündigung zu sehen, mit der er vor die Menge trat: Hört, Ihr Aufrührer, können wir euch wohl Wasser aus diesem Felsen fließen lassen? Er verweist auf sich und Aharon, ohne Gott zu erwähnen.

Jedoch wäre dies eine Mutmaßung, die den wesentlichen und in der Schilderung artikulierten Unterschied zwischen der Anweisung Gottes und dem Handeln des Moses außer Acht lässt. Moses sollte sprechen zum Felsen - stattdessen hatte er mit dem Stab an den Felsen geschlagen. Und dies zweimal.

Es war dies nicht das erste Mal, da das Volk über Wassermangel geklagt hatte und Moses, auf Gottes Weisung hin, Wasser aus einem Felsen hatte fließen lassen. Schon einmal, zu Beginn der Wüstenwanderung, war es dazu gekommen.

Damals hatte Gott dem Moses eigens aufgetragen, mit dem Stab auf den Felsen zu schlagen (2.Buch,17:5).

Nun weist er ihn an, den Stab zwar mitzunehmen, aber dann zum Felsen zu sprechen, er möge Wasser fließen lassen. Es sollte, so scheint es, vor aller Augen offenbar werden, dass nunmehr nicht der Stab, sondern das Wort den Felsen öffne.

Moses jedoch greift wieder den Stab und schlägt auf den Felsen.

Der Kommentator Raschi hebt hervor: Weil Gott nicht geboten hatte, den Felsen zu schlagen, sondern 'ihr sollt reden zu dem Felsen....' wenn Mosche und Aharon sich hier nicht vergangen hätten, wären sie in das Land eingezogen.

(Raschi-Kommentare, Das vierte Buch Moses, 20:12)

Dies ist der Grund der angegeben wird, warum Moses das gelobte Land noch sehen, aber nicht mehr betreten durfte.

Er hatte nicht, wie geboten, zum Felsen gesprochen, Wasser fließen zu lassen, sondern den Stab benutzt, ein Mittel. Und hatte nicht durch das Wort Gegenwart werden lassen.

Was hatte es mit dem Stab auf sich?

Der Stab des Aharon


Zwei Mal hatte das Volk sich über Wassermangel beschwert, hier war es gegen Ende der Wüstenwanderung.

Bei der ersten Beschwerde, zu Beginn des Weges durch die Wüste, als Gott dem Moses noch geboten hatte, mit dem Stab auf den Felsen zu schlagen, damit Wasser aus ihm fließe, hatte er einen bestimmten Stab genannt:

...nimm den Stab in deine Hand, mit dem du auf den Nil schlugst (2. Buch, 17:5).

Es wird auf eine vorherige Verwendung des Stabes hingewiesen. Es sollte der Stab sein, mit dem Aharon zuvor auf den Nil geschlagen hatte, damit dieser sich in Blut verwandle. Das war die erste der zehn ägyptischen Plagen, die eintraten, weil der Pharao die Hebräer nicht ziehen lassen wollte.

Dort, bei diesem Ereignis wird wiederum auf eine vorhergehende Verwendung des Stabes verwiesen: ... und den Stab der in eine Schlange verwandelt wurde, nimm in deine Hand… (2. Buch 7:15).

Es war der Stab des Aharon.

Moses und Aharon waren, noch vor der Verhängung der zehn ägyptischen Plagen, vor den Pharao getreten, um die Freilassung der Israeliten aus der ägyptischen Gefangenschaft zu fordern. Den Stab hatte Aharon damals auf Gottes Geheiß vor den Pharao und sein Gefolge geworfen, auf dass, wenn der Pharao nach einem Wunder frage, der Stab sich in eine Schlange verwandle - als Mahnung, die Kinder Israels ziehen zu lassen: Wenn Pharao zu euch sagen wird: 'Beweist eure Wunder', so sollst du zu Aharon sagen: 'Nimm deinen Stab und wirf ihn vor Pharao! er wird zur Schlange werden' (2. Buch 7:9).

Der Pharao hatte seine Weisen und Zauberer daraufhin aufgefordert ihre Stäbe ebenfalls in Schlangen zu verwandeln, was ihnen erstaunlicherweise gelang, aber, so heißt es, der Stab des Aharon verschlang ihre Stäbe.

Eine Schlange als Stab oder aufgerichtet an einem Stab ist ein wiederkehrendes Bild. Später erhält Moses die Anweisung, eine kupferne Schlange zu machen. Diese soll er an einem Stab hoch aufrichten. Wer sie anschaut, wird von den Bissen feuriger Schlangen geheilt, die wegen ihrer Nörgelei über die Israeliten gekommen waren (4. Buch 21, 4-9).

Außerhalb der Bibel findet sich ein ähnliches Bild im Symbol des Äskulap-Stabs.

Der Stab Aharons war in eine Schlange und wieder in einen Stab verwandelt worden, mit ihm hatte Aharon auf den Nil geschlagen, auf dass dieser zu Blut wurde und mit ihm hatte Moses, nach dem Auszug der Hebräer und dem Beginn der Wüstenwanderung, auf den Felsen geschlagen.

Aber nun gegen Ende der Wüstenwanderung, im 4. Buch Moses, nachdem das Volk sich wieder über Durst beschwert hatte, sollte Moses den Stab eigens mitnehmen und ihn vor aller Augen nicht mehr benutzen, um Wasser aus dem Felsen fließen zu lassen. Stattdessen sollte er zu dem Felsen sprechen. Was hat sich geändert in der Zeit zwischen dem ersten Wassermangel und dem zweiten?

Inzwischen waren fast vierzig Jahre vergangen. Die Israeliten hatten die Gesetzestafeln erhalten, die Zehn Gebote am Berge Sinai. Damit war nach jüdischem Verständnis der Mensch erstmals als Einzelner angesprochen, der in einer eigenen Beziehung zum Himmel, in Weisung und Antwort steht und eigene Urteilskraft hat.

Der Auszug aus Ägypten, die Ablösung von einem kollektivistischen Menschenverständnis, war für die Hebräer damit auch geistig vollzogen.

Im Christentum wurde das Fest dieses Ereignisses der Individuation, Schawuoth, welches am fünfzigsten Tag nach Pessach, dem Fest des Auszugs, gefeiert wird, später zum Pfingsfest. Pfingsten bedeutet Fünfzig. Es war das Fest Schawuoth, zu dem sich die Jünger, wie in der Apostelgeschichte berichtet, zusammengefunden hatten, als der Heilige Geist auf jeden Einzelnen von ihnen herabkam und jedem ein eigener Geist zuteil wurde.

Mit dem Empfang der Weisungen am Sinai tritt der Einzelne heraus aus der Gefangenschaft des Kollektivs, dem Sklavendienst, in der er nur als Funktion der Gemeinschaft begriffen wird.

Damit tritt er auch aus dem Methodischen schlechthin heraus. Er ist nicht bestimmt durch die Funktion, sondern hat einen eigenen Anfang. Ihm ist das Wort gegeben.

Daher lautet das erste der Zehn Gebote: ICH bin dein Gott, der dich führte aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Dienstbarkeit. Nicht sei dir andere Gottheit, mir ins Angesicht.

(2.Buch 20,2, Buber/Rosenzweig).

Die Betonung der Einzigkeit ist die der Identität.

Auch die Zauberer des Pharao hatten Stäbe, auch sie vermochten sie in Schlangen zu verwandeln und mittels der Stäbe etwas...

Erscheint lt. Verlag 15.2.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Metaphysik / Ontologie
Geisteswissenschaften Religion / Theologie
ISBN-10 3-7431-7227-5 / 3743172275
ISBN-13 978-3-7431-7227-2 / 9783743172272
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