Percy Jackson erzählt: Griechische Heldensagen (eBook)
640 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-92862-4 (ISBN)
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und wurde zweimal verfilmt. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten.
Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Er lebt mit seiner Familie in Boston und widmet sich inzwischen ausschließlich dem Schreiben. Seine Percy-Jackson-Serie hat den Buchmarkt im Sturm erobert und wurde zweimal verfilmt. Auch seine nachfolgenden Serien, »Die Kane-Chroniken«, »Helden des Olymp«, »Percy Jackson erzählt«, »Magnus Chase« und »Die Abenteuer des Apollo«, schafften auf Anhieb den Sprung auf die internationalen Bestsellerlisten. Gabriele Haefs wurde in Wachtendonk am Niederrhein geboren. Sie studierte Skandinavistik, promovierte im Fach Volkskunde und übersetzt unter anderem aus dem Englischen, dem Norwegischen, dem Dänischen und Schwedischen. Für ihre Übersetzungen hat sie zahlreiche Preise erhalten, darunter den Deutschen Jugendliteraturpreis, den Willy-Brandt-Preis und den Hamburger Literaturförderpreis. 2008 erhielt sie den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für das Gesamtwerk. Gabriele Haefs lebt in Hamburg.
Perseus will eine Umarmung
Ich musste einfach mit diesem Typen anfangen.
Schließlich ist er mein Namensvetter. Wir haben zwar verschiedene göttliche Väter, aber meiner Mom gefiel die Geschichte des Perseus aus einem einfachen Grund: Er überlebt! Perseus wird nicht in Stücke gehackt! Er wird nicht zu ewigen Strafen verurteilt. Für einen Helden hat der Kerl also ein Happy End.
Was nicht heißen soll, sein Leben wäre nicht mies gewesen. Außerdem hat er einen Haufen Leute umgebracht, aber was soll man machen? Seine Pechsträhne fing schon an, ehe er überhaupt geboren worden war.
Erst mal müsst ihr euch klarmachen, dass Griechenland damals nicht ein einziges Land war. Es war in eine Gazillion verschiedene kleine Königreiche aufgeteilt. Niemand stellte sich vor mit: »Hallo. Ich bin Grieche!« Man wurde gefragt, aus welchem Stadtstaat man denn komme: Athen, Theben, Sparta, Zeushausen oder was auch immer. Das griechische Festland war ein riesiger Immobilienmarkt. Jede Stadt hatte ihren eigenen König. Über das Mittelmeer verteilt gab es Hunderte von Inseln, und auch von denen war jede ein eigenes Königreich.
Stellt euch mal vor, das wäre heute noch immer so. Vielleicht wohnt ihr in Manhattan. Euer König will seine eigene Armee haben, seine eigenen Steuern eintreiben, seine eigenen Gesetze erlassen. Wenn ihr in Manhattan gegen das Gesetz verstoßt, könnt ihr euch nach Hackensack, New Jersey, absetzen. Der König von Hackensack kann euch Asyl gewähren und Manhattan kann nichts dagegen machen (es sei denn natürlich, die beiden Könige verbündeten sich, dann wärt ihr angeschissen).
Damals griffen Städte sich immer wieder gegenseitig an. Der König von Brooklyn erklärte vielleicht Staten Island den Krieg. Oder die Bronx und Greenwich, Connecticut, schlossen ein Militärbündnis und marschierten in Harlem ein. Ihr seht schon, wie aufregend das Leben dadurch wäre.
Jedenfalls hieß eine Stadt auf dem griechischen Festland Argos. Es war nicht die bevölkerungsreichste oder die mächtigste Stadt, aber sie hatte doch eine beachtliche Größe. Die Einwohner von Argos nannten sich die Argiver, vermutlich, weil sich »Argositen« angehört hätte wie eine neue Art von Bakterien. Der König hieß Akrisios. Er war ein echt übler Kerl. Wenn er euer König wäre, würdet ihr euch auf jeden Fall nach Hackensack absetzen.
Akrisios hatte eine schöne Tochter namens Danaë, aber das war ihm nicht genug. Damals wollten alle einen Sohn haben. Man brauchte einen Sohn, der den Familiennamen weitergab und nach dem Tod das Königreich erbte und bla, bla, bla. Warum kein Mädchen das Königreich übernehmen konnte? Keine Ahnung. Totaler Quatsch, aber so war es eben.
Akrisios schrie immer wieder seine Frau an: »Bring Söhne zur Welt! Ich will Söhne!«, aber das half auch nichts. Als seine Frau starb (vermutlich vor lauter Stress), wurde der König so richtig nervös. Wenn er ohne männliche Nachkommen den Löffel abgäbe, würde sein jüngerer Bruder, Proteus, das Königreich an sich reißen, und die beiden Brüder hassten einander wie die Pest.
In seiner Verzweiflung machte sich Akrisios auf den Weg zum Orakel von Delphi, um sich das Schicksal vorhersagen zu lassen.
Aber das Orakel aufzusuchen war meistens eine schlechte Idee. Man musste die weite Reise nach Delphi antreten und dann eine düstere Höhle am Stadtrand aufsuchen, wo eine verschleierte Dame auf einem dreibeinigen Schemel saß. Sie atmete den ganzen Tag vulkanische Dämpfe ein und hatte Visionen. Man konnte den Priestern am Eingang eine großzügige Opfergabe zustecken. Dann durfte man dem Orakel eine Frage stellen. Meistens antwortete es dann mit einem unendlich langen Rätsel. Dann ging man wieder, verwirrt und verängstigt und um einiges ärmer.
Aber wie gesagt, Akrisios war verzweifelt. Er fragte: »Oh, Orakel, wieso habe ich keine Söhne? Wer soll denn den Thron übernehmen und den Familiennamen weitergeben?«
Diesmal sprach das Orakel nicht in Rätseln.
»Das ist einfach«, sagte eine kratzige Stimme. »Du wirst niemals Söhne haben. Eines Tages wird deine Tochter Danaë einen Sohn bekommen. Dieser Junge wird dich töten und der nächste König von Argos werden. Danke für deine Opfergabe. Schönen Tag noch.«
Verdutzt und wütend kehrte Argos nach Hause zurück.
Als er den Palast betrat, kam seine Tochter ihm entgegen. »Vater, was ist los? Was hat das Orakel gesagt?«
Er starrte Danaë an – seine wunderschöne Tochter mit ihren langen dunklen Haaren und ihren hinreißenden braunen Augen. Viele Männer hatten schon um ihre Hand angehalten. Akrisios konnte nur noch an die Weissagung denken. Niemals durfte er zulassen, dass Danaë heiratete. Niemals durfte sie einen Sohn bekommen. Sie war nicht mehr seine Tochter. Sie war sein Todesurteil.
»Das Orakel hat gesagt, dass du das Problem bist«, fauchte er. »Du wirst mich verraten! Du wirst mich ermorden lassen!«
»Was?« Danaë fuhr entsetzt zurück. »Niemals, Vater!«
»Wachen!«, schrie Akrisios. »Führt dieses abscheuliche Wesen ab!«
Danaë verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte immer versucht, freundlich und rücksichtsvoll zu sein. Sie liebte ihren Dad, auch wenn er beängstigend und wütend war und gern mit einem Speer und einer Meute wilder Hunde im Wald auf Bauernjagd ging.
Danaë brachte den Göttern immer die vorschriftsmäßigen Opfer. Sie sprach ihre Gebete, aß ihr Gemüse und machte ihre Hausaufgaben. Warum also hielt ihr Dad sie plötzlich für eine Verräterin?
Sie bekam keine Antworten auf diese Frage. Die Wachen führten sie ab und sperrten sie in das unterirdische Hochsicherheitsgefängnis ihres Vaters – ein Zimmer von der Größe einer Besenkammer, mit einer Toilette, einer Felsplatte als Bett und fast vierzig Zentimeter dicken Bronzewänden. Durch einen dicht vergitterten Schacht in der Decke drangen Luft und ein wenig Licht, aber an heißen Tagen heizte sich die Bronzezelle auf wie ein kochender Kessel. Die dreifach verriegelte Tür hatte kein Fenster, nur unten einen schmalen Schlitz für ein Tablett mit Essen. König Akrisios hatte den einzigen Schlüssel bei sich, weil er seinen Wachen nicht traute. Jeden Tag bekam Danaë zwei Kekse und ein Glas Wasser. Kein Hofgang. Keine Besucher. Kein WLAN. Nichts.
Vielleicht fragt ihr euch, warum Akrisios sie nicht einfach umbrachte, wenn er doch solche Angst davor hatte, dass sie Kinder bekommen könnte.
Also, liebe Freunde mit Gewaltfantasien, die Götter nahmen Morde an Familienmitgliedern sehr ernst (was schon seltsam ist, da die Götter ja mit den Morden innerhalb der Familie angefangen hatten). Wenn jemand sein eigenes Kind umbrachte, sorgte Hades für ganz besondere Strafen in der Unterwelt. Man wurde von den Furien verfolgt. Die Moiren schnipselten am Lebensfaden herum. Ein ganz außergewöhnlich mieses Karma versaute einem den Tag. Aber wenn ein Kind ›zufällig‹ in einer unterirdischen Bronzezelle abnibbelte … dann war das streng genommen kein Mord. Man fragte sich dann eher: Huch, wie konnte das denn passieren?
Monatelang schmachtete Danaë in ihrer unterirdischen Zelle. Sie konnte mit ihrer Zeit nicht viel mehr anfangen, als aus Keksen und Wasser kleine Teigfiguren zu kneten oder mit Mr Toilette zu reden, deshalb war sie meistens damit beschäftigt, die Götter um Rettung anzuflehen.
Vielleicht erregte sie deren Aufmerksamkeit, weil sie so freundlich war oder weil sie im Tempel immer Opfer brachte. Oder vielleicht weil Danaë einfach absolut hinreißend aussah.
Eines Tages hörte Zeus, der Herrscher des Himmels, wie Danaë seinen Namen rief. (So sind die Götter eben. Wenn man ihren Namen ruft, spitzen sie die Ohren. Wahrscheinlich googeln sie sich auch die ganze Zeit selbst.)
Zeus lugte mit seinem superscharfen Röntgenblick vom Himmel herab. Er sah die schöne Prinzessin, die in ihrer Bronzezelle gefangen war und ihr bitteres Los beklagte.
»Meine Fresse, das geht ja mal gar nicht«, sprach Zeus zu sich selbst. »Welcher Vater sperrt denn seine Tochter ein, damit sie sich nicht verlieben und Kinder kriegen kann?«
(Das war eigentlich genau das, was auch Zeus tun würde, aber egal.)
»Und sie sieht echt scharf aus«, murmelte Zeus. »Ich glaube, ich schau mal bei der Kleinen vorbei.«
Typisch Zeus. Er verliebte sich auf den ersten Blick in irgendeine Sterbliche, platzte in ihr Leben wie eine romantische Wasserstoffbombe, ruinierte ihre gesamte Existenz und kehrte dann auf den Olymp zurück – und seine Ex konnte das Kind ganz allein großziehen. Aber ernsthaft … ich bin sicher, dass seine Absichten total ehrenhaft waren. (Hüstel. Ja, genau. Hüstel.)
Bei Danaë brauchte Zeus nur einen Weg in diese bronzene Hochsicherheitszelle zu finden.
Er war natürlich ein Gott. Er besaß Fähigkeiten. Er hätte die Tür einfach sprengen können, aber das hätte dem armen Mädchen bestimmt Angst eingejagt. Außerdem hätte er eine Menge Wachen töten müssen, und das wäre eine riesige Schweinerei gewesen. Explosionen und eine Spur aus verstümmelten Leichen sorgen nicht für die richtige Stimmung beim ersten Date.
Er kam zu dem Schluss, dass es leichter wäre, sich in etwas Kleines zu verwandeln und durch den Luftschacht zu kriechen. Dann könnte er in aller Ruhe mit dem Mädchen seiner Träume allein sein.
Aber welche Gestalt sollte er annehmen? Eine Ameise wäre keine schlechte Idee. Zeus hatte das schon bei einer anderen Frau ausprobiert. Aber er wollte einen guten ersten Eindruck machen, und Ameisen sind nicht gerade für ihren...
Erscheint lt. Verlag | 20.10.2016 |
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Reihe/Serie | Percy Jackson erzählt | Percy Jackson erzählt |
Übersetzer | Gabriele Haefs |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Literatur |
Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre | |
Geisteswissenschaften | |
Schlagworte | Abenteuer für Jungs • Abenteuer für Kinder • action • Action & Abenteuer für junge Erwachsene • Action und Abenteuer für Jugendliche • Antike • Antike Helden • Bücher für Jungen • bücher für jungen ab 12 • Bücher für Jungs • Carlsen • Fantasy • fantasy ab 12 • Fantasy-Abenteuer für junge Erwachsene • Fantasy-Abenteuer für Kinder • Fantasy Bücher Erwachsene • Fantasy für Kinder • geschenke für teenager mädchen • Götter • Griechenland • griechische Götter • griechische Mythologie • Griechische Mythologie für Jugendliche • Griechische mythologie kinderbuch • griechische sagen für jugendliche • Gustav Schwab • Helden • Jugendbücher ab 12 Jungen • Jungsbuch • Kinderbuch • Kinderbuch Bestseller • Lehrerempfehlung • Magnus Chase • Monster • Mythologie • Odysseus • Percy Jackson • Percy Jackson Bücher • Poseidon • Rick Riordan • Sagen • Spiegel bestseller jugendbuch • Zeus • Zyklop |
ISBN-10 | 3-646-92862-X / 364692862X |
ISBN-13 | 978-3-646-92862-4 / 9783646928624 |
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