Geschichte aus Stein und Pergament – die Alte Synagoge Erfurt
Bussert u. Stadeler (Verlag)
978-3-942115-40-7 (ISBN)
Die Spurensuche in den Quellen führt zu den Lebensverhältnissen der Erfurter jüdischen Gemeinde im Spannungsfeld der christlichen Mächte: Mainzer Erzbischof und Kaiser; Landgraf und - innerhalb der Stadtmauern - die Erfurter Stadtgemeinde mit ihrem Rat. Die Stellung der Juden in diesen Machtverhältnissen oszilliert zwischen Schutzversprechen und finanziellen Gegenleistungen, Ansätzen zu einer Mitbürgerschaft in jüdisch-christlicher Kooperation und interessenverzahnten Abhängigkeiten von den gestaltenden Mächten.
Der Pogrom im Frühjahr 1349, ein brutaler Gewaltexzess, doch mit gezielter Planung im Vorfeld, beendet dieses durchaus nicht konfliktfreie kulturelle Miteinander und offenbart auch materielle Interessenlagen: Jüdischer Grundbesitz geht nun an die Stadt.
Den Leser erwartet eine spannende Spurensuche im Deutungsraum historischer Recherche.
Hardy Eidam, Jahrgang 1963, wuchs in Wintersdorf im ostthüringisch-sächsischen Braunkohlerevier auf und schloss nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zum Chemiefacharbeiter im Hydrierwerk Zeitz ab. Nach dem Abschluss des Studiums der Philosophie und Geschichte des Mittelalters an der Friedrich-Schiller-Universität Jena führte ihn sein Berufsweg unmittelbar nach der politischen Wende 1989/90 in die Kulturverwaltung der Thüringer Landeshauptstadt. Von 1993 bis 2014 war er Direktor des Stadtmuseums Erfurt. In dieser Zeit kuratierte er zahlreiche erfolgreiche stadtgeschichtliche und kulturgeschichtliche Ausstellungsprojekte, entwickelte weitere Einrichtungen des Museums und leitete die erste Thüringer Landesausstellung »Der junge Bach«. Er ist Herausgeber und Autor vieler Kataloge, Bücher und mehrerer Schriftenreihen zu Erfurter Persönlichkeiten. In jüngerer Zeit wirkt er auch als Berater für Museumsprojekte, so z.B. für die Domschatzkammer Erfurt, das »GoetheStadtmuseum« Ilmenau und die Alte Synagoge Erfurt. Seit 2014 ist er Oberkurator der Geschichtsmuseen der Landeshauptstadt mit dem Schwerpunkt auf der mittelalterlichen christlich-jüdischen Geschichte.
Mehr als fünf Jahre nach den ersten Veröffentlichungen über die »Wiederentdeckung« des jüdischen Gotteshauses und der Möglichkeit, auch in Videos vieles über die der Alten Synagoge zu erfahren, ist es an der Zeit, neue Erkenntnisse zu veröffentlichen. Die erste Buchreihe über die Alte Synagoge war eine Trilogie. Im Jahr 2009 erschien der Band »Die Alte Synagoge und Mikwe zu Erfurt«. Dreitausendmal konnte er verkauft werden. Alle Begleitbücher zur Dauerausstellung werden nun in den Schwerpunkten neu gewichtet, und es wird eine Tetralogie zur Alten Synagoge erstellt. Der erste Band mit dem Titel »Zur Reinheit der Seele. Die mittelalterliche Mikwe Erfurt« erschien 2015, der zweite Band »Geschichte aus Stein und Pergament. Die Alte Synagoge Erfurt« liegt nun vor. Es wird mehr Gewicht auf das Leben der ersten jüdischen Gemeinde im christlichen Erfurt gelegt, ein Schwerpunkt mit Erkenntniswert: Die Normalität des Zusammenlebens von Bürgern der Stadt Erfurt mit unterschiedlichstem Glauben im Mittelalter ist auch heute von großer Wichtigkeit. Jede Religion hat ihre Berechtigung, und das hohe Gut der Religionsfreiheit muß immer wieder verteidigt werden. Ob gläubig oder nicht – für jeden, der in unserer Demokratie lebt, gilt: »Die Würde des Menschen ist unantastbar«. Wer sich mit der Geschichte der Erfurter beschäftigt, wird wissen, dass das Zusammenleben von Christen und Juden in einem fürchterlichen Pogrom endete und die erste jüdische Gemeinde vernichtet wurde. Wenn wir heute das sprechende Erbe der jüdischen Gemeinde in der Alten Synagoge bewundern, sollte dies immer bedacht werden. Wir zeigen Schätze, die mit den Spuren von Gewalt und Unfreiheit untrennbar verbunden sind. Die Geschichte und Gegenwart sollten immer wieder unter dem Aspekt der Gewissensfreiheit und der Meinungspluralität betrachtet werden. Die Alte Synagoge und die Mikwe sind nicht nur einmalige museale Einrichtungen, sie sind auch Orte der Wissensvermittlung, der Bewahrung von Geschichte, denen sich viele Erfurterinnen und Erfurter ehrenamtlich verschrieben haben. Stiftungen und Sponsoren, Landesregierung und Netzwerk Jüdisches Leben, all jenen ist ebenfalls für die Unterstützung zu danken, haben sie doch zur nationalen und internationalen Beachtung und Würdigung unserer Erbepflege und Vermittlungsarbeit beigetragen. Mein Dank gilt nicht zuletzt Frau Ines Beese, die sich über viele Jahre über jedes Maß der Hauptamtlichkeit hinaus für das Vermitteln von Kenntnissen und Bewahren von Kulturschätzen in der Alten Synagoge und Mikwe eingesetzt hat. Tamara Thierbach
Erscheinungsdatum | 27.10.2016 |
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Reihe/Serie | Der Erfurter Schatz und die Alte Synagoge Erfurt ; 1 |
Einführung | Tamara Thierbach |
Verlagsort | Jena & Quedlinburg |
Sprache | deutsch |
Maße | 134 x 208 mm |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Mittelalter |
Geisteswissenschaften ► Religion / Theologie ► Judentum | |
Schlagworte | Alte Synagoge Erfurt • Erfurter Schatz • judeneid • Judenverfolgung • Jüdische Gemeinde • Pogrom |
ISBN-10 | 3-942115-40-9 / 3942115409 |
ISBN-13 | 978-3-942115-40-7 / 9783942115407 |
Zustand | Neuware |
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