Das Wörterbuch der Staatssicherheit (eBook)
472 Seiten
Links, Ch (Verlag)
978-3-86284-340-4 (ISBN)
Das »Wörterbuch der politisch-operativen Arbeit« des Ministeriums für Staatssicherheit gibt in komprimierter Form das Selbstverständnis des DDR-Geheimdienstes wieder.
So prägnant wie sonst nirgendwo kann sich der Leser über das Weltbild der »Tschekisten der DDR« informieren und nachlesen, wie in martialischer Sprache Feindbilder definiert, Haß als Tugend propagiert und mitunter geheimnisvoll anmutende Aufgaben beschrieben werden - etwa die von »Differenzierungshunden«und ihren Führern. Der Herausgeber informiert einleitend über Entstehung und dienstliche Funktion dieses Kompendiums. Er arbeitet die Veränderungen heraus, fragt nach Begriffen, die nicht aufgenommen wurden und analysiert, worin sich das Wörterbuch von anderen, im DDR-Buchhandel erhältlichen, politischen Lexika inhaltlich unterscheidet.
Ein unentbehrliches Hilfsmittel für das Verständnis der Stasi-Akten und zugleich eine wichtige Quelle für Historiker und Sprachwissenschaftler.
Jahrgang 1945, Studium der Politikwissenschaft (FU Berlin/TU Hannover), 1978 Dr. rer. pol., 1978–1992 wiss. Mitarbeiter im Arbeitsbereich Geschichte und Politik der DDR an der Universität Mannheim, 1992 Mitbegründer der Abteilung Bildung und Forschung in der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR, Berlin, Fachbereichsleiter/stellv. Abteilungsleiter, 1997–2005 Leiter der Abteilung. Veröffentlichungen vor allem zur Betriebsrätebewegung in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands, zur Geschichte der Blockparteien und des Staatssicherheitsdienstes in der DDR.
2.Wörterbuch der „politisch-operativen Arbeit“
2.1.Redaktionelle Vorbemerkung des Herausgebers
Im folgenden Teil, der die Definitionen des Staatssicherheitsdienstes wiedergibt, wurden orthographische und leichte grammatikalische Fehler vom Herausgeber stillschweigend korrigiert. Fehlende Silben oder Wörter sowie Zusätze des Herausgebers wurden in eckigen Klammern eingefügt. Verweispfeile sind ohne Vermerk getilgt worden, wenn der Begriff, auf den sie sich bezogen, im dokumentarischen Teil nicht als Schlagwort existierte. Umgekehrt sind Hinweispfeile eingefügt worden, wo die Redakteure des MfS sie vergessen hatten.
Zuweilen wich die Schreibweise einzelner Begriffe im vom MfS angefertigten Schlagwortverzeichnis von der im definitorischen Teil ab. In diesen Fällen ist die Wiedergabe im Register entsprechend angepaßt worden. Waren dort Termini aufgeführt, die im dokumentarischen Teil nicht vorkamen, weil sie offenbar inzwischen gestrichen worden waren, so wurden diese stillschweigend im Verzeichnis eliminiert.
2.2.[Vorwort des Ministeriums für Staatssicherheit]
Die vorliegende Neuauflage des „Wörterbuches der politisch-operativen Arbeit“ folgt den generellen Aufgaben, die der Minister in seinem Vorwort zur Erstauflage für das Wörterbuch und seine Nutzung gestellt hat.
Eine Neuauflage des Wörterbuches wurde aus einer Reihe wesentlicher Gründe notwendig. Die gewachsenen Kampferfahrungen des MfS erweiterten den Schatz des politisch-operativen Wissens. Neue und sich verändernde Sicherheitserfordernisse der sozialistischen Gesellschaft waren insbesondere in Auswertung der Beschlüsse des X. Parteitages exakt zu bestimmen. Die Analyse der Angriffsrichtungen des Feindes, seiner Mittel und Methoden führte zu neuen Erkenntnissen und Einschätzungen. Die politisch-operativen Prozesse erfuhren eine ständige Vervollkommnung und Bereicherung. Die gesellschaftliche Verantwortung des MfS und seine Stellung in der sozialistischen Gesellschaft erhöhten sich. Zahlreiche Forschungsvorhaben von zentraler Bedeutung erbrachten neue wertvolle Einsichten.
Die notwendig gewordene Erarbeitung der zweiten Auflage des Wörterbuches erfolgte in enger Zusammenarbeit mit allen operativen Linien und Diensteinheiten.
Das „Wörterbuch der politisch-operativen Arbeit“ soll helfen,
–sich über die Grundorientierungen des Ministers zur Realisierung des dem MfS durch den X. Parteitag der SED übertragenen Kampfauftrages schnell zu informieren;
–sich an den neuen Kriterien und höheren Maßstäben der politisch-operativen Arbeit der achtziger Jahre zu orientieren;
–tschekistische Erfahrungen und Arbeitsweisen in verallgemeinerter und konzentrierter Weise für die ständige Qualifizierung der politisch-operativen Arbeit zugänglich zu machen;
–die weitere Durchsetzung der einheitlichen operativen Fachsprache als einer wichtigen Voraussetzung für die präzise Verwirklichung der Befehle und Weisungen, der analytischen Arbeit sowie der Abstimmung und Koordinierung in den Diensteinheiten des Ministeriums zu unterstützen.
Von der Aufgabenstellung des Ministers im Vorwort zur ersten Auflage ausgehend, wonach die neuesten Erkenntnisse der politisch-operativen Praxis und der Wissenschaft auch weiterhin erfaßt werden müssen und der Inhalt des Wörterbuches durch die Hochschule ständig zu ergänzen ist, werden alle Nutzer gebeten, Vorschläge und Hinweise zur weiteren Verbesserung des Wörterbuches, zur Aufnahme neuer Begriffe u. ä. dem Herausgeber zu vermitteln.
2.3.Benutzerregeln [des Ministeriums für Staatssicherheit]
1. | Alle Begriffe sind in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt. |
1.1. | Sogenannte „feststehende Verbindungen“, die sich im operativen Sprachgebrauch durchgesetzt haben, wurden in ihrer natürlichen Wortfolge erfaßt und nach dem Anfangsbuchstaben des ersten Wortes in das Begriffsverzeichnis eingeordnet. |
Z. B. | Inoffizieller Mitarbeiter |
| Operativer Vorgang |
Dieses Einordnungsprinzip wurde auch verwendet, wenn das erste Wort einer natürlichen Wortfolge den Begriffsinhalt bestimmte. |
Z. B. | Zionistische Organisationen |
| Hauptaufgabe des MfS |
1.2. | Alle anderen aus mehreren Wörtern bestehenden Begriffe wurden nicht in ihrer natürlichen Wortfolge erfaßt, sondern aufgelöst in Grundwort und Bestimmungswort. An erster Stelle steht somit immer der definierte Grundbegriff. |
Z. B. | Agentur |
| Aktion |
Die nähere Bestimmung des Grundbegriffs erfolgt stets durch das nachgestellte Bestimmungswort. |
Z. B. | Agentur, feindliche |
| Aktion, operative |
1.3. | Einer begrenzten Anzahl von feststehenden Verbindungen und näher bestimmten Grundbegriffen wurden andere Begriffe zugeordnet, da nur in dieser Zuordnung ihr politisch-operativer Begriffsinhalt gefaßt werden konnte. In diesen Fällen wurde dem Grundbegriff – durch Semikolon getrennt – der zugeordnete Begriff nachgestellt. |
Z. B. | Operativer Vorgang; Anlegen |
| Angehörige des MfS; Einsatz |
Der zugeordnete Begriff ist in begründeten Fällen mit seinem Anfangsbuchstaben im alphabetischen Wörterverzeichnis erfaßt. Von ihm wird durch Verweispfeil auf den Grundbegriff verwiesen. |
2. | Verweise |
2.1. | Verweispfeile (→) innerhalb des Textes der Definition zeigen an, daß der damit bezeichnete Begriff im Wörterbuch ebenfalls definiert ist und daß es wesentliche Zusammenhänge zwischen beiden Begriffen gibt. |
2.2. | Verweispfeile im alphabetischen Wörterverzeichnis erleichtern das Auffinden des Begriffs im Wörterbuch. |
Z. B. | Mitarbeiter, operativer → Operative Kräfte |
| Mitarbeiter, inoffizieller → Inoffizieller Mitarbeiter |
2.3. | Nicht in jedem Fall wird ein in der Definition enthaltenes Wort, das selbst als Begriff im Wörterbuch vorliegt, mit einem Verweispfeil versehen. Das erfolgt nur, wenn wesentliche Zusammenhänge bestehen. |
2.4.Begriffe und Definitionen in alphabetischer Reihenfolge
...
Erscheint lt. Verlag | 27.7.2016 |
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Reihe/Serie | Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen |
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | DDR-Geschichte • Feindbilder • Lexikon • Ministerium für Staatssicherheit • Sprachgebrauch • Sprachwissenschaft • Stasi • Stasi-Akten • Wortschatz |
ISBN-10 | 3-86284-340-8 / 3862843408 |
ISBN-13 | 978-3-86284-340-4 / 9783862843404 |
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