Vieler Herren Länder

Historische Grenzsteine im Kreis Gütersloh
Buch | Softcover
208 Seiten
2017
Verlag für Regionalgeschichte ein Imprint von Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG
978-3-7395-1114-6 (ISBN)
19,00 inkl. MwSt
Der heutige, in dieser Form erst seit 1973 bestehende Kreis Gütersloh vereint Gebiete, die sich im 18. Jahrhundert noch sechs weltliche und geistliche Landesherrschaften teilten. Sie voneinander abzugrenzen geschah bis ins ausgehende Mittelalter durch naturräumliche Merkmale wie Flussläufe oder Grenzbäume/Schnatbäume, seit der frühen Neuzeit dann als dauerhaftere Lösung durch Grenzsteine, versehen mit den landeshoheitlichen Wappen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde aufgrund von Verlust und Beschädigung, aber auch infolge von Grenzveränderungen immer wieder Steine erneuert oder neu gesetzt, so dass sicher zeitweilig von einem Bestand von mehr als 700 Steinen im Kreisgebiet auszugehen ist. Noch heute existieren davon mehr als 250 historische Grenzsteine, viele an den ursprünglichen Stellen. Zahlreiche Steine sind im Laufe der Zeit aber auch an andere Orte verbracht worden, nicht zuletzt durch die Flurbereinigungsmaßnahmen im 20. Jahrhundert. Mehrere dieser Kleindenkmäler, die im Sinne des Denkmalschutzgesetzes zu schützen sind, wurden erst in den letzten Jahren quasi »wiederentdeckt«.
Das reich bebilderte Buch liefert eine Bestandsaufnahme für den Kreis Gütersloh und bindet diese in die territorialgeschichtliche Entwicklung der vormaligen Herrschaften innerhalb des Kreisgebietes ein. Die historische Bedeutung der zumeist unauffällig im Gelände stehenden Grenzsteine fassbar zu machen, ist die vorrangige Intention. Dies gilt für alle Grenzsteine in Nordrhein-Westfalen, weshalb das Buch auch auf andere Regionen übertragbare Hinweise zum sachgemäßen Umgang mit Grenzsteinen. Das erklärt auch die Förderung durch die NRW-Stiftung.

Johannes W. Glaw M.A. Geboren 1954 in Bielefeld. Studium der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie, der Ethnologie und Kunstgeschichte in Münster. Seit 2010 Beauftragter für die Bodendenkmalpflege im Rahmen der Stadtarchäologie Gütersloh. Veröffentlichungen zur Archäologie des Gütersloher Raumes. Bücher im Verlag für Regionalgeschichte: Vieler Herren Länder. Historische Grenzsteine im Kreis Gütersloh, 2017 Zeugnisse des Glaubens. Flurkreuze, Bildstöcke und Heiligenhäuschen in Gütersloh, 2020

Vorwort • 8

1. Mein Land – dein Land: Natürliche Grenzmarken in frühester Zeit • 11
Exkurs 1: Grenze – Mark – Schnat • 18
Exkurs 2: »Cuius regio, eius religio« • 18

2. Dauerhaft angelegt: Grenzmale aus Stein • 21

3. »Flickenteppich« Deutschland: Die Anfänge der Territorialisierung • 27
Exkurs 3: Grenzsicherung in unruhigen Zeiten: Spätmittelalterliche Landwehranlagen • 30
Exkurs 4: Die Grenzübergänge: Orte des (kontrollierten) Transfers und der Erhebung von Zöllen • 33

4. Die Herrschaft Rheda: Ihre Grenzen mit dem Fürstbistum Münster, der Grafschaft Ravensberg und dem Amt Reckenberg • 35

5. Das Amt Reckenberg: Seine Grenzen mit der Herrschaft Rheda, dem Fürstbistum Münster, der Grafschaft Ravensberg und der Grafschaft Rietberg • 55

6. Die Grafschaft Rietberg: Ihre Grenzen mit dem Amt Reckenberg, dem Fürstbistum Münster, der Grafschaft Lippe, dem Fürstbistum Paderborn und der Grafschaft Ravensberg • 77

7. Das Fürstbistum Paderborn: Seine Grenze mit der Grafschaft Lippe • 105

8. Die Grafschaft Ravensberg: Ihre Grenze mit den Fürstbistümern Osnabrück und Münster • 125

9. Der Ordnung verpflichtet: Die Vermarkung von Gemeindegrenzen in Preußen • 151
Exkurs 5: Grenzsteine aus dem 20. Jahrhundert • 155
Exkurs 6: Das Urkataster in Preußen • 158

10. »Privates Geheeg«: Grenzsteine mit besonderer Bedeutung • 161
Exkurs 7: »… am historischen Dreiländereck …«: Neusetzungen von Grenzmarken nach 1973 • 168

11. »… ein Grenzstein frevelhaft ausgeworfen …«: Grenzverdunkelung und deren Strafmaßnahmen • 171
Exkurs 8: Alles was Recht ist: Aktuelle Grundlagen zum Thema »Grenzsteine« • 177

12. »Gesucht … und manchmal auch gefunden«: Hinweise zur »Feldforschung« • 179
Exkurs 9: Maßnahmen zum Bewahrung historischer Grenzsteine • 182

Übersicht über die historischen Grenzsteine im Kreis Gütersloh • 183

Quellen- und Literaturverzeichnis • 203
Abbildungsnachweis • 205
Ortsregister • 206
Personen- und Sachregister • 207

Grafschaft Ravensberg, Fürstbistum Münster, Herrschaft Rheda, Amt Reckenberg als Exklave des Fürstbistums Osnabrück, Grafschaft Rietberg, Fürstbistum Paderborn - weil das heutige Kreisgebiet einst sehr stark unter verschiedenen Herrschaften aufgeteilt war, befanden und befinden sich hier noch immer viele Grenzsteine. Von ehemals rund 700 existieren noch etwa 250. In seinem gerade erschienenen Buch »Vieler Herren Länder« legt Johannes W. Glaw eine umfassende Bestandsaufnahme vor.
Viele der Grenzmale stehen noch an Ort und Stelle, einige wurden umgesetzt, weitere sind verschollen. Zwei findet man in der Nähe des alten Amtshauses auf dem Reckenberg in Rheda-Wiedenbrück. Eines trägt auf der einen Seite die Buchstaben CABZB für Clemens August, Bischof zu Paderborn. Auf der anderen weist der Rietberger Adler auf die Grafschaft Rietberg hin. Die Jahreszahl 1757 steht für den Abschluss eines Grenzvertrages, nicht unbedingt für das Jahr des Aufstellens.
Solcher Art wurden die Gebiete in frühen Zeiten noch nicht markiert. Bis ins Mittelalter dienten Wasserläufe oder große Wälder als grobe Orientierung. »Wo das genau war, spielte keine Rolle.« Bei wachsender Bevölkerungszahl habe man zunächst Zeichen in sogenannte Schnatbäume eingeschnitten oder auch Schnatkuhlen gebuddelt. Um der Gefahr der natürlichen oder absichtlichen »Grenzverdunkelung« vorzubeugen, sei man Ende des Mittelalters auf die Idee mit den Steinen gekommen. »Die waren dauerhaft und auch schwer zu klauen«. In der hiesigen Region habe man zudem mit dem Osning-Sandstein ein brauchbares Material ganz in der Nähe beziehen können. Gleichwohl zeigen einige der Stücke Zeichen der Zeit, nicht nur der Witterung, auch Rundungen, die wohl von Sicheln herrühren.
Viereinhalb Jahre lang hat Johannes W. Glaw in Kooperation mit der Katasterabteilung des Kreises Informationen über die Grenzsteine zusammengetragen. Im Buch gibt es dazu neben Fotos auch Karten, Dokumente und GPS-Koordinaten, damit Interessierte die Markierungen finden. Denn die Dokumentation soll auch den Bürgern ein Gefühl für die früheren Grenzlinien geben, die im Übrigen die bis heute zu beobachtende konfessionelle Zersplitterung der Region widerspiegelt.
Nach erster Durchsicht ist Johannes W. Glaw ein auf wissenschaftliche Exaktheit wie auf Lesbarkeit bedachtes Werk gelungen. Es erzählt am Beispiel der Grenzsteine einiges über unsere Vergangenheit. Aber allein schon diese mehr oder weniger verwitterten, ehedem amtlichen, nun fast individuell wirkenden steinernen Gesellen mit ihren Wappen, Zahlen, Zeichen faszinieren beim Durchblättern als Gesichter der Geschichte.
Rolf Birkholz, in: Neue Westfälische, 12.5.2017, Gütersloh

Angesichts seiner komlpexen Grenzstrukturen ist der Kreis Gütersloh ein dankbares Areal, den stummen Zeugen im Gelände und ihrer kulturhistorischen Bedeutung nachzuforschen. Noch im 18. Jahrhundert haben sich sechs weltliche und geistliche Landesherrschaften das knapp 1000 Quadratkilometer große Gebiet mit entsprechend vielen und langen Grenzen geteilt. Heute gibt es kreisweit von früher rund 700 noch mehr als 250 historische und Grenzsteine, vornehmlich aus der Zeit zwischen 1612 und 1824.
Viereinhalb Jahre hat Johannes W. Glaw genau hingeschaut, ist kilometerlange Grenzen abgegangen, hat mit Anwohnern gesprochen, Zahlen entziffert, Wappen analysiert, in Archiven recherchiert und seine Funde dokumentiert: Das Ergebnis ist ein in mehrfacher Hinsicht starkes Buch. Ein Werk, in dem der Gütersloher Lehrer und Stadtarchäologe unter der Überschrift »Vieler Herren Länder« lesens- und sehenswert die historischen Grenzsteine im Kreis porträtiert. Das Buch lädt ein, frühere Landesherrschaftsgrenzen, die sich durchs Kreisgebiet zogen, neu zu entdeckten.
Martin Neitemeier, in: Die Glocke, 10.5.2017, Kreis Gütersloh

Ausgezeichnet sind die zahl- wie hilfreichen Abbildungen der Grenzsteine; beschriebene Gestaltungsdetails werden so exzellent sichtbar. Ein ebenso schönes wie lehrreiches und unterhaltendes Buch ist »Grenzgänger« Johannes W. Glaw gelungen. Der »Grenz-Glaw« bedient viele Interessen: Historiker, Heimatforscher und Denkmalschützer finden wertvolle Hinweise, der Wanderwart und Gelegenheitswanderer für die nächste Exkursion Anregungen samt GPS-Daten.
Jochen Rath, in: Ravensberger Blätter, 2017, H. 1

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh ; 14
Verlagsort Bielefeld
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 600 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte Teilgebiete der Geschichte
Schlagworte 1500 bis heute • Grenzen • Grenzstein • Grenzsteine • Gütersloh Kreis • Gütersloh, Kreis • Gütersloh (Kreis), Geschichte • Halle, Kresi • Historische Geographie • Landesherrschaften • Landwehren • Nordrhein-Westfalen • Paderborn, Fürstbistum • Ravensberg, Grafschaft • Reckenberg, Amt • Rheda, Herrschaft • Rietberg, Grafschaft • Territorien • Wiedenbrück, Kreis
ISBN-10 3-7395-1114-1 / 3739511141
ISBN-13 978-3-7395-1114-6 / 9783739511146
Zustand Neuware
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