Ein Prozess in Prag

Das Volk gegen Rudolf Slánský und Genossen

(Autor)

Buch | Hardcover
296 Seiten
2016 | 1. Aufl.
Vandenhoeck & Ruprecht (Verlag)
978-3-525-37047-6 (ISBN)

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Ein Prozess in Prag - Jan Gerber
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Die Studie wirft einen neuen Blick auf das Slánský-Tribunal 1952 und den Spätstalinismus.
In November 1952, Rudolf Slánský and thirteen other Czechoslovak high-ranking officials of the Communist party and the government were accused of conspiracy against the People’s Republic in the most notorious and last ever Stalinist show trial, taking place in Prague. Eleven of them were executed, three sentenced to life imprisonment. The Slánský Trial differed from other Stalinist show trials in the number of death penalties handed down and its openly anti-Semitic tendencies. Eleven of the accused were of Jewish origin. Resorting to the biographies of two writers who grew up in Bohemia, Louis Fürnberg, author of the song “The Party is Always Right,” and F. C. Weiskopf, Jan Gerber explores why, only seven years after the liberation of Auschwitz, anti-fascists carried out a trial in which Jews were indicted for being Jews. He examines further why, of all places, this trial took place in communist Czechoslovakia, a country that had been considered an island of democracy and tolerance during the interwar period. The biographies of Fürnberg and Weiskopf, who in the early 1950s were impacted by the general political atmosphere created by the Slánský Trial, and, fearing persecution, ultimately left Czechoslovakia for the GDR, show that the Slánský Trial did not solely derive from the initiative of Moscow. At the same time, the conflicts over nationality of the interwar period continued in the trial ideologically encoded. Im November 1952 fand in Prag der größte und letzte stalinistische Schauprozess statt. Rudolf Slánský und dreizehn weitere hochrangige Funktionäre des Partei- und Staatsapparats der Tschechoslowakei wurden angeklagt, sich gegen die volksdemokratische Ordnung verschworen zu haben. Elf von ihnen wurden hingerichtet, drei erhielten lebenslange Freiheitsstrafen.Das Slánský-Tribunal unterschied sich durch die Anzahl der Todesurteile und durch seine offen antisemitische Ausrichtung von den anderen stalinistischen Schauprozessen. Elf der Beschuldigten waren jüdischer Herkunft. Ausgehend von den Biografien der in Böhmen aufgewachsenen Schriftsteller Louis Fürnberg, Autor des Liedes »Die Partei, die Partei, die hat immer recht«, und F. C. Weiskopf untersucht Jan Gerber, warum Antifaschisten nur sieben Jahre nach der Befreiung von Auschwitz einen Prozess durchführten, in dem Juden als Juden angeklagt wurden. Zudem fragt er, weshalb dieser Prozess ausgerechnet in der Tschechoslowakei stattfand, die in der Zwischenkriegszeit als Insel der Demokratie und Toleranz gegolten hatte? Die Lebenswege Fürnbergs und Weiskopfs, die Anfang der 1950er Jahre in die Mühlen des Slánský-Tribunals gerieten und die Tschechoslowakei schließlich aus Angst vor Verfolgung in Richtung DDR verließen, zeigen, dass der Prozess nicht allein auf die Initiative Moskaus zurückging. In ihm fanden zugleich die Nationalitätenkonflikte der Zwischenkriegszeit eine weltanschaulich kodierte Fortsetzung.

Dr. Jan Gerber ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Universität Leipzig.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Schriften des Simon-Dubnow-Instituts
Sprache deutsch
Maße 155 x 232 mm
Gewicht 639 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Zeitgeschichte
Schlagworte Geschichte des 20. Jahrhunderts • Jüdische Geschichte • Schauprozesse • Slansky, Rudolf • Stalinismus (Ideologie) • Tschechoslowakei • Tschechoslowakei; Politik/Zeitgesch. • Zeitgeschichte
ISBN-10 3-525-37047-4 / 3525370474
ISBN-13 978-3-525-37047-6 / 9783525370476
Zustand Neuware
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