Koloniale Arbeit - Minu Haschemi Yekani

Koloniale Arbeit

Rassismus, Migration und Herrschaft in Tansania (1885-1914)
Buch | Softcover
318 Seiten
2019
Campus (Verlag)
978-3-593-50623-4 (ISBN)
57,00 inkl. MwSt
Inwiefern korrespondierte das koloniale Arbeitsregime im frühkolonialen Tansania mit der Entstehung einer "global color line"? Die Frage nach erwünschten und unerwünschten Arbeitern beantwortet dieses Buch. Hierbei erweisen sich die um 1900 geführten Debatten um "Rasse" als eng verwoben mit Aspekten von Tauglichkeit, Erziehbarkeit, Klasse, Klima, Religion oder Geschichte. Die Fallstudien entwerfen ein Panorama des kolonialen Rassismus. Die Autorin eröffnet damit neue Perspektiven auf die deutsche Kolonialgeschichte, auf den Zusammenhang von "Rasse" und Arbeit sowie auf die Verwobenheit lokaler Prozesse mit globalen und transregionalen Phänomenen.
Inwiefern korrespondierte das Arbeitsregime im frühkolonialen Tansania mit der Entstehung einer »global color line«? Welche Gruppen von Arbeiterinnen und Arbeitern sah man in der ehemaligen deutschen Kolonie als »erwünscht«, welche als »unerwünscht« an? Anhand kolonialer Diskurse zur Organisation von Arbeit und der sich daraus ableitenden Arbeitsteilung entwirft Minu Haschemi Yekani in diesem Buch ein Panorama des kolonialen Rassismus im ehemaligen Deutsch-Ostafrika und eröffnet damit neue Perspektiven für die Interpretation der deutschen Kolonial- und Rassismusgeschichte. Im Kontext dreier Fallstudien verdeutlicht sie, inwiefern »Rasse« in diskursiven Praktiken des kolonialen Arbeitsregimes hervorgebracht wurde und sich eng verwoben mit Kategorien wie Zivilisation und Kultur, Religion und Prestige, Status und Klasse zeigt.

Minu Haschemi Yekani, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin (Arbeitsbereich Globalgeschichte).

Einleitung 7
Aufbruch 7
1. Tansania vor 1914 9
2. Geschichten – Begriffe – Fragen 14
3. Gliederung des Buches 36
1. Das »Kuli-Experiment«. Koloniale Ordnung und globale Migration 41
Ankunft 41
1.1 Einleitung 42
1.2 Globale Migration und Indenturarbeit 44
1.3 Vor Ort I: »Wir sind nicht deine Sklaven!« 51
1.4 Anwerbung »around the Globe« 59
1.5 Globale Mobilität und die »Gelbe Gefahr« 72
1.6 Vor Ort II: Regeln, Rechte und Rebellion 87
2. »Mit dem Ziel, Subalternbeamte heranzubilden«.
»Erziehung zur Arbeit«, Schule und Islam 115
Stillsitzen 115
2.1 Einleitung 116
2.2 »Erziehung zur Arbeit« – Ideologie, imperialer Austausch und Praxis 121
2.3 Vor Ort I: Schule als Orte der Arbeit 136
2.4 Schwierige Verhältnisse: Zugunsten des Islams? 150
2.5 Vor Ort II: »Kaiserlich deutscher Mwalim« 157
2.6 Glaube, »Rasse« oder Prestige? 173
3. »Unerwünschte Gäste«. Prekäre Weiße, Migration und koloniale Ordnung 197
Abreise 197
3.1 Einleitung 198
3.2 Eine imperiale Plage: Prekäre Weiße 203
3.3 Vor Ort I: Akklimatisierung, Arbeit und Arbeitshaus 210
3.4 Gesehen werden: Eine Nation – zwei »Rassen«? 223
3.5 Verbindungslinien: »Verkafferte«, »Vagabunden« und Verbrecher 231
3.6 Vor Ort II: Grenzen setzen 250
Schlussbetrachtung 265
Epilog 277
Dank 281
Abkürzungen 283
Glossar 284
Quellen und Literatur 285
A. Unveröffentlichte Quellen 285
B. Primär- und Sekundärliteratur 286

"Minu Haschemi Yekani [legt] innerhalb ihrer Untersuchung eindrücklich die Nuancen und Schattierungen rassistischer Gesinnungen, deren diffuse und changierende Charakterzüge sowie den kolonialen Resonanzboden in Deutsch-Ostafrika frei. Insgesamt stellt Koloniale Arbeit eine theoriegesättigte Erweiterung der Kolonialgeschichtsschreibung zur deutschen Herrschaftsperiode im kolonialen Tansania dar." Mona Rudolph. H-Soz-Kult, 20.09.2019

»Minu Haschemi Yekani [legt] innerhalb ihrer Untersuchung eindrücklich die Nuancen und Schattierungen rassistischer Gesinnungen, deren diffuse und changierende Charakterzüge sowie den kolonialen Resonanzboden in Deutsch-Ostafrika frei. Insgesamt stellt Koloniale Arbeit eine theoriegesättigte Erweiterung der Kolonialgeschichtsschreibung zur deutschen Herrschaftsperiode im kolonialen Tansania dar.« Mona Rudolph. H-Soz-Kult, 20.09.2019

Einleitung Aufbruch W. E. B. Du Bois hat die »color line« zum Problem des 20. Jahrhundert erklärt. Zusammen mit Mitstreiter*innen der 1897 gegründeten African Association hatte Du Bois wenige Jahre zuvor in der Abschlusserklärung der ersten Panafrikanischen Konferenz in London im Jahr 1900 die imperialen Nationen aufgefordert, sich in ihrer Brutalität, Verachtung und in ihren Ausbeutungspraktiken gegenüber den »dunkleren Rassen« zu mäßigen. Den Kolonialismus sahen die Konferenzteilnehmer*innen als deutlichen Widerspruch zu den »Idealen« der Zivilisation. Du Bois schien später seine Sicht geändert zu haben, denn was er 1900 noch als Widerspruch erlebte, erklärte er 1920 zur Ambivalenz des Zivilisationsdiskurses, die ihm untrennbar innewohnte. Angesichts der Kolonialverbrechen und der Greul des Ersten Weltkriegs schrieb er in einem Aufsatz mit dem Titel »The Souls of White Folks«: »We darker men said: This is not Europe gone mad; this is not aberration nor insanity; this is Europe.« Du Bois unterstrich in seinen Arbeiten – ähnlich wie später Frantz Fanon, Toni Morrison, bell hooks und viele weitere Theoretiker*in nen – die allumfassende, vielfältige, flexible und interdependente Qualität des Rassismus. Auch verstand er die »color line« als weltumspannendes Phänomen, in dem Arbeitsverhältnisse, Kapitalismus und Empires kulminierten. Dabei markierte Du Bois die Demarkationslinie quasi im Herzen der Macht selbst, indem er die globale Bedeutung von »whiteness« und »white labour« hervorhob, die eine neue Form »subjektiver Identifikation« repräsentierte. »Whiteness« spannte ein supranationales Band von In- und Exklusion entlang imperialer Macht- und Hegemonieinteressen und prägte Politik, Migration, Besitzverhältnisse und soziale Rechte ebenso nachhaltig wie die Kämpfe, die dagegen geführt wurden. Du Bois’ Sichtweise war bereits damals global. Die »color line« war nicht nur in den Amerikas, in der Karibik oder in Europa wirksam, sondern entfaltete ihre Wirkung im Kontext des imperialen Projekts weltweit. Aber sie war nicht starr oder gegeben, sondern war um 1900 in Bewegung. In diesem Buch dient die »global color line« als begrifflicher Ausgangspunkt, um in drei Fallstudien mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten den Zusammenhang von Rassismus, Herrschaft, Migration und kolonialem Arbeitsregime an der Küste Tansanias (1885–1914) zu reflektieren. Sie werfen verschiedene Schlaglichter auf die koloniale Ordnung, die sich durch globale Märkte und Wissenstransfer eng verbunden mit der Metropole und anderen Empires erweist. Dennoch war sie zugleich von einer hohen lokalen Spezifität geprägt. Bevor näher auf die Fragestellung und die einzelnen Kapitel eingegangen wird, soll zunächst der historische Kontext umrissen werden. 1. Tansania vor 1914 Häufig beginnen Geschichten über den Kolonialismus mit einem Datum und konstruieren so eine Art ›Stunde Null‹ der Herrschaftsübernahme. Auch wenn jede Erzählung oder historische Darstellung einen Anfang braucht, ist es dennoch sinnvoll, dieses Narrationsmuster, das bestimmte Vorstellungen verfestigt, zu problematisieren. Es legt den Beginn einer neuen Zeit nahe, bei denen Kontinuitäten leicht aus dem Blick geraten. Als Chronisten ihrer eigenen Herrschaft versuchten die Deutschen mit vielen symbolischen Akten, die Kolonisierung als historischen Ursprungsakt zu inszenieren. Dabei war die Kolonisierung Deutsch-Ostafrikas ein langsamer Prozess, der Mitte des 19. Jahrhunderts mit den ersten europäischen Forschungsreisenden und Missionaren begann, bevor schließlich 1885 zunächst die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG) nach dem Vorbild britischer Chartergesellschaften die militärische Kontrolle über den Küstenstreifen übernahm. Das riesige Gebiet, das die heutigen Staaten Tansania, Burundi und Ruanda umfasste, blieb auch nach der formalen Herrschaftsübernahme 1891 durch das Deutsche Reich für die Kolonisierenden in großen Teilen ein »imaginiertes kolonisiertes Territorium«. Die koloniale Ökonomie entfaltete sich im Geflecht etablierter (Infra-)Strukturen der vorkolonialen Zeit. Das Sultanat von Sansibar hatte vor allem durch den lukrativen Handel mit Sklav*innen und Elfenbein, der im 19. Jahrhundert parallel zu den Nelkenplantagen florierte, komplexe Beziehungen mit der Küste und dem Hinterland Ostafrikas etabliert und war eng an den Indischen Ozean gebunden. Die Briten untersagten zwar ab 1873 den Handel mit Sklaven auf Sansibar, dafür verlagerte sich ihr Einsatz auf die Kokosnuss- und Zuckerplantagen sowie in die Haushalte an der ost-afrikanischen Küste. Gerade in Bezug auf die Sklaverei bedeutete die deutsche Herrschaft letztlich keine Zäsur. Trotz kolonialer Fortschrittsrhetorik waren Sklaverei, Zwangsarbeit sowie andere ›unfreie‹ Formen der Arbeit integrale Merkmale des kolonialen Arbeitsregimes in Deutsch-Ostafrika. Der Eisenbahnbau sowie die Plantagenbetriebe, die entweder von Kapitalgesellschaftern oder Privatpersonen errichtet wurden und sich im exportorientierten Anbau von Tabak, Kaffee, Kautschuk und Baumwolle versuchten, waren höchst arbeitsintensive Vorhaben. Das Arbeitsregime in Tansania muss im Kontext eines Herrschaftsprojektes eingeordnet werden, das zwar von einem Herrschaftsanspruch, aber gleichwohl von einem unvollendeten Herrschaftsverhältnis ohne ›Basislegitimität‹ geprägt war. Dies kann auch auf die kolonialen Orte der Arbeit übertragen werden. Gleichwohl die ökonomische Abhängigkeit der Subalternen nicht mit der Situation in den europäischen Metropolen vergleichbar war, herrschten häufig brutale Gewaltverhältnisse und Plantagenbesitzer beanspruchten außerordentliche Autorität über die Arbeiter*innen. Damit ist auch ein Spezifikum des kolonialen Arbeitsregimes angedeutet. Die Plantagenbesitzer konnten sich auf eine Gesindeordnung berufen, die im Deutschen Reich längst außer Kraft gesetzt war. Trotz abolitionistischer Rhetorik, die den offiziellen, kolonialen Diskurs in Afrika prägte, arbeiteten Sklav*innen hier neben Vertragsarbeiter*innen und Tagelöhner*innen. Wie im ersten Kapitel ausführlicher dargelegt wird, trug die exzeptionelle Gewalt, die auf den Plantagen angewendet wurde, zu einem spürbaren Mangel an verfügbaren Arbeiter*innen auf den kolonialen Plantagen und beim Eisenbahnbau bei. Die brutale Behandlung entging auch den Zeitgenoss*innen nicht und wurde sowohl im Reichstag wie auch der deutschen und internationalen Öffentlichkeit thematisiert. Die Arbeitsbedingungen waren derartig schlecht, dass selbst Kolonialpolitiker wie Julius von Soden, der erste Gouverneur der Kolonie, feststellen mussten, dass die »freie Lohnarbeit« im Alltag kaum als attraktive Alternative zur Sklaverei wahrgenommen wurde, da die Arbeiter*innen nicht nur härter arbeiteten, sondern von den Deutschen auch strenger und heftiger bestraft wurden, als es für Sklav*innen (in vorkolonialen Zeiten) üblich gewesen war. Es gab weitere Gründe für den lokalen Arbeitskräftemangel: Obgleich das Gebiet der Kolonie Deutsch-Ostafrika riesig war, konzentrierten sich die Pflanzungsunternehmungen hauptsächlich auf den Küstenstreifen und das direkt anschließende Hinterland. Dies bedeutete nicht nur eine erhöhte Konkurrenz der kolonialen Betriebe untereinander, sondern auch, dass in der Realität nur ein kleiner Bruchteil des imaginierten, riesigen Arbeitskräftereservoirs von geschätzten acht Millionen Menschen der Kolonie zur Verfügung stand. Feldarbeit wurde außerdem weithin als weibliche Tätigkeit erachtet; übte man sie für »Fremde« aus, war dies mit Sklavenarbeit assoziiert. Schließlich war auch die Verpflegungs- und Unterkunftssituation in den Arbeiter*innenlagern häufig derart gesundheitsgefährdend, dass sie gemieden wurden. Letztlich aber stellte der kümmerliche Lohn keinen ausreichenden Anreiz zur Arbeitsaufnahme dar. In einer mehrheitlich von Subsistenzwirtschaft geprägten Gesellschaft, in der es aufgrund von gemeinschaftlicher Nutzung des Bodens für viele die Möglichkeit gab, von dessen Erträgen zu leben, mussten nicht nur eine bestimmte Geldwirtschaft, ein Markt, eine Produktionsweise, eine Ernte und vor allem ein Überschuss erst einmal hervorgebracht werden, sondern gerade auch ›der Arbeiter‹ und die ›Arbeitsordnung‹ selbst. Flucht, Widerstand, Rebellion, Desertion, welche im Gegenzug mit brutalen ›Strafexpeditionen‹, Unterwerfungsfeldzügen oder alltäglichen Disziplinierungsmaßnahmen durch die Deutschen – unterstützt durch die »Kaiserliche Schutztruppe«, die mehrheitlich aus Askari bestand – vergolten wurden, prägten deshalb vor allem die ersten beiden Jahrzehnte. Zwar war die Reichweite staatlicher Kontrolle und faktischer Einflussnahme oft lokal begrenzt, dort aber griff die Arbeitspolitik tief in den Alltag der Menschen im Herrschaftsgebiet ein, mit weitreichenden Folgen für die Geschlechterordnungen, Familiensysteme und die Ökologie. Die Einführung einer Haus- und Hüttensteuer, eines der prominenteren Beispiele von zahlreichen Maßnahmen, welche die ostafrikanische Bevölkerung in lohnbasierte Anstellungsverhältnisse mit Europäer*innen zwingen sollte, führte 1898 zu einer Zunahme der Zwangsarbeit, da viele Ostafrikaner*innen ihre »Schulden« abarbeiten mussten. 1904/05 kam es zum Maji-Maji-Krieg im Südwesten, dem durch Gewalt, Hungersnöte und der Strategie der »verbrannten Erde« laut Schätzungen bis zu 300.000 Menschen zum Opfer fielen. Die von Bernhard Dernburg eingeleiteten Reflexionen wurden von der Forschung als Reaktion auf die Krise interpretiert. Mit der sogenannten »Kolonialreform« unter Gouverneur Albrecht von Rechenberg wurde ein stärkerer Akzent auf das einheimische Kleinbauerntum und die »Kolonisation der Erhaltungsmittel« gesetzt, was teilweise harsche Kritik der Siedlerlobby hervorrief. Als »Mischkolonie« klassifiziert sollten in Deutsch-Ostafrika sowohl siedlungspolitische als auch ökonomische Vorhaben verwirklicht werden, was immer wieder zu Spannungen zwischen Siedler*innen und der Kolonialregierung führte. Die sich davon ableitende Kolonialpolitik strebte an, die »Produktion für den Absatz« anzukurbeln, die Afrikaner*innen in die »Lohnarbeit beim weißen Unternehmer« zu bringen und dadurch »die Voraussetzung für die Schaffung von Kaufkraft« zu bilden. Kern der Kolonialpolitik war die »Eingeborenen-« und damit praktisch die Arbeiter*innenpolitik. Dabei stieg laut den vorhandenen Kolonialstatistiken die Zahl der Lohnarbeiter*innen (was auch Zwangs- und Fronarbeiter beinhaltete, die ihre Steuerschulden abzuarbeiten hatten) von knapp 5.000 im Jahr 1902 auf insgesamt 172.000 afrikanische Arbeiter*innen im Jahr 1912/13. Hiervon arbeitete über die Hälfte auf Plantagen, jeweils unter 15 Prozent waren beim Eisenbahnbau oder im Zugbetrieb, als Träger (bis 1912 die Linie Dar es Salaam–Tabora eröffnet wurde; daraufhin sank die Zahl der Träger drastisch) oder als private Bedienstete beschäftigt; lediglich drei Prozent waren Regierungsangestellte. Dazu kamen die geschätzten 165.000 Sklav*innen, die es 1912/13 noch gab. Von den 5.336 Europäern war ebenfalls die überwiegende Mehrheit in Plantagenbetrieben beschäftigt: gefolgt von Regierungsbeamten (551), Mechanikern und Handwerkern (523), Priestern und Missionaren (498) sowie Ingenieuren (352). Die geschätzten 9.000 Inder der Kolonie waren als (Klein-)Händler tätig. Im Kontext solcher Beschreibungen entsteht jedoch schnell das Bild einer passiven, kolonialen Arbeiter*innenschaft. Wie Thaddeus Sunseri sowie Jan-Georg Deutsch unterstrichen haben, nahmen Arbeiter*innen im frühkolonialen Tansania jedoch durchaus aktiv Einfluss auf Orte der Arbeit, auf Löhne und Arbeitsverhältnisse sowie die Qualität der Unterbringung und Verpflegung. Obgleich die afrikanischen Arbeiter*innen oft drakonischen Strafmaßnahmen ausgesetzt waren, zeigte allein die Auswahl ihrer Arbeitsorte Wirkung auf eine Ökonomie, die abhängig von ihnen war. Sie veränderten dadurch den Charakter der Plantagenarbeit. Der Wandel der Arbeits- und Produktionskulturen war nicht allein auf koloniale Interventionen zurückzuführen, da afrikanische Bäuer*innen für den Markt zu produzieren und/oder sich in kommerzieller Landwirtschaft zu engagieren begannen. Bis 1913 war nur die Hälfte aller unter Vertrag Arbeitenden vollständig kommodifiziert; sie kehrten nach Ablauf der üblichen 180 Tage wieder an ihre Heimatorte zurück, anstatt ihren Vertrag zu erneuern oder eine andere Anstellung zu suchen. Die Weigerung der Bevölkerung vor allem in den ersten beiden Jahrzehnten deutscher Herrschaft, sich dem kolonialen Arbeitsregime unterzuordnen, stellte damit eines der größten Probleme der deutschen Kolonialmacht in Ostafrika dar und bot den Hintergrund für das koloniale Erzählmuster der »Arbeiterfrage«.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Globalgeschichte ; 24
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 141 x 213 mm
Gewicht 408 g
Themenwelt Geschichte Allgemeine Geschichte Neuzeit (bis 1918)
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Wirtschaftsgeschichte
Schlagworte Arbeit • Außereuropäische und Globalgeschichte • Bismark • Color Line • Deutsche Kolonialgeschichte • Deutsches Kaiserreich • Deutschland • Deutsch-Ostafrika • Geschichte der Arbeit • Geschichte Ostafrika • Globalgeschichte • Islam • Kolonialismus • Kolonialismus / Kolonialgeschichte • Migration • Migration / Migrant • Mobilität • Rassismus • Sklaverei • Tansania • Tansania, Geschichte • Tansania / Tanzania, Geschichte
ISBN-10 3-593-50623-8 / 3593506238
ISBN-13 978-3-593-50623-4 / 9783593506234
Zustand Neuware
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