Bessere Welten -

Bessere Welten

Kosmopolitismus in den Geschichtswissenschaften
Buch | Softcover
405 Seiten
2017
Campus (Verlag)
978-3-593-50613-5 (ISBN)
29,95 inkl. MwSt
Kosmopolitismus, ein Kernbegriff der europäischen Aufklärung, gehört zu den akademischen Modebegriffen der vergangenen Jahre. Dieses Buch lotet erstmals das heuristische Potenzial des Kosmopolitischen für die Geschichtswissenschaften aus. Im Zentrum stehen das konfliktbeladene Aushandeln von Zugehörigkeiten, Ansprüchen und Rechten, die Begegnung mit dem Anderen sowie die normative Reflexion dieser Begegnungen in einer prinzipiell von Ungleichheit und Machtasymmetrien geprägten Welt. Der Band plädiert für Kosmopolitismus als Analyseperspektive, die das konzeptionelle Instrumentarium von transnationaler und Globalgeschichte ergänzt.

Bernhard Gißibl ist wiss. Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte an der Universität Mainz. Isabella Löhr ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östliche Europa (GWZO).

Inhalt

Vorwort 7

Die Geschichtswissenschaften vor der kosmopolitischen Herausforderung 9
Isabella Löhr und Bernhard Gißibl

I. Kosmopolitismus als Konflikt: Grenzziehung, Inklusion, Exklusion

Zwischen Selbstverständnis und Stigma: zur ambivalenten Beziehungsgeschichte von Kosmopolitismus und Judentum 46
Mirjam Thulin

Von der Offenheit der Geschichte: Der Umgang mit Staatenlosigkeit und die weltbürgerliche Idee 70
Miriam Rürup

Farbiger Kosmopolitismus? - Die Asiatisch-Afrikanische Konferenz von Bandung (1955) 102
Jürgen Dinkel

II. Der Umgang mit dem Anderen: Kosmopolitismus als Haltung und Kompetenz

Kosmopolitische Praktiken? Katholische Frauenkongregationen im 20. Jahrhundert 130
Katharina Stornig

"une institution cosmopolite"? Rituelle Grenzziehungen im freimaurerischen Internationalismus um 1900 163
Joachim Berger

Kosmopolitisches Freidenkertum? Ideen und Praktiken der Internationalen Freidenkerkonförderation von 1880 bis 1914 189
Daniel Laqua

III. Cosmobilities

Verbriefte Identität, regulierte Mobilität: Pässe als kosmopolitische Dokumente 219
Andreas Fahrmeir

Seltsam, weiblich, aus bescheidenem Haus: Gabriela Mistral und die Herausforderungen eines kosmopolitischen Lebens 247
Corinne Pernet und Isabella Löhr

Imperial, atlantisch, europäisch, kosmopolitisch? Globales Bewusstsein in Duala im frühen 19. Jahrhundert 275
Stefanie Michels

IV. Kosmopolitismus als Governance

Kosmopolitismus als Governance: Das Beispiel des Osmanischen Reiches 310
Nora Lafi

Die internationalen Netzwerke des Aga Khan Development Network: Möglichkeiten und Grenzen eines muslimischen Kosmopolitismus 336
Soumen Mukherjee

Kosmopolitische Geschichtsschreibung und die Kosmopolitik des UNESCO Weltkultur- und Naturerbes 366
Andrea Rehling

Autorinnen und Autoren 396

»Die thematische Diversität der Beiträge des Bandes bildet die Vielfalt der kosmopolitischen Bezüge ab, die die Gesellschaft seit vielen Jahrhunderten prägen. Die Darstellung des empirischen Materials ist immer wieder interessant und vermittelt einen fundierten Einstieg ins Themenfeld.« Martin Seeliger, Socialnet, 06.07.2018

»Löhrs und Gißibls Band [ist] eine möglichst breite Rezeption zu wünschen, weil er neue, anregende und nicht zuletzt globale Perspektiven in einem Forschungsfeld aufzeigt, das allzu lange Domaine réservé einer europäisch zentrierten Ideengeschichte war.« Martin Rempe, Connections, 21.09.2018

»Der vorliegende Band stellt zweifelsohne eine beachtliche Bereicherung der Diskussion über den heuristischen Wert von Kosmopolitismen. […] Die Beiträge […] zeugen von einer produktiven Aufarbeitung des kosmopolitischen Konzepts, befassen sich mit dem aktuellen Stand der internationalen Forschung und bilden einen relevanten Ausgangspunkt für weitere Überlegungen über die Anwendungsmöglichkeiten des Kosmopolitismus.« Tristan Coignard, Sehepunkte, 15.02.2018

Vorwort
Die in diesem Band versammelten Beiträge gehen zurück auf einen Workshop, der im Herbst 2013 nach dem heuristischen Mehrwert von Kosmopolitismus für die Geschichtswissenschaften fragte. Was hat es eigentlich genau mit diesem "neuen" Kosmopolitismus auf sich, der in so vielen geistes- und sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen Konjunktur hat? Ist es sinnvoll, den Begriff in den Geschichtswissenschaften wieder zu aktivieren? Oder wäre dies gleichbedeutend damit, eine Disziplin, die sich anschickt, eurozentristische Perspektiven zu überwinden, zurück in eines der ältesten Konzepte europäischer Geistesgeschichte zu drängen? Wie könnte eine zeitgemäße Verwendung von Kosmopolitismus insbesondere für die Globalgeschichte aussehen? Diese Fragen waren Gegenstand des Workshops, der gemeinsam vom Europainstitut der Universität Basel und dem Leibniz-Institut für europäische Geschichte (IEG) in Mainz ausgerichtet wurde.
Wir danken den Autorinnen und Autoren dieses Bandes für ihre Bereitschaft, sich auf die Frage nach dem analytischen Mehrwert von Kosmopolitismus für ihre eigenen Forschungen so neugierig und bereitwillig eingelassen zu haben. Für uns bedeutete dies eine Fülle an kontroversen und produktiven Diskussionen, in denen wir eine Menge von den Autoren und Autorinnen gelernt und gemeinsam unser Verständnis von Kosmopolitismus geschärft haben. Diese intellektuellen Auseinandersetzungen wurden möglich dank der großzügigen Unterstützung durch das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz und das Europainstitut der Universität Basel. Unser besonderer Dank gilt daher Madeleine Herren und Johannes Paulmann, den Direktoren der beiden Institute, die uns in unserem Vorhaben bekräftigten und mit Rat und Tat zur Seite standen.
Danken möchten wir an dieser Stelle auch Malte Fuhrmann, Richard Hölzl, Fabian Klose, Cornelia Knab, Carolin Kosuch, Daniel Maul und Amalia Ribi Forclaz, die uns in Mainz durch Vorträge, Diskussionsbeiträge oder als Panel Chairs halfen, Thema und Probleme zu präzisieren. Magdalena Nowicka brachte uns mit ihrer Keynote Lecture die sozialwissenschaftliche Perspektive nahe; der jüngst verstorbene Rupert Neudeck gewährte uns in seinem Abendvortrag Einblicke in den gelebten Kosmopolitismus eines humanitären Aktivisten. Die Fertigstellung des Manuskripts profitierte von der umfangreichen Unterstützung durch Manuel Dinkel und Corinna Schattauer und dem prüfenden Blick der Lektoren Joe Paul Kroll im IEG und Jürgen Hotz beim Campus Verlag. Für kritische Lektüre und wertvolle Hinweise zur Einleitung danken wir Gregor Feindt, Dietmar Müller und Klaus Oschema.
"But if you believe you are a citizen of the world, you are a citizen of nowhere. You don't understand what citizenship means". Diese im Okto-ber 2016 von der britischen Premierministerin Theresa May gebrauchte Formulierung zeigt, dass die Politik der Gegenwart unsere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem neuen Kosmopolitismus eingeholt hat. Was 2013 für uns in erster Linie eine fachwissenschaftliche Diskussion war, hat sich seit der rapiden Zunahme von Flüchtlingen in Europa 2014/2015 und den seitdem heftig tobenden politischen Auseinanderset-zungen innerhalb der Europäischen Union sowie in den einzelnen Mitgliedsstaaten in eine handfeste politische Krise gewandelt, die eine Zäsur in der europäischen Nachkriegspolitik bedeuten könnte. Der Zugang zu Rechten unabhängig von nationalstaatlicher Zugehörigkeit sowie Gastfreundschaft als zentraler kosmopolitischer Wert sind innerhalb wie außerhalb Europas heftig umkämpft. Kulturelle Vielfalt als Realität und gesellschaftliche Orientierung sieht sich konfrontiert mit der Forderung nach eindeutigen Identitäten. Zur Disposition steht ein offener Umgang mit Differenz und dem Anderen.
Vor diesem Hintergrund verstehen wir unseren Band auch als eine kritische Reflexion über die Frage, mit welchen Themen, Konzepten und Perspektiven die Geschichtswissenschaften im frühen 21. Jah

Erscheinungsdatum
Co-Autor Joachim Berger, Jürgen Dinkel, Andreas Fahrmeir, Bernhard Gißibl, Nora Lafi, Daniel Laqua, Isabella Löhr, Stefanie Michels, Soumen Mukherjee, Corinne Pernet, Patrice Poutrus, Andrea Rehling, Miriam Rürup, Katharina Stornig, Mirjam Thulin
Zusatzinfo 4 Abbildungen
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 213 mm
Gewicht 516 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Schlagworte Aufklärung • Begegnung • Erdball • Geschichte / Kultur-u. Altagsgeschichte • Geschichtswissenschaft • Geschichtswissenschaft / Historik • Globalgeschichte • Globalisierung • Globus • Kontakt • Kosmopolitik • Kosmopolitismus • Reise • Reisen • Transnationale Geschichte • Welt • Weltbürger • weltbürgerlich • Weltgeschichte
ISBN-10 3-593-50613-0 / 3593506130
ISBN-13 978-3-593-50613-5 / 9783593506135
Zustand Neuware
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