Das "Leben" in der Lyrik von Innokentij Annenskij - Viktoria Popsuy-Johannsen

Das "Leben" in der Lyrik von Innokentij Annenskij

Buch | Softcover
80 Seiten
2015
Diplomica (Verlag)
978-3-95934-674-0 (ISBN)
39,99 inkl. MwSt
Innokentij Annenskij wird zum Anfang des 20. Jahrhunderts als Übersetzer bekannt, der zunächst die Dramen des Euripides für seinen modernen Leser verständlich machen möchte. Seine dichterische Seite bleibt nur einem kleinen Kreis der Dichter vorbehalten. Die erste und einzige Gedichtsammlung zu seinen Lebzeiten wird unter dem Pseudonym "NIK. ?-O" herausgebracht. Der Autor möchte damit die Aufmerksamkeit der Leser auf die Dichtung lenken und nicht auf die Person, die diese Sammlung erschaffen hat. Seine zweite Gedichtsammlung wird nicht vor seinem Tod veröffentlicht.
Annenskijs Dichtung weist keine eindeutige Thematik auf. Von der Behandlung der tragischen Existenz des Menschen, über die Suche nach Glück, die Gegenüberstellung von Mensch und Dichter, bis hin zur Liebe und der Verarbeitung unterschiedlicher Philosophien sind in seinen Gedichten viele unterschiedliche Themenkomplexe zu finden. In der vorliegenden Arbeit wird der Fokus auf den Begriff und das Bild vom "Leben" gelegt, um die verschiedenen Darstellungen vom Leben in der Lyrik Annenskijs herauszuarbeiten.

Textprobe:
Kapitel 1, Einleitung:
Die russische Literatur ist zum Anfang des 20. Jahrhunderts sehr vielfältig. Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts beginnt weltweit eine neue literarische Epoche nach französischem Vorbild. Für den russischen Symbolismus ist die griechisch-römische Antike eine wichtige Grundlage, bei der "die Symbolisten den Mythos als Rückkehr zum Ursprung und zur Urerfahrung der Menschheit" verwenden. Innokentij Annenskij wird erstmals als Übersetzer bekannt, der zunächst die Dramen des Euripides für seinen modernen Leser verständlich machen möchte. Seine dichterische Seite bleibt nur einem kleinen Kreis der Dichter vorbehalten. Auch die erste und einzige Gedichtsammlung zu seinen Lebzeiten wird unter dem Pseudonym "NIK. T-O" herausgebracht: "eine Anspielung auf das homerische "Outis", mit dem Odysseus sich dem Zyklopen Polyphem vorstellte." Der Autor möchte damit die Aufmerksamkeit der Leser auf die Dichtung lenken und nicht auf die Person, die diese Sammlung erschaffen hat.
Seine Zeitgenossen können sich zu seinen Lebzeiten kein vollständiges Bild über seine Dichtung machen, denn seine zweite Gedichtsammlung wird nicht vor seinem Tod herausgebracht. Der Inhalt dieses Buches komplettiert seine Lyrik und ihre Thematik. So entsteht eine Theorie der Symbolisten, wie zum Beispiel Vladislav Chodasevic oder Vjaceslav Ivanov, das Annenskij die übersinnliche Vollständigkeit des Lebens nicht sehen kann und deshalb kein Gefühl für das menschliche Leben hat. Aber auch wenn sehr viele Gedichte bei Annenskij mit der Darstellung des Todes enden, bedeutet dies nicht, dass er im Leben keinen Sinn sieht. Die Künste sind ein untrennbarer Teil des Lebens für ihn, denen er viel Zeit widmen möchte. In einem Brief an seine Frau schreibt er während einer Reise, dass es ihm sehr leid tut, wie wenig Zeit er sich für die schönen Sachen nehmen kann, denn der hektische Alltag lässt dies nicht zu. Somit entsteht das Gefühl bei ihm, dass sein Leben nicht ausgefüllt wird: [...].
Anhand dieser Passage kann man erkennen, wie widersprüchlich seine Wahrnehmung vom Leben ist. Auf der einen Seite versteht er, wie wichtig die Betrachtung der Kunst ist, auf der anderen Seite glaubt er nicht daran, dass er einen Moment finden könnte, den er als wunderschön empfindet. Weiterhin schreibt er, dass er sich immer und überall langweilt: [...].
Das Zitat aus dem Brief zeigt seine Einstellung zum Leben, die keine Eindeutigkeit besitzt. Auch seine Dichtung weist keine eindeutige Thematik auf. Man findet in seinen Gedichten viele unterschiedliche Themen, wie zum Beispiel "Tragische Existenz der Menschen", "Glücksuche", "Gegenüberstellung vom Mensch und Dichter", "Darstellung der Natur", "Liebe", "Schlechtes Gewissen gegenüber der Gesellschaft", "Bedeutung der Kunst", aber auch "Verarbeitung unterschiedlicher Philosophien". In der vorliegenden Arbeit wird der Akzent auf den Begriff und das Bild vom Leben gelegt. Als Ziel hat diese Arbeit die verschiedenen Darstellungen vom Leben in der Lyrik Annenskijs herauszuarbeiten. Bei der Analyse des menschlichen Daseins soll nicht das Thema "Tod" als Ausgangspunkt gelten, wie es in der Sekundärliteratur oft gemacht wird. Bevor hier die Hauptthematik dieser Arbeit beginnt, soll ein Einblick in seine Themen gegeben werden, wobei auf den Kontext der Epoche geachtet wird.
2, Einblick in die Themen der Dichtung Annenskijs:
Innokentij Annenskijs Werke werden zur Epoche des russischen Symbolismus gezählt. Sehr oft wird diese Zuordnung mit der Zeit, in der er gelebt hat (1855-1909), verbunden. Der russische Symbolismus wird in zwei Generationen aufgeteilt, die Ältere und die Jüngere. Bei beiden Generationen liegt die Weltvorstellung zu Grunde, die zur Platonischen Lehre zurückführt, welche die Welt in real (physisch) und ideal (metaphysisch) unterteilt. Für die ältere Generation der Symbolisten ist die ideale Welt eine Fantasie, die nur durch die Kunst erreicht werden kann: [..

Erscheint lt. Verlag 10.7.2015
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 141 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Slavistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Sprachwissenschaft
Schlagworte Annenskij, Innokentij • Russland • Symbolismus • Übersetzer
ISBN-10 3-95934-674-3 / 3959346743
ISBN-13 978-3-95934-674-0 / 9783959346740
Zustand Neuware
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