Zehn Bücher Geschichten
marix Verlag ein Imprint von Verlagshaus Römerweg
978-3-7374-0983-4 (ISBN)
Gregor von Tours (538–594) wurde als Georgius Florentius als drittes Kind einer vornehmen gallorömischen Familie nahe des heutigen Clermont-Ferrand geboren. Er genoss eine gründliche Ausbildung nach spätantiker und frühchristlicher Tradition. 573 wurde er zum Bischof von Tours bestimmt und war somit für einen der wichtigsten Bischofssitze Galliens verantwortlich. In dieser Stellung war er als politischer Akteur in viele Auseinandersetzungen der merowingischen Teilkönige involviert. Gregor wird in Tours bis auf den heutigen Tag als Heiliger verehrt. Neben seinem historiografischen Hauptwerk verfasste Gregor eine Reihe weiterer Arbeiten mit zumeist hagiografischem Charakter.
"EinleitungVorredeErstes BuchZweites BuchDrittes BuchViertes BuchFünftes BuchSechstes BuchSiebtes BuchAchtes BuchNeuntes BuchZehntes BuchGlossarNamens- und Ortsverzeichnis Mit Paragraphenzählung nach Arndt/Krusch (Hg.): Gregorii TuronensisOpera. Historiarum libri decem, Hannover 1951 (Monumenta GermaniaeHistorica)."
12. König Childebert aber sammelte ein Heer und befahl gegen den Ort zu ziehen, wo Ursio und Berthefred sich eingeschlossen aufhielten. Es war eine villa im pagus Vabrense [La Vaivre], über dem ein steiler Berg emporragte. Auf dessen Gipfel war eine Basilika zu Ehren des heiligen und seligsten Martin erbaut. Man sagte allerdings, dass dort seit alters her ein castrum gewesen ist, jetzt aber war die Kirche nicht durch Fürsorge, sondern durch die Natur befestigt. In dieser Basilika nun hatten sich die oben genannten mit ihrer Habe, ihren Frauen und ihrer Dienerschaft eingeschlossen. König Childebert ließ also, wie wir gesagt haben, ein Heer ausheben und schickte es dorthin. Die empörten Männer überließen aber indessen, noch bevor sie ihnen nahekamen, alles, was sie an villae und Besitz von ihnen finden konnten, dem Feuer und der Plünderung. Als sie dann an diesen Ort kamen, stürmten sie den Berg hinauf und umringten bewaffnet die Basilika. Ihr dux war gewissermaßen Godegisil, der Schwiegersohn des dux Lupus. Und als sie es nicht schafften, jene aus der Basilika herauszubringen, versuchten sie Feuer zu legen. Als Ursio dies sah, legte er sein Schwert an, ging nach draußen und richtete unter den Belagerern ein solches Blutbad an, dass keiner, der ihm zu Gesicht kam, lebend zurückblieb. Dort kam auch der comes palatii des Königs Trudulf um und viele von diesem Heer wurden niedergestreckt. Und als Ursio erschöpft vom Morden war, wurde er plötzlich am Oberschenkel verwundet, stürzte entkräftet zu Boden, und als andere über ihn herstürzten, beendete er so sein Leben. Als dies Godegisil sah, fing er an zu jubeln und sagte: »Nun sei Friede! Seht, der größte Feind unserer Herren ist gefallen. Berthefred aber soll das Leben erhalten.« Als er so sprach und das ganze Volk auf die Plünderung der Dinge, die in der Basilika angehäuft waren, begierig war, bestieg Berthefred ein Pferd und begab sich zur Stadt Viridunum [Verdun]. Dort glaubte er sich in der Kapelle, die sich in der bischöflichen Wohnung befand, schützen zu können, zumal Bischof Agericus selbst in diesem Haus wohnte. Als aber König Childebert gemeldet wurde, dass Berthefred leider entkommen sei, wurde er vom Seelenleid niedergeschlagen und er sprach: »Wenn dieser dem Tod entronnen sein sollte, entrinnt Godegisil meinen Händen nicht.« Der König wusste jedoch nicht, dass er in die bischöfliche Wohnung eingedrungen war, sondern glaubte, er wäre in eine andere Gegend geflohen. Godegisil bekam Furcht, setzte sein Heer wieder in Bewegung und umringte die bischöfliche Wohnung mit Bewaffneten. Da aber der Bischof ihn nicht herausgeben konnte, sondern versuchte ihn zu schützen, stiegen sie aufs Dach und töteten ihn, indem sie die Dachziegel und das Bauholz, womit die Kapelle gedeckt war, auf ihn herabwarfen. Und er starb dort mit drei Dienern. Der Bischof war darüber sehr bekümmert, weil er ihn nicht nur nicht schützen konnte, sondern auch, weil er den Ort, an dem er für gewöhnlich gebetet hatte und in welchem die Reliquien der Heiligen aufbewahrt waren, mit Menschenblut befleckt sah. König Childebert schickte mit Geschenken zu ihm, um ihm den Schmerz vergessen zu machen. Er aber wollte sich nicht trösten lassen. Viele gingen in diesen Tagen aus Furcht vor dem König fort in andere Gegenden. Einige wurden auch ihrer Ämter als duces enthoben und in diesem Rang folgten andere nach.
Erscheint lt. Verlag | 20.6.2024 |
---|---|
Co-Autor | Lennart Gilhaus |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Maße | 151 x 227 mm |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Literatur ► Klassiker / Moderne Klassiker |
Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Mittelalter | |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Mittelalter | |
Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Geschichtstheorie / Historik | |
Schlagworte | Aquitanien • Austrasien • Auvergne • Avitus von Vienne • Bischof • Bischöfe • bischof von tours • Bruno Krusch • Burgund • Burgunden • Burgunder • Childeberth II. • Childerich II. • Chilperich • Chilperich I. • Chlodwig • Chlodwig I. • Chlothar II. • christliche Universalgeschichte • Clermont • Clermont-Ferrand • comes • decem libri historiarum • Franken • Frankenreich • Fränkisch • Fränkische Geschichte • Fränkisches Reich • Fredegunde • Frühes Mittelalter • Frühmittelalter • Gallien • gallisch • Geist • Georgius Florentius • Germanen • Goten • Gregor der Große • Guntram I. • Hagiographie • Heilige • Heiliger • Heiliger Martin • Historiae • Historien • Jesus • Kaiser • Katholik • Könige • Langobarden • Lutetia • Martin von Tours • Merowech • Merowinger • Neustrien • Orosius • Parisius • Poitiers • Quellen • Quelltext • Reich • Ritter • Romanische Sprachen • Römisches Reich • Salfranken • Septimanien • Sidonius Apollinaris • Sigibert • Sigibert I. • Spätantike • Teilkönige • Theudebert • Theuderich • übergangszeit • Vandalen • Völkerwanderung • Vulgärlatein • Westrom • Wilhelm Giesebrecht • Wilhelm von Giesebrecht • Wunder • Zerfall |
ISBN-10 | 3-7374-0983-8 / 3737409838 |
ISBN-13 | 978-3-7374-0983-4 / 9783737409834 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich