Waterloo (eBook)
480 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-22031-7 (ISBN)
Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt - Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.
Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt – Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus. Karolina Fell hat schon viele große Autorinnen und Autoren ins Deutsche übertragen, u.a. Jojo Moyes, Bernard Cornwell und Kristin Hannah.
Einleitung
Im Sommer 1814 war Seine Gnaden der Duke of Wellington auf dem Weg von London nach Paris, um sein Amt als britischer Botschafter bei der neuen Regierung von Louis XVIII anzutreten. Man hätte erwarten können, dass er die kurze Strecke von Dover nach Calais nehmen würde, doch stattdessen fuhr er auf einer Brigg der Königlichen Marine, der HMS Griffon, über die Nordsee nach Bergen op Zoom. Er besuchte das neu geschaffene Königreich der Niederlande, eine sperrige Erfindung, halb französisch und halb holländisch, halb katholisch und halb protestantisch, das nördlich von Frankreich lag. Britische Truppen waren in den neuen Staat entsandt worden, um seinen Bestand zu garantieren, und der Duke war gebeten worden, die Verteidigungsanlagen entlang der französischen Grenze zu inspizieren. Begleitet wurde er vom «Schlanken Billy», auch bekannt als «Junger Frosch», dem zweiundzwanzigjährigen Prinz Wilhelm, Kronprinz des neuen Königreiches, der, weil er während des Spanischen Unabhängigkeitskrieges auf der Iberischen Halbinsel im Stab des Duke gedient hatte, glaubte, Talent als Militär zu besitzen. Der Duke bereiste zwei Wochen lang das Grenzland und empfahl die Instandsetzung der Festungsbauten einer Handvoll Städte, doch es ist kaum anzunehmen, dass er die Möglichkeit eines neuerlichen Krieges mit Frankreich allzu ernst nahm.
Napoleon war schließlich besiegt und ins Exil auf die Mittelmeerinsel Elba geschickt worden. Frankreich war wieder eine Monarchie. Die Kriegshandlungen waren beendet, und in Wien schmiedeten die Diplomaten den Vertrag, der die europäischen Grenzen neu festlegen würde, um zu gewährleisten, dass kein weiterer Krieg den Kontinent verwüstete.
Und Europa war verwüstet worden. Napoleons Abdankung hatte einundzwanzig Jahre währende Kriegshandlungen beendet, die in Folge der Französischen Revolution eingesetzt hatten. Die alten Regierungen Europas, die Monarchien, waren entsetzt von den Geschehnissen in Frankreich und bestürzt über die Hinrichtung Louis’ XVI und seiner Königin Marie Antoinette. Aus Furcht davor, dass sich die Ideen der Revolution in Europa verbreiten würden, waren sie in den Krieg gezogen.
Sie hatten einen schnellen Sieg über die zerlumpte Armee des revolutionären Frankreichs erwartet, doch stattdessen entflammten sie einen Weltkrieg, in dessen Verlauf sowohl Washington als auch Moskau brannten. Sie hatten in Indien, Palästina, auf den Westindischen Inseln, in Ägypten und Südamerika gekämpft, doch Europa hatte am schwersten gelitten. Frankreich hatte den ersten Ansturm überstanden, und aus den Wirren der Revolution erhob sich ein Genie, ein Kriegsfürst, ein Kaiser. Napoleons Armeen hatten die Preußen geschlagen, die Österreicher und die Russen, sie waren vom Baltikum bis zur Südküste Spaniens gezogen, und die willensschwachen Brüder des Kaisers waren in halb Europa auf den Thron gesetzt worden. Millionen Menschen waren umgekommen, doch nach zwei Jahrzehnten war alles vorbei. Der Kriegsfürst war in Gefangenschaft.
Napoleon hatte Europa beherrscht, doch es gab einen Feind, dem er niemals begegnet war und den er niemals besiegt hatte, und das war der Duke of Wellington, dessen militärisches Ansehen nur noch von dem Napoleons übertroffen wurde. Wellington war als Arthur Wesley geboren worden, er war der vierte Sohn des Earl und der Countess of Mornington. Die Wesley-Sippe gehörte zur angloirischen Aristokratie, und Arthur verbrachte den größten Teil seiner Jugend in seinem Geburtsland Irland, den größten Teil seiner Erziehung allerdings erhielt er am Eton College, wo er sich nicht wohlfühlte. Seine Mutter Anne verzweifelte beinahe an ihm. «Ich weiß nicht, was ich mit meinem linkischen Sohn Arthur machen soll», beschwerte sie sich, doch die Lösung war, wie bei so vielen jüngeren Söhnen aus Adelsfamilien, für ein Offizierspatent bei der Armee zu sorgen. Und so begann eine außergewöhnliche Karriere, als der linkische Arthur sein Talent für das Kriegshandwerk entdeckte. Die Armee erkannte dieses Talent und belohnte es. Zuerst befehligte er einen Kampfverband in Indien, wo er eine ganze Reihe erstaunlicher Siege errang, dann wurde er nach Britannien zurückbeordert und mit dem Kommando über die kleine Expeditionsarmee betraut, die versuchen sollte, Frankreich an der Besetzung Portugals zu hindern. Diese kleine Armee wurde zu dem schlagkräftigen Kampfverband, der Portugal und Spanien befreite und in Südfrankreich einmarschierte. Eine Schlacht nach der anderen wurde gewonnen. Aus Arthur Wellesley (die Familie hatte den Nachnamen Wesley abgeändert) war der Duke of Wellington und zugleich einer der beiden anerkanntermaßen bedeutendsten Soldaten seines Zeitalters geworden. Alexander I., der russische Zar, nannte ihn «Le vainqueur du vainqueur du monde», den Bezwinger des Weltbezwingers, und der Weltbezwinger war selbstredend Napoleon. Und in einundzwanzig Jahren Krieg hatten der Duke und Napoleon nie gegeneinander gekämpft.
Der Duke wurde ständig mit Napoleon verglichen, doch als er im Jahr 1814 gefragt wurde, ob er es bedaure, dem Kaiser niemals in der Schlacht gegenübergestanden zu haben, gab er zurück: «Nein, und ich bin sogar sehr froh darüber.» Er verachtete den Menschen Napoleon, bewunderte jedoch den Soldaten Napoleon, und er glaubte, die Anwesenheit des Kaisers auf dem Schlachtfeld sei 40000 Mann wert. Und der Duke of Wellington hatte, anders als Napoleon, noch niemals eine Schlacht verloren, aber gegen den Kaiser kämpfen zu müssen, konnte ihm sehr wohl diese außergewöhnliche Bilanz vermiesen.
Doch im Sommer 1814 konnte man es dem Duke nachsehen, dass er dachte, die Zeit des Kämpfens sei für ihn vorüber. Er wusste, wie gut er das Kriegshandwerk beherrschte, aber im Gegensatz zu Napoleon hatte er nie Vergnügen an der Schlacht gefunden. Der Krieg war für ihn eine bedauerliche Notwendigkeit. Wenn schon gekämpft werden musste, dann effizient und gut, aber das Ziel war der Friede. Er war inzwischen Diplomat, kein General mehr, aber alte Gewohnheiten wird man schwer los, und als er mit seinem Gefolge durch das Königreich der Niederlande reiste, sah der Duke viele Stellen, die, wie er notierte, «gute Standorte für eine Armee» wären. Einer dieser guten Standorte war ein Tal, das in den Augen der meisten Leute nicht mehr war als ein unauffälliger Streifen Ackerland. Wellington hatte immer ein scharfes Auge für Geländeformationen gehabt, konnte einschätzen, wie Hänge und Täler, Flüsse und Waldgebiete einen Befehlshaber beim Truppenkommando unterstützen oder behindern würden, und etwas an diesem Tal südlich von Brüssel erregte seine Aufmerksamkeit.
Es war ein weites Tal mit mäßig ausgeprägten Hängen. Ein kleines Gasthaus namens La Belle Alliance, «das schöne Bündnis», stand auf dem Kamm des südlichen Hangs, der auf beinahe der gesamten Länge höher war als der Kamm auf der Nordseite, der sich bis etwa 30 Meter über die Talsohle hob, also rund hundert Fuß, wobei der Abhang jedoch nirgends steil anstieg. Die beiden Höhenlinien der Hänge verliefen nicht ganz parallel. An manchen Stellen rückten sie recht dicht aneinander, doch wo die Straße nordwärts von Kamm zu Kamm führte, betrug die Entfernung zwischen den beiden Höhenlinien 1000 Meter. Es waren 1000 Meter gutes Ackerland, und als der Duke das Tal im Sommer 1814 sah, hatte er wohl hochgewachsene Roggenfelder beidseits der Straße vor sich, die intensiv von den Fuhrwerken genutzt wurde, die Kohle aus den Minen um Charleroi zu den Kaminen von Brüssel transportierten.
Der Duke sah noch viel mehr als das. Die Straße war eine der Hauptverbindungen von Frankreich nach Brüssel, wenn also ein Krieg ausbrechen sollte, wäre dies eine mögliche Invasionsroute. Eine französische Armee, die auf der Straße nordwärts zog, würde bei dem Gasthaus über den südlichen Hang kommen und das weite Tal vor sich haben. Und die Männer würden den Höhenzug des nördlichen Talhanges sehen. Höhenzug ist allerdings wirklich ein zu starkes Wort; sie würden die gerade Straße sehen, die zum Talgrund hin sanft abfiel, um dann, ebenso sanft, durch langgestreckte, wogende Getreidefelder auf der anderen Seite, wieder anzusteigen. Man denke sich diesen nördlichen Höhenkamm als Befestigungswall und statte diesen Wall nun mit drei Bastionen aus. Im Osten lag ein Dorf mit Steinhäusern, die eng um eine Kirche gruppiert waren. Wenn diese Gebäude und die außerhalb des Dorfes liegenden Gehöfte von Truppen besetzt würden, wäre es eine teuflisch schwierige Aufgabe, diese Truppen zu vertreiben. Hinter den Steinhäusern wurde die Landschaft rauer, die Hügel steiler und die Täler tiefer, kein Platz für Truppenmanöver, also stand das Dorf wie eine Festung am östlichen Ende des Höhenzugs. In der Mitte, und auf der halben Strecke Richtung Talsohle, lag am nördlichen Hang ein Gutshof namens La Haie Sainte. Es war ein massiver, gemauerter Komplex, und das Wohngebäude, die Scheunen und der Hof waren von einer hohen Steinmauer umgeben. La Haie Sainte stand einem direkten Angriff über die Straße im Weg, während sich im Westen ein großes Haus mit einem Garten befand, den eine Mauer einfriedete – das Château Hougoumont. Der nördliche Höhenzug des Tales ist also ein Hindernis mit drei Bastionen als Vorposten: dem Dorf, dem Gutshof und dem Château. Angenommen, eine Armee käme aus Frankreich, und angenommen, diese Armee wollte Brüssel einnehmen, dann würden dieser Höhenzug und diese Bastionen ihr Vorrücken behindern. Der Gegner müsste entweder die Bastionen einnehmen oder sie links liegen lassen, doch wenn er sie unbeachtet ließe, müssten sich seine Einheiten...
Erscheint lt. Verlag | 24.4.2015 |
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Übersetzer | Karolina Fell, Leonard Thamm |
Zusatzinfo | Zahlr. 4-farb. Ill. |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Neuzeit bis 1918 |
Geisteswissenschaften ► Geschichte | |
Schlagworte | Armee • Belgien • Belle-Alliance • Briten • Brüssel • Feldmarschall Blücher • Franzosen • Fußtruppe • Gefecht • General Wellington • Heer • Heldentum • Holländer • Infanterie • Kampf • Kavallerie • Militär • Napoleon Bonaparte • Preußen • Schlacht • Soldaten • Streitmacht • Truppen |
ISBN-10 | 3-644-22031-X / 364422031X |
ISBN-13 | 978-3-644-22031-7 / 9783644220317 |
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