Die deutsche Ideologie: Thesen über Feuerbach (eBook)

Kritik der neuesten deutschen Philosophie in ihren Repräsentanten Feuerbach, B. Bauer und Stirner und des deutschen Sozialismus in seinen verschiedenen Propheten
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2015 | 1. Auflage
533 Seiten
e-artnow (Verlag)
978-80-268-2797-9 (ISBN)

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Die deutsche Ideologie: Thesen über Feuerbach -  Karl Marx,  Friedrich Engels
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Dieses eBook: 'Die deutsche Ideologie: Thesen über Feuerbach' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Die deutsche Ideologie ist ein Manuskriptkonvolut, das in den Jahren 1845-1847 hauptsächlich von Karl Marx und in Teilen von Friedrich Engels und zeitweilig auch von Moses Hess und Joseph Weydemeyer verfasst, damals aber nur zu einem geringen Teil veröffentlicht wurde. Das Werk enthält Kritiken an den junghegelianischen Philosophen Ludwig Feuerbach, Bruno Bauer und Max Stirner sowie an zeitgenössischen deutschen Sozialisten. In Die Deutsche Ideologie stellen die Autoren einen Zusammenhang zwischen den Lebensverhältnissen der Menschen und ihren Gedanken her. Insbesondere sind die Gedanken von Menschen einer bestimmten Epoche, Region und gesellschaftlichen Stellung über Moral, ethische Vorstellungen, Schönheitsideale usw. immer eine Widerspiegelung der spezifischen Lebensverhältnisse dieser Epoche, Region und Gesellschaftsklasse (und Schicht etc.). Vereinfacht kann man sagen: Nicht das Bewusstsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewusstsein. Die Lebensverhältnisse der Menschen einer bestimmten Epoche und einer Region sind sehr unterschiedlich, was sich in einer hierarchischen Ordnung der verschiedenen Klassen zeigt. Die Gedanken der Mitglieder aller Klassen fungieren hierbei zur Absicherung von Herrschaft derjenigen Klasse, welche am meisten von der jeweiligen Gesellschaftsstruktur profitiert. Die herrschenden Gedanken sind immer die Gedanken der Herrschenden. Marx und Engels bezeichnen Gedanken, die den Interessen der herrschenden Klasse dienen und als allein gültig dargestellt werden, als Ideologie. Zusammen mit den 1845 von Marx verfassten, ebenfalls zu Lebzeiten unveröffentlichten Thesen über Feuerbach gilt Die deutsche Ideologie als Schlüsselwerk des Historischen Materialismus.

Das Leipziger Konzil


Im dritten Bande der "Wigand'schen Vierteljahrsschrift" für 1845 ereignet sich die von Kaulbach prophetisch gemalte Hunnenschlacht wirklich. Die Geister der Erschlagenen, deren Grimm auch im Tode sich nicht beruhigt, erheben ein Getöse und Heulen in der Luft, wie von Kriegen und Kriegsgeschrei, von Schwertern, Schilden und eisernen Wagen. Aber es handelt sich nicht um irdische Dinge. Der heilige Krieg wird geführt nicht um Schutzzölle, Konstitution, Kartoffelkrankheit, Bankwesen und Eisenbahnen, sondern um die heiligsten Interessen des Geistes, um die "Substanz", das "Selbstbewußtsein", die "Kritik", den "Einzigen" und den "wahren Menschen". Wir befinden uns auf einem Konzil von Kirchenvätern. Da sie die letzten Exemplare ihrer Art sind und hier hoffentlich zum letzten Mal in Sachen des Allerhöchsten, alias Absoluten, plädiert wird, so lohnt es sich, über die Verhandlungen procès-verbal <Protokoll> aufzunehmen.

Da ist zuerst der heilige Bruno, der an seinem Stock leicht zu erkennen ist, ("werde Sinnlichkeit, werde ein Stock", Wigand, p. 130). Er trägt um sein Haupt die Glorie der "reinen Kritik" und hüllt sich weltverachtend in sein "Selbstbewußtsein" ein. Er hat "die Religion in ihrer Totalität und den Staat in seinen Erscheinungen gebrochen" (p. 138), indem er den Begriff der "Substanz" im Namen des allerhöchsten Selbstbewußtseins genotzüchtigt. Die Trümmer der Kirche und die "Bruch"-stücke des Staats liegen zu seinen Füßen, während sein Blick "die Masse" in den Staub "niedermetzelt". Er ist wie Gott, er hat weder Vater noch Mutter, er ist "sein eignes Geschöpf, sein eignes Machwerk" (p. 136). Mit Einem Wort: Er ist der "Napoleon" des Geistes - im Geist "Napoleon". Seine geistlichen Übungen bestehen darin, daß er stets "sich vernimmt und in diesem Selbstvernehmen den Antrieb zur Selbstbestimmung findet" (p. 136); infolge welches anstrengenden Selbstprotokollierens er sichtlich abmagert. Außer sich selbst "vernimmt" er, wie wir sehen werden, von Zeit zu Zeit auch das "Westphälische Dampfboot".

Ihm gegenüber steht der heilige Max, dessen Verdienste um das Reich Gottes darin bestehen, daß er seine Identität nunmehr auf zirka 600 Druckseiten konstatiert und bewiesen zu haben behauptet, wie er nicht Dieser und Jener, nicht "Hans oder Kunz", sondern eben der heilige Max und kein andrer sei. Von seiner Glorie und seinen sonstigen Abzeichen läßt sich nur sagen, daß sie "sein Gegenstand und darum sein Eigentum", daß sie "einzig" und "unvergleichlich" sind und daß "Namen sie nicht nennen" (p. 148). Er ist zu gleicher Zeit die "Phrase" und der "Phraseneigner", zu gleicher Zeit Sancho Pansa und Don Quijote. Seine asketischen Übungen bestehen in sauren Gedanken über die Gedankenlosigkeit, in bogenlangen Bedenken über die Unbedenklichkeit, in der Heiligsprechung der Heillosigkeit. Im übrigen brauchen wir nicht viel von ihm zu rühmen, da er die Manier hat, von allen ihm zugeschriebenen Eigenschaften, und wären ihrer mehr als der Namen Gottes bei den Muhammedanern, zu sagen: Ich bin das Alles und noch etwas mehr, Ich bin das Alles von diesem Nichts und das Nichts von diesem Allen. Er unterscheidet sich dadurch vorteilhaft von seinem düstern Nebenbuhler, daß er einen gewissen feierlichen "Leichtsinn" besitzt und von Zeit zu Zeit seine ernsten Meditationen durch ein "kritisches Juchhe" unterbricht.

Vor diese beiden Großmeister der heiligen Inquisition wird der Häretiker Feuerbach zitiert, um sich wegen einer schweren Anklage des Gnostizismus au verantworten. Der Ketzer Feuerbach, "donnert" der heilige Bruno, ist im Besitz der Hyle, der Substanz, und verweigert sie herauszugeben, auf daß sich mein unendliches Selbstbewußtsein nicht darin spiegle. Das Selbstbewußtsein muß solange wie ein Gespenst umgehen, bis es alle Dinge, die von ihm und zu ihm sind, in sich zurückgenommen hat. Nun hat es bereits die ganze Welt verschluckt, außer dieser Hyle, der Substanz, die der Gnostiker Feuerbach unter Schloß und Riegel hält und nicht herausgeben will.

Der heilige Max klagt den Gnostiker an, das durch seinen Mund geoffenbarte Dogma zu bezweifeln, daß "jede Gans, jeder Hund, jedes Pferd" der "vollkommene, ja wenn man einen Superlativ gerne hört, der vollkommenste Mensch" sei. (Wigand, p. 187: "Dem pp. fehlt auch nicht ein Titelchen von dem, was den Menschen zum Menschen macht. Freilich ist das auch derselbe Fall mit jeder Gans, jedem Hunde, jedem Pferde.")

Außer der Verhandlung dieser wichtigen Anklagen wird noch ein Prozeß der beiden Heiligen gegen Moses Heß und des heiligen Bruno gegen die Verfasser der "Heiligen Familie" entschieden. Da diese Inkulpaten sich indes unter den "Dingen dieser Welt" herumtreiben und deshalb nicht vor der Santa Casa erscheinen, werden sie in Kontumaz verurteilt zu ewiger Verbannung aus dem Reiche des Geistes für die Dauer ihres natürlichen Lebens.

Schließlich verführen die beiden Großmeister wieder absonderliche Intrigen unter- und gegeneinander. (35)

II Sankt Bruno


1. "Feldzug" gegen Feuerbach


Ehe wir der feierlichen Auseinandersetzung des Bauerschen Selbstbewußtseins mit sich selbst und der Welt folgen, müssen wir ein Geheimnis verraten. Der heilige Bruno hat nur darum Krieg und Kriegsgeschrei erregt, weil er sich selbst und seine abgestandene, sauer gewordene Kritik vor der undankbaren Vergeßlichkeit des Publikums "sicherstellen", weil er zeigen mußte, daß auch unter den veränderten Verhältnissen des Jahres 1845 die Kritik stets sich selbst gleich und unveränderlich blieb. Er schrieb den zweiten Band der "guten Sache und seiner eignen Sache"; er behauptet sein eignes Terrain, er kämpft pro ans et focis <Für Heim und Herd>. Echt theologisch aber verdeckt er diesen Selbstzweck unter dem Schein, als wolle er Feuerbach "charakterisieren". Man hatte den guten Mann gänzlich vergessen, wie die Polemik zwischen Feuerbach und Stirner, in der er gar nicht berücksichtigt wurde, am besten bewies. Ebendarum klammert er sich an diese Polemik an, um sich als Gegensatz der Entgegengesetzten zu ihrer höheren Einheit, zum heiligen Geist proklamieren zu können.

Der heilige Bruno eröffnet seinen "Feldzug" mit einer Kanonade gegen Feuerbach, c'est-à-dire <das heißt> mit dem verbesserten und vermehrten Abdruck eines bereits in den "Norddeutschen Blättern" figurierenden Aufsatzes. Feuerbach wird zum Ritter der "Substanz" geschlagen, um dem Bauerschen "Selbstbewußtsein" größeren Relief zu verleihen. Bei dieser Transsubstantion Feuerbachs, die angeblich durch sämtliche Schriften Feuerbachs bewiesen wird, hüpft der heilige Mann von Feuerbachs Schriften über Leibniz und Bayle sogleich auf das "Wesen des Christenthums" und überspringt den Aufsatz gegen die "positiven Philosophen" in den "Hallischen Jahrbüchern". Dies "Versehen" ist "an der Stelle". Feuerbach enthüllte hier nämlich den positiven Vertretern der "Substanz" gegenüber die ganze Weisheit vom "Selbstbewußtsein" zu einer Zeit, wo der heilige Bruno noch über die unbefleckte Empfängnis spekulierte.

Es bedarf kaum der Erwähnung, daß Sankt Bruno sich noch immer auf seinem althegelschen Schlachtroß herumtummelt. Man höre gleich den ersten Passus seiner neuesten Offenbarungen aus dem Reiche Gottes:

"Hegel hatte die Substanz Spinozas und das Fichtesche Ich in eins zusammengefaßt; die Einheit von Beiden, die Verknüpfung dieser entgegengesetzten Sphären pp. bilden das eigentümliche Interesse, aber auch zugleich die Schwäche der Hegelschen Philosophie. [...] Dieser Widerspruch, in dem sich das Hegelsche System hin und her bewegte, mußte gelöst und vernichtet werden. Er konnte es aber nur dadurch, daß die Aufstellung der Frage: wie verhält sich das Selbstbewußtsein zum absoluten Geiste? ... für immer unmöglich gemacht wurde. Es war nach zwei Seiten möglich. Entweder muß das Selbstbewußtsein wieder in der Glut der Substanz verbrennen, d.h. das reine Substantialitätsverhältnis feststehen und bestehen, oder es muß aufgezeigt werden, daß die Persönlichkeit der Urheber ihrer Attribute und ihres Wesens ist, daß es im Begriffe der Persönlichkeit überhaupt liegt, sich selbst" (den "Begriff" oder die "Persönlichkeit"?) "beschränkt zu setzen und diese Beschränkung, die sie durch ihr allgemeines Wesen setzt, wieder aufzuheben, da eben dieses Wesen nur das Resultat ihrer - innern Selbstunterscheidung, ihrer Tätigkeit ist." Wigand, p. [86,] 87, 88.

Die Hegelsche Philosophie war in der "Heiligen Familie" p. 220 als Einheit von Spinoza und Fichte dargestellt und zugleich der Widerspruch, der darin liegt, hervorgehoben. Dem heiligen Bruno gehört eigentümlich, daß er nicht, wie die Verfasser der "Heiligen Familie", die Frage vom Verhältnis des Selbstbewußtseins zur Substanz für eine "Streitfrage innerhalb der Hegelschen Spekulation" hält, sondern für eine welthistorische, ja für eine absolute Frage. Es ist die einzige Form, in welcher er die Kollisionen der Gegenwart aussprechen kann. Er glaubt wirklich, daß der Sieg des Selbstbewußtseins über die Substanz nicht nur vom wesentlichsten Einfluß auf das europäische Gleichgewicht, sondern auch auf die ganze zukünftige Entwicklung der Oregonfrage sei. Inwiefern dadurch die Abschaffung der Korngesetze in England bedingt ist, darüber ist bis jetzt wenig verlautet.

Der abstrakte und verhimmelte Ausdruck, wozu eine wirkliche Kollision sich bei Hegel verzerrt, gilt diesem "kritischen" Kopf für die wirkliche...

Erscheint lt. Verlag 3.2.2015
Verlagsort Prague
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
Schlagworte Hegel • Joseph Weydemeyer • Max Weber • Moses Hess • Niccolò Machiavelli • Staatstheorie
ISBN-10 80-268-2797-X / 802682797X
ISBN-13 978-80-268-2797-9 / 9788026827979
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