Sigmund Freuds Traumdeutung im Lichte der Neurowissenschaften: Eine Kontroverse
Bachelor + Master Publishing (Verlag)
978-3-95820-328-0 (ISBN)
Textprobe:
Kapitel 3.2, Solms (1997): Traum und REM-Schlaf: Dreaming and REM sleep are controlled by different brain mechanisms ist die Überschrift eines einschlägigen Artikels von Mark Solms und zugleich eine seiner zentralen Thesen, die sich explizit gegen Hobsons Aktivierungs-Synthese Theorie richtet. Hobson geht davon aus, dass der neurobiologische Mechanismus des REM-Schlafs auch das physiologische Korrelat des Traums ist. Solms widerspricht dieser Annahme: Für ihn ist der Traumprozess unabhängig vom Mechanismus des REM-Schlafs. Die Traumtätigkeit spielt sich in seiner Vorstellung in einem ganz anderen Teil des Gehirns ab, dem Frontallappen.
Für Solms folgt aus den Ergebnissen seiner Recherche und Untersuchungen auch, dass der Traum nicht wie von Hobson behauptet ein Epiphänomen des REM-Schlafs (Hobson, 1998; zitiert nach Solms, 1999, S. 76) ist und seiner Natur nach motivational neutral sei: The paradigmatic assumption that REM sleep ist the physiological equivalent of dreaming is in need of fundamental revision. A mounting body of evidence suggests that dreaming and REM sleep are dissociable states, and that dreaming is controlled by forebrain mechanisms (Solms, 2003, S. 51).
Solms entwickelt eine neurobiologische Traumtheorie, die er erstmals in seinem 1997 erschien Solms Buch The neuropsychology of dreams: A clinico-anatomical study skizziert. Die Basis seiner Annahmen sind die darin veröffentlichten Erkenntnisse einer sechsjährigen Studie, in deren Verlauf er 361 Patienten mit Hirnläsionen untersucht. Inspiriert wird er durch eine eher zufällige Beobachtung während seiner Arbeit mit neuropathologischen Patienten: Einige dieser Patienten berichten von Veränderungen ihrer Träume seitdem Beginn ihrer neuropathologischen Erkrankung.
Die neurowissenschaftliche Forschung des letzten Jahrhunderts hat nach Solms (1997) wichtige Erkenntnisse durch Einzelfalluntersuchungen an Patienten mit Hirnläsionen gewinnen können. Diese Methode sei aber bisher noch nicht an Patienten mit Hirnläsionen angewandt worden, die über Traumveränderungen klagten. Solms sieht sich daher als ersten Wissenschaftler überhaupt, der sich in einer groß angelegten Studie dieser Methodik bedient, um Veränderungen des Traumerlebens zu untersuchen. Das Ziel seiner Forschung skizziert Solms (1997, S. xvii) wie folgt: The purpose of this study was to place disorders of dreaming on an equivalent footing with those of other higher mental functions, such as the aphasias, apraxias and agnosias. Modern knowledge of the neurological organization of human mental functions was grounded on systematic clinic-anatomical investigations of these functions under neuropathological conditions .
Traumveränderungen sind ein pathologisches Symptom vergleichbar mit Aphasien, Apraxien und Agnosien. Um die Veränderungen der Träume zu erfassen stützt sich Solms auf subjektive Berichte seiner Patienten, die er systematisch mit deren Hirnläsionen in Beziehung setzt. Dadurch versucht er eine Nosologie von Traumveränderungen bzw. dream disorders mit neuropathologischer Bedeutung aufzubauen. Seine Studie sieht er allerdings nur als einen ersten Schritt, der die Grundlage für die Generierung von Hypothesen für experimentelle Designs legen soll: Clinico-anatomical correlations represent but the first step in the neuroscientific investigation of a complex mental function. This step lays the essential descriptive groundwork for the more focused experimental research that must follow if we are to adequately understand the described phenomena (S. xviii).
Solms Traumtheorie:
Zusammenfassend lässt sich Solms Traumtheorie wie folgt darstellen: Der eigentliche Traumprozess wird durch einen Reiz aktiviert, welcher wiederum eine Aktivierungsreaktion (arousal) auslöst. Ist dieser hinreichend stark wird das Motivationssystem des Gehirns aktiviert und der eigentliche Traumprozess setzt ein. Während des Schlafes ist das motorische System des Gehirns blockiert, des
Erscheint lt. Verlag | 6.2.2015 |
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Reihe/Serie | Bachelorarbeit |
Sprache | deutsch |
Maße | 155 x 220 mm |
Gewicht | 107 g |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie ► Allgemeines / Lexika |
Schlagworte | Neuropsychoanalyse • Neurowissenschaft • Psychoanalyse |
ISBN-10 | 3-95820-328-0 / 3958203280 |
ISBN-13 | 978-3-95820-328-0 / 9783958203280 |
Zustand | Neuware |
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