Raumplanung nach 1945

Kontinuitäten und Neuanfänge in der Bundesrepublik Deutschland
Buch | Softcover
419 Seiten
2015
Campus (Verlag)
978-3-593-50306-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Raumplanung nach 1945 -
57,00 inkl. MwSt
Raumplanung und Raumforschung sind bislang in Deutschland, vor allem für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, nur ungenügend historisch aufbereitet. Wie viele andere Innovationen setzten sie sich in Deutschland aber erst nach 1945 dauerhaft durch - als Teil eines verwissenschaftlichten Konsenses zur Modernisierung, Rationalisierung und Demokratisierung der Gesellschaft, der zunächst zu oft die
Verbindungen zu den auch völkischen Wurzeln der Ordnung ausblendete. Der Band schließt somit nicht nur eine Lücke der Forschung, sondern setzt auch die Aufarbeitung eines wichtigen Stücks deutscher Nachkriegsgeschichte fort.
Raumplanung und Raumforschung sind bislang in Deutschland, vor allem für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, nur ungenügend historisch aufbereitet. Wie viele andere Innovationen setzten sie sich in Deutschland aber erst nach 1945 dauerhaft durch - als Teil eines verwissenschaftlichten Konsenses zur Modernisierung, Rationalisierung und Demokratisierung der Gesellschaft, der zunächst zu oft dieVerbindungen zu den auch völkischen Wurzeln der Ordnung ausblendete. Der Band schließt somit nicht nur eine Lücke der Forschung, sondern setzt auch die Aufarbeitung eines wichtigen Stücks deutscher Nachkriegsgeschichte fort.

Wendelin Strubelt, Dr. rer. pol, war Vizepräsident und Professor des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung. Detlef Briesen, PD Dr. phil., ist Dozent für Zeitgeschichte an der Universität Gießen.

Inhalt
Vorwort und ein persönlicher Dank (Detlef Briesen und Wendelin Strubelt)9

Zwischen Kontinuität und Neubeginn: Räumliche Planung und Forschung vor und nach 1945 (Detlef Briesen und Wendelin Strubelt) 15

I. Der Wandel der Raumplanung 1940 bis 1980: Historische Bilanzen

Konzepte und Modelle zur Gestaltung des Planungsprozesses (Erika Spiegel)<55
Krisenangst und Krisendiagnose: Deutsche Raumplanung nach 1945 (Karl R. Kegler) 69

II. Gesellschaftliche Zäsuren und die räumliche Planung in der Bundesrepublik

Gründungsphase und Neustart des Instituts für Raumforschung (1949-1951) (Hansjörg Gutberger) 93
Mythos "Hessenplan": Aufstieg und Wandel einer Landesplanung nach dem Zweiten Weltkrieg (Dirk van Laak) 127
"Zu den Menschenrechten gehört das Gesunde und Schöne." Zur Verankerung Landschaftlicher Daseinsvorsorge zwischen 1945 und dem Beginn der 1960er Jahre (Axel Zutz) 151
Die Raumordnungspolitik der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit. Raumordnungspolitische Konzepte als konservativer Ballast oder Antwort auf drängende Probleme der räumlichen Entwicklung? (Michael Mießner) 197
Raumordnungspolitik auf dem Prüfstand 1977: Die Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel im Kontext der Fachdiskussion (Heinrich Mäding) 225

III. Wandel im deutschen und internationalen Maßstab

Historische Weichenstellungen in der Raumplanung in der Mitte des 20. Jahrhunderts - Essay über die Beispiele Frankreich und Niederlande (Andreas Faludi) 255
Räumliche Planung und Gesellschaftspolitik um 1970 ? ein folgenreicher Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik (Max Welch Guerra) 287
Ernst Kanow und Geschichte der DDR-Territorialplanung (Harald Kegler) 317
Wachstum, Innovation, Metropolregionen - ein epistemologischer Turn in der Raumordnungspolitik (1993-2006 ff.)? (Markus Hesse) 355

IV. Perspektiven der Zeitzeugen

Raumplanung - zwischen Technokratie und Demokratie. Persönliche Erfahrungen und Erlebnisse als Planerin im öffentlichen Dienst Nordrhein-Westfalens (Raghilt Berve) 375
Die Ausgestaltung der Raumplanung in den 70er Jahren. Eine regionale Perspektive (Gottfried Schmitz) 391
Aspekte der Raumordnung und Landesentwicklung ab den ausgehenden 70er Jahren im Lichte bayerischer Erfahrungen (Konrad Goppel) 409

Autoren und Autorinnen 415

"Die Beiträge eröffnen interessante, zum Teil auch recht originelle Zugänge zu einem Forschungsfeld und berichten zum Wandel einer politischen Aufgabe im Zeitablauf 1945/1947 bis etwa 1980.", Raumforschung Raumordnung

»Die Beiträge eröffnen interessante, zum Teil auch recht originelle Zugänge zu einem Forschungsfeld und berichten zum Wandel einer politischen Aufgabe im Zeitablauf 1945/1947 bis etwa 1980.«, Raumforschung Raumordnung

Vorwort und ein persönlicher Dank

1.
Habent sua fata libelli - nicht nur Bücher haben ihre eigene Geschichte, sondern auch das Entdecken von Themen, Themenfeldern. Die Einsicht in die Wichtigkeit der Verbindung von Analysen der gegenwärtigen räumlichen Entwicklungen der Gesellschaft mit Analysen der historischen Entwicklungen von Räumen, Regionen und Städten, nicht zuletzt um aus der Vergangenheit die Gegenwart besser zu verstehen, verdanke ich einer Kritik von Jürgen Reulecke. Er kritisierte im Rahmen einer Veranstaltung der damaligen Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (BfLR) unsere Beschränkung auf empirische Analysen der räumlichen Entwicklung der Bundesrepublik, trotz ihrer analytisch breiten Basis beruhend auf Statistiken über viele gesellschaftliche Sektoren mithilfe der Laufenden Raumbeobachtung. In der Vernachlässigung von Analysen des historischen Herkommens und der Entwicklung des jeweils gegenwärtig ablaufenden räumlichen Geschehens sah Reulecke Gefahren, wenn nicht gar gravierende Defizite für ein wirkliches Verstehen räumlicher Entwicklungen.
Aus dieser Kritik entstand der gemeinsame Wunsch, historische Entwicklungen und Erträge der Geschichtswissenschaft stärker mit gegenwärtiger Raumforschung zu verbinden. Eine Frucht dieser Idee waren zwei Hefte der "Informationen zur Raumentwicklung", die sich diesem thematischen Zusammenhang stellten. Hier entstand auch die Zusammenarbeit zwischen Detlef Briesen und mir, die bis heute anhält. Sein wissenschaftliches Interesse an einer Zusammenarbeit mit mir als einem "Raumwissenschaftler" ist maßgeblich dadurch geprägt, dass die heutige Zeitgeschichte vor deutlich anderen methodischen und heuristischen Herausforderungen steht als die Erforschung weiter zurückliegender Epochen: Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stehen große Mengen von zeitgenössischer Forschung zu allen Themenkomplexen zur Verfügung, mit denen sich eine theoriegeleitete Geschichtswissenschaft befassen kann. Außerdem spielt das durch die zeitgenössischen Wissenschaften jeweils akkumulierte Wissen eine viel größere Rolle für die gesellschaftliche Entwicklung der Jahre seit dem Zweiten Weltkrieg als jemals zuvor. Eine Zeitgeschichte auf entsprechendem Niveau ist ohne intensive Befassung mit den jeweiligen zeitgenössischen Fachwissenschaften kaum noch möglich. Die Zeitgeschichte muss daher neue Wege einschlagen und den Dialog mit den Fachdisziplinen suchen, wenn sie sich auch weiterhin und kompetent mit den gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte befassen will. Ansonsten setzt sie sich der Problematik aus, mit großem Aufwand empirische Studien zu betreiben, die es längst gibt.

2.
Zuvor war ich bereits auf die Vergangenheit von Raumforschung und Raumordnung gestoßen, nämlich als ich 1981 mit der Leitung der BfLR auch die Mitverantwortung - zusammen mit der ARL - für die Heraus-gabe der gleichnamigen Zeitschrift übernommen hatte. Deren fortlaufen-des Erscheinen seit 1936 führte auf historische Ursprünge zurück, die auf eine eher dunkle Vergangenheit schließen ließen. Ich stellte eine Anfrage an den Präsidenten der ARL, ob wir nicht das Jahr 1985 - das fünfzigjährige "Jubiläum" der Gründung der Reichsstelle für Raumordnung - kritisch begehen sollten, gewissermaßen um an die gemeinsame dunkle Seite der institutionellen Vergangenheit aufarbeitend zu erinnern. Er ging auf diese Anregung nicht ein, indem er mich wissen ließ, dass noch zu viele aus der damaligen Zeit lebten.
In der Folgezeit standen für mich andere Themen und historische Er-eignisse - die Folgen für Stadt- und Raumentwicklung durch die voran-schreitende europäische Integration und insbesondere durch die deutsche Wiedervereinigung - im Vordergrund.
Außerhalb unserer Institutionen erschienen jedoch immer mehr Studien, viele Dissertationen, die sich mit der Thematik der "braunen Vergangenheit" von Institutionen und Personen aus Wissenschaft und Planung beschäftigten. Dies

Erscheint lt. Verlag 8.10.2015
Co-Autor Heinrich Blotevogel, Detlef Briesen, Hansjörg Gutberger, Andreas Faludi, Markus Hesse, Harald Kegler, Karl R. Kegler, Dirk van Laak, Ariane Leendertz, Heinrich Mäding, Michael Mießner, Erika Spiegel, Max Welch Guerra, Axel Zutz
Zusatzinfo 13 s/w Abbildungen
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 140 x 214 mm
Gewicht 515 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeine Geschichte
Naturwissenschaften Geowissenschaften
Schlagworte Architektur • Bauwesen • Bundesrepublik Deutschland • DDR • Nachkriegsgeschichte • NS-Zeit • Planungspraxis • Raumforschung • Raumordnung • Raumplanung • Städteplanung • Weimarer Republik
ISBN-10 3-593-50306-9 / 3593503069
ISBN-13 978-3-593-50306-6 / 9783593503066
Zustand Neuware
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