Die Auswirkungen einer elterlichen psychischen Erkrankung auf die kindliche Entwicklung - Jacqueline Sprey

Die Auswirkungen einer elterlichen psychischen Erkrankung auf die kindliche Entwicklung

Buch | Softcover
96 Seiten
2014
Diplomica Verlag
978-3-95850-512-4 (ISBN)
29,99 inkl. MwSt
Kinder psychisch kranker Eltern stellen in der Bundesrepublik Deutschland mitnichten eine Randgruppe dar. Hochrechnungen zufolge wachsen in Deutschland etwa drei Millionen Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil auf. Da sich die psychische Erkrankung nicht nur auf den betroffenen Elternteil, sondern auf das gesamte Familiensystem und somit auch auf die Kinder auswirkt, sind diese in vielfältiger Hinsicht von der elterlichen Erkrankung betroffen.
In diesem Buch wird betrachtet, ob und in welchem Ausmaß die elterliche Erkrankung ein Risiko für die Entwicklung betroffener Kinder darstellt. Dabei wird zuerst auf die familiären Rahmenbedingungen und die Auswirkungen der elterlichen Erkrankung auf Bindung, Beziehung und Interaktion sowie auf die Gestaltung des Lebensalltags eingegangen. Im Anschluss werden in Bezug auf die möglichen Entwicklungsrisiken betroffener Kinder nicht nur die Risiken der Ausbildung allgemeiner Entwicklungsauffälligkeiten, sondern auch das Risiko, selbst psychisch zu erkranken, betrachtet. Abschließend werden Hilfemöglichkeiten sowie die Spannungsfelder zwischen Jugendhilfe und Erwachsenenpsychiatrie beleuchtet.

Textprobe:
Kapitel 2, Leben mit psychisch kranken Eltern:
Behandelt man die Thematik Leben mit psychisch kranken Eltern , ist die Stigmatisierung kein unbedeutender Aspekt, weil Vorurteile gegenüber psychisch kranken Menschen weit verbreitet sind. Psychisch erkrankte Menschen zählen zu den Gruppen, die in unserer Gesellschaft am stärksten stigmatisiert werden. Von der Stigmatisierung sind vor allem Menschen, die unter einer schizophrenen oder affektiven Störung leiden, betroffen. Dies sind ungefähr ein bis zwei Prozent der Bevölkerung. Werden Angehörige mit einbezogen, so sind in Deutschland ca. fünf Millionen Menschen direkt oder indirekt davon betroffen. Durch frühe Fehlschlüsse der Psychiatrie sowie die einseitige Berichterstattung der Medien bleiben Vorurteile, welche bereits wissenschaftlich falsifiziert wurden, bestehen. Eine englische Studie aus dem Jahr 1996 hat sich mit den Verhaltensweisen, die mit einer psychischen Erkrankung in Verbindung gebracht werden, sowie mit der Frage, ob man einen psychisch kranken Menschen erkennen kann, befasst. Die Ergebnisse beinhalteten folgende Aspekte: Psychisch Kranke verhalten sich seltsam, sprechen sonderbar und haben ein aggressives Wesen. Des Weiteren können sie an ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Kleidung erkannt werden. Psychisch kranke Menschen machen resultierend aus den in der Gesellschaft verbreiteten Vorurteilen unter anderem folgende Erfahrungen: Freunde meiden ihren Kontakt, von Nachbarn und/oder Arbeitskollegen werden sie zurückgewiesen und erhalten Absagen bei Bewerbungen um einen Arbeitsplatz. Das Etikett psychisch krank wird zu einer zweiten Erkrankung, welche ebenso belastend sein kann, wie die eigentliche Erkrankung. Zudem kann sie zum vorrangigen Hindernis der Genesung werden und zu einer Chronifizierung der Erkrankung führen.
Im Folgenden werden zunächst die familiären Rahmenbedingungen und die Auswirkungen der elterlichen Erkrankung auf Bindung, Beziehung und Interaktion betrachtet. Ferner sollen die Auswirkungen der elterlichen Erkrankung auf den Lebensalltag behandelt werden.
2.1, Familiäre Rahmenbedingungen:
2.1.1, Art der Erkrankung:
Schizophrenie und Depressionen gehören zu den am meisten gestellten Diagnosen bei psychisch erkrankten Eltern. Albert Lenz konnte in einer eigenen Studie im Jahr 2005 feststellen, dass bei Patienten, die Eltern von minderjährigen Kindern sind, sämtliche Arten von psychischen Erkrankungen auftreten.
Im Folgenden sollen einige dieser Erkrankungen kurz vorgestellt werden. Hierzu ist es zunächst notwendig zu erklären, was eine psychische Erkrankung ist. Eine exakte Definition dieses Terminus zu finden scheint so gut wie unmöglich zu sein, da die Frage in etwa so komplex ist wie die Frage danach, was ein Mensch ist.
Der Begriff der psychischen Krankheit beziehungsweise Gesundheit wird von Pretis und Dimova wie folgt beschrieben:
Gesundheit und Krankheit werden auf einem Kontinuum angesiedelt. Es gibt nahtlose, zeitlich variable Übergänge.
Gesundheit und Krankheit stellen ein auschlaggebendes interaktives Konstrukt dar, welches die Interaktion zwischen Menschen beeinflusst. So verändert bereits die Zuschreibung einer psychischen Erkrankung die Kommunikation.
Das Etikett psychisch krank ist stigmatisierend und erscheint tabuisierend . Mit diesem Etikett gehen soziale Bewertungen einher.
Gesundheit und Krankheit beziehen sich auf Teilbereiche des menschlichen Fühlens, Denkens und Erlebens. Es existieren immer auch gesunde Anteile der Persönlichkeit.
In Europa und den USA werden psychische Erkrankungen auf Grundlage allgemein anerkannter Klassifikationssysteme diagnostiziert. Während in den USA mit dem DSM-V gearbeitet wird, verwendet man in Europa das ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation.
Schizophrenie: Zuerst verspürst du nur gewisse körperliche Symptome, dann hast du plötzlich neue Erkenntnisse über die Welt und deine Lebenssituation. Von einer Minute auf die andere bist du Mittelpunkt

Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 163 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Schlagworte Kindliche Entwicklung • Psychisch kranke Eltern
ISBN-10 3-95850-512-0 / 3958505120
ISBN-13 978-3-95850-512-4 / 9783958505124
Zustand Neuware
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