Die Macht der Liebe (eBook)
304 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-42233-6 (ISBN)
Barbara L. Fredrickson, Jahrgang 1964, ist Professorin für Psychologie und Direktorin des Labors für Positive Emotionen und Psychophysiologie an der University of North Carolina in Chapel Hill. Durch ihre bahnbrechenden Erkenntnisse hat sie die Entwicklung der Positiven Psychologie maßgeblich beeinflusst. Schon mit Die Macht der guten Gefühle (2011) hat sie gezeigt welche Auswirkungen eine positive Grundhaltung auf unser Leben hat. Bereits zweimal wurde Fredrickson vom Dalai Lama eingeladen, um ihm die Ergebnisse ihrer Forschungen zu präsentieren.
Barbara L. Fredrickson, Jahrgang 1964, ist Professorin für Psychologie und Direktorin des Labors für Positive Emotionen und Psychophysiologie an der University of North Carolina in Chapel Hill. Durch ihre bahnbrechenden Erkenntnisse hat sie die Entwicklung der Positiven Psychologie maßgeblich beeinflusst. Schon mit Die Macht der guten Gefühle (2011) hat sie gezeigt welche Auswirkungen eine positive Grundhaltung auf unser Leben hat. Bereits zweimal wurde Fredrickson vom Dalai Lama eingeladen, um ihm die Ergebnisse ihrer Forschungen zu präsentieren.
Inhalt 6
Teil I: Die Liebe neu denken 4
Die weiteren Aussichten 25
1. Liebe Unser höchstes Gefühl 12
Liebe ist anders, als Sie denken 14
Ein neuer Denkansatz 17
Die weiteren Aussichten 25
2. Was Liebe ist 28
Liebe ist allgegenwärtig 28
Liebe braucht Sicherheit 33
Liebe braucht wahre Verbundenheit 34
Für die Liebe geschaffen 44
Liebe zu Freunden 47
Positivität von Anfang an 50
Die weiteren Aussichten 54
3. Die Biologie der Liebe 58
Liebe und das Gehirn 60
Die Biochemie der Liebe 69
Die Bedeutung des Vagusnervs 77
Entfesselte Aufwärtsspiralen 82
Die weiteren Aussichten 85
4. Die Wellen der Liebe 88
Denken 89
Tun 94
Werden 99
Die weiteren Aussichten 118
Teil II: Ihr Leitfaden zur Liebe 120
5. Liebende Güte 122
Ihr Liebespotenzial 123
Ihre Vorbereitung 125
Drei liebevolle Verbindungen 128
Liebende-Güte-Meditation 137
Die weiteren Aussichten 149
6. Liebendes Selbst 152
Hindernisse der Selbstliebe überwinden 152
Liebende Güte für Sie selbst 163
Selbstakzeptanz 171
Die weiteren Aussichten 184
7. Andere lieben, in Krankheit und Gesundheit 186
Gefährliche Vergleiche 186
Mitgefühl: Leiden mit Liebe begegnen 189
Ein Fest: Dem Glück des anderen mit Liebe begegnen 206
Die weiteren Aussichten 215
8. Liebe ohne Grenzen 218
Die unendliche Weite Ihres Herzens 219
Über Liebe, Wissenschaft und Spiritualität 243
Die weiteren Aussichten 249
9. Liebevolles Schlusswort 252
Ein Gefühl wird geboren? 254
Genexpression – Marke Eigenbau? 258
Ihr inneres Navigationssystem 259
Die weiteren Aussichten 263
Danksagung 266
Lektüreempfehlungen 274
Index der Übungen 276
Anmerkungen 278
1
LIEBE
Unser höchstes Gefühl
Sehnsucht. Sie kennen das Gefühl. Es ist die schmerzhafte Ahnung, dass etwas Elementares in Ihrem Leben fehlt; ein tiefer Hunger nach mehr. Nach mehr Sinn, mehr Verbundenheit, mehr Energie - mehr irgendetwas. Sehnsucht erfüllt Sie, kurz bevor Ihnen aufgeht, dass Sie ruhelos, einsam oder unglücklich sind.
Sehnsucht ist nicht einfach nur ein Geisteszustand. Sie ist zutiefst körperlich. Ihr Körper lechzt nach einem Grundnahrungsmittel, das ihm vorenthalten wird. Doch Sie wissen nicht, was das sein könnte. Manchmal können Sie den Schmerz betäuben, indem Sie sich in die Arbeit stürzen, tratschen, fernsehen oder spielen. Doch können uns solche Versuche nur vorübergehend von unserer inneren Leere ablenken. Die Sehnsucht lässt nicht nach. Sie verfolgt uns wie ein Schatten, beharrlich, und macht Zerstreuungen aller Art nur umso attraktiver. Die gibt es schließlich in Hülle und Fülle - das zweite oder dritte Glas Wein, Unmengen von SMS und Tweets, die Couch mit der Fernbedienung.
Vermutlich leiden Sie keinen Hunger. Und an sauberem Trinkwasser herrscht ebenfalls kein Mangel. Die Luft ist sauber und Ihre Wohnung einigermaßen behaglich. Diese grundlegenden Bedürfnisse sind also seit langem erfüllt. Wonach Sie sich jetzt sehnen, ist weit schwerer greifbar.
Sie sehnen sich nach Liebe. Ob Sie Single sind oder nicht, ob Sie Ihre Tage vornehmlich isoliert verbringen oder stets unter Menschen sind und sich mit ihnen unterhalten, die Liebe ist ein wesentlicher Nährstoff, den unsere Zellen unbedingt brauchen; eine wahrhaft positiv aufgeladene Verbindung zu anderen Lebewesen.
Unser Körper braucht Liebe, ganz so, wie Pflanzen Sonne, gute Erde und Wasser benötigen, um zu gedeihen. Je mehr Liebe Sie erleben, umso mehr öffnen Sie sich, umso mehr können Sie wachsen, weiser werden und ein besseres Gefühl für Ihre Umgebung entwickeln. Sie werden resilienter und effektiver, glücklicher und gesünder. Sie wachsen auch auf spiritueller Ebene, können die ebenso unerklärliche wie tiefe Verbundenheit zu den anderen Menschen in Ihrem Leben intensiver fühlen und wertschätzen.
Genau so, wie Ihr Körper Sauerstoff über die Atemluft aufnimmt und die Nährstoffe aus den Nahrungsmitteln, die Sie zu sich nehmen, nutzt, so wurde er dazu geschaffen zu lieben. Die Liebe ist wie ein tiefer Atemzug - oder wie eine saftige Orange, die man genießt, wenn man erschöpft und durstig ist. Sie schmeckt nicht nur gut, sondern ist lebensspendend, ein unentbehrlicher Quell der Energie und Gesundheit.
Wenn ich hier Liebe mit Sauerstoff und Nahrung gleichsetze, so ist das mehr als nur dichterische Freiheit. Ich beziehe mich auf die Erkenntnisse der Wissenschaft: Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die An- oder Abwesenheit von Liebe die biochemischen Stoffe in unserem Körper auf grundlegende Weise verändern kann. Und dadurch wiederum verändert sich die Manifestation Ihrer DNA in Ihren Körperzellen. Die Liebe, die Sie heute erfahren oder nicht erfahren, verändert buchstäblich Schlüsselaspekte Ihrer Zellarchitektur, die Ihre körperliche Gesundheit, Ihre Vitalität und Ihr Wohlbefinden beeinflussen. So wie saubere Luft und gesunde Ernährung die Voraussetzungen für Gesundheit und Wohlbefinden sind, genauso bestimmt das Maß an Liebe, das Ihnen zuteilwird, ob es Ihnen gut geht oder nicht.
Liebe ist anders, als Sie denken
Um zu verstehen, was die neue Wissenschaft der Liebe Ihnen zu bieten hat, müssen Sie sich vom Konzept der 'Liebe', wie Sie es kennen, ein Stück weit lösen. Vergessen Sie alles, was die Medien Ihnen vermitteln wollen. Liebe, so wie wir sie hier verstehen, hat nichts mit dem körperlichen Verlangen nach einer neuen Eroberung zu tun. Befreien Sie sich auch von der Auffassung von Liebe, die Sie in Ihrer Familie kennen gelernt haben. Hier erwartet man von Ihnen, dass Sie Ihre Verwandten bedingungslos lieben, egal, ob ihr Verhalten Sie stört oder Sie so wenig Kontakt zu ihnen haben, dass eine innige Bindung eigentlich gar nicht möglich ist. Ich fordere Sie sogar auf, sich von Ihrer Auffassung von Liebe als besonderes Band oder als Bestandteil einer Beziehung - zu Ihrem Ehepartner, Lebenspartner oder Seelenverwandten - zu lösen. Wenn Sie Liebe bislang unter dem Aspekt der gegenseitigen Verpflichtung betrachtet haben, die durch ein Versprechen oder Gelöbnis zementiert wird - sei es durch die Ehe oder ein anderes Loyalitätsritual -, dann machen Sie sich auch hier auf eine Kehrtwende gefasst.
Ich verlange von Ihnen, dass Sie sich von all Ihren vorgefassten Ansichten lösen und sich auf einer neuen Ebene auf dieses Gefühl einlassen. Die Macht der Liebe bietet Ihnen eine andere, aktualisierte Perspektive - die Perspektive Ihres Körpers.
Ihre heutige Definition des Begriffes Liebe ist vermutlich eine bunte Mischung aus verschiedenen kulturellen Botschaften und Ihren eigenen zutiefst persönlichen Erfahrungen mit Intimität. Doch unser Körper hat seine eigene - ganz andere - Auffassung. Und darum geht es in diesem Buch. Bei Liebe handelt es sich nicht um sexuelles Verlangen oder um verwandtschaftsbedingte Blutsbande. Auch nicht um ein besonderes Band oder eine Verpflichtung. Natürlich ist Liebe mit all diesen wichtigen Komponenten verbunden. Doch keines dieser Konzepte erfasst die wahre Bedeutung der Liebe so, wie Ihr Körper sie erlebt.
Die Vision der Liebe, die ich in diesem Buch vorstelle, erfordert eine radikale Abwendung von dem, was wir bislang geglaubt haben. Liebe ist keine Beziehungskategorie. Und sie ist auch nichts, das 'da draußen' auf Sie wartet und Ihnen auf magische Weise zuteilwird oder Ihnen - Jahre später - wieder verlorengeht. Die Liebe als besonderes zwischenmenschliches Band zu definieren, ist üblich, führt aber in die Irre. Natürlich kann eine solche Bindung zwischen zwei Menschen Jahre überdauern, sogar ein ganzes Leben, wenn beide bereit sind, Zeit und Mühe zu investieren. Und eine enge Beziehung zu mindestens einem Mitmenschen ist unbestreitbar wesentlich für Ihre Gesundheit und Ihr Glück. Trotzdem sollte man dieses besondere Band und die damit oft einhergehende Verbindlichkeit nicht als Liebe per se auffassen, sondern vielmehr als Produkt der Liebe - als Ergebnis der zahllosen kleineren Augenblicke, in denen die Liebe die beiden Partner durchströmt. Liebe, die mit einer intimen Beziehung gleichgesetzt wird, ist oftmals verwirrend. Sie kann großartig sein, aber auch ungeheuer schmerzhaft. Manchmal hebt sie uns in die luftigen Höhen großartiger Zukunftsträume, zu anderen Zeiten wiederum drückt sie uns nieder, weil wir uns unserer eigenen Unzulänglichkeit schämen oder uns wegen unseres Verhaltens in der Vergangenheit schuldig fühlen.
Wer seine Sichtweise auf die Liebe derart beschränkt, sie also auf Beziehungen oder Bindungen reduziert, der riskiert, dass Liebe ein komplexes und verwirrendes Dickicht von Emotionen, Erwartungen und Unsicherheiten wird. Doch wenn man den Blick darauf richtet, wie unser Körper Liebe definiert, erscheint plötzlich ein deutlicher Pfad vor unseren Augen, der uns durch das Dickicht hindurch und zu einem besseren Leben führt.
Es gibt noch weitere Vorstellungen, von denen wir uns befreien müssen, auch von der besonders verbreiteten, dass Liebe exklusiv sei, dauerhaft und bedingungslos. Dieser zutiefst in uns verankerte Glaube entspricht im wahren Leben häufig eher einem Wunschdenken als der Realität. Er greift den Tagtraum der Menschen über die Liebe des Lebens auf, die man irgendwann trifft. Doch Liebe, so wie Ihr Körper sie definiert, ist nichts Exklusives, nichts, das für Ihren Partner reserviert ist, Ihren innersten Kreis, Ihre Familie oder Ihre sogenannten Angehörigen. Die Liebe reicht viel weiter, als man es uns normalerweise glauben macht. Und trotzdem ist der Zeitrahmen der Liebe deutlich kürzer, als wir üblicherweise annehmen. Sie werden sehen, dass Liebe nicht dauerhaft ist. Tatsächlich ist sie erheblich flüchtiger, als die meisten von uns zugeben oder anerkennen wollen. Andererseits ist Liebe aber stets erneuerbar. Und das vielleicht Problematischste: Liebe ist nicht bedingungslos. Sie entsteht nicht unabhängig von äußeren Bedingungen und bleibt nicht, egal was geschieht, bestehen. Im Gegenteil: Sie werden feststellen, dass die Liebe, nach der sich Ihr Körper sehnt, außerordentlich empfindlich auf äußere Einflüsse reagiert. Sie gehorcht bestimmten Vorbedingungen. Haben Sie diese Vorbedingungen aber einmal durchschaut, können Sie Liebe unzählige Male am Tag finden.
Es ist schwer, Liebe auf wissenschaftlicher Basis zu diskutieren, weil die Zuhörer und Leser meist eine vorgefasste und ausgeprägte Meinung zu diesem Thema haben. Viele dieser Ansichten spiegeln unser gemeinsames, kulturelles Erbe wider, wie die zahlreichen Lieder und Filme, die Liebe mit Verliebtheit oder sexuellem Verlangen gleichsetzen, die Geschichten, in denen man für immer glücklich zusammen lebt, oder die durchaus realistischen Eheschließungszeremonien, die die Liebe als exklusives Band und ausschließliche Verpflichtung feiern, jeden Tag aufs Neue zeigen. Andere Überzeugungen im Hinblick auf die Liebe wiederum sind zutiefst individuell und persönlich. Sie sind das Spiegelbild der eigenen Lebensgeschichte, mit zwischenmenschlichen Triumphen und Narben, mit Lektionen über Intimität, die wir gelernt oder noch nicht gelernt haben. Wenn wir diese vorgefasste Meinung nicht kritisch hinterfragen, kann sie eine ernsthafte intellektuelle Diskussion zum Thema Liebe zum Scheitern bringen. Derlei Vorurteile verhindern, dass wir die ganze Tragweite unserer neuen Erkenntnisse zu diesem Thema erfassen.
Erscheint lt. Verlag | 9.1.2014 |
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Übersetzer | Nicole Hölsken |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Psychologie |
Schlagworte | Beziehungen • Emotionen • Forschung • Gefühle • Gehirn • Gesellschaft • Leben • Paare • Positive • Psychologie |
ISBN-10 | 3-593-42233-6 / 3593422336 |
ISBN-13 | 978-3-593-42233-6 / 9783593422336 |
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Größe: 2,3 MB
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