Ballermann. Das Buch (eBook)

Eine wissenschaftliche Analyse eines außeralltäglichen Erlebnisses

(Autor)

eBook Download: PDF | EPUB
2013 | 1. Auflage
134 Seiten
Tectum-Wissenschaftsverlag
978-3-8288-5620-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ballermann. Das Buch -  Sacha Szabo
Systemvoraussetzungen
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Jedes Jahr reisen tausende Deutsche nach Mallorca um Ballermann-Partys zu feiern. Gerne wird dies auf die Formel: Sonne, Suff und Sex gebracht. Dieses spannende Buch zeigt aber, dass Ballermann mehr ist als ein banales Besäufnis. Es ist ein einzigartiges soziales Phänomen, das spannenderweise gleichermaßen eine Marke ist, unter deren Dach sich Menschen zu Party-Gemeinschaften versammeln um außeralltägliche Erlebnisse zu genießen. Mit einem detailverliebten Blick schafft es Sacha Szabo auch in diesem Buch eine unterhaltsame und leicht lesbare wissenschaftliche Analyse vorzulegen, die zeigt, dass Wissenschaft auch ein Genussmittel sein kann. Sozusagen im Vorbeigehen an der Festgemeinschaft wird dabei eine Festtheorie entwickelt, die die Struktur und die Elemente fast jedes Festes aufzuzeigen vermag und so die Formel für gelungene Events entschlüsselt.

Dr. Sacha Szabo (Unterhaltungswissenschaftler am Institut für Theoriekultur, Freiburg) machte sich einen Namen als Forscher von sozio-kulturellen Massenphänomenen, wie Volksfesten und Freizeitparks. Mit diesem Buch legt er seine neueste Studie vor, die sich dem sozialen Phänomen "Ballermann" widmet und beides sein will: eine Wissenschaft von der Unterhaltung und unterhaltende Wissenschaft.

Dr. Sacha Szabo (Unterhaltungswissenschaftler am Institut für Theoriekultur, Freiburg) machte sich einen Namen als Forscher von sozio-kulturellen Massenphänomenen, wie Volksfesten und Freizeitparks. Mit diesem Buch legt er seine neueste Studie vor, die sich dem sozialen Phänomen "Ballermann" widmet und beides sein will: eine Wissenschaft von der Unterhaltung und unterhaltende Wissenschaft.

Einleitung


„Buenos Dias Matthias, Mer sind wieeder do,
Am Strand von Mallorca wie jedes Johr.
Met alle mann, am Ballermann.“1

Dieses Lied der Gruppe Paveier, spiegelt vielleicht den Mythos des ,Ballermanns am besten wieder. Allerdings ist der „Ballermann“ heutzutage ein massenmediales Event geworden und schon taucht die Frage auf, was ist denn Ballermann überhaupt? Ein Lokal? Ein Ort? Ein Geschehen? Sicherlich haben viele ein Bild des ,Ballermanns im Kopf, bei dem es sich – wie es etwa auch die Einführung „Mallorca von A-Z“ in dem Band „Ballermann - Die Ausstellung“– suggeriert um banale Besäufnisse handelt.

„Alkohol: Wer an Mallorca denkt, hat unverzüglich ein bestimmtes Bild im Kopf. Horden von laut grölenden Menschen, die um einen Eimer mit roter Flüssigkeit hokken, aus dem meterlange Strohhalme ragen“2

Doch wir werden zeigen, dass es sich keinesweges um banale Besäufnisse handelt, vielmehr zeigt sich im Phänomen Ballermann, ein tiefes Bedürfnis des modernen Menschen nach Vergemeinschaftung. Um aber diese These zu begründen, müssen wir tief in die Kulturgeschichte des Menschen zurückgreifen. Doch keine Angst, hier handelt es sich um eine unterhaltungswissenschaftliche Arbeit, die immer auch den Anspruch erhebt unterhaltend zu sein, so dass für den Leser Wissenschaft zum Genussmittel wird.

Kultur scheint etwas zu sein, das dem Menschen zutiefst eigen ist. Kultur ordnet und strukturiert, Kultur lässt Sinn entstehen und ermöglicht damit dem Menschen eine Orientierung in einer unüberschaubaren Umwelt.3 Gleichzeitig normt Kultur und grenzt die Freiheit des Menschen ein. Es entsteht die Ambivalenz von Freiheit – Sicherheit. So konstatiert Sigmund Freud, dass Triebsublimierung Grundlage der kulturellen Höherentwicklung des Menschen sei.4 Aber gleichzeitig drängt es den Menschen danach, aus diesen kulturellen Fesseln auszubrechen, eine Unmittelbarkeit des Lebens vor der Zivilisierung5 zu erleben. Dieser Chiasmus zeichnet Kultur aus. Gerade das Verlangen nach Unmittelbarkeit wird jedoch in vielen kulturellen Ausdrucksformen ins Symbolische sublimiert und auf diese Weise zivilisiert. Manche Orte jedoch lassen dieses Archaische noch zu, es sind Orte des Außeralltäglichen, die sich durch andere Normen als die der Normalität auszeichnen und es so dem Individuum erlauben, sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen. Ein aktuelles Epizentrum dieser Kultur des Unmittelbaren bildete sich am Strand vom Mallorca: der Ballermann.

Die vorliegende Arbeit skizziert das Phänomen Ballermann, arbeitet dessen innere Struktur heraus und zeigt, wie sich diese als Marke vom Ursprungsort zu lösen vermag und nun als Synonym für eine bestimmte Form des Erlebnisurlaubs gilt. Dabei ist dieses Synonym verhältnismäßig jung und wurde maßgeblich durch die Markenpolitik der Firma „A. Engelhardt-Markenkonzepte GmbH“, dem Markeninhaber, geprägt. Dies mag verwundern, wo doch der Begriff „Ballermann“ heutzutage fast selbstverständlich in den Sprachgebrauch eingesickert ist. Aber noch 1987 finden wir in einer Schilderung im „Merian“ über die Partyszene unter dem Titel: „Sonne, Sex und Suff. Wie Deutsche am Strand von S’Arenal Ferien machen“6 keinen einzigen Hinweis auf den Begriff „Ballermann“.7 Erst Mitte der neunziger Jahre durch die Aktivitäten der Firma „A. Engelhardt-Markenkonzepte GmbH“ und begünstigt durch den Film mit Tom Gerhardt „Ballermann 6“8 , eine der erfolgreichsten deutschen Komödien, etablierte sich dieser Begriff. Wir sehen also, Ballermann bezeichnet ein soziales Phänomen und eine Marke. So fasst Becker zusammen:

„Mit dem Sonnen- und Strandtourismus als einer der prägendsten Reiseformen des 20. Jahrhunderts hat sich auch eine (Ferien-) Unterhaltungskultur entwickelt. […] Unterhaltung wird zu einem Ausnahmezustand: man kann sich gehen lassen und aus seiner gewohnten Rolle ausbrechen. Den Wirbel, den der ‚Ballermann’ auslöste, hat sich André Engelhardt zu Nutze gemacht […] Alles, was den Namen trägt, muss von ihm lizenziert werden. […] ‚Ballermann’ ist aber mehr als eine juristische Marke. Das Phänomen hat sich verselbstständigt. […] so findet mittlerweile eine ‚Ballermanisierung’ im deutschen Sprachgebrauch statt. Ballermann ist überall“9

Marke und soziales Phänomen stehen in einem speziellen Wechselverhältnis zueinander, wie in der folgenden Arbeit gezeigt wird. Auf ein bestimmtes Bedürfnis, auf eine bestimmte Erlebnisnachfrage reagiert der Erlebnismarkt mit einem entsprechenden Erlebnisangebot.

Wenn wir von Erlebnis, etwa dem Erlebnisurlaub sprechen, haben wir dabei die Arbeiten von Gerhard Schulze im Sinn und greifen dessen Diagnose unserer westlichen Gesellschaft als Erlebnisgesellschaft auf.10 Es wird sich zeigen, dass der Ballermann einer dieser Ort ist, an dem sich unsere Gesellschaft als Erlebnisgesellschaft ihrer selbst versichert. Genau dies erklärt auch die große mediale Resonanz, die der Ballermann Jahr für Jahr erzeugt. Dabei werden wir in drei Schritten vorgehen. In einem ersten Schritt ordnen wir den Ballermann als erlebnistouristisches Urlaubsziel ein. In einem zweiten Schritt werden wir zeigen, aus welchen Elementen sich die Erlebnisnachfrage in Bezug auf das Phänomen Ballermann zusammensetzt und in einem dritten Schritt erläutern wir, dass die Marke Ballermann auf ganz unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen anwendbar ist und damit ein zur Nachfrage entsprechendes Erlebnisangebot bereitstellt.11

Das Vorgehen, das für das vorliegende Vorhaben gewählt wurde, orientiert sich an einer soziologischen Variante der Ethnographie.12 Bei diesem Vorgehen wird ein fremder Blick auf das Vertraute eingenommen und die eigene vertraute Kultur als unbekannte wahrgenommen.

„Soziologie als (eine Art) Ethnologie der eigenen Gesellschaft fungiert im ‚Pluriversum‘ der Übergänge zu einer anderen Moderne als professionelles Grenzgängertum zwischen mannigfaltigen eigensinnigen Welten: Sie impliziert die Aufgabe, zu rekonstruieren (und zu übersetzen), wie Menschen im Zusammenleben mit anderen ihre jeweilige Welt konstruieren. Um dazu die je geeigneten Instrumentarien aus dem allgemeinen begrifflichen, theoretischen und methodischen Arsenal der Soziologie nutzen zu können, müssen sich die Forscher möglichst vertraut machen mit all dem, was in der je von ihnen untersuchten Welt (wie auch immer) als relevant erscheint.“13

Um diese Kultur zu verstehen, ist es in einem Schritt wichtig, sich in diese Kultur zu begeben, hier wurde die teilnehmende Beobachtung als Feldforschung zur Datenerhebung gewählt. Insgesamt wurden vier Reisen an den Ballermann unternommen. Dabei wurden auch verschiedene Dokumente gesichert, (Fotos, Lieder, Souvenirs) sofern sie für das Verständnis dieses Phänomens notwendig sind. Auch wurden spontane Kurzinterviews geführt, wobei diese nur mittels der qualitativen Interviewführung aussagekräftig wären. Da diese im vorliegenden Fall nicht gewählt wurde, wurden sie nur am Rande berücksichtigt. Gewichtiger gerade für den letzten Teil der Arbeit ist das Experteninterview, das mit André Engelhardt geführt wurde.14

Die vorliegende Arbeit entstand aus einem Forschungsvorhaben, das der Autor seit über zehn Jahren verfolgt und dabei Phänomene untersucht, die einen Blick in die Entstehung von Unterhaltungskultur zulassen.So entstand eine umfangreiche Untersuchung über die Kultur von außeralltäglichen Orten wie Kirmes und Jahrmarkt, aus der mehrere Publikationen hervorgegangen sind. Aus diesen Untersuchungen ergab sich auch die Frage, wie denn solche Orte des Alltäglichen entstehen. Und genau dort bildet das Partyphänomen am Strand von S’Arenal einen idealen Untersuchungsgegenstand, da es eben genau nicht auf eine jahrhundertealte Tradition verweisen kann, sondern sich erst in den achtziger Jahren als „Urszene“ etablierte. Mehrere Vorarbeiten wurden in diesem Feld schon geleistet, so wurde an der Albert-Ludwigs Universität ein Workshop zum „Ballermann“ vom Autor ausgerichtet und in einem weiteren Seminar zur Markentechnik wurden die Grundzüge einer kultursoziologischen Markentheorie entwickelt.

Wirft man einen Blick auf die bisher geleisteten wissenschaftlichen Arbeiten zum Ballermann, so behandeln nur zwei Arbeiten diesen dezidiert. Dies ist Alexander Kallasch’ “Urlaub am Ballermann. Eine Beobachtungsstudie an der Playa de Palma, Mallorcas Badestrand Nr. 1“15 und „¡Viva España! Von der Alhambra bis zum Ballermann. Deutsche Reisen nach Spanien“16 von Anne-Katrin Becker und Margarete Meggle-Freund (Hg.) und dort besonders der Aufsatz von Anne-Kathrin Becker. Auch wurden für die Arbeit alle bislang erschienenen Hefte der Zeitschrift „Merian“ mit dem Themenschwerpunkt Mallorca hinzugezogen,17 wobei anzumerken ist, dass deren Gewinn eher gering in Bezug auf den Ballermann ist (jeweils nur ein Artikel in den Jahrgängen 1987, 1994 und 2003). Eine konkrete Untersuchung des Tourismus auf Mallorca wurden 2005 von Petra Schürgers18 und 2009 von Helmut Wachowiak19 vorgelegt. Allgemeine Thematisierungen des Tourismus gibt es hingegen unzählige, natürlich auch mit dem Thema Spanien. Für die vorliegende Untersuchung werden hier vor allem die Arbeiten von Horst W. Opaschowski herangezogen. Zur Deutung des Phänomens wird hauptsächlich auf die Arbeiten zu Festen und Feiern von Winfried Gebhardt und Roger Caillois zurückgegriffen sowie auf deren Referenzautoren. Ausgangspunkt der Analyse bildet Gerhard Schulzes Publikation zur „Erlebnisgesellschaft“, mittels derer das soziale Phänomen und die Markentechnik miteinander in Beziehung gesetzt werden können. Die Analyse der...

Erscheint lt. Verlag 15.11.2013
Reihe/Serie Studien zur Unterhaltungswissenschaft
Verlagsort Baden-Baden
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften
Sozialwissenschaften Ethnologie Volkskunde
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Ballermann • Mallorca • Rausch • Spanien • Tourismus • Urlaub • Vergnügen
ISBN-10 3-8288-5620-9 / 3828856209
ISBN-13 978-3-8288-5620-2 / 9783828856202
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 2,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,6 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich