Vorworte von Karima Sen Gupta, Hidayat Inayat-Khan und Karimbaksh Witteveen
Hazrat Inayat Khan ist der Begründer der internationalen Sufi-Bewegung und des internationalen Sufiordens. 1882 in Indien geboren, wurde der Sufi-Meister in seiner Heimat als Virtuose der klassischen indischen Musik verehrt. Khan emigrierte 1910, um seine Lehre in den Vereinigten Staaten und Europa bekanntzumachen. Als besondere religiöse Aktivität seines Ordens schuf er den konfessionsübergreifenden Universellen Gottesdienst. Seine Lehre ist eine Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit. Hazrat Inayat Khan starb 1927 während eines Aufenthalts in Neu Delhi.
* Vorwort
* Einleitung
* Aberglaube, Bräuche und Volksglaube
* Einsicht
* Symbolik
* Atem
* Ethik
* Alltagsglauben
* Metaphysik
* Worterklärungen
Vorwort von Hidayat Inayat-Khan Entsprechend der griechischen und arabischen Etymologie bedeutet das Wort Sufi „Weisheit“ und „Reinheit“. Beide Begriffe weisen ganz klar auf ein und dasselbe Ideal hin. Weisheit ist nur möglich, wenn das Bewusstsein (mind) von vorgefassten Ideen, der Last der Dogmen und einem unruhigen Gewissen gereinigt ist. Vom Ursprung des Sufismus kann man auch sagen, dass er genau so uralt ist wie die Begriffe Weisheit und Reinheit, die zu allen Zeiten die Inspiration für hingebungsvolle Anbetung waren. Sufismus ist weder eine Sekte, noch eine theologische Theorie. Sufismus ist eine offene Tür, eine Haltung der aufrichtigsten Sympathie gegenüber allen Glaubensrichtungen. Als Essenz aller religiösen Ideale wurde der Sufismus von weiten kulturellen und religiösen Strömungen während verschiedener Perioden der Geschichte verwendet, ohne seine eigene Identität zu verlieren. Wenn man das Sufismus ausspricht, hat „ismus“ eine Tendenz, das Verständnis von Weisheit zu begrenzen, die in Wahrheit jenseits aller Grenzen ist und nicht mit nur einem Glaubensbekenntnis identifiziert werden kann; denn es gibt so viele Beschreibungen der Weisheit, wie es Suchende auf dem Pfad gibt. Weisheit mag vielleicht erkennbar sein, aber sie ist weder berührbar und noch weniger Gegenstand einer Definition. Darum gibt es für den wahrhaft Weisen nur die Realität der Weisheit an sich, jenseits aller spekulativen Interpretationen. Sobald jemand versucht, abstrakte Begriffe zu definieren, wird er in das Labyrinth seiner eigenen Gedanken geraten, die auf spekulative Beschreibungen zurückfallen. Er wird seine eigenen Illusionen aufbauen, die sich mit vielen angenommenen verbinden, und zusammen mit zahlreichen anderen Eindrücken und Einflüssen wird er sich seine Weltanschauung bilden. Wenn er dann versucht, seinen Glauben und sein Verständnis in Worte zu bringen, neigen diese dazu, von den ursprünglichen Ideen abzuweichen, die an sich schon willkürliche Begriffe waren. Das Ergebnis von all dem wird dann oft als die eine und einzige Wahrheit dargestellt. Für den Sufi gleicht die Mannigfaltigkeit der religiösen Namen und Formen Schleiern, die das Phänomen des Geistes der Führung verhüllen, der sich auf allen Ebenen der Evolution manifestiert. Dies erklärt, warum eines der großen Ideale der Sufis im Erwachen einer breiteren Weltanschauung besteht, mit tieferer Einsicht in die tragischen Missverständnisse, die ernsthafte Anhänger der verschiedenen kulturellen und philosophischen Traditionen trennen. Alle Religionen sind in ihrem Ursprung Göttliche Inspiration, aber wie das Bild des Wassers sich verändert, wenn es in verschiedenfarbige Gläser gegossen wird, so nimmt die Göttliche Inspiration das Gedankenbild desjenigen an, der sie in menschlichen Gedanken zu formulieren versucht. Dann nennen wir eine Religion Hinduismus, eine andere Buddhismus und noch eine andere Zoroastertum, während andere Judentum, Christentum, Islam genannt werden, wie auch viele andere religiöse Bezeichnungen, die in der Welt im großen Ganzen bekannt und unbekannt sind. Der Definition nach ist ein Sufi eine religiöse Seele, dessen Wesen von auferlegten Theorien befreit ist, und der sich vollkommen bewusst ist, dass das Leben nicht notwendiger Weise das ist, was man denkt, das es sei. Für einen Sufi wird das Leben nicht nur auf der Ebene der physischen Erfahrung gelebt und nicht nur auf der Ebene der Gedanken und Gefühle, sondern auch und sehr wesentlich auf einer noch höheren Bewusstseinsebene, auf der das Selbst keine Grenze mehr ist, die die Wirklichkeit von der Illusion trennt. Auf dieser Bewusstseinsebene gibt es keine Begrenzungen und Gegensätze, noch irgendeinen Platz für dualistische Spekulationen über das Subjekt der Gottheit. Wenn man Gott zu erklären versucht, formt man nur ein individuelles Konzept, begrenzt durch die Größe der eigenen Gedankenwelt. Ein anderes Thema, das in den Sufi-Lehren gefunden wird, ist die Alchemie des Glücks, die, wie wir es von Märchen wissen, in der Anwendung einer magischen Formel besteht, um unedles Metall in Gold zu verwandeln. Diese mystische Legende symbolisiert in schöner Weise das Grundprinzip der inneren Schule der Sufis, bei dem große Beachtung der Schulung des Ego auf dem dornigen Pfad, der als Kunst der Persönlichkeit bekannt ist, geschenkt wird und auf dem die falsche Identifikation und das illusorische Bestreben nicht länger ein Hindernis sind bei der Entdeckung der Göttlichen Gegenwart, die wie eine Perle im eigenen Herzen verborgen ist. Dies erfordert beständige Anstrengung, um den Charakter zu einem lebendigen Beispiel der Weisheit umzuformen, sodass er zu einem Glückbringer für die Brüder und Schwestern aller Religionen wird. Glück, das unser Geburtsrecht ist, auch wenn wir uns dieses Privilegs nicht immer bewusst sind, gibt es nur in dem Masse, wie wir zur Quelle des Glücks für andere werden. Wir finden es, indem wir versuchen, was uns stört, wenn es nicht in Übereinstimmung mit unserem eigenen Denken ist, und indem wir versuchen, das Gute in anderen zu schätzen und das zu übersehen, was uns stört, wenn es nicht in Übereinstimmung mit unserem eigenen Denken ist, und indem wir versuchen, den Standpunkt des anderen zu erkennen, selbst wenn er unserem eigenen entgegengesetzt ist, und auch indem wir versuchen, uns selbst auf den Rhythmus all jener einzustimmen, denen wir begegnen und deren Gegenwart uns eine Lehre vermitteln kann. Hazrat Inayat Khan brachte uns die Botschaft der geistigen Freiheit und enthüllte damit die wahre Natur der Spiritualität als untrennbar von der Freiheit in Gedanken und Gefühl. Eine andere große Lehre unseres Meisters ist die Einheit der religiösen Ideale, die ein befreit Sein von Gefühlen wie „meine Religion“ als Gegensatz zu „deiner Religion“ einschließt. Die Religion unserer Zeit ist dazu bestimmt, die Religion des Herzen zu sein, und da es viele Herzen gibt, gibt es auch viele religiöse Ideale, die aus ein und derselben Quelle stammen, in der Weisheit und Reinheit vorherrschen. Wenn die Tore zum Tempel des Herzens geöffnet sind, erwacht die Demut, weil sie sich von Angesicht zu Angesicht mit dem lebendigen Gott im Inneren findet. Die Botschaft von Liebe, Harmonie und Schönheit gleicht einem göttlichen Strom der spirituellen Entwicklung, der durch unser tägliches Leben fließt. Dieses Erwachen zu Reinheit und Weisheit ist die wahre Essenz von all dem, was unter „Sufi“ verstanden wird.
Mitarbeit |
Cover Design: Wajad Ernst Grünwald |
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Übersetzer | Karima Sen Gupta |
Vorwort | Hidayat Inayat-Khan, Karimbaksh Witteveen, Karima Sen Gupta |
Zusatzinfo | 1 Abb. |
Sprache | deutsch |
Maße | 140 x 215 mm |
Gewicht | 382 g |
Einbandart | Paperback |
Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Sprach- / Literaturwissenschaft ► Sprachwissenschaft |
Schlagworte | Aeoliah Musikverlag • Bewusstsein • Esoterik • Gott • Hazrat Inayat Khan • HC/Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft • Khan Hazrat Inayat • Meditation • Mystik • Östliche Weisheit • Philosophie • Religion • Seele • Spiritualität • Sufismus • Sufismus / Islamische Mystik • Verlag Heilbronn • Weisheit • Weisheitslehre |
ISBN-10 | 3-923000-97-9 / 3923000979 |
ISBN-13 | 978-3-923000-97-5 / 9783923000975 |
Zustand | Neuware |
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