Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege Band 43

Jahrbuch der rheinischen Denkmalpflege Band 43

Buch | Hardcover
380 Seiten
2013
Wernersche Verlagsgesellschaft
978-3-88462-335-0 (ISBN)
39,00 inkl. MwSt
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„Denkmalschutz um jeden Preis?“ So oder ähnlich lauten in den letzten Wochen und Monaten vielfältige Presseberichte oder Diskussionsrunden, die eine mehr oder weniger sachlich vorgetragene Kritik an zu viel Denkmalschutz und Denkmalpflege zum Inhalt haben. Dabei sind es ganz unterschiedliche Beweggründe, die die öffentliche Meinung prägen. Vielfach konkurrieren politische Erwägungen und sogenannte wirtschaftliche Sachzwänge mit Denkmalschutz und Denkmalpflege und gefährden oder erschweren die Erhaltung von Denkmälern. Und daneben befeuert die Frage, was überhaupt Denkmal sein darf, die öffentliche Diskussion. Sollen es ausgerechnet die „hässlichen“ Bauten der Nachkriegsmoderne sein? Stehen Denkmäler nicht ohnehin der weiteren Entwicklung im Wege und genügt nicht auch eine historisierende Architekturfolie, um Heimat, Identität und Geschichte darzustellen? Müssen wir etwas von Denkmälern lernen oder dürfen wir nicht einfach nur neu und zeitgemäß bauen?

Wir erleben derzeit, dass das Verständnis für das Schützenswerte erkennbar sinkt, und damit sind nicht nur die Zeugnisse unserer jüngeren Geschichte gemeint. Leider wird insgesamt der Bedeutung von Denkmälern für unsere Stadtentwicklung, für die Geschichte unserer Städte und Gemeinden nicht die Beachtung beigemessen, die ihr zukommt. Selbst zeitgenössisch hochgelobte städtebauliche und architektonische Leistungen namhafter Architekten und Stadtplaner der jüngeren Vergangenheit kommen gegen immer kurzlebigere Abschreibungsfristen nicht mehr an. Die Erinnerung an viele dieser Architekturen und Stadtbaukonzepte wird nur noch auf dem Papier überdauern.

Immer dann, wenn ein Denkmal im Weg steht, wenn seine Erhaltung vermeintlich zu teuer ist, wenn es an unliebsame Zeiten erinnert oder einfach nicht mehr gefällt, wird es laut um den Denkmalschutz. Dann entstehen große, wenn auch kurzlebige, aber emotional geführte Debatten um das kulturelle Erbe, wie wir sie in jüngster Zeit beispielsweise um das Ingenieurwissenschaftliche Zentrum der Fachhochschule Köln, den sogenannten Taußendfüßler in Düsseldorf oder die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang in den Medien lesen konnten.

Die Denkmalpflege, so scheint es, steckt (einmal wieder) in der Krise. Aber genau diese öffentliche Diskussion bereichert auch unsere Disziplin, weil sie manchmal erst ein Bewusstsein für die vielen, oft ungeliebten Denkmäler schafft. Erstaunlicherweise sind es dabei nicht nur die Kritiker, die sich zu Wort melden, sondern viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Erhaltung der Bauten einsetzen und klar stellen, dass Denkmalpflege Teil unserer gemeinsamen kulturellen Verantwortung ist.

Denkmalpflege findet aber nicht nur im Rahmen dieser schlagzeilenträchtigen Debatten statt. Die überwiegende Zahl der zumeist erfolgreichen Projekte wird von der Öffentlichkeit nicht oder nur wenig wahrgenommen. Allzu oft gehen die zahlreichen Berichterstattungen in den Medien unter – wenn sie es überhaupt in diese schaffen –, die von den vielen kleinen und eher leisen Geschichten, von der gelungenen und vorbildgebenden Erhaltung von Denkmälern erzählen. Schaut man sich diese Berichte in ihrer Summe aber an, so stellt sich Denkmalpflege deutlich als eine Erfolgsgeschichte dar, die vielfach getragen ist vom Engagement der Eigentümer und der beteiligten Fachleute, und das trotz ständig sinkender öffentlicher finanzieller Mittel. Umso wichtiger ist es, diesen scheinbar „normalen“ Geschichten eine größere Aufmerksamkeit zu widmen.

Es ist kein Geheimnis, dass Denkmalpflege Öffentlichkeit braucht, aber sie braucht sie auf unterschiedlichen Ebenen. Der Streit um das Erbe ist genauso wichtig wie die Erfolgsmitteilung in den Medien. Und darüber hinaus ist es von besonderer Bedeutung, das erworbene Wissen um die Denkmäler, um ihre Bau-, Nutzungs- und Veränderungsgeschichte öffentlich zugänglich zu machen. Hiermit ist eine der zentralen Aufgaben der staatlichen Denkmalpflege beschrieben. Die Kolleginnen und Kollegen des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland sind vielfach die ersten Wissenschaftler an den Objekten. Viele Informationen und Befunde, die vor Beginn oder im Verlauf einer Baumaßnahme ermittelt werden, sind in der Regel nach Abschluss umfänglicher Arbeiten nicht mehr zugänglich. Es zählt daher zu den wichtigsten Aufgaben, die Ergebnisse solcher Maßnahmen ausführlich zu dokumentieren und zu vermitteln.

Meinem Vorgänger Prof. Dr. Udo Mainzer ist es zu verdanken, die Jahrbücher der Rheinischen Denkmalpflege wieder zu einem attraktiven Publikationsort gemacht und auf einen aktuellen Stand gebracht zu haben. Das ambitionierte Ziel, die Jahrbücher künftig tatsächlich jährlich herauszugeben, ist zwar (noch) nicht gelungen. Der vorliegende Band für die Jahre 2010–2011 trägt dennoch ganz wesentlich dazu bei, die Geschichte der rheinischen Denkmalpflege fortzuschreiben und sowohl die Wissenschaft außerhalb des Denkmalfachamtes als auch die interessierte Öffentlichkeit über neue Befunde und bauforscherische Erkenntnisse sowie über bedeutende Inventarisations- und Restaurierungsprojekte zu informieren. Kaum ein Denkmalfachamt in der Bundesrepublik kann einen vergleichbar aktuellen Sachstand aufweisen. Am Ziel, mit dem Jahrbuch auch jährlich über die wichtigsten denkmalpflegerischen Projekte zu berichten und damit die Arbeit des Fachamtes zu dokumentieren, halten wir fest.
Dr. Andrea Pufke
Landeskonservatorin
Zusatzinfo zahlr. z.T. farb. Abb.
Sprache deutsch
Maße 170 x 248 mm
Einbandart Leinen
Themenwelt Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Recht / Steuern Öffentliches Recht Baurecht (öffentlich)
Technik Architektur
ISBN-10 3-88462-335-4 / 3884623354
ISBN-13 978-3-88462-335-0 / 9783884623350
Zustand Neuware
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