Dantes Göttliche Komödie - Einführung und Originaltext für alle Fans von INFERNO (eBook)

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2013 | 1. Aufl. 2013
105 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-8387-4729-3 (ISBN)

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Dantes Göttliche Komödie - Einführung und Originaltext für alle Fans von INFERNO - Fritz R. Glunk, Dante Alighieri
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Mit seinem neuen Roman 'Inferno' setzt Dan Brown eine Erfolgsgeschichte fort, die alle Rekorde bricht. Robert Langdon, der Symbolforscher aus Harvard, wird dabei mit einem der berühmtesten und dunkelsten Meisterwerke der Literatur konfrontiert: Dantes 'Göttlicher Komödie'. Die in der 'Göttlichen Komödie' enthaltene imposante Darstellung einer Reise durch die drei Reiche des Jenseits - beginnend in der Hölle (Inferno) - fasst Fritz R. Glunk in seinem Werk eindrucksvoll zusammen und ermöglicht somit einen spannenden Einblick in eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. Ergänzt wird diese Einführung durch den Originaltext von Dantes Meisterwerk.

DANTE UND DIE KÜNSTLER


Typischer als diese eher kriegerischen Dante-Liebhaber sind jedoch »gli literati«, die Bildungsschicht der Literatur- und Kunstkenner und an ihren Rändern all diejenigen, die ihre Vertrautheit mit dem Dichter wenigstens durch ausgewählte Zitate belegen. Die einfachste Form solchen Redeschmucks begnügte sich meist mit dem schaudernden Zitieren eines unnummerierten Dante’schen »Höllenkreises«, ein Verfahren übrigens, dessen leichte Verfügbarkeit auch der sonst so feinfühlige Marcel Proust nicht verschmähte (»die unterste Stufe auf der sozialen Leiter, der letzte Dantesche Höllenkreis«).

Eindrucksvoller, da sichtbar kenntnisreicher, ist aber die Nummerierung der Höllenterrassen, wie etwa im Titel des Gulag-Romans von Solschenyzin »Der erste Kreis der Hölle«.

Schon hier fällt auf, dass offenbar nicht das Purgatorium oder das Paradies der COMMEDIA den größten Beifall der Neuzeit findet, sondern vor allem das Inferno. Die Vorliebe für das Höllische durchzieht fast die gesamte Übernahme Dantes in Kunst und Literatur.

Was es mit dieser Bevorzugung auf sich hat, wird sich speziell in der literarischen Weiterwirkung der COMMEDIA zeigen.

Film und Theater: Dass ein feuerspeiender Vulkan in einem neueren Katastrophenfilm DANTE’S PEAK heißt, mag ja noch hingehen (erfreulicherweise verschwand der 30-Millionen-Film trotz des James-Bond-Darstellers Pierre Brosnan sehr schnell wieder aus den Kinos). Auch dass der Serienmörder in einer Sendung der Krimi-Soap AKTE X (THE X-FILES) 1995 Virgil Incanto heißt, kann man als durchsichtige Ausleihe von Unheimlichkeit gelten lassen. Wenn aber nun gleich ein ganzer Film DIE GÖTTLICHE KOMÖDIE heißt und darin nur noch die zwei Leidenschaften eines alten Sonderlings vorkommen, nämlich zu jungen Mädchen und selbst gemachtem Speiseeis, dann hat der Werktitel ein bizarres Eigenleben angenommen. Auch die Bewertung dieses portugiesischen Films bei den Filmfestspielen in Venedig 1995 (»erotisch, pervers, geistreich, schamlos, unterhaltsam«) hat mit Dante nur noch wenig zu tun. Und 51 weitere Filme mit »Inferno« im Titel (MACISTE NELL’INFERNO) überhaupt nichts mehr.

Es gibt aber auch ernsthaftere Film-Inspirationen durch die COMMEDIA. Das erste Mal von Henry Otto in den USA, schon 1924, also noch schwarz-weiß und stumm. Neun Jahre später kam der 88-Minuten-Film DANTE’S INFERNO von Harry Lachmann heraus, mit Spencer Tracy in der Hauptrolle. Dabei wurden in einer kurzen Höllen-Sequenz auch die Zeichnungen Gustave Dorés eingebaut. Eine richtige Verfilmung der COMMEDIA gab es schon 1921, von dem Regisseur Giuseppe de Liguoro, sowie in den Achtzigerjahren durch das Fernsehen in Kanada (A TV DANTE) und Italien. Immerhin das Inferno I bis VIII schaffte 1989 auch der bildsüchtige Peter Greenaway in dem anderthalbstündigen Fernsehfilm »TV-Dante« mit Vergil (den John Gielgud spielte), Dante und Beatrice.

Nur ganz Unerschrockene wagen sich auch auf der Bühne an Dante heran. Zu ihnen gehört Herbert Fischer mit seinem Tourneetheater COMOEDIA MUNDI. 1995 stellte er seine Inszenierung der GÖTTLICHEN KOMÖDIE in Nürnberg vor, und die Rezensenten vermerkten mit Überraschung, wie viel Zeitkritik doch in Dantes Werk liegt.

In Sankt Petersburg führte Mikhail Khousid, der Leiter der Staatlichen Marionettenbühne, das Werk als Puppentheater auf, sogar schon 1974. Und eine kanadische Tanzgruppe namens Kokoro Dance in Vancouver ließ sich 1989 von Dorés COMMEDIA-Zeichnungen zu einem Dante-Ballett inspirieren (unter dem Titel ZERO TO THE POWER). In diesem Ballett bewegen sich die Tänzer einmal mühsam, aber sehr dantesk in einem Morast aus flüssigem Lehm.

Dante in der Musik: Auf einer sicher unvollständigen Liste von 75 Dante-Komponisten sind vierzehn aus den USA und Kanada, einige freilich italienische Einwanderer und alle aus diesem Jahrhundert. Dabei verwenden sie außer Soloinstrumenten, Liedern, Kammermusik, Sinfonie und Oratorium auch moderne Formen, seien es synthetische Tonbandgeräusche (David Denniston), Frauenstimme und Elektronik (Brent Lee) oder einen computerisierten Bariton mit Orchester (Salvatore G. Martirano).

An zweiter Stelle kommen dann erst einmal Schweden mit zehn Komponisten und Italien mit ebenfalls zehn, unter denen sich auch Vincenco Galilei findet, der Vater des Astronomen, der die Ugolino-Szene in Musik setzte. Auf den weiteren Plätzen folgen England (neun), Holland (vier), Deutschland, Frankreich, Russland und Tschechien (je drei) sowie Dänemark, Finnland und Spanien (je zwei Komponisten). Fast alle anderen Länder Europas haben immerhin einen Dante-Komponisten aufzuweisen, im 20. Jahrhundert auch China und Madagaskar.

Die meisten von ihnen wählten sich eine besonders starke Szene der COMMEDIA als Textvorlage (etwas Paolo und Francesca in mindestens zwei Opern des 19. Jahrhunderts) oder Ausschnitte (zum Beispiel den Gesang Par. I, so Jacob ter Veldhuis) oder mehrere Paradiso-Gesänge (für gemischten Chor wie bei Lars Edlund). Auf originelle Weise ließ sich der Däne Per Norgård von der COMMEDIA anregen: In seiner Oper LABYRINTEN (1963) tritt ein Ticketverkäufer in einem Jahrmarkt auf, der den Amüsierbetrieb satthat und nun mit den Besuchern das Inferno im Pappmaché-Modell nachbaut. Der Soundtrack des italienischen Komponisten Marco Ambrosini zu einer Bühnenfassung der COMMEDIA, ein Potpourri aus Mittelalter und schrägem Jazz, ist derzeit auf CD zu haben.

Auch viele der klassischeren Komponisten haben sich immer wieder mit Dante beschäftigt. Zu ihnen gehört vor allem Franz Liszt, dessen Lebenszeit (1811-1886) gewissermaßen mit der »romantischen« Wiederentdeckung des Dichters zusammenfällt. Von den PROLEGOMINA ZUR GÖTTLICHEN KOMÖDIE, einer Klaviersonate, haben wir gleich zwei Fassungen (1839 und 1840) und außer zwei weiteren Klavierstücken nach Dante noch seine Dante-Symphonie von 1865. Die Spur des Dichters ist auch bei Jan Sibelius zu verfolgen. Der finnische Komponist lässt in seiner Symphonie Nr. 2 von 1902 Themen anklingen, die er sich während einer Italienreise aufgeschrieben hatte, vorgesehen für ein Tongedicht nach der GÖTTLICHEN KOMÖDIE.

Erstaunlich einflussreich wurde die COMMEDIA in Russland. Tschaikowski schrieb 1876 FRANCESCA DA RIMINI, eine Phantasie für Orchester. Den gleichen Titel benutzte dann 1905 Rachmaninow für eine ganze Oper über das tragische Liebespaar.

Dante und die bildende Kunst: Der visuelle Erfindungsreichtum der COMMEDIA-Szenen musste, es war gar nicht anders möglich, zu einer immer neuen Inspiration für die Malerei werden. Vielleicht hatte Dante sogar selbst schon die kommenden Illustratoren im Blick, jedenfalls lobte er ausdrücklich zwei zeitgenössische Maler, eine damals ungewöhnliche PR-Arbeit: Er erwähnte sie namentlich. Er spricht zwar von der Vergänglichkeit des Ruhms (Purg. XI, 94ff), aber er nennt als lebende Beispiele Cimabue, dessen Ruhm einst groß war, und danach Giotto, den jetzt Hochberühmten. Achtzig Jahre später holte Florenz Sandro Botticelli zu Hilfe, um die kulturpolitisch wichtige Dante-Ausgabe von 1481 zu illustrieren. Er fertigte 99 Federzeichnungen an: 34 für das Inferno und 33 für das Purgatorium, aber nur 32 für das Paradiso (vor dem letzten Gesang mit der mystischen Dreifaltigkeit scheute er offenbar zurück). Vier in Farbe gehaltene Blätter weisen darauf hin, dass Botticelli die Skizzen als Vorlage für spätere Farbillustrationen gezeichnet hat. Zur Ausführung des großen Plans kam es nicht mehr, da der Maler vom Papst nach Rom gerufen wurde zur Ausmalung der Sixtinischen Kapelle. Immerhin neunzehn Zeichnungen wurden aber trotz ihres halb fertigen Zustand in die Florentiner Dante-Ausgabe aufgenommen, und die Drucke zählen heute zu den wertvollsten. In anderen kann man aber noch die Leerstellen sehen, die für dann doch nicht übernommene Abbildungen freigelassen wurden.

Bemerkenswert ist Michelangelos Beziehung zu Dante, vor allem deshalb, weil der Künstler ja schon dem 16. Jahrhundert angehörte, das von dem Dichter nicht mehr viel wissen wollte. Und doch war die COMMEDIA Michelangelo innerlich gegenwärtig, manche sagen sogar mit gewisser Übertreibung, er hatte sie »tutta nella memoria«. Tatsache ist aber, dass er sich 1519 um die Ausarbeitung eines Dante-Grabmals bewarb, mit dessen Hilfe die Medicis die sterblichen Überreste aus Ravenna heimholen wollten (übrigens vergeblich, wie später noch öfter: Ravenna hat den weltberühmten Toten bis 1865 nicht an seine Geburtsstadt zurückgegeben). In den Sockel einer Pietà für Vittorio Colonna ließ der Künstler sogar einen Dante-Vers eingravieren: »Man denkt nicht daran, wie viel Blut es kostet« (Par. XXIX, 91). In einer Lünette der Sixtinischen Kapelle soll Michelangelo den Dichter gleich zweimal verewigt haben, einmal als Kind neben einem bärtigen Alten und auch noch als erwachsenen Mann. Danach legt auch die Malerei die charakteristische Dante-Pause von mehr als zweihundert Jahren ein. Erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts und der Romantik beschäftigen sich die bildenden Künstler wieder mit der COMMEDIA.

Der englische Bildhauer und Zeichner John Flaxmann hatte während der obligaten Italienreise die Antike für sich entdeckt – und dabei auch Dante. Wieder daheim in London, nach 1800, zeichnete er nicht nur Entwürfe für die homerischen Epen, sondern ebenfalls für die GÖTTLICHE KOMÖDIE. Er arbeitete eng mit einem anderen romantischen Künstler zusammen, der auch noch ein berühmter Lyriker war: William Blake. Von ihm ist in der Birmingham Art Gallery THE WHIRLWING OF LOVERS zu sehen, ein Bild zu jener Dante-Szene, die von nun an für alle Maler der Romantik unwiderstehlich wurde, nämlich zu Paolo und Francesca.

Eigene Wege ging Johann Heinrich Füssli, der 1806 die...

Erscheint lt. Verlag 14.5.2013
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Germanistik
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Autor • Biografie • Charakter • englische • Figur • Film • Geschichte • Hauptwerk • italienischen • Jahrhundert • Kultur • Kunst • Licht • Literatur • Memoiren • Mensch • Ratgeber • Sachbuch • Sachbücher • Schriftsteller • Sprach • Sprache • Unterhaltsam • Unterhaltung • Weltgeschichte • Werk • Zeit
ISBN-10 3-8387-4729-1 / 3838747291
ISBN-13 978-3-8387-4729-3 / 9783838747293
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