Hermeneutik

Die Geschichte der abendländischen Textauslegung von der Antike bis zur Gegenwart
Buch | Hardcover
612 Seiten
2013
Böhlau Wien (Verlag)
978-3-205-78849-2 (ISBN)

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Hermeneutik -
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Hermeneutik gilt heutzutage meistens als Bestandteil der Philosophie. Das ist aber eine verkürzte Sicht ihrer Gegenwart und erst recht ihrer Geschichte. Denn von Haus aus bezeichnet Hermeneutik alle Verfahren zur Auslegung von Texten. Sie begann in der Antike mit der Neu-Interpretation klassischer Dichter. Anschließend lernten die Christen die jüdische Bibel im Sinne ihres Evangeliums auszulegen. Sodann brauchte auch schriftliches Recht Interpretation, ebenso die philologisch-historische Quellenkritik der Geschichtswissenschaft. Jetzt erst führte die Philosophie die verschiedenen Varianten zu einer allgemeinen Hermeneutik zusammen. Daneben hatten aber vier andere Wissenschaften eigene Auslegungstheorien und Methodenlehren entwickelt. Diese fünf Entwicklungspfade des gesamten Feldes werden hier zum ersten Mal von den Anfängen bis zur Gegenwart im Überblick dargestellt.

Meinrad Böhl studierte Geschichte und Theologie in Freiburg im Breisgau und arbeitet als freier Wissenschaftler.

Einleitung

Dichtung

I. Antike
1. Begrifflichkeit
2. Griechische Antike: Dichtung zwischen Wahrheit und Wissenschaft
3. Römische Antike: Dichterauslegung in Grammatik- und Rhetorikunterricht
4. Theorie der Dichtung: Poetik
5. Auf dem Weg ins Mittelalter: Spätantike Grammatik und christliche Klassikerauslegung

II. Mittelalter
1. Entwicklungslinien der mittelalterlichen Literatur
2. Mittelalterliches Dichtungsverständnis – Literaturtheorie
3. Grundlagen mittelalterlicher Hermeneutik
4. Mittelalterliches Dichtungsverständnis – Dichtungs- und Auslegungspraxis

III. Frühe Neuzeit (16.–18. Jahrhundert)
1. Literarischer Epochencharakter
2. Renaissance
2.1 Das Verhältnis von Dichtung und Wahrheit in der Poetik der Renaissance
2.2 Dichtungsinterpretation
2.3 Die Auslegungsmethodik und ihre hermeneutischen Grundlagen
3. Barock
3.1 Die Subjektivierung der Produktion und Rezeption von Dichtung in der Barockpoetik
3.2 Die geistige Krise und die Entstehung einer allgemeinen Hermeneutik
4. Aufklärung
4.1 Sinn und Sinnlichkeit – Poetik und Ästhetik der Aufklärung
4.2 Dichtungshermeneutik

IV. Neuzeit und Gegenwart (19.–21. Jahrhundert)
1. Goethezeit (1770–1830)
1.1 Poetik/Ästhetik
1.2 Hermeneutische Theorie
1.3 Hermeneutische Praxis – Methoden der Dichtungsinterpretation
1.3.1 Die philologische Methode in Klassischer und (Alt-)Deutscher Philologie
1.3.2 Im engeren Sinne interpretatorische Verfahren
1.3.3 Literaturgeschichte
1.3.4 Literaturkritik
2. Im Zeichen des Positivismus: Literarische Hermeneutik im 19. Jahrhundert
3. Verstehen statt erklären: Literarische Hermeneutik im 20. Jahrhundert
3.1 Geistesgeschichte
3.2 Werkimmanente Interpretation und New Criticism
4. Zwischen Erklären, Verstehen und Sinnverweigerung: Die Entwicklung seit Mitte der 1960er-Jahre
4.1 Die Verwissenschaftlichung der Literaturwissenschaft (scientific turn)
4.2 Literarische Hermeneutik
4.3 Anti-Hermeneutik/Poststrukturalismus
4.4 Psychoanalytische Literaturwissenschaft
4.5 Die Situation in der Gegenwart: Methodenpluralismus, Kulturwissenschaft und literarische Hermeneutik

Bibel
I. Antike
1. Vorbemerkungen
2. Der Weg zur zweigeteilten christlichen Bibel
3. Der patristische Umgang mit der Heiligen Schrift
3.1 Die Aufnahme paganer Traditionen
3.2 Christologische Hermeneutik
4. Augustins De doctrina christiana und die Vermittlung der antiken Bibelexegese an das lateinische Mittelalter

II. Mittelalter
1. Vorbemerkungen
2. Der Trend zum Literalsinn
3. Das Problem des tieferen Schriftsinns
4. Jenseits der Universitätsauslegung

III. Frühe Neuzeit (16.–18. Jahrhundert)
1. Einleitung
2. Hermeneutische Prinzipien frühneuzeitlicher Bibelauslegung
3. Philologie und Grammatik: Humanistische Bibelauslegung
4. Ein neuer Maßstab: Die reformatorische Bibelauslegung
5. Dogma vor Exegese: Konfessionelle Bibelauslegung
5.1 Die altprotestantische Orthodoxie
5.2 Die katholische Bibelauslegung
6. Göttliche Inspiration vs. menschliche Vernunft: Übergänge zur historisch-kritischen Bibelauslegung der Moderne
6.1 Die Arbeit am Text: Historisch-philologische Exegese im 16. und 17. Jahrhundert
6.2 Bibel und Wissenschaft: Modernes Weltbild und neues Wirklichkeitsverständnis
6.3 Die neue Rolle der menschlichen Vernunft: Sozinianer – Spinoza – Deismus
6.4 Der Versuch eines Ausgleichs: Pietistische Bibelauslegung

IV. Neuzeit und Gegenwart (19.–21. Jahrhundert)
1. Hermeneutische Prinzipien moderner Bibelauslegung
2. Die Ausbildung der historisch-kritischen Bibelwissenschaft
2.1 Grundlegung in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts
2.1.1 Neologie
2.1.2 Rationalismus
2.2 Konsequent geschichtliche Bibelexegese: Literarkritik und Religionsgeschichte im 19. Jahrhundert
2.2.1 Textkritik
2.2.2 Literaturkritik
2.2.3 Religionsgeschichte
2.3 Fortführung der historisch-kritischen Bibelexegese im 20. Jahrhundert
2.3.1 Form- und Überlieferungsgeschichte
2.3.2 Redaktionsgeschichte
2.4 Konservative Kritik an der historisch-kritischen Exegese
3. Hermeneutische Konzeptionen im 19. Jahrhundert
4. Theologische Neubesinnung im 20. Jahrhundert: dialektische Theologie und theologische Hermeneutik
5. Katholische Bibelauslegung bis Mitte des 20. Jahrhunderts
6. Die Entwicklung in der Postmoderne
6.1 Bibelhermeneutische Methoden und Zugänge
6.2 Bibelhermeneutische Konzepte
6.3 Die Haltung der katholischen Amtskirche der Gegenwart

Recht

I. Antike

II. Mittelalter
1. Mos italicus
1.1 Glossatoren
1.2 Kommentatoren

III. Frühe Neuzeit (16.–18. Jahrhundert)
1. Mos gallicus
2. Neuartige Literatur über juristische Auslegung
3. Rechtsvielfalt und Verschriftlichung
4. Naturrecht und Aufklärung
5. Kodifikation und Verstaatlichung

IV. Neuzeit und Gegenwart (19.–21. Jahrhundert)
1. Gesetzesauslegung und Rechtstheorie im 19. und frühen 20. Jahrhundert
1.1 Historische Rechtsschule: Friedrich Carl von Savigny
1.2 Begriffsjurisprudenz
1.3 Objektive Auslegungstheorie
1.4 Freirechtsschule
1.5 Interessenjurisprudenz
1.6 Reine Rechtslehre
1.7 Zwischenergebnis
2. Rechtstheorie im Nationalsozialismus
3. Rechtstheorie in der Gegenwart
3.1 Wertungsjurisprudenz
3.2 Topik
3.3 Argumentations- und Diskurstheorie
3.4 Hermeneutik

Geschichte

I. Antike
1. Wahrheit
2. Christliche Geschichtsschreibung

II. Mittelalter

III. Frühe Neuzeit (16.–18. Jahrhundert)
1. Humanismus
1.1 Theorie
1.2 „Wahrheit“
2. 17./18. Jahrhundert
2.1 Vico
2.2 Chladenius
2.3 Aufklärungshistorie

IV. Neuzeit und Gegenwart (19.–21. Jahrhundert)
1. 19. Jahrhundert
1.1 Historismus
1.1.1 Leopold von Ranke
1.1.2 Droysen
1.1.3 Dilthey
1.2 Zwischenfazit
1.3 Kritiker des Historismus
1.4 Positivismus
1.4.1 Ansätze positivistischer Geschichtsschreibung
1.4.2 Marx und Engels
1.5 Mischformen
1.6 Schluss
2. 20. Jahrhundert
2.1 Sozialgeschichte
2.2 Annales
2.3 New Economic History
2.4 Historische Sozialwissenschaft
2.5 Die philosophische bzw. erkenntnistheoretische Debatte
3. Postmoderne
3.1 Michel Foucault
3.2 „Kulturgeschichtliche Wenden“
3.3 Schluss

Philosophie

I. Antike
1. Peri hermeneias – „Geburt“ der Semiotik, Semantik und der Auffassung des Verstehens als sympatheia
2. Platon (Kratylos, Ion), Demokrit: Unmöglichkeit des guten hermeneus vs. sympatheia aus gemeinsamem Wissen der Bedeutung
3. Sophistik und Skepsis: Klassische Infragestellungen des klassischen Paradigmas
4. Epikureer und Stoiker: Das Problem der Geschichte und die Fixierung von Innen und Außen des Verstehens
5. Die Geburt der Hermeneutik aus dem Geist der Rhetorik – Ein Nachtrag
6. Der abwesende Autor und der Andere als der Selbe:

Grundlegende Implikationen des klassischen Paradigmas

II. Mittelalter
1. Mittelalterliche Philosophie als rationalisierende Hermeneutik des Christentums und christianisierende Hermeneutik antiker Philosophie
2. Die Wiederaufnahme und Transformierung des klassischen Paradigmas in der christlichen Philosophie des Mittelalters
3. Hermeneutische Reflexion innerhalb der in der Tradition der artes liberales entstehenden christlichen Philosophie des Mittelalters
3.1 Standardisierte Annäherung an den „abwesenden Autor“: Die accessus ad auctores
3.2 Ein philosophischer Beitrag zur Erweiterung hermeneutischer Möglichkeiten: Die Theorie des integumentum
3.3 Hermeneutik als Theorie idealer Lektüre: Das Didascalicon des Hugo von St. Viktor
3.4 Einheit der ratio und der veritas der auctoritates als Auslegungsprinzip: Abaelards Prolog zu Sic et non

III. Frühe Neuzeit (16.–18. Jahrhundert)
1. Die Entstehung der philosophischen Hermeneutik zwischen humanistisch-. protestantischer Schriftkultur und rationalistischer Verstandeskultur
2. Die Forderung einer allgemeinen Hermeneutik im 17. Jahrhundert
3. Logik und Hermeneutik im Rationalismus der Aufklärung
4. Die Entdeckung des Perspektivenpluralismus der sachlichen Wahrheit
5. Die semiotische Wende der philosophischen Hermeneutik
6. Vergessen und Erinnern der vorromantischen philosophischen Hermeneutik

IV. Neuzeit und Gegenwart (19.–21. Jahrhundert)
1. Die romantische Hermeneutik der Individualität
2. Diltheys handlungstheoretische Fundierung der Hermeneutik
3. Zurück zum primären Verstehen: Heideggers Hermeneutik der Faktizität
4. Die hermeneutische Logik Georg Mischs
5. Gadamers Hermeneutik der geschichtlichen Überlieferung
6. Aktuelle Tendenzen der Hermeneutik

Abkürzungen
Bibliografie
Personenregister

Erscheint lt. Verlag 3.8.2013
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 174 x 248 mm
Gewicht 1280 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Religion / Theologie Christentum Bibelausgaben / Bibelkommentare
Religion / Theologie Christentum Kirchengeschichte
Geisteswissenschaften Sprach- / Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft
Schlagworte Abendland • Abendland / Okzident • Dichtung • Hermeneutik • Philosophiegeschichte • Textanalyse • Textauslegung
ISBN-10 3-205-78849-4 / 3205788494
ISBN-13 978-3-205-78849-2 / 9783205788492
Zustand Neuware
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