Langenscheidts Handbuch zum Glück (eBook)

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2012 | 1. Auflage
272 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-06146-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Langenscheidts Handbuch zum Glück -  Florian Langenscheidt
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Anleitung zum Gücklichsein
Es ist das große Thema seines Lebens: Seit über 30 Jahren beschäftigt sich Florian Langenscheidt mit der Frage nach dem Glück. Warum sind manche Menschen glücklicher als andere? Was brauchen wir zum Glück? Macht Geld glücklich? Ist Liebe eine Voraussetzung zum Glücklichsein? Wie gehen wir am besten mit Krisen um? Warum streben wir überhaupt nach dem Glück? Ist Glück ein erreichbares Ziel? Und wenn ja: Wie erreichen wir es? - In seinem neuen Buch zeigt Florian Langenscheidt uns umfassend den Weg.

Dr. Florian Langenscheidt schrieb acht Bücher über Glück und Optimismus und gab unzählige andere heraus. Er studierte Philosophie, Literatur, Journalismus und Management - in drei Ländern. In Kombination mit Neugier, Menschenliebe und großer Lust an Gestaltung führte ihn das in bestimmt zehn Berufe. Einige Unternehmen gründete er selbst, und den Gründer*innen mehrerer anderer konnte er dabei helfen, erfolgreich zu werden. Als Kuratoriumsvorsitzender des Deutschen Gründerpreises setzt er sich besonders für die Unterstützung innovativer Ideen ein. Er hat fünf Kinder, die er über alles liebt, und konnte als Gründer von »Children for a better World« zusammen mit tollen Mitstreiter*innen tausenden anderen beim Start ins Leben helfen. Dafür erhielt er das Bundesverdienstkreuz und den Deutschen Stifterpreis.

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»GLÜCK TRANSZENDIERT DIE SINNFRAGE. Wer glücklich ist, fragt nicht, warum.

Glück überwindet jeden objektiven Begriff von Zeit. ›Dem Glücklichen schlägt keine Stunde‹, heißt es bei Schiller. Glück kann nur Sekunden dauern, sich aber als gefühlte Zeit wie eine kleine Ewigkeit ausnehmen; oder es kann Monate andauern und diese wie einen kurzen Augenblick im Himmel erscheinen lassen. Und die Vorfreude weit vor der realen Zeit ist oft schöner als das glückliche Erlebnis selbst.

Glück hängt ganz eng zusammen mit Freiheit und Selbstbestimmtheit.

Es entzieht sich auf magische Weise jedem System, jeder zu direkten Intentionalität. Es kommt und geht und lässt sich nur begrenzt steuern. Da helfen keine Ratgeber, Selbstverwirklichungsseminare oder ›Be happy!‹-Beschwörungen. Es ist manchmal da, wenn wir es gerade gar nicht erwarten, und glänzt durch Abwesenheit, wenn alles nach ihm schreit – an manchem Weihnachtsfest, nach einer bestandenen Prüfung oder selbst während der Flitterwochen.

Jeder von uns kennt das: Man ist so richtig guter Dinge, ohne eigentlich zu wissen, warum. Immer wieder auch merken wir erst im Nachhinein, wie glücklich uns eine bestimmte Situation gemacht hat.

Wir können versuchen, das Glück und das Unglück zu zähmen: Lotterien und Versicherungen leben davon. Nur gelingen wird es uns nicht.

Und Glück lebt vom Unglück. Es braucht den Kontrast. Nur Glück geht nicht. Genauso wenig wie nur Schokolade essen oder immer küssen im Sonnenuntergang.«

Diese Gedanken formulierte ich zum ersten Mal im letzten Jahrtausend in einer Rede an der altehrwürdigen Harvard University und habe sie seitdem in mehr als fünfzig Reden über unser aller Glück wiederholt – mit der Bitte um Kommentar, wenn Zuhörer nicht damit einverstanden seien. Keiner hat sich kritisch gemeldet, und daher sollen diese Überlegungen der – anscheinend allgemein anerkannte – Einstieg in ein Buch sein, in dem ich mehr als dreißig Jahre Nachdenken, Forschen, Lesen und Erleben zum Thema Glück für Sie zusammenfasse. Allerdings nur der Einstieg, denn seit der Rede in Cambridge habe ich sehr viel Neues zum Thema gelernt.

Zum Beispiel zur Frage des Sinns. Viele meinen, allein im Glück – sei es das individuelle oder das möglichst vieler Menschen – könne der Sinn des Lebens liegen. Nur lässt sich das Glück direkt nicht ansteuern. Wir erreichen es oft auf Umwegen. Nicht wer immer nur nach dem eigenen Glück fragt, erreicht es am direktesten, sondern jener, der sich auch um das Glück anderer kümmert. Das seiner Kinder, seiner Eltern, seines Partners, seiner Kollegen, seines Nachbarn oder anderer Menschen, die Hilfe und Zuwendung brauchen. Was für ein schönes Paradoxon!

In diesem Sinne liegt nicht der achthundertachtundachtzigste Ratgeber zum Glücklichsein in Ihren Händen. Seien Sie misstrauisch, wenn Ihnen jemand erzählen will, wie Sie ein glücklicher Mensch werden. Das geht nicht mit der Brechstange – genauso wenig wie Liebe, Sex oder das Einschlafen. Natürlich kenne ich all diese Bücher (die besten aktuellen finden Sie in »Vertiefen«), aber gelernt habe ich mehr aus dem Leben. Deswegen werde ich Sie im Folgenden auch nicht mit Zitaten zuschütten. Aber dieses hier ist einfach zu gut, als dass ich es Ihnen vorenthalten könnte:

»Je mehr der Mensch nach Glück jagt, umso mehr verjagt er es auch schon. Um dies zu verstehen, brauchen wir nur das Vorurteil zu überwinden, dass der Mensch im Grunde darauf aus sei, glücklich zu sein; was er in Wirklichkeit will, ist nämlich, einen Grund dazu zu haben. Und hat er einmal einen Grund dazu, dann stellt sich das Glücksgefühl von selbst ein.«

Der Gedankengang stammt von dem Psychiater Viktor Frankl, und er bringt das Dilemma der Glückssuche auf den Punkt. Glück ist kein Osterei. Wir können es nicht einfach suchen gehen. Aber wir können uns selbst und unser Leben so einrichten, dass es gern und immer wieder bei uns vorbeischaut. Und da können wir besonders häufig gemachte Fehler vermeiden. Dieses Buch will dabei helfen.

Trotzdem ist Vorsicht geboten: Die derzeitige Flut der Glücksliteratur und die darin vorherrschende Grundstimmung birgt die Gefahr, zu einer Art Glücksdiktatur zu werden. Ein Nord­korea des positiven Denkens. Das ist grundfalsch, denn vielen Menschen scheint Glück aus verschiedenen Gründen nicht vorrangig wichtig. Der eine pflegt einen gut bayerischen Grant und will ihn sich nicht nehmen lassen. Der andere genießt melancholische Grundstimmungen und will sie nicht für ein gutgelauntes Pfeifen hergeben. Jedem Preußen ist Pflichterfüllung wichtiger als hedonistisches Genießen. Buddhisten bemühen sich, das Streben nach Glück mit all seinen Unwägbarkeiten zu überwinden. Mancher ist lieber unglücklich verliebt als gar nicht. Und Charles de Gaulle fuhr einen Journalisten, der ihn danach fragte, ob er glücklich sei, ungehalten an: »Halten Sie mich für einen Idioten?«

»We are only happy, if we are unhappy«, sagen die Engländer ironisch. Es ist allerdings offensichtlich: In all der kritischen Distanz zum Glück als oberstem Ziel steckt immer ein Glück der höheren Ebene, das ich eben nur im Granteln, Sehnen, Diszipliniert- oder Verliebtsein empfinde. Also doch Glück, nur keines von der Stange und auch nicht eines des einfachen Weges. Wie kann ich – so die zugrunde liegende Annahme – glücklich sein, wenn es das beim Supermarkt gibt? Ich muss es mir schon erkämpfen, sonst ist es nichts wert. Jeder andere Weg ist nicht der meine, und er würde mich nicht glücklich machen.

Die oben skizzierte Glücksdiktatur hat einen weiteren Haken: Was ist mit all den Menschen, die aus guten Gründen wirklich unglücklich sind? Wir wissen spätestens seit Hegel, dass Glück eigentlich nicht im Plan der Schöpfung vorgesehen ist. Leid überwiegt Lust im Leben. Jene Mitmenschen, die davon besonders betroffen sind, belastet es zusätzlich, wenn sie ständig hören müssen, jeder könne glücklich sein, wenn er sich nur bemühe.

Vielleicht ist ja die Suche nach Sinn der elegantere Weg zum Glück. Wie gesagt, im Moment des Glücks stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit nicht mehr. Wir erreichen es möglicherweise am einfachsten durch eben dieses Fragen und den Versuch, die uns angemessenen Antworten zu finden. Der Sinn des Lebens liegt in der Suche nach demselben.

Sinn kann in diesem komplexen Wechselverhältnis zum Glück viel bedeuten. Der lebenskluge Berliner Philosoph Wilhelm Schmid sieht vier Dimensionen:

Der sinnliche Sinn
Könnten wir glücklich sein, wenn wir weder sehen noch hören noch schmecken noch riechen noch empfinden könnten? Nein. Glück geht nicht ohne Sinne, Sinn auch nicht.

Der seelische Sinn
Hier geht es um Freundschaft und um Liebe, um Heimat und Geborgenheit, um Tiere und Natur. Glück vereinsamt ohne all das.

Der geistige Sinn
Denken, deuten, begründen, Zusammenhänge herstellen, Ziele setzen – oft mag uns all das frustrieren und auch unglücklich machen, aber wir können nicht anders und würden unglücklich werden ohne.

Der transzendierende Sinn
Er führt uns aus unserem konkreten Leben heraus und in Religiosität und Spiritualität hinein. Woher kommen wir, wohin gehen wir? Selbst wenn wir ständig an die Grenzen des Wissens und Erkennens stoßen, wir brauchen Sinn auch in diesem Sinne.

Sinnerfahrung und damit Glück können wir nach Schmid in allen vier Dimensionen erfahren. Einer geht auf in raffinierten Kochkünsten, ein anderer im Aufziehen von Kindern. Einer liebt es, mit Reden die Herzen der Menschen zu berühren, ein anderer hat sein Zentrum in der Meditation gefunden. Im Alltag erscheinen alle Sinnerfahrungen interessant, wichtig, heraus­fordernd oder spannend. Die Amsterdamer Philosophin Beate Rösler löst die Spannung zwischen Glück und Sinn daher im Begriff des gelungenen Lebens auf: Wenn wir mit Menschen, die wir schätzen, Projekte verfolgen würden, die uns wichtig und vielversprechend erschienen, gelänge Leben und entstünde Glück. Meistens übrigens, wenn objektiver und subjektiver Sinn zusammenkommen … (Rede »Autonomie, Glück und der Sinn des Lebens«, 2011).

Solche Gedanken lassen jeglichen Ansatz zu einer Glücksdiktatur einstürzen wie die Mauer zwischen Ost und West 1989. Trotzdem bleibt die Frage: Was genau ist dann Glück?

In den langen Jahren theoretischer und praktischer Beschäftigung mit dem Thema habe ich viele Definitionsversuche scheitern sehen. Allein schon wegen der absoluten Subjektivität der Ausgestaltung (der eine liebt eben Oper, der andere Fußball – um es auf den Punkt zu bringen) ist das Unterfangen sehr schwierig. Trotzdem hier mein Versuch (offensichtlich meine ich nicht das Glück im Spiel, sondern die Freude an demselben; nicht das Zufallsglück, sondern das innere Lächeln):

Glück – das sind jene besonderen Momente, in denen wir eins sind mit uns selbst, unseren Erwartungen, unserem Tun und unserer Umwelt.

Die vierundzwanzig folgenden Kapitel werden diesen trockenen Satz zum Leben erwecken wie Dünger einen Rosenstock.

Was ich über die Jahre ebenfalls gelernt habe: Jeder muss sein eigenes Glück finden. Es gibt kein objektives. Manche finden das Glück im Weniger, manche im Mehr. Manche in der Stille, manche im Lärm. Manche in der Ordnung, manche im Chaos. Manche im entlegenen Winkel, manche auf der Fifth Avenue. Und in einer Welt der Handys und des Internets spricht ein Buchtitel vom »Glück der Unerreichbarkeit«.

Mein ältester Sohn fühlte sich in der Pubertät immer genervt, wenn ihn Erwachsene nach seinem Berufswunsch fragten. So antwortete er überraschend auf die Frage, er wolle Fäkaltaucher werden. Ein Drittel...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2012
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Philosophie der Neuzeit
Schlagworte eBooks • Glück • Lebensführung • Philosophie • Psychologie • Ratgeber
ISBN-10 3-641-06146-6 / 3641061466
ISBN-13 978-3-641-06146-3 / 9783641061463
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