Der imperiale Traum (Sonderausgabe)

Die Globalgeschichte großer Reiche 1400-2000

(Autor)

Buch | Softcover
544 Seiten
2012
Campus (Verlag)
978-3-593-39785-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der imperiale Traum (Sonderausgabe) - John Darwin
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"Ein neues Meisterwerk der britischen Makrohistorie " Jürgen Osterhammel
Mitte des 15. Jahrhunderts begannen die europäischen Seefahrernationen, allen voran Portugal, die Seewege Richtung Amerika und Indien zu erschließen: der Beginn der europäischen Expansion. Doch was geschah derweil in jenem Teil der Welt, der vom Ausgreifen des Westens relativ unberührt blieb?
In einer meisterhaften Geschichtserzählung zeigt John Darwin, dass die asiatischen Reiche bis weit ins 19. Jahrhundert hinein erstaunlich stabil waren. Er schildert das imperiale Streben der größten Mächte Eurasiens: unter anderem China und das indische Mogul-Reich, das Osmanische und das Russische Reich und Japan.
Erst ab 1880 erringt Europa auch gegenüber Asien eine ökonomische und militärische Vormachtstellung - die es aber im Zuge der Weltkriege bald wieder verliert. Nach dem darauf folgenden Ende der Kolonialreiche fand Asien rasch zu alter Stärke zurück. So erzählt John Darwin eine atemberaubende Geschichte von Aufstieg und Niedergang, in der die westliche Hegemonie nur eine kurze Phase war, deren Ende bereits in Sicht gekommen ist.
Mit seltener Klarheit und Originalität vollzieht er 600 Jahre Weltgeschichte nach. Und ermöglicht damit ein neues Verständnis der globalisierten Welt, das sich jeder eurozentrischen Argumentation enthält.
Auf der Longlist des NDR-Sachbuch-Preises 2010.

John Darwin ist Beit University Lecturer für die Geschichte des Britischen Commonwealth am Nuffield College, Oxford. Er ist Autor von "Britain and Decolonization" (1989) und "The End of the British Empire and Britain" (1991). Sein neuestes Buch zählt aktuell neben Christopher Baylys "Die Geburt der modernen Welt" und Jürgen Osterhammels "Die Verwandlung der Welt" zu den Standardwerken der Globalgeschichte.

Inhalt

Vorwort9
1. Orientierungen16
2. Eurasien und das Zeitalter der Entdeckungen57
3. Das frühneuzeitliche Gleichgewicht105
4. Die eurasische Revolution156
5. Ein Wettlauf gegen die Zeit213
6. Die Grenzen der Reiche283
7. Der Weg in die Weltkrise, 1914-1942346
8. Ende und Anfang - Alte Reiche und neue400
9. Timurs Schatten460
Anmerkungen476
Weiterführende Literatur523
Verzeichnis der Karten534
Register535

Imperiale Geschichten

Die ganze Weltgeschichte könnte man als imperiale Geschichte, als Geschichte von Reichen, deuten. Viele Historiker stellen Reiche als Abnormitäten dar, als unwillkommene Eindringlinge in nichtimperiale Welten. Ihr Aufstieg sei außergewöhnlichen Umständen oder der manischen Tatkraft einer außergewöhnlichen Persönlichkeit zu verdanken. Ihr Fall hingegen sei vorhersagbar, weil die außergewöhnlichen Umstände, welche den Aufstieg ermöglicht hatten, nur während eines begrenzten Zeitraums andauerten. Diese Sichtweise ist verlockend simpel, aber ihr Erklärungswert ist denkbar gering. Ein Blick auf die Weltgeschichte legt vielmehr die Vermutung nahe, dass zumindest in der Politik imperiale Macht während der meisten Zeit der Standard war. Imperien sind Systeme des Einflusses oder der Herrschaft, in denen sich ethnische, kulturelle oder ökologische Grenzen überschnitten oder schlicht ignoriert wurden. Ihre Allgegenwart lässt sich aus der Tatsache ableiten, dass sowohl auf regionaler als auch auf globaler Ebene die Ressourcen, die für den Aufbau eines starken Staates erforderlich sind, sehr ungleich verteilt waren. Das war nicht nur eine Frage der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen oder der schiffbaren Flüsse, sondern der sozialen und kulturellen Solidarität und der Kapazitäten eines Staates, sowohl Menschen als auch Güter zu mobilisieren. Gerade diese "Modernität" ermöglichte erst die Schaffung eines riesigen chinesischen Reiches schon 2200 v. Chr. Gegen die kulturelle Anziehungskraft oder die militärische Gewalt eines imperialen Staates war Widerstand kaum möglich, sofern er nicht durch geographische Abgelegenheit oder ungewöhnlich festen Zusammenhalt eines Volkes aufrecht erhalten wurde. Selbst Staaten, die einer Unterwerfung entgingen, mussten zwischen den imperialen Mächten lavieren, damit sie nicht von den Kolossen zermalmt wurden.

Die meisten Reiche der Geschichte würden uns heute als bescheidene Gebilde erscheinen, mit einer kleinen Bevölkerung und begrenzter Reichweite. Selbst wenn wir uns auf die in diesem Buch behandelten Reiche beschränken, finden wir große Unterschiede. Unter dem Begriff der "klassischen" Reiche werden oft nur große agrarische Bürokratien verstanden. Ihr Hauptmerkmal war die Kontrolle des Landes und des Überschusses, den es hervorbrachte. Ein mehr oder weniger zentralisiertes Beamtentum, das eigens zu dem Zweck organisiert und rekrutiert wurde, die Macht des Herrschers gegen lokale Interessen oder grundbesitzende Aristokraten durchzusetzen, trieb die Steuern ein und sprach Recht. Das Ansehen des Herrschers war eine kostbare Ressource, die sorgfältig durch Abgeschiedenheit, Rituale und Zeremonien gepflegt werden musste. Nach dem Sturz des Römischen Reiches im Westen war China das beste Beispiel für ein auf diese Weise organisiertes Reich. Anderswo waren die Rahmenbedingungen in der Regel weniger günstig: Religion, ökologische Voraussetzungen oder die geographische Lage schlossen eine imperiale Herrschaft nach chinesischem Muster aus. Im mittleren Eurasien griffen die Herrscher stattdessen auf Militärsklaven (wie die Mamelucken) zurück, die an den Rändern des Reiches rekrutiert wurden. Als Fremde, die vom Wohlwollen des Emirs abhängig waren, oder als Konvertiten zum Islam hatten sie keine lokalen Beziehungen, weder ein Clan noch eine Familie beeinträchtigten ihre Treue zum Herrscher. Sie bildeten das Gegengewicht zur lokalen Solidarität der Städte, Stämme und einheimischen ländlichen Eliten. Aber diese Reiche unterscheiden sich wiederum erheblich von den Überseereichen, welche die Europäer Ende des 15. Jahrhunderts zu errichten begannen.

Natürlich entstanden diese "kolonialen" Reiche in unzähligen Varianten. In der Regel wurden sie nicht durch staatliche Aktionen gegründet, sondern durch private Abenteurer, die eine Konzession oder Charta ihrer heimischen Regierung besaßen. Einige stützten sich auf die Arbeitskraft der Be

Erscheint lt. Verlag 10.8.2012
Übersetzer Michael Bayer, Norbert Juraschitz
Zusatzinfo 25 Karten
Sprache deutsch
Original-Titel After Tamerlane. The Rise and Fall of Global Empires 1400-2000
Maße 152 x 228 mm
Gewicht 910 g
Einbandart Englisch Broschur
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Schlagworte 19. Jahrhundert • 20. Jahrhundert • Asien • Eurasien • Europa • Europa, Geschichte • Frühe Neuzeit • Globalgeschichte • Imperialismus • Imperien • Imperium • Reich • Weltgeschichte • Weltreiche • Wolfson-Preis für Geschichte
ISBN-10 3-593-39785-4 / 3593397854
ISBN-13 978-3-593-39785-6 / 9783593397856
Zustand Neuware
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