Englische Mystik des Mittelalters (eBook)

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2011 | 1. Auflage
624 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-62802-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Englische Mystik des Mittelalters -  Wolfgang Riehle
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Diese Geschichte der englischen Mystik nimmt ihren Ausgang bei der Tatsache, daß sich in England einerseits eine lange insulare eremitische Tradition behauptet hat und andererseits zahlreiche kontinentale Einfl üsse wirksam geworden sind. Auf der Grundlage der zisterziensischen Brautmystik und speziell dem Werk des Aelred von Rievaulx beginnt sich englische Mystik in für Frauen bestimmten Meditationstexten zu entfalten. Aus demselben Geist entstehen dann die überaus bilderreichen mystischen Werke Richard Rolles. Einzigartig, wie Rolle die unio mit der Gottheit durch sein hingerissenes Hören himmlischer Musik erlebt. Ein Kapitel ist dem anonymen Autor der auch in Deutschland bekannten ?Wolke des Nichtwissens? gewidmet. Eine Ausweitung theologischer Psychologie bietet der in vielem mit dem Autor der ?Wolke des Nichtwissens? verwandte Walter Hilton. Aus seinen Texten hört man das besorgte Bemühen um die Abgrenzung gegen häretische Tendenzen, besonders die Bewegung des freien Geistes, heraus. Daß diese auch in England bekannt war, beweist der ihr nahestehende, auch ins Englische übersetzte und heute zu Recht vieldiskutierte ?Spiegel der einfachen Seelen? der Marguerite Porete. Die interessantesten Erscheinungen sind die beiden Frauen Juliana of Norwich und Margery Kempe. In dem Werk ?Eine Offenbarung der Liebe? entwirft Juliana auf der Basis ihrer Visionen eine ungemein modern wirkende Theologie der unbedingten göttlichen Liebe. Margery Kempe, die sich stark an kontinentalen Vorbildern orientiert, bleibt ein Leben lang erschüttert vom Liebestod Christi. Da sie in der säkularen Welt lebt, statt schützende Klostermauern zu suchen, bieten ihre Erlebnisse einen faszinierenden Spiegel des Spätmittelalters und die erste weibliche Autobiographie.

Wolfgang Riehle, emeritierter Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz, ist seit seinen Studien zur englischen Mystik des Mittelalters (1977) ein international anerkannter Spezialist auf diesem Gebiet der Mediävistik. In seinem zweiten Forschungsschwerpunkt, dem Drama Shakespeares, ist er mit Werken zu den frühen Königsdramen und zu Shakespeares Eingebundenheit in die humanistische Tradition hervorgetreten. Auch zu Geoffrey Chaucer und T. S. Eliot sowie zu Daniel Defoe hat er Bücher verfaßt. Riehle ist korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Wolfgang Riehle, emeritierter Professor an der Karl-Franzens-Universität Graz, ist seit seinen Studien zur englischen Mystik des Mittelalters (1977) ein international anerkannter Spezialist auf diesem Gebiet der Mediävistik. In seinem zweiten Forschungsschwerpunkt, dem Drama Shakespeares, ist er mit Werken zu den frühen Königsdramen und zu Shakespeares Eingebundenheit in die humanistische Tradition hervorgetreten. Auch zu Geoffrey Chaucer und T. S. Eliot sowie zu Daniel Defoe hat er Bücher verfaßt. Riehle ist korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Cover 1
Titel 3
Impressum 4
Inhalt 5
Vorwort 13
I. Zur Entwicklung des Eremitentums auf den Britischen Inseln 17
1. Spiritualität und Individualität im 12. Jahrhundert 17
2. Eremitische Anfänge 19
3. Die Erneuerung der Reklusenidee im Hochmittelalter 24
4. Christina von Markyate: Versuche weiblicher Befreiung 30
II. Aspekte der frühen Zisterzienserspiritualität 35
1. Der Beitrag einiger Engländer zur Profilierung des Ordens 35
2. Leben und Werk Aelreds von Rievaulx (1110–1167) 41
Der Spiegel der Liebe (De Speculo Caritatis) 43
Über die geistige Freundschaft (De spiritali amicitia) 46
Über das Inklusen-Institut (De institutione inclusarum) 48
3. Der Hymnus Dulcis Jesu Memoria eines anonymen Zisterziensers 54
III. Englische affektive Spiritualität im späten 12. und frühen 13. Jahrhundert 59
1. Der unterschätzte Einfluß des Origenes 59
2. Zisterziensische Spiritualität und volkssprachliche Meditation 63
Katherine Group und Wooing Group 63
þe Wohunge of Ure Lauerd (Die Brautwerbung unseres Herrn) 65
IV. Die Ancrene Wisse (Der Inklusen-Führer) – ein Meisterwerk spirituell-mystischer Unterweisung 72
1. Das ummauerte Leben dreier adeliger Schwestern 72
2. Thematik und äußere Struktur 75
3. Der Jakobusbrief als theologische Basis des Inklusenführers 77
4. Die christologische Vertiefung der Ancrene Wisse aus zisterziensischem Geist 83
5. Zielpublikum und Autorschaft der Ancrene Wisse und verwandter Texte 90
6. Die Ancrene Wisse im Vergleich mit dem St. Trudperter Hohenlied 95
7. Abschließende Beurteilung der Ancrene Wisse-Gruppe 100
V. Weibliche versus männliche Spiritualität? 102
1. Das Talkyng of þe Loue of God (Ein Gebet in inniger Gottesliebe) 103
Eine Fortsetzung der volkssprachlichen Inklusenliteratur 103
Ein Text für Frauen aus der Feder einer Frau? 108
2. Der Mönch von Farne und die ‹Sinnlichkeit› seiner Mystik 111
VI. Richard Rolle von Hampole (ca. 1300/10–1349) – Englands erster großer Mystiker 117
1. Das wiedererwachte Interesse an einem umstrittenen mittelalterlichen Autor 117
Ursprünge und eremitische Entfaltung Richard Rolles 119
Der Weg zu literarischer und theologischer Autorität 125
2. Grundzüge der Mystik Richard Rolles 134
Mystische Stufenlehre und Definitionen der Liebe 136
3. Richard Rolles größere Textbeiträge zur mittelalterlichen Mystik 142
Das frühe Canticum Amoris 143
Der Schriftkommentar Super Apocalypsim 145
Das Incendium Amoris 149
Der Hoheliedkommentar (Super Canticum Canticorum) 155
Rolles Hiobkommentar (Expositio Super Novem Lectiones Mortuorum) 161
Der Lateinische Psalter 166
Rolles Lebensregel Emendatio Vitae 167
4. Zu Rolles Sprache und Stil 170
5. Die volkssprachlichen Texte Richard Rolles 172
Der Englische Psalmen-Kommentar 173
The Form of Living und Ego Dormio 181
Die Meditations on the Passion 186
Richard Rolles Lyrik 189
6. Die Singularität von Richard Rolles Melos Amoris 192
Himmelstürmende Dynamik 192
Mystische unio-Erfahrung durch das Medium mittelalterlicher Musik 195
Richard Rolles Melos Amoris als ‹Summa› seiner Lebensleistung 204
VII. Marguerite Poretes Le Mirouer des simples âmes in englischer Übersetzung 209
1. Ein großes Beispiel mittelalterlicher Frauenmystik 209
2. Mittelenglische Anverwandlungen des Mirouer des simples âmes 218
3. Analogien und Bezugspunkte des Mirror of Simple Souls zur englischen Hofkultur 222
VIII. Die Cloud of Unknowing und die mit ihr verwandten Traktate 229
1. Die Rezeption der apophatischen Mystik durch den Autor der Cloud of Unknowing 229
Der Kanon der Werke des Cloud-Autors 231
Grundgedanken der Cloud-Texte 232
Die theologische Anthropologie des Cloud-Autors 235
2. Der Einfluß des Thomas Gallus auf die Cloud-Texte 237
Der Versuch einer Synthese von ‹negativer› und bernhardischer Mystik 241
Die Abwertung der Leiblichkeit – ein anthropologisches Dilemma 246
3. Der Cloud-Autor – ein Meister der Sprache 248
IX. Walter Hiltons theologische Fundierung der englischen Mystik 254
1. Die Suche nach der geeigneten Lebensform 254
2. Zu Hiltons lateinischen Texten 256
3. Of Angels' Song (Über den Gesang der Engel) 260
4. Hiltons volkssprachliches Meisterwerk: The Scale of Perfection (Die Leiter zur Vollkommenheit) 262
Eine theologische Anthropologie 266
Kontemplation, Gebet und Meditation in der Sicht Walter Hiltons 270
Gott erkennen – Gott lieben 273
5. Hilton, der Cloud-Autor und der Mirror of Simple Souls in ihrem Verhältnis zur Bewegung des Freien Geistes 281
X. Die mystisch-theologische Vision der Juliana von Norwich (1343–nach 1416) 287
1. Juliana, eine große Unbekannte aus dem mittelalterlichen Norwich 287
Exkurs: Zur Textüberlieferung von Julianas Revelation of Love 290
Krankheit und Meditation als ‹Vorbedingungen› für Julianas Visionen 291
2. Julianas theologisches Selbstbewußtsein – eine neue Apostola 296
Zisterziensische Einfärbung 300
Julianas Gedanken über das Gebet 302
Trinität und Inkarnation im Werk der Juliana von Norwich 304
Der Mensch als personale Einheit 306
Leiblichkeit als Verortung des Geistigen 309
Die «Einwohnung» Gottes und der Seele im jeweiligen Partner 311
Pseudo-dionysische Reminiszenzen in Julianas Theologie 313
Die Erneuerung einer alten theologischen Idee: Gott als Mutter 314
3. Julianas zentrale Vision als interpretierte Parabel 316
Das Problem der Sünde in Julianas Soteriologie 319
4. Julianas individuelle Rezeption der paulinischen Schriften 322
Der Versuch einer Entschärfung paulinischer Widersprüche 324
Juliana und die All-Versöhnung (Apokatastasis) 330
Zusammenfassung und Ausblick 333
Exkurs: Zu einigen ungeklärten Aspekten der Biographie Julianas 335
XI. Margery Kempe (ca. 1373–nach 1439): Die schockierende «Närrin in Christus» 340
1. Zur Einführung 340
2. Margery Kempes unkonventionelles Leben 343
Imitatio Christi und vita apostolica als Lebensplan 349
Margery Kempe und das Armutsideal 351
3. Die theologische Signifikanz von Margery Kempes abundanten Tränen 354
Margery Kempe und die Passionsmeditation 358
4. Die Früchte von Julianas theologischer Unterweisung 360
Margery Kempes ‹Liebestheologie› 363
5. Der Rückgriff auf die frühe Beginenspiritualität: Marie von Oignies als Vorbild 366
Margery Kempe und Elisabeth von Thüringen 371
Auf den Spuren Birgittas von Schweden und anderer Visionärinnen 376
6. Das Book of Margery Kempe: Gattungs-, Struktur- und Stilprobleme 382
Hagiographie, Autohagiographie oder Autobiographie? 382
Zu Struktur, Stil und Narrativik 385
Margery Kempes Book – das Resultat einer Kollaboration? 388
7. Margery Kempe und die Lollarden 391
Zusammenfassung 394
XII. Die Popularisierung der affektiven Spiritualitätim englischen Spätmittelalter 399
1. Die Ausweitung der Leserschaft und die Beliebtheit des ‹mixed life› 399
2. Die Kompilation als Popularisierungsmedium 403
3. Zur insularen Rezeption kontinentaler mystischer Texte 405
4. Die Meditationes Vitae Christi und Nicholas Loves Mirror of the Blessed Life of Jesus Christ 409
5. Mystische Reminiszenzen im geistlichen Drama 411
Die großen Mysterienzyklen 411
Thematische Parallelen in den ‹Morality Plays› 415
a) Wisdom, Who is Christ 416
b) The Castle of Perseverance 418
6. Anklänge an die Mystik-Tradition in den Hauptwerken englischer Dichtung des Spätmittelalters 422
Schlußbetrachtung 428
Anhang 439
Anmerkungen 441
Abkürzungen 575
Abbildungsnachweis 576
Auswahlbibliographie 578
Namenregister 613
Zum Buch 624

Erscheint lt. Verlag 14.12.2011
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Geisteswissenschaften Philosophie
Schlagworte Christliche Spiritualität • England • Frömmigkeit • Gott • Kloster • Literatur • Literatursoziologie • Meditation • Mittelalter • Mystik • Psychologie • Spätmittelalter • Spiritualität • Textinterpretation • Theologie
ISBN-10 3-406-62802-8 / 3406628028
ISBN-13 978-3-406-62802-3 / 9783406628023
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