Einführung in die Kirchengeschichte -  Manfred Heim

Einführung in die Kirchengeschichte (eBook)

(Autor)

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2011 | 2. Auflage
200 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-62325-7 (ISBN)
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Manfred Heim stellt knapp und kenntnisreich die wichtigsten Entwicklungslinien der katholischen Kirche und der protestantischen Kirchen dar. Ergänzend führt ein Kapitel in die Geschichte des Fachs und seine wichtigsten Fragestellungen ein. Literaturhinweise, Zeittafel und Register runden diese Einführung ab. «Ein nützliches und zuverlässiges Hilfsmittel, nicht nur für das Studium.» Erbe und Auftrag «Ein gelungener Beitrag ... In konzentrierter Form und guter Lesbarkeit vermittelt das Buch dem Leser die notwendigen Kenntnisse.» Lutz E. von Padberg, Jahrbuch für Evangelische Theologie

Manfred Heim lehrt als Professor für Bayerische Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zahlreiche Publikationen zur Kirchengeschichte, u.a. erschien in der Beck'schen Reihe «Von Ablass bis Zölibat. Kleines Lexikon der Kirchengeschichte» (2008).

Manfred Heim lehrt als Professor für Bayerische Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zahlreiche Publikationen zur Kirchengeschichte, u.a. erschien in der Beck’schen Reihe «Von Ablass bis Zölibat. Kleines Lexikon der Kirchengeschichte» (2008).

II.
Christentum, Kirche und Kirchen –
Ein geschichtlicher Überblick


Christentum ist die Bezeichnung für die Religion der Christen, das heißt all derer, die an Jesus von Nazaret als den Christus (griechisch christós = der Gesalbte [des Herrn], lateinisch christus; Übersetzung des hebräischen «Messias») glauben und auf den dreifaltigen Gott (Trinität) getauft sind (Matthäusevangelium 28,19). Die schon früh erfolgte Benennung der Christusgläubigen als «Christianer» (nach Apostelgeschichte 11,26 zuerst im syrischen Antiochien) weist darauf hin, dass im Bekenntnis zu Jesus als dem Christus das entscheidende Kennzeichen seiner Anhänger erkannt wurde. Daraus entwickelte sich der erstmals bei Ignatius von Antiochien im frühen 2. Jahrhundert belegte Begriff «Christentum», als Nachbildung und gleichzeitige Abgrenzung von «Judentum» und «Griechentum» sowie zur Bezeichnung für die von Jesus Christus gestiftete Offenbarungsreligion, die Religion, die ihre Glaubenslehre, Gottesverehrung und Weltanschauung auf Jesus und das Glaubenszeugnis seiner Jünger zurückführt. Christlicher Glaube gründet demnach in der Person Jesu Christi, in der Gottes Offenbarung sichtbar wurde; sie wird der Heiligen Schrift (Bibel, von griechisch bíblos = Buch, lateinisch biblia) entnommen, der Sammlung der Schriften, die von den christlichen Kirchen als von Gott geoffenbartes Wort anerkannt sind. Sie besteht aus dem in hebräischer (zu geringen Teilen in aramäischer) Sprache geschriebenen Alten Testament (AT) und aus dem in griechischer Sprache abgefassten Neuen Testament (NT).

Mit dem weiten Begriff Christentum ist auch die Gesamtheit der Kirchen und religiösen Gemeinschaften umschrieben, die von Jesus Christus, seiner Lehre und der um ihn sich bildenden frühen Gemeinschaft der Jünger und Apostel ihren geschichtlichen Ausgang nehmen und von daher maßgeblich bestimmt sind. Das Christentum fand und findet seine geschichtliche Ausprägung in der Gemeinschaft der Kirche, deren eigener und eigentlicher geschichtlicher Anfang traditionellerweise mit der Geistsendung am ersten Pfingstfest (Apostelgeschichte 2) in Verbindung gebracht wird. Frühzeitig erkennbare Spaltungen in Kirchen und kleinere Gemeinschaften dauern bis zur Gegenwart an und werden von den meisten Christen als tragisch empfunden.

1. Die Anfänge


Das Christentum entstand auf dem jüdischen Mutterboden des alttestamentlichen Bundesvolkes, seines Gottesglaubens und seiner Messiaserwartung. Es gründet in Leben, Wirken, Verkündigung, Leiden, Tod am Kreuz und Auferstehung des Jesus von Nazaret. Dieses Ereignis wird, abgesehen von einigen Spuren in der Profanliteratur, ausschließlich bezeugt in den Schriften des Neuen Testaments. In ihnen sind geschichtliche Aussage (der historische Jesus) und Glaubenszeugnis (der verkündigte Christus des Glaubens) so eng miteinander verbunden, dass sich die Rekonstruktion eines «Lebens Jesu» als unmöglich erwiesen hat. Dennoch ist die «Rückfrage» nach dem historischen Jesus legitim. Die moderne Exegese (Auslegung der Bibel; dazu oben Kapitel I.1) hat Kriterien entwickelt, die im Kerygma, das heißt in der Verkündigung Jesu und der frühchristlichen Gemeinde, eine historische Jesus-Überlieferung erkennen lassen.

Im Mittelpunkt der Verkündigung Jesu steht das Reich Gottes, die Herrschaft Gottes. Das Reich Gottes ist im Wirken Jesu angebrochen, offenbar geworden. In Jesus wirkt Gott unmittelbar. In ihm wird die Liebe Gottes und das endgültige Heil erfahrbar, darin die Erfüllung des Alten Bundes. Ausdruck und Entfaltung dessen sind Jesu Wunder und Zeichen, seine Hinwendung zu den Leidenden und Kranken, zu den Sündern und Ausgestoßenen, auch seine Lebensform in Armut, Ehelosigkeit und im Gehorsam zum Vater. Tragender Grund seiner Sendungsautorität ist die Beziehung zu Gott, den er in exklusiver Weise «Abba» (Vater) nennt und als dessen «Sohn» er sich weiß. Von daher kommt ihm auch die Vollmacht zur Sündenvergebung zu, ein göttliches Privileg. Ohne dass er ausdrücklich einen Hoheitstitel für sich beanspruchte, wurde in seinem Verhalten und Auftreten der göttliche Anspruch hinreichend deutlich. Gegen alle Widerstände bleibt Jesus seiner Sendung treu. Der ältestes Überlieferungsmaterial darstellende Passionsbericht (Berichte vom Leiden und Sterben Jesu Christi in den vier Evangelien; von lateinisch passio = Leiden) bezeugt das im Sinne des «Gottesknechtes» stellvertretend für die Sünder bewusst und frei angenommene Todesschicksal Jesu. Nach dem Letzten Abendmahl wird er verraten, gefangengesetzt, als Messias-Prätendent und Gotteslästerer verurteilt, den Römern ausgeliefert und wohl am Rüsttag des Passahfestes im Jahr 28 in Jerusalem am Kreuz hingerichtet. Seine Jünger bezeugen, dass Gott in der Auferweckung Jesu von den Toten sich zu ihm bekannt und damit alle ins Unrecht gesetzt habe, die ihn meinten verurteilen zu müssen. Die «Erscheinungen» des Auferstandenen vor ausgewählten Jüngern sind Grundlage der Osterbotschaft. Sie wird begleitet durch das Auffinden des leeren Grabes, das auch von den Gegnern nicht bestritten wird. Im Lichte des Ostersieges können nun die Hoheitstitel «Messias» («Christus»), «Kyrios» («Herr»), «Sohn Gottes» auf Jesus angewandt werden, ohne in einem nur politischen Sinne missverstanden zu werden. In der Identität des vorösterlichen, irdischen Jesus mit dem als auferstanden verkündigten Christus besteht der Ansatzpunkt jeder Christologie (Lehre von Christus). «Jesus ist der Christus» lautet das Grundbekenntnis christlichen Glaubens, so dass «Jesus Christus» gleichsam zum Eigennamen wurde. Anders ausgedrückt: «Gott in Christus – das Heil der Welt» (Johann Michael Sailer). Die genannten, im Glauben zu erfassenden Heilstatsachen wurden für die entstehende gläubige Gemeinde das zentrale, das entscheidende Ereignis der Geschichte.

2. In der antiken Welt


Das Leben Jesu vollzog sich in Palästina, einem wenig geachteten Grenzbezirk des Römischen Reiches. Dieses Reich erreichte in dem Jahrhundert der apostolischen Jugendzeit des Christentums, von Kaiser Augustus (30 vor Christus – 14 nach Christus) bis zu Trajan (98–117) und Hadrian (117–138), seine weiteste Ausdehnung. Es umschloss alle Länder um das Mittelmeer und erstreckte sich vom Atlantik, von Britannien bis zu Euphrat und Tigris, von Rhein und Donau bis zum mittleren Nil, bis in Wüstengebiete Arabiens und Afrikas hinein. Drei Kulturen waren in diesem klar gegliederten, gut verwalteten Weltreich zu einer politischen Einheit verschmolzen: die römische, griechische und orientalische. Die politische Einheit wurde aufrechterhalten durch Einheit des Verkehrs (gute Straßen), der Armee, der offiziellen Sprache (Latein, daneben Griechisch, besonders im Osten). Überallhin drang mit Verwaltung und Verkehr der Stolz des Römers: sein Recht. Die durch eine einheitliche Städtekultur getragene «Einheit des Geistes» machte starke Fortschritte. Wichtigster Träger der Bildungseinheit war das griechische Wesen, das – höchst entwickelt – zwischen dem römisch-abendländischen und dem orientalischen lag und beiden zugleich verbunden war.

Die christliche Urgemeinde war nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift gekennzeichnet von Osterglauben, eschatologischer Haltung und Warten auf die Wiederkunft Jesu Christi (Parusie). Schon in der Urgemeinde zu Jerusalem und in anderen frühchristlichen Gemeinden begann sich christliche Kirche zu organisieren. Die Anfänge der hierarchischen Gliederung sind bereits in Schriften des Neuen Testamentes bezeugt.

Der Übergang zur Heidenmission, den vor allem der Apostel Paulus entschieden und erfolgreich vollzog, führte zur Ausbreitung christlicher Gemeinden im politischen und kulturellen Raum des Römischen Reiches rings um das Mittelmeer. Am stärksten war die Ausbreitung zunächst im griechisch geprägten Osten, vor allem in Kleinasien. Schon gegen Ende des 2. Jahrhunderts gab es in fast allen Teilen des Römischen Reiches, zunächst in den Städten, christliche Gemeinden unter Leitung eines Bischofs. Die einzelnen Gemeinden hielten untereinander Verbindung und verstanden sich als lokale Repräsentation der einen Kirche Christi. Der Ausbau der einen heiligen apostolischen Kirche, unter der Leitung von Bischöfen, ging verhältnismäßig rasch vor sich. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts sprechen Männer wie Bischof Cyprian von Karthago († 258) bewusst von der «ecclesia catholica», der «katholischen Kirche», das heißt der Kirche, welche die ganze «Oikumene» (griechisch = der ganze bewohnte Erdkreis) umspannt.

Von Anfang an musste sich das Christentum mit der umgebenden orientalisch-hellenistisch-römischen Kultur und deren Religionen auseinandersetzen. In dieser Konfrontation war man immer wieder gezwungen, sich auf das Eigentümliche der Botschaft Christi zu besinnen, um nicht im «Sog» der verschiedenen Heilslehren unterzugehen. In der Verteidigung des Christentums und in der Entfaltung der Glaubenslehre vom einen-dreieinigen Gott, vom Gottmenschen Jesus Christus, vollzogen in harten innerkirchlichen Kämpfen, auch Spaltungen, bediente sich die Kirche...

Erscheint lt. Verlag 21.7.2011
Reihe/Serie C.H. Beck Studium
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Religion / Theologie
Schlagworte Christen • Christentum • Evangelisch • Katholisch • Kirche • Kirchengeschichte • Religion • Theologie
ISBN-10 3-406-62325-5 / 3406623255
ISBN-13 978-3-406-62325-7 / 9783406623257
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