Die Psychologismus-Kontroverse (eBook)

. EBook
eBook Download: PDF
2011 | 1. Auflage
142 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-647-45203-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Psychologismus-Kontroverse -  Werner Loh,  Margret Kaiser-El-Safti
Systemvoraussetzungen
25,00 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der Psychologismus-Streit erreichte im deutschen Wissenschaftsdiskurs im 19. Jahrhundert nicht die Breitenwirkung wie der Darwinismus-Streit oder der Materialismus-Streit, in denen ideologische und religiöse Kontroversen mit neuen Wissenschaftsentwicklungen ausgetragen wurden und immer noch werden. Die zum Teil wesentlich subtileren Hintergründe sowie die Motive der am Psychologismus-Streit besonders seit 1900 hauptsächlich Beteiligten wurden bis heute nicht hinsichtlich der historisch-systematischen Grundlagen untersucht, obgleich die Problemlagen ebenso grundlegend sind. Dies liegt unter anderem daran, dass hier auch Logik und Mathematik betroffen sind, die zu ähnlicher öffentlicher Diskussion bisher wenig eingeladen haben. In gängiger historischer Perspektive provozierte der Antipsychologismus die Trennung der Psychologie von der Philosophie und beförderte letztlich auch die institutionelle Separierung mit beide Disziplinen behindernden Folgen bis in die Gegenwart. Tatsächlich weisen die erkenntnistheoretischen Prämissen des Antipsychologismus nicht die unterstellte begriffliche Klarheit auf, sondern sind als durchaus vieldeutig zu problematisieren; dementsprechend müssen Hintergründe des Streites neu aufgerollt werden. Die vorherrschende »Psychologie ohne Seele« leidet ebenso wie der Antipsychologismus an epistemischen Defiziten, die es aufzuarbeiten gilt.

Dr. Werner Loh ist Mitgründer, Mitherausgeber und Forschungsredakteur der Zeitschrift »Erwägen - Wissen - Ethik«.

Dr. Werner Loh ist Mitgründer, Mitherausgeber und Forschungsredakteur der Zeitschrift »Erwägen – Wissen – Ethik«.

Cover 1
Title Page 4
Copyright 5
Table of Contents 6
Body 8
Vorwort 8
Margret Kaiser-el-Safti Der Psychologismus-Streit in geschichtlicher und systematischer Betrachtung 10
Werner Loh Erwägungsorientierte Aufhebungsversuche der Psychologismus-Antipsychologismus-Kontroversen 62
Margret Kaiser-el-Safti und Werner Loh Briefwechsel 112
Literatur 134
Back Cover 146

"Briefwechsel (S. 111-112)

Margret Kaiser-el-Safti und Werner Loh

Lieber Herr Loh,
Sie bezeichnen Ihren für mich sehr erhellenden Beitrag nur als eine Vorstudie in der Absicht, Ihren Standpunkt in der zur Diskussion stehenden Sache nicht als abgeschlossen zu betrachten, wofür sie von philosophischer Seite ja ausgegeben wurde; wir haben dagegen beide die Vieldeutigkeit des Phänomens und „die Vielfalt des Wortgebrauchs“ in der Debatte moniert, die auf weiteren Klärungsbedarf deutet. Die Bereitschaft zur Offenheit möchte ich meinerseits unterstreichen, jedoch zunächst meine Erleichterung darüber ausdrücken, dass Sie, gerade aus Ihrer logisch argumentierenden Position heraus, dem Antipsychologismus keine Siegerchance einräumen. Ihre differenzierten Ausführungen über Widersprüche in Grundlagenfragen der sogenannten „Klassischen Aussagenlogik“, Ihre Stellungnahme, dass eine (nur) an der Form (z. B. der Syntax) orientierte Logik zur Entmündigung tendiert, erscheinen mir als sehr bedenkenswert.

Dass man heute noch dem Platonismus in der Logik Tribut zollt oder, wie Edmund Husserl meinte, „ideale Spezies“ könnten ebenso „erschaut“ werden, wie man konkrete Dinge wahrnimmt, kann ich nicht nachvollziehen. („Wesensschau birgt nicht mehr Schwierigkeiten oder ‚mystische Geheimnisse‘ als Wahrnehmung“, vertritt Husserl 1981, S. 39, doch eher suggestiv als begründet.)

Ihr Plädoyer für einen reflexiven Umgang mit Disjunktionen, ohne auf prinzipiell nicht zu erreichende Vollständigkeit (Unendlichkeit) zu insistieren, Irrtümer einzuräumen, statt auf Gehorsam wie immer zu definierenden Autoritäten gegenüber zu pochen, haben mich begeistert. Ihr entschiedenes Eintreten dafür, die Befähigung zu stärken, Disjunktionen im Sinne von sachlich relevanten Alternativen zu reflektieren und für Entscheidungen nutzbar zu machen, beleuchtet meines Erachtens wertvolle didaktische und pädagogische Möglichkeiten, anders als in der Tradition des 20. Jahrhunderts mit „Logik“ umzugehen, und diese, ähnlich wie Anhänger des „Kritischen Rationalismus“ befürworten, auch für den rationalen Umgang mit Alltagsproblemen fruchtbar zu machen.

Die Logik kommt in Ihren Ausführungen also nicht zu kurz; aber müsste man nicht vielleicht radikaler vorgehen in Hinblick auf das Konstrukt „Psychologismus“? Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass die Kontroverse „Antipsychologismus versus Psychologismus“ nicht als „Abgrenzungsproblem von Disziplinen“ aufzufassen sei (am Anfang Ihres Kapitels über Mündigwerden), was ich ja sehr wohl vertrete.

Sie begründen Ihren Standpunkt damit, das die Situation, einer beträchtlichen Mehrdeutigkeit bezüglich der rationalen Bewältigung von Welt ausgesetzt zu sein, ein uraltes Menschheitsproblem sei, und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, nicht das Problem dieser oder jener wissenschaftlichen Disziplin sein könnte. Ich würde zustimmen, wenn nicht bestimmte psychologiefeindliche Philosopheme (wie die kantische Philosophie) tief in die Alltagskultur eingegriffen hätten. Aus einer wahrhaft aufgeklärten Perspektive lässt sich Ihrer (und meiner) Meinung nach selbst (oder gerade) hinter einem, der „Kritik einer reinen Vernunft“ unterstellten Aufklärungsgestus immer noch die Notwenigkeit ableiten, einer sakrosanten Autorität Gehorsam zu verschaffen."

Erscheint lt. Verlag 20.7.2011
Reihe/Serie Philosophie und Psychologie im Dialog.
Verlagsort Göttingen
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Geisteswissenschaften Philosophie Geschichte der Philosophie
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte Antipsychologismus • Empirie • Logik • Philosophie • Psychologie • Psychologismus • Seele
ISBN-10 3-647-45203-3 / 3647452033
ISBN-13 978-3-647-45203-6 / 9783647452036
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 9,4 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich